Was ist neu

Bilder

sim

Seniors
Beitritt
13.04.2003
Beiträge
7.628
Zuletzt bearbeitet:

Bilder

»Nein!«, schreie ich unvermittelt und blicke schnell um mich, ob niemand meinen Ruf gehört hat.
Sie haben ihn alle gehört. Sie schauen nur noch kurz auf, leichte Besorgnis im Blick und gehen weiter ihrer Arbeit nach. Sie kennen meine Schreie. Ich senke schamhaft den Kopf, versuche angespannt, auf meinen Monitor zu starren und so zu tun, als wäre nichts geschehen.

Dennis kommt von hinten, legt mir seine Hand auf die Schulter und streichelt mich sanft.

Sie sind immer da, auch dann, wenn ich sie nicht sehe. Sie verfolgen mich auf Schritt und Tritt, mischen sich in mein Leben, seit ich sie hereingelassen habe in einem Moment der Unachtsamkeit.

»Nein!« Die Schreie wecken mich aus Gedanken, die ich nicht bemerke. Die Bilder entladen sich in einem Ausstoß des Entsetzens. Bilder, die ich nicht zu sehen brauche, um Tag und Nacht von ihnen zu träumen. Wie einem Verrückten entfahren mir die Rufe, mitten aus dem Leben heraus. Nicht nur nachts schrecken sie mich aus Albträumen hoch.

Dennis’ Hand drückt sich tiefer in mein Fleisch. Womit habe ich verdient, dass er so gut zu mir ist und Zärtlichkeit für mich empfindet? Womit habe ich verdient, dass die Kollegen die Schreie hinnehmen, ohne sich daran zu stören? Womit habe ich es verdient, zu leben?

Keiner hier kannte mich, als die Bilder kamen, die Tagträume, die sich wie bei einem am Tourette-Syndrom Erkrankten ihren Ausweg suchen. Zu ihnen kam ich mit den Bildern in meinen Tagen, mit dem gedankenverlorenen Blick hinter dem Lächeln, das mich begleitete, so oft ich es mir auch verbieten mochte.

Für die Menschen hier gehören die Schreie zu mir, wie die Farbe meiner Augen.

Ich hatte versucht, die Bilder und die Schreie zurückzulassen, aber sie waren treu. Sie mochten nicht alleine bleiben in dieser Welt. Sie wollten nicht irgendwo umherschwirren, ohne einen Menschen und seine Erinnerungen, mit denen sie ihn plagen konnten. Sie saßen mit mir im Zug, der mich ins Vergessen fahren sollte.

»Wir sollten heute Abend mal weggehen«, sagt Dennis und bewegt seine Hand dabei. »Vielleicht kommst du dann auf andere Gedanken.«
»Gern«, antworte ich mechanisch. Ich höre seine Worte, aber ob sie mich auch erreicht haben, weiß ich nicht. Auch daran haben sich die neuen Kollegen schon lange gewöhnt. Sie erzählen mir etwas und wissen nie, ob meine Antwort auch bedeutet, dass ich sie gehört habe.
Wie soll ich auf andere Gedanken kommen, wenn ich die, die ich aus mir herausbrülle, nur in einem Wort zusammenfassen kann? Wenn ich nicht einmal weiß, was ich denke, nicht einmal dann, wenn sich die Macht dessen lautstark entlädt?

Dennis ist jung, fast so jung wie die Frau, die in meinen Gedanken spukt. Es tut gut, seine Hand zu spüren, so gut, dass ich weinen möchte. Aber bei der Arbeit darf man nicht weinen. Schon gar nicht vor rührseliger Freude. Deshalb nehme ich seine Hand von meiner Schulter, halte sie dabei ein bisschen zu lange fest, während ich mich zu ihm umdrehe, um ihm ins Gesicht zu schauen.
»Gern«, wiederhole ich meine Antwort, damit er weiß, dass ich nicht nur auf Geräusche reagiere, sondern ihn auch verstanden habe.
Jetzt kann er mich loslassen, sich wieder an seinen Schreibtisch setzen und dort die nächsten Schreie geduldig überhören.

Wie konnte ich diesen Job bekommen? Ist es mir während der langen Bewerbungsgespräche gelungen, die Schreie zu unterdrücken? Hatte ich so kompetent die Bilder überlächeln können? Und wie kann es sein, dass sie hier - trotz allem - mit meiner Arbeit zufrieden sind?

Dennis ist hübsch. Wenn ich es mir wert gewesen wäre, hätte ich schon längst versucht, mich mit ihm zu verabreden. Seit ich hier arbeite, habe ich das Gefühl, ihn morgens zu freundlich zu begrüßen, ihm zu zuvorkommend bei seinen Aufgaben zu helfen oder ihn zu gezielt um Rat zu bitten, wenn ich mich in ein neues Thema einarbeite. Ich freue mich morgens darauf, ihn zu sehen. Seinetwegen komme ich gerne hierher. Darf ich das Gefühl überhaupt haben?

»Woran denkst du?«
Warm strahlen seine Augen im dunklen Licht des Restaurants?
»Im Moment an gar nichts.« Es ist einfach schön, ihm gegenüberzusitzen, ihm zuzusehen, wenn er sich den Schaum des Bieres von den Lippen wischt, während ich an meinem freudlosen Mineralwasser nippe. Wie gern würde ich ihm den Schaum von den Lippen küssen. Ob er das zulassen würde? Es ist besser, ich sehe ihn nicht an.
»Woran denkst du, wenn du schreist?«
Vielleicht sind seine Augen nur so angenehm, weil braun eine warme Farbe ist?
»Ich dachte, ich sollte auf andere Gedanken kommen.« Ich grinse ihn an, hoffe fürchtend, dass er trotzdem auf einer Antwort besteht, denn nur dadurch kann ich ihn vor mir warnen, mich unmöglich genug bei ihm machen und seiner Güte entkommen.
»Du musst es mir nicht erzählen, wenn du nicht willst.«
Warum ist er so verdammt verständnisvoll? Und warum erdreiste ich mich, ihn zu begehren? Was lockt mich an seinen Armen? Sie sind so dünn, dass sie mir unmöglich Halt geben könnten. Und doch wünsche ich mir, in ihnen zu versinken, als ob sie das Selbstmitleid wären, in das die Schuld mich treibt.
»An eine Frau denke ich«, erkläre ich ihm und daran, dass ich es aufgebe, zu grinsen, kann er erkennen, dass ich ihm davon erzählen will.
»Schade.« Er lächelt und nimmt einen Schluck von seinem Bier. »Ist sie wenigstens hübsch?«
Noch hätte ich die Chance, ihm zu entfliehen, ihm irgendeine Geschichte zu erzählen, eventuell über eine Frau, die mich verlassen hätte. Er muss doch bemerken, wie sehnsuchtsvoll ich seiner Hand nachschaue, wenn er sich den Schaum des Bieres nach jedem Schluck vom Mund wischt.
Ich schaffe es, nicht erneut zu lächeln. Warum will ich es ihm erzählen? Damit er mich in die Arme nimmt? Möchte ich, dass er mich bemitleidet, der ich doch kein Mitleid verdient habe? Möchte ich, dass er mir vergibt, obwohl er mir nichts zu vergeben hat? Wenn ich jetzt den Kopf schüttle, denkt er, sie sei nicht hübsch, die Frau. Er hat die Frage zu nah an seiner Bemerkung platziert.
»Sie war hübsch«, antworte ich ernst. »Und sie war bestimmt glücklich.«
Würde die Antwort ausreichen, um mir die Türen offen zu halten, die ich schließen möchte?

Ich sehe sie lachen, wenn sie mit ihren Kindern spielt, kleine Kinder, die sich vertrauensvoll in ihre Arme begeben. Ich sehe, wie sie mit liebevollen Küssen ihre Tränen trocknet, wenn sie sich mit einer Schürfwunde vom Spielen ein Pflaster bei ihr abholen. Und ich sehe sie in zufriedener Sorge hinter den Kindern herschauen, wenn sie einen Stapel Teller ins Esszimmer tragen, um den Tisch für das Mahl zu decken, welches sie zu sich nehmen, sobald der Vater heimkommt.
Wie oft wird sie wohl am Spielplatz auf einer Bank gesessen haben, immer einen Blick zu den Sprösslingen gerichtet, während die Sonne ihr Gesicht beschien und sie sich mit anderen Müttern über das Liebste unterhielt, was sie hatte.
Kein Regentropfen fiel zu meiner Entschuldigung. Keine Sonne, die mich tief stehend blendete. Kein Alkohol, der meine Sinne betrübte. Keine Überstunde, die mich zur Eile zwang. Nicht einmal die Ungeduld des Herzens, welches aufgeregt auf ein Ziel zusteuerte, gab es an diesem Tag.
Ja, es war Tag, ein bisschen bewölkt, aber trocken. Es war ein milder Sommertag, warm genug, um schwimmen zu gehen oder sich an den Tisch eines Straßencafés zu setzen und die Sonne bei einem Eis zu genießen.
Wo war ich mit meinen Gedanken an diesem Tag? Wo in dieser Minute? Schaute ich den Beinen eines hübschen Jungen nach, den ich auf seinem Fahrrad überholte? Genoss ich gerade das Spiel seiner Muskeln, während er in die Pedale trat? Überlegte ich gerade, was ich mir zu essen machen könnte, oder ob ich mich mit Freunden zum Grillen treffen sollte? Verstellte ich gerade die Lautstärke meines Radios oder zündete mir geistesabwesend eine Zigarette an? Ich weiß es nicht. Ich habe keine Entschuldigung für meine Gedanken.
Ich sehe ihr entsetztes Gesicht, sehe weit aufgerissene Augen und einen heftigen Ruck, mit dem sie den Kinderwagen von sich stößt. Ich trete die Bremse doch ich war viel zu schnell gefahren. Ich sehe die Karre, wie sie gegen den Bordstein fährt, und schlingernd umkippt. Ich höre Kindergeschrei, noch bevor der dumpfe Laut ihres Körpers durch meinen Wagen dringt.
»Nein!«

Dennis lächelt nicht mehr. Die Kellnerin hat ihm ein neues Bier gebracht. Er rührt es nicht an. Kein Schaum mehr, den er sich vom Mund wischt, nicht einmal mehr Schaum, der sein Getränk krönt.
Ich bin froh, dass er schweigt, dass er sich mit verschränkten Armen über den Tisch lehnt, damit ich leise sprechen kann. Ich spüre, dass er mich ansieht, auch wenn ich die ganze Zeit auf die Tischplatte stiere. Ich könnte seine Blicke jetzt nicht ertragen, wenn sie sich in meinen fangen würden. Sie dürfen mich berühren, auf meinem Gesicht verweilen und es mit ihrer Wärme beglücken. Wenn er mir aber in die Augen schauen würde, könnte ich kein Wort mehr erzählen.

Wie schafft man es, aus dem Auto zu steigen, nach vorne zu laufen und erste Hilfe zu leisten? Wodurch erlangen wir die Kompetenz, in extremen Situationen richtig zu handeln, so sehr wir auch vorher geschlafen haben?
Ich kann es nicht sagen. Ich kann nicht einmal sagen, was ich alles getan habe. Dunkel erinnere ich mich, gleich zu ihr geredet zu haben. Ich weiß, dass ich einen Krankenwagen gerufen, die Kinderkarre aufgehoben und das Kind zu beruhigen versucht habe. Im Rautekgriff habe ich sie unter meinem Wagen hervorgezogen und dann überprüft, ob sie noch atmete. Sie hat noch gelebt.
Ich erinnere mich an Menschen, die zuschauten und mich beschimpften. Sie hatten ja Recht. Und ich erinnere mich daran, dass ich pinkeln musste. Ich hatte solchen Druck auf der Blase, dass ich zu platzen glaubte. Aber ich konnte nicht pinkeln, nicht zu dieser Zeit, nicht an diesem Ort. Ein Passant half mir, die Frau in die stabile Seitenlage zu bringen, ein anderer stellte sein Warndreieck hinter meinem Wagen auf.
»Danke«, sagte sie, als ich eine Decke aus meinem Wagen über sie legte. Sie war nicht einmal ohnmächtig.
Das Kind hatte aufgehört zu schreien.
»Tut Ihnen etwas weh?«, fragte ich. Welch eine bescheuerte Frage, aber eine bessere fiel mir nicht ein. Sie antwortete nicht, selbst den Kopf schüttelte sie nicht. Fast war mir, als lächelte sie müde. »Der Krankenwagen kommt gleich.« Irgendetwas musste ich sagen. Ich schaute jede Sekunde auf die Uhr, wo er denn bliebe, horchte angestrengt auf die Geräusche, bis ich die erlösende Sirene hörte. Nie habe ich sie so sehr als Geräusch der Hilfe empfunden.
Doch als er da war, als sich die Männer in routinierter Eile mit ihren Koffern zu der Frau knieten, atmete sie nicht mehr.

Jetzt dürfte Dennis gerne etwas sagen. Aber was könnte das sein? Was kann man schon sagen, wenn einem so etwas erzählt wird? Sind da nicht alle Worte erlogen, zu banal, zu hilflos, um irgendetwas zu bewirken? Er sitzt nicht stumm da und schweigt. Langsam bewegt er sich, löst seine Arme von einander und greift mit einer Hand nach meinem Kinn. Widerstandslos lasse ich meinen Kopf von ihm bewegen, solange, bis sie sich doch ineinander verfangen können, unsere Blicke.

Ich sehe die Blicke, die sich in meinen verfangen wollen, als der Anwalt das Plädoyer spricht. Blicke voll von schmerzgepeinigtem Hass, auf mich gerichtet, während ich vor Scham die Hände vor mein Gesicht halte. Ich sehe entsetzte Blicke bei der Urteilsverkündung. Geld für ein Menschenleben, für eine Mutter, die von ihren Kindern für immer schmerzlich vermisst werden wird. Und ich spüre, dass die Erleichterung, die mich bei den Worten des Richters befällt nicht von Dauer sein wird. Kann man wirklich für Schuld bezahlen?
Woher nehme ich den Mut, zu dem Mann zu gehen, zu seinen Kindern, ihnen meine Hand zu reichen und zu sagen, wie Leid es mir tut? Hätte ich mich nicht auch fortgedreht an seiner Stelle, die Hand ausgeschlagen? Vielleicht wird er mir irgendwann verzeihen und mir auch aus der Nähe in die Augen schauen können. Könnte ich das?

Es muss komisch aussehen, wie Dennis mein Gesicht hält und dabei schweigt. Noch weniger, als ihm in die Augen zu schauen, wage ich, seinem Blick auszuweichen.
»Lass uns zahlen«, sagt er schließlich, als er mich loslässt. Ich atme auf und stimme ihm zu. In der Routine des Zahlens kann ich die Scham verdrängen, die Bilder wieder in die Tiefen der Seele bannen, in der sie sich zu schreienden Gedanken entwickeln. Morgen, wenn ich wieder am Computer sitzen werde. Vielleicht wird Dennis dann nicht mehr seine Hand auf meine Schulter legen.
Ich beginne wieder zu lächeln, als die Bedienung uns noch einen schönen Abend wünscht. Auch Dennis lächelt sie an und folgt mir nach draußen.
Wenn man aus Kneipen kommt, atmet man immer erst einmal tief durch. So als ob man den Rauch aus sich herauspressen wollte, den Lärm, dem man entkommen ist. Fast jeder, der die Tür aufgestoßen hat und in die frische Luft tritt, bleibt noch einen Moment lang stehen, als ob er sich vom Stress der Entspannung erholen müsste. Ich bleibe stehen und drehe mich nach Dennis um. Er muss in die andere Richtung. Ich druckse ein bisschen herum, weiß nicht, wie ich mich verabschieden soll. Am liebsten möchte ich mich entschuldigen, für das, was ich ihm in der Kneipe erzählt habe. Vielleicht geht es ihm auch so. Jedenfalls bleibt er unentschlossen stehen, atmet zweimal tief durch. Dann legt er mir die Hand auf die Schulter, als ob er »lebe wohl« sagen wollte und fragt: »Kommst du noch mit zu mir?«

 

Hallo goldene Dame,

ein bisschen habe ich den Pfad der Experimente ja mit dieser Geschichte wieder verlassen. ;)
Schön, dass du die Geschichte gelesen hast. Vielen Dank für deine kritischen Anregungen.

Dass er jemanden sucht, der ihm verzeiht, wird meinem Protagonisten glaube ich auch erst klar, als er Dennis gegenüber sitzt. Die Anregung mit der Aussöhnung habe ich in einem neuen Absatz mit aufgenommen, allerdings nur als Versuch, nicht als ausgeführte Handlung. Ich finde den Text dadurch aber runder.

Einen lieben Gruß, sim

 

Hallo sim,
Es gefällt mir, dass der Aspekt mit der Aussöhnung jetzt angerissen wurde.

ein bisschen habe ich den Pfad der Experimente ja mit dieser Geschichte wieder verlassen.
Ich finde das stimmt nicht ganz.;)Die Geschichte ist auf alle Fälle kurz
Liebe Grüße
Goldene Dame

 

Hallo goldene Dame,

schön, dass du noch mal eine Rückmeldung gegeben hast. Und schön, dass dir der Anriss dieses Aspektes ausreicht (positiv wäre er natürlich schöner gewesen, hätte aber nicht in die Geschiche gepasst;)).

Kurz allein ist ja kein Experiment, auch wenn ich mich ja gern etwas mehr ausbreite. ;)

Einen lieben Gruß, sim

 

Hallo Angua,

auch dir vielen Dank für deine Kritik.
Nein, bis zu dem tödlichen Unfall kannte der Prot die Frau nicht. Tut mir Leid, wenn ich dich da verwirrt habe.
Schön, dass dir die Geschichte und das von dir genannte Zitat als Übergang zum Schluss gefallen haben. Das freut mich sehr.

Einen lieben Gruß, sim

 

Puh, da ist der Salem doch ein bißchen sprachlos. Ich sehe, ich muss noch viel lernen.
Hi sim erstmal.
Ganz, ganz tolle Geschichte. Es ist faszinierend, wie Du mit Worten die Gefühle des Lesers auf´s Härteste forderst.
Also mir sind bei der Unfallschilderung beinahe die Tränen gekommen (und das als Mann!)
Du bringst zwei sehr schöne Elemente zusammen; den Schicksalsschlag des Prot einschl. seines ´Versuchs´ damit fertig zu werden und eine sehr romantische Liebesbeziehung der beiden Männer.
Super und auf jeden Fall nachvollziehbar geschrieben, ganz toll miteinander verbunden. Alles war echt; selbst die Szene in der Gerichtsverhandlung. Ich denke, auch ich könnte in dieser Situation Deinem Prot nicht die Hand schütteln.
Selbst noch so winzige Kleinigkeiten sind Dir nicht entgangen: Die Sache mit dem Baby (eigentlich war hier ja der eigentliche Unfall der Schwerpunkt, aber nein, Du vergisst nicht einmal das Baby)

So, bevor ich mich jetzt hier in Ekstase schwafle, sag ich lieber: Danke für´s Schreiben dieser einfühlsamen Geschichte.

Gruß! Salem

 

Hallo Salem,

ein Lob aus dem Horror Genre finde ich doch immer wieder perfekt, zeigt es doch, dass ich auch spannungsverwöhnte Leser mit meiner Geschichte erreicht habe.
Wenn es sich dann auch noch so begeistert liest wie deines, macht es auch mich sprachlos.

Vielen Dank und einen lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber sim,

wunderbar!

Eine fesselnde und unglaublich spannende Geschichte, die mich vom ersten bis zum letzten Wort in ihren Bann gehalten hat. Genauso muss es sein, wenn man an einer schweren Schuld trägt und um "Erlösung" ringt (ziemlich pathetisch formuliert :D.).

Ganz besonders gut hat mir das sanfte, liebevolle Ende gefallen. Ein einziger Satz, nur eine Frage und doch ein heller Hoffnungsschein für Deinen Prot!

Gratulation!

Liebe Grüße
Barbara

 

Hallo al-dente,

ein Lob einer so tollen Autorin finde ich ja immer besonders schön. :)

Ich werde mich bemühen einen sanften positiven Ausklang zur Gewohnheit werden zu lassen.

Vielen Dank fürs Lesen und für deine lieben Worte.

Einen lieben Gruß, sim

 

Hallo sim,

sehr fein beobachtet. Sehr gut beschrieben und sehr gut umgesetzt. Eine einzige Minute, oder noch weniger, kann ein ganzes Leben verändern. Es ist erschreckend, dass man viele Jahre durch so etwas verlieren kann. Also sollte man einmal mehr dazu aufrufen das Leben zu genießen. Ich habe deine Geschichte gern gelesen auch wenn ich immer noch darauf warte, dass du mal einen „schönen“ Text schreibst ;)
Immerhin lässt das Ende Hoffnungen zu, auch wenn er das Geschehene niemals vergessen wird. Aber vielleicht verblassen die Bilder ein wenig durch Dennis. Zu wünschen wäre es ihm.

Einen lieben Gruß...
morti

 

Hallo morti,

die schönen Texte kommen bestimmt.
Bei dieser Geschichte war mir die Hoffnung durch Dennis schon wichtig. Denn so wie man mit einer Opferrollen fertig werden muss, muss man auch mit Schuld fertig werden. Wenn man sich nicht das Unverzeilichen verzeihen kann, wird ein befreites Leben oft nicht mehr möglich.

Schön, dass du diese älterre Geschichte mal wieder ein bisschen nach oben geholt hast.
Vielen Dank fürs Lesen, fürs kommentieren und für das Lob. :)

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Sim,

endlich komme ich dazu eine Geschichte von dir zu lesen. Das hätte ich vieeeeeeeeel früher machen sollen. Denn sie ist Göttilch. (im positiven Sinne)

Ich hab mich am Anfang zwar nicht richtig reinlesen können (ist ja auch klar, wenn man mit einem solchen Schrei beginnt). Aber dann später wird sie richtig gut.
Ich dachte anfangs an einen Jungen (warscheinlich wegen der Ich perspektive und weil ich ja selber einer bin)

Dennis kommt von hinten, legt mir seine Hand auf die Schulter und streichelt mich sanft.
na ja... da kommt man schon auf Ideen, wenn man den Prot immernoch für einen Jungen hält *g* Aber man hätte da ein charakteristisches Wort einbauen können, mit das solche Situationen immer beschrieben werden. Z.B. stark oder kräftig: ...legt mir seine starke/kräftige Hand auf die Schulter...
obwohl....mist! klingt auch nicht besser... Lasse nie einen Leien an eines Meisters Arbeit!

Auch der Pessimismus des Prots hat mir gut gefallen.

Jetzt dürfte Dennis gerne etwas sagen. Aber was könnte das sein?...
welch einzigartig beschriebene Verzweiflung (welch einzigartig blöder Satz von mir :D )

Mir ist richtig ein Stein vom Herzen gefallen, als er fragte, ob er noch mit zu mir (mir???... ihr!!) komme...

Die Kritik bringt dich zwar nicht wirklich weiter (weils ja nur geschleime ist), aber ich wollte dir nur mal wieder sagen, wie gut du bist ;)
und das ich jetzt mehrere Geschichten von dir lesen werde (Sei gewarnt!!)
Du könntest ja per Pn mir eine Empfehlung schicken...
Eine mit einem deutlicheren Anfang wär mir lieber...

gruß
gara

 

Hallo gara,

auch wenn ich göttlich für übertrieben halte, freut es mich, dass die Geschichte dir gefallen hat und ich deine Neugier auf mehr wecken konnte.

na ja... da kommt man schon auf Ideen, wenn man den Prot immernoch für einen Jungen hält *g*
naja, ein Junge vielleicht nicht mehr, immerhin konnte er Auto fahren. ;)
Mir ist richtig ein Stein vom Herzen gefallen, als er fragte, ob er noch mit zu mir (mir???... ihr!!) komme...
aber sie sind schon beide Männer ;)

Schön, dass dir da richtig ein Stein vom Herzen gefallen ist. :)

aber ich wollte dir nur mal wieder sagen, wie gut du bist
wer liest das nicht gern. :)

Vielen Dank und einen lieben Gruß, sim

 

Hallo sim,

es ist mir ein besonderes Anliegen, endlich mal einen Kommentar zu einer deiner Geschichten zu verfassen. Und bei dieser Geschichte ist es mir ein echtes Bedürfnis. Es ist eine gut erzählte und sich langsam entfaltende Handlung, die sich Zeit nimmt. Man ist zunächst am Rätseln, ohne dabei zu begierig auf die Lösung zu werden,so, dass man evtl. anfangen würde, die Handlung zu überfliegen, um zu erfahren, welches Geheimnis den Prot quält. Kommt ja auch manchmal vor, dass man so was macht. Nein, man bleibt dabei und liest sich immer intensiver rein in die Sache. Und wird dann überraschend mit einem alltäglichen Albtraum konfrontiert.
Das Verhalten des Prots wird verständlich, die Isolation, die Unfähigkeit, ein halbwegs normales Leben zu führen. Irgendwie aus diesem Dilemma heraus zu kommen. Es sind Bilder, die man nicht mehr los wird, die einen peinigen und zermürben. Das ist sehr unspektakulär und gut durchdacht aufgebaut. Eine längere Geschichte, die diese Länge benötigt und nutzt. Sie ist stil- und dialogsicher und wirkt nach. Gerade weil sie dieses schreckliche Ereignis so realistisch offenbart. In der so erzeugten Glaubwürdigkeit und in der fast aussichtslosen Verzweiflung des Schuldigen liegt eine erstaunliche Intensität, die wahrscheinlich auf jede andere Weise, das zu schildern, nicht hätte erzielt werden können. Eine Erzählung, über die man länger nachdenkt! Ich weiß, wovon ich rede. Ich kenne jemanden, dem ähnliches passiert ist. Solche Menschen verhalten sich immer so, als würden sie mit einem Lächeln bereits etwas Verbotenes tun und in ihren Augen ist manchmal sekundenlang "der Schrei zu sehen", mit dem du deine Geschichte beginnst.
Wirklich beeindruckend. Die Geschichte hat die starke Beachtung absolut verdient!

Grüße von Rick

 

Hallo Rick,

schön, dass du zu dieser Geschichte gefunden hast.
Es ist schon richtig, meine Vorliebe liegt in der langsamen Entfaltung. Bestimmt bin ich eher ein Erzähler als ein Kurzgeschichtenautor, was sich schon daran zeigt, dass selbst meine kürzeren Geschichten hier noch als lang gelten. ;)
Schuld kann genau so traumatisierend sein, wie Opfertum. Das ist ein Thema, das sich häufiger durch meine Geschichten zieht. Gerade im Straßenverkehr können wir uns durch einen kleinen Moment der Unachtsamkeit sehr schnell schuldig machen. Und doch wird das Leben von uns verlangen, weiter zu machen und wieder glücklich zu werden.
Es freut mich, dass dies in seiner Intensität bei dir angekommen ist.

Vielen Dank fürs Lesen und für deinen Kommentar.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo ihr Lieben,

ich bin ein bisschen unsicher, ob ich lieber diese Geschichte oder "Wege" beim "Limburg-Preis" einreiche. wäre schön, wenn ihr mich bei der Entscheidung unterstützen könntet.

Lieben Gruß und vielen Dank, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

(Die arme Chaosqueen muß auf meinen Kommentar noch bis morgen warten …;))

Lieber sim!

Noch einmal zu Deiner Frage, welche Geschichte für den Wettbewerb besser wäre: Die hier geht richtig tief runter, tut weh beim Lesen, während »Wege« mehr von einem Loslassen aus Liebe und Sehnsucht handelt – was zwar nicht so tief geht, dafür aber dem Leser vielleicht mehr zum Nachdenken gibt. Loszulassen, weil man jemanden liebt, ist ja keine einfache Übung, und das hat vielleicht mit mehr Menschen direkt zu tun. Die Vorstellung, der Protagonist in »Bilder« zu sein, ist unangenehmer, man denkt dann glaub ich weniger gern noch länger drüber nach. Es ist eben die Frage, was die bei dem Verlag lieber sehen. Vielleicht kennst Du ja deren andere Veröffentlichungen – qualitativ sind jedenfalls beide Geschichten sehr gut. :)

Auch hier noch schnell ein paar Anmerkungen:

»»Nein!«, schreie ich unvermittelt und blicke mich schnell um, ob niemand meinen Ruf gehört hat.«
– ich sage zwar nur selten was, weil es fast alle so machen, aber ich finde diese Formulierung falsch: »blicke mich schnell um« Ich tu ja dabei nichts mit mir (klingt fast wie bringe mich schnell um :D), sondern ich bin das Zentrum, um das herum ich blicke: blicke schnell um mich

»mischen sich in mein Leben, seit ich sie hineingelassen habe in einem Moment der Unachtsamkeit.«
– da »ich« ja drin ist, in dem Leben, müßte es heißen: seit ich sie hereingelassen habe

»die Tagträume, die sich wie bei einem Tourette Kranken ihren Ausweg suchen.«
– einem Tourette-Kranken, besser fände ich aber »bei einem am Tourette-Syndrom Erkrankten/Leidenden«

»Ich hatte versucht, die Bilder und die Schreie zurück zu lassen,«
– zusammen: zurückzulassen

»Wie soll ich auf andere Gedanken kommen, wenn ich die, die ich aus mir herausbrülle nur in einem Wort zusammenfassen kann?«
– die, die ich aus mir herausbrülle, nur …

»Wenn ich nicht einmal weiß, was ich denke, nicht einmal dann, wenn sich die Macht dessen lautstark entlädt?«
– Vorschlag: wenn sich dessen Macht lautstark entlädt

»Wie warm leuchten seine Augen in der dunklen Beleuchtung des Restaurants.«
– So wäre es eine Frage und bräuchte ein Fragezeichen. Aber Du meinst es ja nicht als Frage, sondern: Wie warm seine Augen leuchten, …
– Wiederholung leuchten/Beleuchtung, Vorschlag: …,in dem nur von Kerzenschein erhellten Restaurant.

»Es ist einfach schön, ihm gegenüber zu sitzen,«
– zusammen: gegenüberzusitzen

»ihm zuzuschauen, wenn er sich den Schaum des Bieres von den Lippen wischt, während ich an meinem freudlosen Mineralwasser nippe. Wie gern würde ich ihm den Schaum von den Lippen küssen. Ob er das zulassen würde? Es ist besser, ich schau ihn nicht an.«
– eine ziemliche Schaumschau. ;)

»Er ist so schmächtig, dass sie mir unmöglich Halt geben können.«
– bin mir grad nicht sicher: müßte es nicht »könnten« heißen?

»Wenn ich jetzt den Kopf schüttel,«
– lt. Duden entweder »schüttele« oder »schüttle« (»schüttel« ist umgangsprachlich, pfui :D)

»Die Kellnerin hat ihm ein neues Bier gebracht. Es steht unangerührt vor ihm.«
– wäre eher für »unberührt« oder »Er hat es noch nicht angerührt.« (»unangerührt« klingt irgendwie komisch :hmm:)

»Ich bin froh, dass er schweigt, dass er sich mit verschränkten Armen über den Tisch lehnt, damit ich leise sprechen kann. Ich weiß, dass er mich ansieht,«
Wenige Sätze weiter kommt noch: »Ich weiß, dass ich einen Krankenwagen gerufen, …«
– zumindest eins der beiden »Ich weiß, dass« würde ich ändern (z. B. »Ich spüre, dass er mich ansieht«). Aber auch die »dass« an sich würde ich versuchen, zu reduzieren – wodurch sich dann automatisch abwechslungsreichere Satzanfänge ergeben dürften. ;)

»Ich erinnere Menschen, die zuschauten und mich beschimpften.«
– Ich erinnere mich an Menschen – hatten wir irgendwo schon einmal, ist aber wirklich falsch. So, wie Du es schreibst, würde er die Menschen an etwas erinnern.

»Widerstandslos lasse ich meinen Kopf von ihm bewegen, solange, bis sie sich doch ineinander verfangen können, unsere Augen.«
– auseinander: so lange
– Ich stelle mir gerade einen Comic vor, in dem den Protagonisten die Augen an Spiralfedern herauskommen und sich verfangen … aua! Nur die Blicke können sich verfangen. ;-)
Und die Wiederholung ist Absicht?:
»Ich sehe die Augen, die sich in meinen verfangen wollen,«
Vorschlag: die Augen, die meinen Blick einfangen wollen

Alles Liebe,
Susi :)

 

Hi liebe Susi,

egal welche Geschiche ich einreiche, die Fehler hier habe ich auf alle Fälle beseitigt. Vielen Dank für die Mühe.
Die Stelle mit dem Torette-Syndrom gefällt mir so noch nicht ganz, da ich sie zu unrythmisch finde. Meine Dudenausgabe und auch der Duden Online kennen erstaunlicherweise noch nicht mal das Wort Tourette, dabei gibt es doch sogar ein Kloster dieses Namens.
Egal, Wissen.de konnte etwas damit anfangen. ;)

Dir einen lieben Gruß und vielen Dank, sim

 

Hallo sim,

ich schließe mich den Gratulanten an, und freue mich, einen Blick auf diesen Text geworfen zu haben, obwohl Du ihn sicher nicht mehr überarbeiten wirst, bevor Du ihn einschickst. Das "große" Thema Schuld kommt in wenigen Kurzgeschichten hier vor, obwohl es in unserem Leben eine so große Rolle spielt: Schuld, die sich durch nichts gut machen lässt, und trotzdem an einem nagt. Sie scheint etwas wie ein grundlegender Baustein unseres Innenlebens zu sein, nicht nur weil sie sich in die Genesis unserer Heiligen Schrift geschlichen hat. Das Grundthema ist also sehr stark. Du setzt ihm das einzige entgegen, was es vielleicht ansatzweise lindern kann, nämlich Liebe und Mitgefühl.

Konstruktive Kritik würde bedeuten, auch auf etwas hinzuweisen, das man besser machen kann. Andererseits glaube ich nicht, dass das ewige Überarbeiten von Texten sie wirklich besser macht. Dieser ist schön und kann bleiben wie er ist :)

Lieben Gruß,

Fritz

 

Hey Fritz,

vielen Dank für deinen Kommentar. In der Tat kann ich den Text nicht mehr überarbeiten, bevor ich ihn einreiche. Ich habe ihn nämlich heute schon zur Post getragen. :)

Schön, dass er dir gefiel.

Lieben Gruß und vielen Dank, sim

 

Hi sim!

Jetzt hab ich die Geschichte schon in der Bahn gelesen, also geb ich noch meinen Senf dazu ab. ;)
Ich finde es ziemlich genial, wie in der Geschichte die menschliche Kommunikation passiert. Oft hatte ich den Eindruck, dass eine Geste genau das ausdrückt, was du geschrieben hast, ohne dass ich das selbst so hätte festhalten können. Ebenfalls sehr gelungen ist in meinen Augen die "Sterbeszene", die kein Hollywood-letzte-Worte-Feuerwerk abbrennt, sondern so banal ist, wie es das alltägliche Sterben wohl sein muss.
Ein ganz kleines bisschen hat mich aber der Schluss gestört, der mir zu sprunghaft kam - ein wenig macht das den Eindruck, dass Dennis den Prot nur abschleppen will. Der Übergang von der Offenlegung von sehr privatem "Zeug" zum "Standard-Anmachspruch" ;) ging mir zu schnell.
Ansonsten sehr gerne gelesen!

Viele Grüße,
Seaman

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom