Hallo Phoenix26,
Ach ja, eine Bedingung gibt es aber: Bitte las den Text im Orginal so stehen, und schiebe Überarbeitungen bitte als eigenen Thread oder unter/ über den Orginaltext ein.
Zweiter Teil:
Es war das erste schöne Wochenende im Juni. Der Stress der letzten Tage und Wochen hatte Spuren hinterlassen. Sie hatten sich kaum gesehen und wenn, dann war er müde gewesen. Amelie hatte begonnen, sich sorgen zu machen. In letzter Zeit war er so still und in sich gekehrt. Ganz anders als der Philip, den sie kannte und liebte. Der Philip, der immer einen Scherz auf den Lippen hatte, der Philip, der so übervorsichtig war und sich schon Sorgen machte, wenn sie einmal zehn Minuten zu spät kam. Der Philip, der die Zeitung von hinten nach vorn las und schwarzen Kaffee mit sechs Stück Würfelzucker trank.
Rückblende: Du beginnst nun eine Rückblende- Es war das erste schöne Wochenende... und machst eine weitere Rückblende: Der Streß der letzten Tage... Dann in der Rückblende der Rückblende macht Amelie sich Sorgen... Und dann gibt es eine Rückblende in der Rückblende in der Rückblende.. In letzter Zeit war er so still und in sich gekehrt.
Das funktioniert nicht, weil du im Zeitsprung sofort weiter in der Zeit herumwirbelst. Wenn du das Gefühl hast, daß deine Rückblende eine zusätzliche Zeitinstanz direkt am Anfang braucht- dann ist es die falsche Rückblende.
Also bitte diese weiteren Zeitsprünge aktivieren- laß sie z.B. so etwas in einem Dialog klären. Oder fang mit der Handlung in der Rückblende an, verlagere diese Einsichten über Philip in die Handlung, und sie denkt nach der konkreten Handlung drüber nach. Also wenn Philip zu spät kommt, und müde aussieht, denkt sie, daß paßt nicht zu ihm und spricht ihn drauf an.
Konkret:
Der Teil des narrativen Erzählens bis:
der Philip, der so übervorsichtig war und sich schon Sorgen machte, wenn sie einmal zehn Minuten zu spät kam. Der Philip, der die Zeitung von hinten nach vorn las und schwarzen Kaffee mit sechs Stück Würfelzucker trank.
ist total Standart und unpersönlich. Das könnte auf Hunderte von anderen Situationen und Personen passen.
In diesem Teil wird es besser: aber übervorsichtig- wertend und kann gestrichen werden. Und nicht Sorgen machen- Standart- der ihre Freunde und die Mutter antelephonierte, wenn sie mal zehn Minuten zu spät kam- wäre schon besser. Noch besser wenn du etwas individuelleres finden würdest, daß er ihr immer kleine Zettel hinlegt, mit kleinen Zeichnungen drauf. Oder ihr die Einkaufsliste mit Zeichnungen statt Worten hinlegt,....
Mit der Zeitung ist besser, und mit dem Kaffee wieder etwas langweilig. Da könntest du mehr machen.
Sie hatte die Sorgen beiseite geschoben. Wahrscheinlich war es wirklich der Stress.
Beide hatten Berufe, die ihnen viel abverlangten. Er als Versicherungsagent, sie als Lektorin. Sie liebte ihren Beruf, genauso wie er seinen. Aber manchmal wurde der Druck einfach zu groß.
Die ersten beiden Sätze sind blabla- und führen den Leser nirgendwo hin. Entweder macht sie sich Sorgen, dann kannst du sie streichen. Oder du streichst den oberen Absatz und sie macht sich keine Sorgen.
Rückblende2: Nun versuchst du Hintergrund zu schaffen, wieder mit kurzen narrativen Elementen und viel Standart in einem Zeitsprung ins Allgemeine. Aber das ist für die Geschichte irrelevant, weil es nur einmal vorkommt. Und was nur einmal vorkommt, muss sehr farbig sein. Und die Nennung des Berufs ist nicht farbig.
Deshalb greife die Berufe woanders noch mal auf- z.B. am Ende oder am Anfang, oder streich das mit den Berufen, weil es nicht viel über die Figuren aussagt, wenn es nur einmal erwähnt wird.
Amelie hatte den Picknickkorb gepackt und sie waren nach Fürstenberg gefahren. Raus aus der Stadt, weg von Hektik und Lärm.
Die Mühlenwiese war wie geschaffen für ein romantisches Picknick. Inmitten von Kornblumen, unter türkisblauem Himmel, begleitet vom Summen der Bienen und dem Vogelgezwitscher aus dem nahen Wald.
Standart über Standart: Raus aus der Stadt, weg von Hektik und Lärm- das ist blabla. Das habe ich in Tausend Geschichten (ja, ich übertreibe) schon so gelesen, und es sagt nichts aus.
geschaffen für ein romantisches Picknick- langweilig, weil auch Standart. Wenn es geschaffen dafür ist, dann zeige mir, warum, statt es nur zu nennen. (Und dieser Standart ist auch noch kitschig).
Und die Ortsbeschreibung ist purer Kitsch. Das ist fast ein Topoi, ein Allgemeinplatz. Blümchen, türkisblauer Himmel, Bienensummen, Vogelgezwitscher- gääähhhn.
Das ist wieder ein Standartpicknick, in einer Standartumgebung und könnte überall stattfinden, mit zwei völlig willkürlich ausgesuchten Personen. Werde individuell!
Mach ein Picknick auf einem Hochhausdach, oder in einem Stadtpark- wo alle zuschauen, weil es regnet. Oder im Sandkasten vor einem Plattenbau.
Und begründe es so, daß es zieht. Das sie dort picknicken, weil sie sich dort kennengelernt haben- er hat ihr auf den Pulli gekotzt. Oder weil er Paragleider ist, und gerne die Welt von oben betrachtet. Oder sie eine Heuallergie hat.
Hier eine ketzerische Frage: Was verlierst du, wenn du genau hier anfängst??? Der Teil der Rückblende vorher versucht die Rückblende mit viel Kommentaren einzuordnen, aber es wirkt nicht farbig und lebendig. Du scheinst zu glauben, daß du die Rückblende vorher einordnen musst. Aber für die Lebendigkeit deiner Geschichte wäre es günstiger hier anzufangen, mit der eigentlichen Rückblende, und alles (am Besten aber nur ein Teil), was du narrativ vorher einordnest in die Rückblende mit rein zu nehmen.
Also mit dem Augenblick anzufangen, Amelie ist schon da, Philip noch nicht. Und sie überlegt, warum ist er noch nicht da. Er ist doch sonst pünktlich, während sie das Picknick schon mal auspackt. Als er kommt, spricht sie ihn darauf an....
Aber: Ich habe deine Rückblende jetzt mal kommentiert, als würde ich sie so stehen lassen. Ich würde aber eine andere Rückblende vorschlagen:
Du ordnest diese Rückblende als Vorlauf zu der eigentlichen Situation am Krankenbett ein.
Aber es wäre viel stärker, wenn sie sich nicht so viele Gedanken machen würde, und du einen schönen, gemeinsamen Abend zeigen würdest, und nur ein, zwei Andeutungen setzen würdest, daß etwas hier schon nicht mehr stimmt, bevor er am Ende sagt: Ich habe Krebs.
Sie legte die karierte Decke auf das Gras und breitete die mitgebrachten Leckereien darauf aus. Philip sah ihr stumm dabei zu. Als sie fertig war, setzte sie sich zu ihm, legte den Arm um seine Hüfte, wollte ihn küssen. Er entzog sich ihr. "Nicht, bitte lass das!"
mitgebrachte Leckereien- konkreter bitte, weil es ein Bild schafft. So blabla.
Der Rest- Standart über Standart: Sie legte die Decke aus, breite Leckereien aus. Er sah ihr stumm zu. Sie setzt sich zu ihm, legt den Arm um seine Hüfte, will ihn küssen. Er entzieht sich.
Das ist eine Aneinanderreihung von Standarts- das könnte jedes Picknick sein. Aber ich will das Picknick von Philip und Amelie. Was ist ihnen bei einem Picknick wichtig, wie sehen sie aus...
Ist sie ein Butter oder fettreduzierte Magerine Typ. Trinken sie Sekt, Champagner oder Wein. Und warum sind sie genau da, Bezug zu den Figuren. Und gibt es etwas besonderes: sie hat eine 1,5 Literkanne mit schwarzem Kaffee dabei... weil er den so gerne trinkt. Oder legt sie Kondome auf die Decke.... gib mir etwas zum konkreten Vorstellen.
"Was ist denn?"
"Nichts! Es ist alles okay. Mach dir keine Sorgen."
"Das tue ich aber, du bist so anders als sonst."
"Es geht mir wirklich gut, ich bin nur etwas abgespannt." Er versuchte zu lächeln, aber es geriet zur Grimasse.
Alles Standart
Amelie setzte sich vor ihn, legte ihren Zeigefinger unter sein Kinn und zwang ihn so, ihr in die Augen zu sehen. "Philip Amtor, glaubst du wirklich du könntest der Frau [komma] die dich liebt [komma] etwas vor machen?", scherzte sie. Er antwortet nicht. "Irgendetwas ist mit dir, ich sehe das. Fühlst du dich nicht wohl? Sollen wie wieder nach Hause fahren?"
Blabla. Da ist kein Bezug der Worte auf irgendetwas drin. Die Dinge sind unpersönlich, fast alles Standart.
"Amelie ich ... ich ..." Philip's Hände begannen zu zittern.
"Es ist etwas schlimmes oder?", fragte sie arlamiert. Philip nickte, sein Gesicht hatte jegliche Farbe verloren. "Ich bin ... ich werde ... "Er atmete schwer. Schweiß erschien in einem Netz feiner Perlen auf seiner Stirn.
"Ich kann nicht. Ich kann nicht. Ich kann das nicht! Ich kann es dir nicht sagen!"
Wieder Standart im Dialog: und dazu Körpersprachestandarts: Hände zittern, Gesicht wird weiß, Schweiß auf der Stirn.
Ich will hier keinen Essay zu Körpersprache schreiben, aber du hast 500 Möglichkeiten jede dieser Dinge anzuzeigen, ohne es mit den Standarts zu machen, die sowieso übertrieben sind.
Statt dem Händezittern: er kleckert mit der Marmelade, das Brot fällt runter und landet mit der Marmeladenseiten auf der karierten Decke.
Er sieht weg, und wippt mit den Zehen. Er könnte sich auf den Bauch legen, bevor er etwas sagt.....
Einem einfachen Reflex folgend nahm Amelie ihn in die Arme, drückte ihn an sich, hielt ihn fest.
"Egal was es ist, wir schaffen das. Wir lieben uns doch".
der einfache Reflex ist gar kein Reflex, deshalb ist die Wortwahl unsauber- und ja, viele Leute behaupten, daß es einen Umarmreflex gibt.
Und ihr Dialogsatz: Kitschig, unpersönlich und blaba.
Philip begann zu weinen. Die Mauer [komma] die er um sich gebaut hatte [komma- wenn auch nach neuer Rechtschreibung nicht mehr zwangsläufig] um sie zu schützen, zerbarst in ihren warmen, weichen Armen wie eine Glasscheibe unter einem Hammerschlag.
Die Mauer um eine Person herum ist ein Klischee, genau wie die warmen, weichen Arme- und das Bild mit der Glasscheibe ist nur unterdurchschnittlich. Vor allem, weil es hier aus der emotionalen Szene rausführt.
Wenn du hier einen Vergleich bringst, dann komplett:
Philip begann zu weinen. Die Glasglocke, die er um sich errichtet hatte, zerbarst in ihren Armen, wie durch einen Hammerschlag.
So hast du die Mauer raus- und ein ähnliches Bild drin.
Philip begann zu weinen. Seine Schutzglocke aus Glas zerbrach in ihren Armen, splitterte auf die Marmelade und den Sekt. Alles war zerbrechlich geworden.
Standart raus, Satzbau rhythmisiert und den Raum reingenommen- und Verweis aus der Szene heraus.
Seine Tränen durchnässten ihr Sommerkleid. Als sie versiegten, fand er die endlich Kraft, auszusprechen, was er ihr hatte verschweigen wollen.
"Ich habe Krebs. Ich werde bald sterben."
durchnässende Tränen.. Standart
Dann die Erklärung des Dialogsatzes, nicht sehr stark. Weil du das nicht zeigst, wie er versucht die Worte zu finden, sie möglicherweise einfach rausstößt....
Und sein Satz ist falsch: Er hat nicht Krebs, er hat einen Hirntumor. Und der zweite Satz kommt zu schnell- der erste Satz wirkt so nicht... weil der zweite direkt folgt. Also trennen.
Amelie saß da. Ihr Blick ging ins Leere, ihre Unterlippe bebte. Ein kleiner gelber Schmetterling flog vorüber. Sie nahm ihn nicht wahr. Ihre Hand lag schlaff in der von Philip. Sie war unfähig zu sprechen, zu reagieren, zu trösten. Sie fühlte sich einfach nur leer.
Vier Worte. Vier kleine Worte, die wie ein böses Echo in ihrem Kopf widerhallten. Ich werde bald sterben.
Wieder Standartreaktion, der Schmetterling ist in Ordnung. Und das leer fühlen ist eine Redewendung ohne Wirkung.
böses Echo- Standart.
*
Sie hatten versucht zu verdrängen, hatten es totgeschwiegen, als wenn nichts wäre. Hatten eine Art Tunnelblick entwickelt, der sie vor der Wirklichkeit schützen sollte. Irgendwie hatte es funktioniert. Irgendwie. Bis zu diesem Tag vor zwei Wochen.
Nachdem diese Rückblende jetzt abgeschlossen ist, leitest du in die nächste Rückblende ein. Warum??? Du schiebst durch die Zeit, ohne das du konkret wirst. Und das fehlt hier. Geh erst in die Situation ins Krankenhaus zurück, damit dein Satz: Ich werde sterben- ein Bild bekomme.
Bevor du weiter machst.
Ansonsten in Ordnung, wenn auch ein wenig Richtung Standart.
Amelie war einkaufen gefahren. Atemlos stellte sie die Transportbox vor der Tür ab und steckte den Schlüssel in das Schloss. "Meine nächste Wohnung liegt im Erdgeschoss", stöhnte sie, nahm die Kiste wieder auf und schob die Tür mit einem Fußtritt zur Seite. "Bin wieder da." Philip stand am Fenster. Er drehte sich nicht um, gab keine Antwort.
Amelie war einkaufen gewesen- wieder eine unnötige Erläuterung. Warum nicht:
Amelie stellte die Transportbox mit den Einkäufen.... Dann ist es in der Handlung, und nicht eine weitere Zeitspirale.
Das mit der Wohnung im Erdgeschoss ist gut, weil du hier ein Detail bringst, was wirklich individuell ist. Und was einem die Figur näher bringt, weil der Leser nickt.
Dieser Teil ist besser.
Amelie platzierte die Box auf einem Stuhl und trat hinter ihn. "Liebling?" Wieder keine Reaktion. Mit sanfter Gewalt drehte sie ihn zu sich um. Tränen in seinen Augen. Sein Gesicht totenbleich. "Ich kann nichts mehr sehen. Amelie, ich bin blind. Oh Gott ich bin blind! Ich bin blind!" Sie keuchte vor Schrecken. Ihre Hände begannen zu zittern, ihr Herz zu rasen. "Warte, ich ... ich ho... hole einen Stuhl." Er griff instinktiv nach ihrem Arm.
sanfte Gewalt- Widerspruch. Würde ich rausnehmen, weil Standart und Widerspruch.
Auch hier findet die Reaktion von Amelie nicht im Raum, nicht in dem Gesicht/ dem Körper statt. Nur die üblichen Körperspracheklischees: keuchen vor Schrecken, Hände zittern, Herz rast.
Rückblende: Was bringt diese Rückblende an mehr?? Warum ist diese Rückblende wichtig?
Du führst hier nur das zweite Stadium der Erkrankungen vor, statt wirklich in die Situation reinzugehen. Ob er blind wird, ist nicht entscheidend.
Sondern was machen sie?
Du könntest hier mit einer anderen Rückblende viel mehr erreichen: Wenn jemand sterben wird, und nichts tut, dann wirkt er schwach. Wenn jemand kämpft- und der Leser mitkämpft und hofft- und er stirbt dann, nimmt das emotional mit.
Also bitte keine Rückblende über die Krankheitsgeschichte, sondern eine, wo man den Kampf der beiden sieht, um sein Leben, um ihre Liebe. Wo es schwierig ist, sie beide müde sind, vomkämpfen. Wo die Krankheit immer mit im Raum ist, aber sie noch nicht überwältigt hat.
"Nein, bitte bleib ... hier ... mir ist so ... " Noch bevor er den Satz beenden konnte, brach er bewusstlos zusammen.
Das bewusstlos zusammenbrechen- ist übersteigert. Blind zu sein ist schlimm genug, wenn er jetzt zusammenbricht, dann nimmst du der Blindheit die Wirkung. Und das ist das, was du noch tun musst, wenn du diese Rückblende behalten willst- er muss die Wirkung der Krankheit spüren, aber kämpfen...
Und das musst zu zeigen. So ist er blind, aber das bedeutet nichts. Dann kann er auch direkt zusammenbrechen.
*
In der Klinik hatte man ihr erklärt, dass der Tumor eine Blutung in der Großhirnrinde ausgelöst und sämtliche höheren Hirnfunktionen irreversible geschädigt hatte.
"So leid es mir tut Frau Berger, wir können nichts mehr für ihren Freund tun", hatte der Stationsarzt ihr mittgeteilt. Philip war ins Koma gefallen.
Der Grund für den Zusammenbruch oder die Blindheit- interessiert eigentlich nicht, daß kann der Leser sich denken. Mit den höheren Hirnfunktionen ist aber wichtig- aber du bringst nur den Standartsatz: Wir können nichts mehr tun.
Wenn du das mit den höheren Hirnfunktionen Raum gibst, um zu wirken. Beschreibst, was das bedeutet- vor allem für Amelie, seine Familie. Dann nimmst du den Leser mit.
Wenn du aus dem Philip der Rückblenden einen hirngeschädigten Komapatienten machst.
*
Es bringt sie fast um, ihn so zu sehen. Hilflos. Sterbend.
Narrativ faßt du alls zusammen, und zeigst es nicht. Du schreibst dem Leser etwas vor, eine Art wertende Narration über die Situation. Aber du nimmst den Leser nicht mit.
Weil du diesen Sätzen keine Szene gibst, wo ihr das klar wird- und damit dem Leser. Wo sie ihre Hoffnungen und Träume aufgeben muss. Und der Leser mitleidet- mitgeht.
Bis gestern war alles in Ordnung gewesen.
????? War es nicht, oder??? Er ist schwer hirngeschädigt. Diesen Satz bitte sofort löschen oder relativieren.
Er hatte keine Schmerzen gehabt. Es ging ihm gut.
In einem Koma lassen sich Schmerzen nicht feststellen. Und das es ging ihm gut- ist wieder Blödsinn. Und auch das braucht Raum in der Figur Amelie.
Wieder füllen sich ihre Augen mit Tränen. Sie legt den Kopf auf seine Brust, spürt seinen rasenden Herzschlag. Die Berge und Täler auf dem Monitor an der Wand werden immer flacher. Mit jedem Atemzug fühlt sie das Leben aus seinem Körper weichen. Spürt, wie er ihr entgleitet.
Standarts: Augen füllen sich mit Tränen, dem Herzschlag zuhören, das Leben weicht auch dem Körper, er entgleitet...
Gedanken verlieren sich. Ungesagte Worte tanzen wie leichter Nebelhauch im Zimmer. Wünsche schweben in das Reich der unerfüllbaren Sehnsüchte und treffen auf Schatten verlorener Träume. Liebe, Glück, Freude und Schmerz verschwimmen im grauen Nichts gestaltloser Leere.
Jetzt kommt eine kitschig- poetische Überhöhung seines Sterbens durch den Erzähler. All das wird jetzt mit bestimmten Standarts: Gedanken verlieren sich. Ungesagte Worte... unerfüllbare Sehnsüchte, Schatten verlorener Träume, dann noch abstrakte wie Liebe, Glück, Freunde und Schmerz... Nichts... Leere.
Nur leider ist das alles weit außerhalb seines Sterbens, du bist nicht drin in der Figur, nicht mal mehr im Raum. Schade.
Denn der Leser hat nur ungenaue Worte und Standarts, um das Sterben aufzunehmen, die nur wenig mit der Wirklichkeit zu tun haben. Denn wenn jemand stirbt, dann ist es nur in poetisch- kitschiger Überhöhung so.
Meistens sind Angehörige wütend, ärgerlich, verzweifelt... und schreien, brüllen, weinen, zerren an den Toten. Oder gehen einfach.
Der realistische Text verliert sich an dieser Stelle- Schade.
Sie beginnt, zu singen: leise, kaum hörbar. Sein Lieblingslied.
Besser. Aber nicht sein Lieblingslied, sondern was singt sie?? Was mag er für Musik. Wie steht sie im Bezug auf die Situation???
Als das Lied zu Ende ist, senkt sich Stille über den Raum. Sein Herz hört auf zu schlagen. Sein Brustkorb hebt und senkt sich nicht mehr. Das Blut weicht aus seinem Gesicht. Seine verkrampften Muskeln entspannen sich. Aus dem Schmerz wird Frieden.
Das mit dem Frieden im Gesicht ist auch relativ, und eigentlich eine poetische Verallgemeinerung und Überhöhung.
Und hier stirbt deine Figur, und das Sterben hat keinen Raum- in Raum, Figuren,....
Er ist einfach nur Tod. Kein Piepen, keine Geräusch, nichts. Nicht einmal das Leben geht weiter. Es fehlt etwas!
Während draußen der Winter beginnt, endet drinnen sein Leben.
Wetterklischee- siehe oben.
Amelie steht auf. Öffnet das Fenster. Dicke, weiße Schneeflocken fallen vom Himmel und decken Bäume, Sträucher, Dächer zu.
Sie blickt sie an, die leere Hülle, die einmal Philip war. Dann den Horizont, an dem ein Schwarm Vögel fliegt. Eine einzige heiße Träne stiehlt sich davon und zeichnet eine glitzernde Spur auf ihre Wange. "Jetzt kannst du den Himmel berühren", sagt sie. Dann klingelt sie nach der Schwester.
Mit dem Wetter, s.o.,
Mit der Leeren Hülle- Standart und nicht so interessant.
Mit der Träne, Standart
Mit dem Himmel berühren- kitschig.
Aber hier fehlt etwas: Wut, Aggression, Verzweiflung, Haß,.... alles ist viel zu sanft, unaufgeregt. Wo sind die Eltern, wo ist alles??? Ist mir viel zu glatt...
Gruss
Bluomo