Was ist neu

Eine Frage des Glaubens

Mitglied
Beitritt
04.05.2005
Beiträge
384
Zuletzt bearbeitet:

Eine Frage des Glaubens

Niemand kann genau sagen, wann es geschieht, aber plötzlich verändert sich unsere Wahrnehmung der Dinge. Es ist noch der gleiche Tannenbaum, das gleiche Lametta, dieselbe flackernde Lichterkette; immer noch erfüllt der Duft von Lebkuchen und Zimtgebäck das Haus, und wie in jedem Jahr winden sich die verrauschten Klänge der Andachts-LP um schwankende Türme zerknüllten Geschenkpapiers; aber etwas ist hinzugekommen. Etwas hat das Leuchten in unseren Augen getrübt. Ein Zweifel hat seinen Schatten über unsere kindliche Glitzerwelt geworfen und ihr jenen verklärenden Glanz geraubt, von dem wir geblendet und verzaubert waren. Und ehe wir uns versehen konnten, war unsere Welt stumpf und matt und klein.
Definitionen und Urteile sind an die Stelle von Geheimnissen und Rätseln getreten, und die Helden unserer Kindheit haben sich auf einen stillen Friedhof zurückgezogen. Müde und vergessen liegen sie im Schatten der trutzigen Mauern, die unser Wissen eingrenzen. Dort ruhen sie in Frieden: der Weihnachtsmann und seine Elfen, die Feen, Trolle und Kobolde aus den Märchen und Gutenachtgeschichten, die Monster aus Wandschränken und dunklen Kellern, all die kostümierten Superhelden … und manchmal auch der Allmächtige … Gott.
Tatsachen und Gewissheit haben den Zauber geraubt und den Glauben entthront – wir sind erwachsen geworden.

Ich hätte diesen verwahrlosten Ort wohl vergessen, wäre ich im letzten Jahr nicht in mein Heimatdorf zurückgekehrt: ein durch und durch katholisches Zweihundert-Seelen-Kaff im abgelebten Herzen der Eifel. Im Radio sprach man wieder einmal vom Jahrhundertsommer, und das Gezeter über den viel zu langen Winter und den Schaden, den er der Landwirtschaft bereitet hatte, war einem kläglichen Keuchen und Stöhnen gewichen, unter dem die Folgen der globalen Erwärmung diskutiert wurden. Der Region drohte eine Wasserknappheit, die aber durch die erschütternde Nachricht, dass die zahlreichen Baumärkte ihr Ventilatorensortiment zu spät aufgestockt hatten, an den Rand der Belanglosigkeit gedrängt wurde. In jenem Jahr war das Benzin teurer als je zuvor, trotzdem verzeichnete die Tankstelle am Ortseingang einen Rekordumsatz durch den Verkauf von selbstkühlenden Bierfässern, dem neuesten Triumph der deutschen Campingplatz-Forschung. Vielleicht war es wirklich ein Jahrhundertsommer. Für mich war es der Sommer, in dem ich meinen Glauben wieder fand.

Ich war – sagen wir aus Gründen beruflicher Neuorientierung – für unbestimmte Zeit in das Haus meiner Eltern zurückgekehrt. Ich nannte es noch immer so, obwohl Paps schon seit fünf Jahren tot war, und Mutter den Haushalt alleine am Laufen hielt. Es stimmt wohl, wenn es heißt, dass Frauen das Alleinsein besser wegstecken, als Männer. Ich habe Mutter nie weinen sehen. Niemals saß sie verzagt oder mit stierem Blick in ihrem Lieblingssessel. Niemals schien ihr die Frage nach dem »Warum« in den Sinn zu kommen. Vielleicht wäre dann ihr statuenhafter Gleichmut in sich zusammengebrochen, und sei es nur für einen Augenblick gewesen. Für einen einzigen Moment der Schwäche, in dem wir uns in die Arme genommen und zusammen geweint hätten, um uns danach die Tränen aus dem Gesicht zu wischen und uns erlöst in die Augen zu sehen. Was sind wir doch für gefühlsduselige Hornochsen … Aber dazu war es nie gekommen. Mutter fand Trost in Gott und ihrer Hausarbeit. Das Haus bis unter den Dachstuhl staubfrei zu halten, war eine Aufgabe, die keine Zeit zum eigennützigen Trauern ließ.

»Amen.« Mutter hatte das Tischgebet beendet und legte ihre Hände flach auf die Decke. Eine Zeitlang hielt sie den Blick noch andächtig gesenkt, als warte sie auf eine Antwort. Dann nahm sie wortlos eine Scheibe Brot, bestrich sie mit Margarine, reichte sie mir und sagte: »Beleg du sie dir am besten selbst.«
»Ich werde gleich wahrscheinlich noch einen Spaziergang machen«, sagte ich.
»So spät noch?«
Es war dasselbe Ritual wie vor zwanzig Jahren. Gleich würde sie mir raten, einfach zu Hause zu bleiben. Dann, nach der Ermahnung, nicht zu spät heimzukommen, würde der geplante Ablauf des nächsten Tages verkündet werden.
»Könntest du morgen den Rasen mähen?«
»An einem Sonntag?«
»Oh. Richtig.«
»Außerdem will ich zur Beisetzung mitkommen.«
Mutter kaute eine Weile auf ihrem Brot herum. »Armer Pfarrer Albrecht. Er ist viel zu früh gegangen.«
Ich schaute von meinem Teller auf. Zu früh? Als ich Kind war, und in der Dorfschule das Einmaleins paukte, kam Pfarrer Albrecht zweimal die Woche in unsere Klasse, um von Gott dem Allmächtigen zu berichten, und uns all die Geschichten zu erzählen, die sich um ihn rankten. Schon damals war mir der liebenswerte, tattrige Mann in seinem schwarzen Anzug unglaublich alt vorgekommen. Als mir Mutter dann vor zwei Wochen eröffnet hatte, dass er gestorben sei, musste ich mich zurückhalten, nicht laut auszurufen: »Was denn? Der hat noch gelebt?« Es ist schon erstaunlich – jahrzehntelang hatte dieser ergraute Pfarrer seiner Gemeinde von der Herrlichkeit Gottes und der strahlenden Schönheit des Paradieses gepredigt. Als sich dann aber der Krebs seines gebrechlichen Körpers bemächtigte, und er kurz davor war, dieser Herrlichkeit teilhaftig zu werden, verfiel er in tiefe Angst und betete zu seinem Herrn, auf dass er ihm noch ein wenig Zeit ließe. Ganz wie ein Kind, das sich mit Händen und Füßen wehrt, nicht zu Bett geschickt zu werden, sträubte sich der gute Pfarrer Albrecht, ins Licht zu treten.
Ich sah zu Mutter hinüber, die schweigend in ihr Abendbrot vertieft war. Sie wird bereitwillig abtreten, dachte ich. Kein Zweifel. Ihr Glaube war Wissen. Wenn eines Tages der Todesengel an ihrer Schwelle steht, dann wird sie den Besen in der Kammer verstauen, sich den Staub von der Schürze klopfen, die Tür hinter sich abschließen und fragen: »Wo geht’s lang?«
»Ich gehe noch ein paar Schritte, in Ordnung?«
»Komm nicht zu spät heim.«
Ich stand auf, brachte meinen Teller zur Spüle, gab Mutter einen flüchtigen Kuss auf die Wange und trat hinaus in die schwüle Luft. Ein paar Nachbarn standen mit verschränkten Armen in ihren Vorgärten, schwitzten und unterhielten sich über den Zaun hinweg. Wir winkten uns zu, und ich schlenderte die Straße hinunter.
Wie klein jetzt alles war. Für uns Kinder war dieses Dorf unsere Welt gewesen. Das bekannte Universum. Jeder noch so kleine Winkel war ein phantastisches Reich für sich gewesen. Im Gebüsch hinter dem Kiosk hatten wir Vater-Mutter-Kind gespielt und aus abgesägten Baumstümpfen und alten Getränkekisten die Einrichtung des Wohnzimmers nachgestellt. Im knorrigen Baum, der am Rand von Bauer Berlings Feld stand, hatten wir versucht, aus Brettern und etwas Wäscheleine ein Baumhaus zu bauen, waren aber nie über drei wackelige Bodendielen hinausgekommen. Im Wald jenseits des Feldes vermuteten wir fliegende Riesenechsen, die einem die Augen ausstachen, wenn man ihnen zu nahe kam – später entpuppten sich diese Monstren allerdings als harmlose Libellen, die dem kleinen Mark Brungräber auf einem seiner Streifzüge einen Mordsschrecken eingejagt hatten. Den größten Schrecken aber hielt ausgerechnet das Pfarrheim für uns bereit. »Beim alten Albrecht lebt ein Monster im Keller«, raunten wir uns zu und genossen die eiskalten Schauer, die uns dieses grausige Geheimnis über den Rücken sandte. Für einige von uns war es eine sechsbeinige Kreatur mit Drachenflügeln, die der Gottesmann aus der Hölle mitgebracht hatte. Für andere war es ein Dämon mit feurigem Atem, ein gefallener Engel, der bei unserem Gemeindepfarrer Unterschlupf gefunden hatte. Unsere Eltern taten ihr Übriges dazu, dass diese Legende niemals in Vergessenheit geriet. Das Pfarrhaus, am Ende eines kleinen Weges gelegen, der hinter der Kirche einen Hügel hinaufführte, war für uns Kinder Sperrzone. Streng verboten! Und wie das mit Verboten so ist: Sie beflügeln die Phantasie. So wurde es zu einer der tollkühnsten Mutproben, sich von hinten den Hügel hinauf zu schleichen, durch die Fenster des Pfarrhauses zu spähen, um vielleicht sogar einen Blick auf die grauenvolle Kreatur zu erhaschen. Meistens erhaschten wir allerdings nur einen Blick auf einen wutschnaubenden Pfarrer, der uns mit reichlich unchristlichen Flüchen bedachte, wenn wir unsere eilige Flucht antraten. Und wie aus reißenden Flugechsen Libellen geworden waren, so veränderte sich mit den Jahren auch das Wesen unseres Lieblingsmonsters. Irgendwann waren die überschüssigen Gliedmaße und die Flügel verschwunden, und wir erlagen der ernüchternden Erkenntnis, dass es sich bei dem ominösen Kellerbewohner nicht um ein biblisches Ungeheuer handelte, sondern um Toni, einen geistig zurückgebliebenen Fehltritt unseres edlen Herrn Pfarrers.
Ich schlenderte noch eine Weile ziellos umher und schwelgte in Erinnerungen. Dann beschloss ich, auf einen Sprung bei der Tankstelle vorbeizuschauen, mir ein paar kühle Dosen Bier zu kaufen und den Tag betrunken vor dem Fernseher zu beenden.

Für die Begräbniszeremonie am nächsten Morgen war Pater Rinser aus dem Nachbardorf herübergekommen. Er spulte die Messe reibungslos wie ein gut geölter Maschinenmann ab. Ein Gebet. Eine Lobrede auf den verstorbenen Hirten. Eine Frau in der dritten Reihe schluchzte theatralisch auf. Ein mahnender Blick. Dann Gesang (Gesangbuch, Seite 165). Noch ein Gebet. Möge er in Frieden ruhen. Amen. Ich saß während der Vorstellung in der letzten Reihe und beteiligte mich zum Missfallen meiner Mutter nicht an den kirchlichen Ritualen, denen ich mich seit meiner Kindheit entfremdet hatte. Nachdem ich von der allzu menschlichen Verfehlung des Pfarrer Albrecht erfahren hatte, dauerte es nicht lange, bis sich der Gott aus meiner Kinderbibel den Flugechsen und Pfarrhaus-Dämonen anschloss, und einer Lehre, die sie ‚Evolution’ nannten, Platz machte. Somit war die letzte Ungewissheit aus meinem Leben gewichen. Kein Zauber. Kein Geheimnis. Alles war jetzt beweisbar.
Nach der Messe stand die hirtenlose Gemeinde auf dem Vorplatz der Kirche versammelt, und die Sonne brannte auf der schwarzen Trauerkleidung. Ich ging durch die Menge und entdeckte so manches altbekannte Gesicht. Mutter stand zusammen mit ein paar Nachbarn und stellte Mutmaßungen an, wer denn nun die Nachfolge des edlen Hirten antreten würde. Hier und da wurden schon wieder Rezepte und Sportergebnisse ausgetauscht. Das Leben ging weiter.
»Was wird denn jetzt aus Toni?«
Ich glaubte, mich verhört zu haben. Toni? Ich drehte mich um, um zu sehen, wer diese Frage gestellt hatte. Zwei ältere Damen standen eng beieinander, wie zwei Mädchen, die sich hinter vorgehaltener Hand und mit blitzenden Augen Geheimnisse anvertrauen. Gerade hatte eine der beiden zu einer Antwort angesetzt, als sie meinen verdutzten Gesichtsausdruck sah und den Mund kokett zusammenkniff. Sie hakte sich bei der anderen Dame ein, und beide entfernten sich und straften meine Taktlosigkeit mit giftigen Seitenblicken.
Toni?

»Seit wann betest du nicht mehr?«
Ich hatte mir gerade eine Scheibe Brot bestrichen und mich darauf eingestellt, das gemeinsame Abendessen routiniert und lautlos hinter mich zu bringen, als Mutter das Schweigen brach.
»Wie bitte?«
»Du hast in der Kirche nicht gebetet. Du hast dich nicht bekreuzigt. Du hast nicht an der Kommunion teilgenommen. Du …«
»Mutter, bitte.«
»Es gefällt mir nicht.«
Und mir gefällt es nicht, dass du Deinen Kummer in dich hineinfrisst, wie verdorbenes Fleisch. Kotz dich mal richtig aus, und du wirst sehen, dass all die heiligen Phrasen nicht mehr waren als fadenscheinige Schminke, die du dir auf dein gramentstelltes Gesicht geschmiert hast. »Ich glaube nun mal nicht an Gott«, sagte ich und starrte meinen Teller an. »Nicht mehr.«
»Oh, Junge. Wie kannst du nur so ziellos umherirren? So ganz ohne … Orientierung.«
Ich muss einen sehr tiefen und den Tischmanieren nicht angemessenen Seufzer ausgestoßen haben, denn Mutter räusperte sich demonstrativ und wischte sich den verkniffenen Mund. »Hör zu, Mutter. Ihr habt mich erzogen, und mir all die Werte mit auf den Weg gegeben, die Ihr für wichtig gehalten habt.« Ja, Mutter. Ihr! Es gab da noch jemanden. Und dem würde dein Gebaren heute ziemlich auf die Nerven gehen. »Nach diesen Werten lebe ich doch heute auch noch, oder nicht?« Sie starrte mich an, aber ihr Gesicht zeigte keine Regung. »Oder laufe ich heute etwa herum … und raube und morde? Wohl kaum. – Ich halte mich immer noch an Eure Werte. Ist es da nicht egal, ob ich es aus Gottglauben, oder einfach aus Menschlichkeit oder … aus Liebe tue?«
»Du solltest wieder anfangen zu beten. Irgendwann wirst du schon wieder …«
»Das will ich aber gar nicht!«, fuhr ich ihr ins Wort. »Ich habe meine Antworten gefunden. Und die haben mich nicht zu einem schlechten Menschen gemacht. Ich glaube nun mal nicht mehr an Gott. An den Gedanken solltest du dich gewöhnen.«
Mutter senkte ihren Blick, und das Abendbrot wurde wieder zu dem schweigsamen Ritual. Aber diese Stille war anders. Sie lastete wie Blei auf uns. Es gab so viel, was hätte gesagt werden müssen. Aber ich konnte diese Diskussion nicht führen, denn sie würde mich nicht verstehen. Ich würde laut werden, und sie würde sich noch tiefer in ihrem kleinen Gottesreich einigeln.
»Ich habe heute zwei Damen über Toni reden hören«, sagte ich. Ich konnte die vorwurfsvolle Stille nicht mehr ertragen. Ich wollte reden. Irgendetwas. Egal was. »Sag bloß, die halten den armen Kerl immer noch im Keller fest.« Es war kein erfreuliches Thema, aber ich dachte, auch Mutter hätte dankbar nach jedem Strohhalm gegriffen, um uns aus diesem Sumpf des Schweigens zu ziehen. Aber sie blieb stumm. »Ich meine, klar, er ist behindert … Das ist er doch, oder? Ich habe ihn ja schließlich nie gesehen.« Schweigen … Dieses elende, vorwurfsvolle Schweigen. Ich konnte fühlen, wie es sich wand, wie es sich herantastete, sich um meinen Körper schlang und sich enger und enger zusammenzog. Ich konnte es nicht mehr ertragen. »Wollen wir jetzt nie wieder miteinander reden?«, schrie ich Mutter an und sah ihr in die Augen.
Diese Augen.
»Mein Gott, Mutter …«
Ihre Augen waren weit aufgerissen, ihr ganzes Gesicht eine aschfahle Maske des Entsetzens. Sie schwieg, weil sie Angst hatte. Aber wovor?
»Ist alles in Ordnung?«
Ich sah sie flehentlich an. Quälend langsam lösten sich ihre Züge. Die Maske fiel in sich zusammen, aber statt des gleichgültigen Antlitzes meiner Mutter enthüllte sie … Zorn. Anklage. »So, so«, presste sie zwischen blutleeren Lippen hervor. »An Gott glaubst du nicht mehr. Aber an den guten alten Toni.«
Was um Himmels Willen war nur los? »Na ja«, versuchte ich zu beschwichtigen, ohne genau zu wissen, was es zu beschwichtigen gab. »Toni ist halt kein Gott, sondern nur ein armer, zurückgebliebener Kerl aus Fleisch und Blut, dem seine Herkunft zum Verhängnis wurde.«
»Das glaubst du, ja?«
»Ist es etwa anders?« Schweigen … »Ja, verdammt noch mal, das glaube ich.«
»Dann bewahr dir Deinen Glauben.« Schon war sie wieder da: die teilnahmslose Miene, die jedwede Empfindung hinter leeren, geduldigen Augen verbarg.
»Ich muss noch mal vor die Tür«, stieß ich hervor, stürmte aus dem Haus und hörte kaum noch, wie sie sagte: »Komm nicht zu spät heim.«

Ich war außer mir. Ich wusste nicht, wie ich es anstellen sollte, auch nur einen weiteren Tag in diesem Haus zu verbringen. Meinen Glauben sollte ich mir bewahren. Meinen Glauben … Ich brauchte keinen Glauben – ich hatte doch alle Antworten. Das wusste sie genau. Und dann sagte sie so etwas. Dann bewahr dir Deinen Glauben! Ich weiß nicht, ob ich zornig auf Mutters Worte war, oder auf meine eigene Unfähigkeit, mit der Situation fertig zu werden, aber ich marschierte wutentbrannt die Straßen unseres Dorfes auf und ab. Wieder und wieder. Hin und her. Auf und ab.
Bis es dunkel wurde.
Die Sonne war schon hinter den weichen Linien des Horizonts verschwunden, und entflammte die wenigen Wolken in gleißendem Rot. Von den Hügeln kam ein bleierner Wind, der leise rauschend in den Feldern und Büschen wogte. Mich fröstelte.
Ich hielt einen Moment inne und genoss zum ersten Mal seit Tagen das Gefühl von Kälte unter meinen schweißnassen Kleidern. Mein Zorn verrauchte allmählich. Ich werde es ihr niemals sagen, aber als mich diese durchdringende Kälte traf, dachte ich an Mutter – und ich war beschwichtigt. Es war gleichgültig. Meine Mutter war mir …
Es war einfach zu schwer.
Ich zuckte mit den Schultern, machte mich wieder auf den Rückweg und nahm mir vor, mich bei ihr zu entschuldigen … und den Abend betrunken vor dem Fernseher zu beenden.

Auf halbem Weg nach Hause sah ich es.
Da war noch Licht im Pfarrhaus.
Mittlerweile war es dunkel geworden, und ich war gerade am Kirchplatz vorbeigekommen, als ich sah, wie ein feiner Lichtstrahl aus der geöffneten Türe des Hauses huschte. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Man muss vielleicht in einem katholischen Dorf großgeworden sein, um erfassen zu können, was an einem beleuchteten Pfarrhaus so merkwürdig ist – aber es war sonntags, es war (für fromme Verhältnisse) mitten in der Nacht und, oh ja, es war verdammt merkwürdig.
Wieder überkam mich die Kälte.
Toni. Er ist immer noch da drin.
Vielleicht waren ein paar beherzte Dorfbewohner gekommen, um ihn zu befreien? Möglicherweise hatte jemand die Polizei verständigt, und ihr von dem armen, behinderten Kerl erzählt, der wie ein Tier in einem Keller gehalten wurde. Jetzt, da der Pfarrer gegangen war, gab es niemanden mehr, der sich um ihn »kümmern« würde. Ging es überhaupt um Toni? Vielleicht war es ja nur dieser Pater Rinser aus dem Nachbardorf, der ein paar Sachen abholte. Pfarrersachen halt, die … ich wusste es einfach nicht. Aber ich wollte es wissen. Denn etwas Dunkles hatte sich meiner bemächtigt. Da war der Schatten eines Zweifels. Meine Gewissheit geriet ins Wanken.
Dann bewahr dir Deinen Glauben!
Ich beschloss, ein letztes Mal tollkühn zu sein.

Der Trampelpfad hinter der Kirche existierte noch. Zwar war er ein wenig zugewuchert, aber scheinbar diente er den Dorfjüngsten noch immer als geheime Abkürzung in das Kirchenwäldchen. Trockene Äste knirschten und knackten, als ich mir gebückt den Weg durch das schwarze Dickicht bahnte. Ich war genauso aufgeregt, wie ich es als kleiner Junge gewesen war. Mein Herz pochte und schien die Brust sprengen zu wollen, das Blut rauschte in den Ohren, meine Hände waren kalt und nass. Was für eine Mutprobe. Ich erreichte den Rain des Wäldchens, trat hinaus auf eine Wiese, und sah, dass ich den Hügel fast umrundet hatte. Ich klopfte mir Laub, Spinnweben und kleine Zweige aus den Haaren und von der Hose. Damals warst du ein wenig unauffälliger, Junge.
Ich blickte zum Pfarrhaus hinauf. Auch von hier konnte ich Licht sehen. Aber außer dem Zirpen Tausender Grillen war nicht das Geringste zu hören.
Langsam setzte ich mich in Bewegung. Ich nahm dieselbe Route wie als kleiner Junge, versteckte mich hinter denselben Büschen, bis ich den Hügel schließlich erklommen hatte, und unter dem Fenster des Pfarrhauses kauerte.
Es war nichts zu hören.
Ich atmete ein letztes Mal tief durch und schob den Kopf vorsichtig höher, bis ich durch das leicht geöffnete Fenster spähen konnte.
Nichts schien sich verändert zu haben. Der alte Schreibtisch mit der Gaslampe und den Füllerhaltern stand noch genau so an seinem vertrauten Platz wie der schwere Eichenschrank, die Kommode, die Heiligenbilder …
Ein Schrei gellte durch den Raum.
Erschrocken wich ich einen Schritt zurück.
Schwere Schritte polterten irgendwo auf einer Treppe. Ein hässliches Krachen und Bersten war zu hören.
Es kam aus dem Keller.
Wieder ein Schrei. Höher und schriller als der erste. Kaum noch menschlich. Was, zur Hölle, ging hier vor?
Mit einem gewaltigen Krachen flog die Holztür auf, die die Treppe zum Keller versperrte. Sie prallte an die Wand und blieb in gebrochenen Scharnieren hängen. Aus dem Rahmen stürzte die massige Gestalt eines Mannes. Er stand keuchend in der Mitte des Raums, hatte sich auf seine Knie gestützt und zitterte, als müsse er sich jeden Moment übergeben.
Ich riss das Fenster auf. Sollte ich doch entdeckt werden …
»He! Alles in Ordnung?« Ich hatte diese Worte kaum ausgerufen, da sah ich, dass hier gar nichts in Ordnung war.
Der Mann richtete sich ruckartig auf und starrte mich an. Seine Haare standen wirr in alle Richtungen, und sein Blick war der eines in die Enge gedrängten Tieres. Drei schwarze Striemen liefen quer über seine zerfetzte Brust. Blut quoll stoßweise aus den Wunden, lief seine Beine hinab und färbte den Boden, auf dem er stand, in dunkles Rubinrot. Er glotzte mir erstaunt in die Augen, dann wurde sein Blick glasig, und er kippte um wie ein gefällter Baum.
Fassungslos starrte ich in den kleinen Raum. Meine Sicht verschwamm, und mein Mageninhalt begann zu brodeln. Ich rannte so schnell ich konnte um das Haus herum. Es fühlte sich an, als liefe ich auf Stelzen. Zweimal stürzte ich und schlug mir Hände und Knie auf. Ich hatte gerade die Tür erreicht, da wurde sie von innen aufgerissen, und ich stand einem weiteren Mann gegenüber. Taumelnd wich ich ein paar Schritte zurück. Der Mann krallte sich mit seiner Linken in den Türrahmen und war in der Dunkelheit vor dem beleuchteten Raum nur als Silhouette erkennbar. In seiner Rechten hielt er eine schwere Axt.
Es war der alte Berling. Der alte Bauer Berling.
Etwas troff beständig vom Blatt seines Werkzeugs – seiner Waffe – und sammelte sich in einer kleinen Pfütze.
»Was passiert hier?« Ich glaube, meine Worte waren damals nicht mehr als ein hysterisches Keifen. »Was, zur Hölle, machen Sie hier?«
Ich sollte nie eine Antwort erhalten.
Der alte Mann wurde ruckartig von hinten gepackt und fiel polternd zu Boden.
Wieder sah ich nur eine Silhouette. Wie in einem obskuren Schattentheater näherte sich ein schemenhafter Umriss dem Körper des gefallenen Mannes. Er beugte sich über ihn, schien ihn unter sich zu begraben, und …
Das Geräusch brachte meine brodelnden Magensäfte zum Überkochen. Ich sackte auf die Knie und übergab mich auf den Weg. Mein Herzschlag dröhnte in meinen Ohren, aber ich hörte noch immer, wie der alte Bauer in Fetzen gerissen wurde. Ich schrie und schrie, presste mir Fäuste an die Ohren, nur um dieses schlammige Zerren und Dehnen nicht hören zu müssen. Aber es war da. Es war überall. Es war in mir.
Und plötzlich war alles still.
Ich kniete inmitten meines eigenen Erbrochenen auf dem Weg vor dem Pfarrhaus und schluchzte. Eine Stimme tief in mir sagte mir, dass es besser sei, die Augen jetzt ganz fest geschlossen zu halten. Ich gehorchte ihr.
Irgendwo vor mir erklang ein Scharren und Schaben, als würde ein schwerer Körper über den Boden geschleift. Ein dumpfer Schlag. Ich konnte den Boden leicht erzittern spüren. Wieder das Schaben.
Etwas kam näher.
Toni
Es kam auf mich zu.
Nur ein armer Kerl aus Fleisch und Blut, dem seine Herkunft zum Verhängnis wurde.
Ich hörte ein Schnauben, einen modrig rasselnden Atem. Ich presste meine Augen schmerzhaft zusammen.
Das glaubst du, ja?
Nun konnte ich Tonis Atem auf meinem Gesicht spüren. Warm und feucht.
Ja, verdammt noch mal, das glaube ich.
Ein kehliges Knurren.
Dann bewahr dir Deinen Glauben.
Ein flappendes Geräusch, als würden nasse Bettlaken ausgeschüttelt.
Ein Lufthauch.
Stille …

***​

Niemand kann genau sagen, wann es geschieht, aber plötzlich verändert sich unsere Wahrnehmung der Dinge …

Manchmal reicht ein einziges Erlebnis aus, um unserer stumpfen und matten und kleinen Welt ein wenig ihres geheimnisvollen Glanzes wiederzugeben.
Seit diesem Sommer glänzt und schimmert meine Welt wie nie zuvor. Als all die Definitionen und Urteile in sich zusammengebrochen waren, entdeckte ich unter ihren Trümmern etwas, das ich als Kind verloren – nein: zurückgelassen – hatte. Ich fand meinen Glauben wieder.
Irgendwann kehrte ich zurück zu jenem vergessenen Friedhof. Die einst so trutzigen Mauern, die alles Wissen eingegrenzt hatten, waren geschleift worden. Je länger ich umherstreifte, umso mehr Gräber fand ich verlassen vor.
Auch Tonis Grab war wieder leer.
Wer immer er war – was immer er war – er war jetzt wieder da draußen.
In dieser Welt war wieder alles möglich.

Die Polizei fahndet noch immer nach dem geistig zurückgebliebenen, und etwas mysteriösen Toni, dem Fehltritt unseres verstorbenen Pfarrers … Nach Toni, dem zweifachen Mörder. Die Dorfbewohner erweisen sich dabei als wenig kooperativ. Niemand scheint um die Existenz des armen Kerls gewusst zu haben, der wie ein Tier im Keller gehalten worden war. Der Pfarrer war ein so netter Mann. So gepflegt. Also, dass der zu so etwas fähig
Meine Mutter bestätigte, dass ich zusammen mit ihr den fraglichen Abend vor dem Fernseher verbracht hatte. Man hatte keinen Grund, an unseren Aussagen zu zweifeln.

»Amen.« Mutter hatte das Tischgebet beendet, hielt noch einen Moment inne, und reichte mir dann den Brotkorb. »Würdest du morgen den Rasen mähen?«
»An einem Sonntag?«
»Oh. Richtig.«
Ich zögerte. »Außerdem würde ich morgen gerne mit dir in die Messe gehen.«

 

Hallo Fischstaebchen!

Ich finde die Geschichte großteils recht gelungen, spannend und bildreich geschrieben, und hab sie gern gelesen.
Was mir nicht ganz so gefiel, war erst einmal der erste Absatz, also bis »wir sind erwachsen geworden«. Weil ich mit den Beschreibungen anfangs noch wenig anfangen kann, sie noch zu wenig konkret sind, zieht sich der Absatz etwas. Ich würde hier also ein bisschen kürzen. Dadurch, daß ich mit den Bildern noch nicht viel anfangen konnte, hab ich am Ende die Sache mit den leeren Gräbern auch nicht verstanden – erst, nachdem ich den Anfang noch einmal gelesen habe. Weiß aber auch nicht so recht, wie Du das ändern könntest. Das Bild des Friedhofs vielleicht eindringlicher und weniger Weihnachten? Und die Bedeutung der Mauern deutlicher hervorheben?

Der Schluß ging mir ab da, wo die Holztür auffliegt, zu schnell. Bis dahin hast Du sehr ausführlich erzählt, und plötzlich geht alles so ruck-zuck, daß ich kaum mitbekomme, was da eigentlich passiert. Vielleicht liegt es auch daran, daß der Protagonist dann die Augen zu macht und ich zum Beispiel mit einem schlammigen Zerren und Dehnen oder einem flappenden Geräusch, als würden nasse Bettlaken ausgeschüttelt, nichts anfangen kann.
»Ein Lufthauch.
Stille …« – sollte sicher dramatisch wirken, aber da das Geräusch davor ein Fragezeichen für mich ist, weiß ich nicht, was ich damit anfangen soll.
Gut gefällt mir aber wiederum, wie Du schilderst, wie er den alten Berling erkennt. Nur mit dem Schatten kann ich wiederum nichts anfangen. Keine Ahnung, was Du mir erzählen willst, sollte es der Schatten sein, der den Bauer zerreißt? Und sollte das Toni gewesen sein oder schiebt man ihm die Morde nur zu und der Schatten war etwas ganz anderes? Was wollte der Bauer denn mit der Axt? Hatte er ursprünglich vor, Toni damit abzuschlachten?
Und was hat das alles nun damit zu tun, daß der Protagonist wieder in die Messe geht? :confused:

Wie gesagt, bis zu diesem Gemetzel fand ich die Geschichte ausgesprochen gut zu lesen, glaubwürdig und spannend, deshalb fand ich es dann schon enttäuschend, daß am Schluß so viele Fragezeichen sind.

Eine der Stellen, die ich herrlich beschrieben fand:

Schon damals war mir der liebenswerte, tattrige Mann in seinem schwarzen Anzug unglaublich alt vorgekommen. Als mir Mutter dann vor zwei Wochen eröffnet hatte, dass er gestorben sei, musste ich mich zurückhalten, nicht laut auszurufen: »Was denn? Der hat noch gelebt?« Es ist schon erstaunlich – jahrzehntelang hatte dieser ergraute Pfarrer seiner Gemeinde von der Herrlichkeit Gottes und der strahlenden Schönheit des Paradieses gepredigt. Als sich dann aber der Krebs seines gebrechlichen Körpers bemächtigte, und er kurz davor war, dieser Herrlichkeit teilhaftig zu werden, verfiel er in tiefe Angst und betete zu seinem Herrn, auf dass er ihm noch ein wenig Zeit ließe. Ganz wie ein Kind, das sich mit Händen und Füßen wehrt, nicht zu Bett geschickt zu werden, sträubte sich der gute Pfarrer Albrecht, ins Licht zu treten.

Ein sehr gelungener Übergang:
Wenn eines Tages der Todesengel an ihrer Schwelle steht, dann wird sie den Besen in der Kammer verstauen, sich den Staub von der Schürze klopfen, die Tür hinter sich abschließen und fragen: »Wo geht’s lang?«
»Ich gehe noch ein paar Schritte, in Ordnung?«

Schöner Vergleich:
Er spulte die Messe reibungslos wie ein gut geölter Maschinenmann ab.
– allerdings würde ich das »ab« bereits hinter »reibungslos« stellen.

Und damit gleich zum letzten Punkt:

»»Amen.« Mutter hatte das Tischgebet beendet …«
– »Amen« ist ja eigentlich kein Satz, braucht daher auch keinen Punkt. Wobei es so vielleicht schöner wäre: »… Amen.«

»Beleg Du sie Dir am besten selbst.«
– alle Du, Dir und Dich gehören klein

»Könntest Du morgen den Rasen mähen?«
– du

»Und wie das mit Verboten so ist: sie beflügeln die Phantasie.«
– Groß, wenn nach dem Doppelpunkt ein vollständiger Satz steht.

»Seit wann betest Du nicht mehr?«
– in dem Absatz tummeln sich jede Menge »Du«, »Dir», »Dich«, »Dein/en«, ein »Ihr« und ein »Eure«, die alle klein gehören

»Ich war außer mir. Ich wusste nicht, wie ich es anstellen sollte,«
– nach »wie« fehlt ein »ich«, dann wären es drei in den beiden Sätzen, schlage daher als zweiten Satz vor: »Wie sollte ich es anstellen, …«

»Dann bewahr Dir Deinen Glauben!«
– dir deinen

»Zwar war er ein wenig zugewuchert,«
– »überwuchert« gefiele mir besser, und vor allem, wenn Du schreibst, womit.

»Ich war so aufgeregt wie ich es als kleiner Junge gewesen war.«
– aufgeregt, wie
– vor »so« würde ich ein »genau« einfügen

»Damals warst Du ein wenig unauffälliger, Junge
– du

»Aber es war da. Es war überall. Es war in mir.
Und plötzlich war alles still.«
– statt dreimal »es« und viermal »war« zu schreiben, könntest Du auch kürzen: Aber es war da. Überall. In mir.

»Aber manchmal reicht ein einziges Erlebnis aus,«
– das »Aber« würde ich streichen

»Die Polizei fahndet noch immer nach dem geistig zurückgebliebenen, und etwas mysteriösen Toni«
– keinen Beistrich nach »zurückgebliebenen« (oder das »und« weg)


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Häferl!

Erst einmal Dankeschön für's Lesen und die ausführliche Rückmeldung.

"Du, Dich und Dir" kleinschreiben. Ist vermerkt. Wird geändert! Dank auch für die restlichen Verbesserungsvorschläge; ich werd mich dransetzen - es werden wohl nur ein oder zwei sein, die ich erst einmal überdenken will. Zum Beispiel die Sache mit den drei "es" und "war" - manchmal nehme ich sowas in Kauf, um dem Ganzen einen bestimmten Rhythmus oder eine bestimmte Melodie zu verleihen. Na mal sehen. Aber dieses zusätzliche zB "genau" finde ich super. Klingt schon wieder viel kindhafter begeistert.

Dass am Ende so viele Fragezeichen stehen, ist natürlich schade. Da ist er wieder, der ungemütliche Schluss. Des einen Freud, des andern Leid. Ich hab schon oft überlegt, wie ich strecken, straffen oder umformulieren könnte, um das Ganze für alle Leser befriedigend zu gestalten. Eine Lösung habe ich noch nicht. Aber die Geschichte liegt mir wirklich am Herzen, deswegen wird es - nach dem ersten Geistesblitz - eine Änderung geben.
Zu hören, dass die Geschichte bis dahin gut gefallen hat, freut immer wieder ungemein. Immerhin.

Kurz zur Erklärung: Das Bettlakengeräusch wäre lautmalerisch wiefolgt: "Flapp flapp flapp!" :) In Verbindung mit dem Gesplattere davor und der kindhaften Vorstellung des Höllenmonsters Toni (und dem übermäßigen Konsum von Horrorfilmen in meiner Jugend) dachte ich, dass sich da das -zumindest akkustische - Bild eines Monstertonis ergibt, der von dannen fliegt (und der von den Dörflern erledigt werden sollte). Und schwupps hat der Erzähler seinen Kinderglauben an all den Krempel wiedererlangt, den er eingemottet hatte (Glauben, notabene. Gesehen hat er Toni ja nicht). Symbolisch dafür geht er dann auch wieder in die Kirche. Also, auch bei ihm gibt's Fragezeichen. :)

Also, Dank nochmal für Lob und Kritik!

Bis denne,
Fisch

 

Tach Fisch,

es wäre jetzt langweilig die Geschichte als gut zu bezeichnen, nachdem die anderen das schon getan haben, deswegen... Scheiß Story!
Ja, das war ein Witz...total innovativ und lustig.

Ich werd mal im Mainstream schwimmen und die Geschichte als gut betiteln, jedenfalls hat sie mich unterhalten.

Was ich wirklich gut und gelungen fand, war, das du es geschafft hast in dieser Kurzgeschichte eine Welt aufzubauen, in der ich keine Zweifel hätte, das sie existiert, du hast mit einfach den Anschein gegeben, das es diesen Ort, die Charaktere die darin wohnen, das es sie gibt.
Ich muss zu meiner Schande gestehen, nach Schreibfehlern oder ähnlichem habe ich nicht nachgeschaut, bin mir aber sicher das ich inzwischen, nach sovielen fachmännischen Kommentaren nicht mehr allzu viele, wenn nicht sogar, none, finden werde.

Die anderen Kommentare bin ich teilweise nur überflogen, deswegen könnte die Frage möglicherweise schon gestellt worden sein, aber wieso fragt die Polizei eigentlich nach dem Aufenthalt des Charakters, wenn sie sowieso nicht an deren Aussagen zweifelten, wieso hatten sie die beiden eigentlich gefragt?

Den Hauptcharakter hast du schön ausgearbeitet, seine Charakterzüge, sein Denken, sein Handeln, all das kommt mir rund und stimmig vor, deswegen gibts von mir dafür ein großen Lob.

Das Ende... das Ende, ich finde es nicht schlecht, aber soo ganz hat es mich nicht überzeugt, ich kenne da jetzt keine andere Version von, aber naja, irgendwie finde ich, das stinkt ab, jedenfalls im Vergleich zum Rest.

Alles in allem auf jeden Fall eine gute Geschichte, Horrorfeeling kam jetzt nicht auf, dafür war der "Horror" meiner Meinung nach etwas zu kurz, du hast dich eher auf Charaktere, Hintergrundinfos und sowas konzentriert, was ich eigentlich gut fand, so konnte ich mich gut mit dem Protagonisten identifizieren.

Ja ähh... wahr wohl doch wieder mal voll des Lobes, langweilt dich bestimmt inzwischen.

Wieviel von dem Geschriebenen bereits erwähnt wurde, von anderen, keine Ahnung... aber tja... lebe damit oder trete ab.

Nochmal zum Schluss, du hast das Ding-Sohn-Monster-Whatever schön im Dunkeln gelassen, das ist wohl ein Geschmacksding, aber ich finde es gut.
Der Charakter hatte die Augen geschlossen, deswegen wäre es schlecht gewesen etwas über das "Vieh" zu erzählen, auch eine direkte Konfrontation mit Diesem, im Sinne eines Kampfes hätte mir nicht zugesagt.
Schade nur dass der Charakter am Ende nicht mehr soviel von der Angst zeigt, die er doch eigentlich haben müsste... hätte ich jedenfalls.
Wenn das "Vieh" zurrückkommt, bzw zurrückkommen könnte.

Es grüßt dich herzlich,

Jekyll and Hide

ps. Nur etwas mysteriösen Toni?...was wissen die denn überhaupt?

 

Tach zusammen!

Danke nochmal für die Rückmeldung!

jedenfalls hat sie mich unterhalten
Das ist doch was.

Ich muss zu meiner Schande gestehen, nach Schreibfehlern oder ähnlichem habe ich nicht nachgeschaut, bin mir aber sicher das ich inzwischen, nach sovielen fachmännischen Kommentaren nicht mehr allzu viele, wenn nicht sogar, none, finden werde.
Du ahnste es nicht - der letzte Kritiker hat in einem Hauptsatz ein fehlendes Subjekt ausgemacht. :Pfeif:

wieso fragt die Polizei eigentlich nach dem Aufenthalt des Charakters, wenn sie sowieso nicht an deren Aussagen zweifelten, wieso hatten sie die beiden eigentlich gefragt?
Na weil ... es sind halt besonders gründliche Polizisten, die dann auch mal das ganze Dorf befragen. Bei so einem "Mordfall" kann man das doch machen.

Das Ende... das Ende, ich finde es nicht schlecht, aber soo ganz hat es mich nicht überzeugt, ich kenne da jetzt keine andere Version von, aber naja, irgendwie finde ich, das stinkt ab, jedenfalls im Vergleich zum Rest.
Ja, das kenne ich ja mittlerweile. :) Wie gesagt: Beim ersten Geistesblitz gibt's ein neues, hoffentlich runderes Ende. Die Versionen, die ich bis jetzt versucht habe, brachten noch keine "Besserung".

Schade nur dass der Charakter am Ende nicht mehr soviel von der Angst zeigt, die er doch eigentlich haben müsste... hätte ich jedenfalls.
Das wäre doch eine Zutat für ein verbessertes Ende. Ist geistig notiert.

Nur etwas mysteriösen Toni?...was wissen die denn überhaupt?
Die denken, dass es ein geistig zurückgebliebener junger Mann ist. Gut ... könnte man umformulieren.

So. Tausend Dank für die unterhaltsame Kritik. Hilfreich und anregend war's auch. Und das Lob dazwischen hab ick ooch gerne gelesen. :)

Bis später,
Fisch

 

Tach Fisch!

Bin über die Empfehlungsseite auf deine Geschichte gestoßen und hab sie voller Freude gelesen. Ich bin hin und weg über deinen makellosen Stil und deinen treffenden Beschreibungen. Besonders der erste Absatz, in dem du metaphorisch das Erwachsenwerden darstellst hat mich echt fröhlich schmunzeln, und das Ganze zwei-, dreimal lesen lassen. Echt toll formuliert!

Zuerst war auch ich über das Ende ein bisschen in Ratestimmung, nun, ich hab dann einfach die Kommentare abgeklappert und geschaut, ob du nicht eh schon (bin ja mit meinem Comment ewig spät dran) eine Antwort darauf gegeben hast. Natürlich war dem so und wenn einem dann die Scheu vor den Augen wegklappt, ist das Ende gleich noch um einen Deut besser.
Deine Geschichte weiß zu unterhalten und, teilweise auch melancholisch, zu gefallen. Nur weiter so :thumbsup:

Gruß,
One

 

Hey One!

Jui, ein Kommentar, nach dessen Lektüre ich kein schlechtes Gewissen haben muss, dass ich noch immer kein auf Anhieb verträgliches Ende zustande bekommen habe. Das habe ich nämlich noch nicht ... Ob's je der Fall sein wird? - Man weiß es nicht. Keine Woche vergeht, in der ich nicht ratlos vor den letzten Absätzen sitze und mich frage: "Tja, un nu?" :D

Tausend Dank für die netten Worte! Hat mich echt gefreut!

Nur weiter so
Tja ... bestünde Schreiben nur aus dem Sammeln und Anhäufen Hunderter Ideen und dem Entwurf der Handlung, dann bin ich schon recht weit mit dem "weiter so". :)

Bis denne,
Fisch

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fischstaebchen,

deine Geschichte hat mir gut gefallen. Sie ist flüssig und stilistisch sehr sauber formuliert und lässt sich entsprechend gut lesen. Der Spannungsaufbau vollzieht sich subtil und nach fast klassischem Muster, das ist clever gelöst. Auch atmosphärisch wirkt dein Text überzeugend, und die Dialoge lesen sich realistisch.

Der Einstieg hat mich übrigens besonders beeindruckt, weil du ziemlich exakt jene Gedanken in eine wunderbare und anschauliche Form gegossen hast, dir mir selbst und in letzter Zeit in zunehmendem Maß durch den altersweisen Kopf ziehen.

Es entspricht auch meiner Vorstellung von einer guten KG, wenn am Ende dem Leser ein wenig Futter für die Fantasie mitgegeben wird, statt alles detailliert aufzuklären. Auch das ist ein Plus.

Gute Geschichte!

Grüße von Rick

 

Hallo Rick!

Wenn ein altersweiser Kopf so viel Gutes an einer Geschichte findet; wenn ihm sogar das Ende gefällt; und wenn er darüber hinaus zu den Autoren zählt, die man besonders schätzt ... wenn einem als Schreiberling so viel Gutes wiederfährt - dann ist das schon einen ... Na ja, zum Trinken ist es noch etwas früh. Was aber nicht heißt, dass mich Deine Rückmeldung nicht extrem gefreut hätte! Denn das hat sie. - Und wie sie das hat! Dankeschön! Höchst erbaulich ...

Bis denne,
Fisch

 

Hey Fisch

Die Geschichte gammelte auf meiner Festplatte so rum, und da las ich sie letztens und musste mit Entsetzten feststellen, was für ein brillantes Stück da am Gammeln war. :)

äh ... ja

Cu JoBlack

 

Hallo Jo!

Manches gammelt sich ja zu höchster Reife. Freut mich, dass das in diesem Fall auch so war. Danke für das "brillant". :)

Bis denne,
Fisch

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom