Schön, daß dieses Thema noch in einigen Köpfen präsent ist.
Schön wär´s auch, wenn ab und zu mal wieder hochgescrollt werden würde, damit die Diskussion wirklich vorankommt.
Wenn ich folgende Aussage sehe:
Wenn ich mit einer Geschichte beginne, dann schreibe ich erst mal nur für mich.
dann hat dies natürlich seine Berechtigung, sollte aber konsequent zu Ende geführt werden.
Warum schreibst Du eine Geschichte für Dich?
-> um Dich in der Kunst des Schreibens zu üben und zu bessern
-> um etwas in der eigenen Phantasie zu erleben
-> um Dir etwas selber klarer zu machen
-> um einen Gedanken/Bild festzuhalten
Dies sind die Motive, die ich mir für FÜR-MICH-SCHREIBER vorstellen kann (siehe oben).
Schön wäre also die Analyse, wo das herkommt:
Warum setzt sich jemand hin, um erstmal für sich was hinzuschreiben?
Warum spricht er es nicht auf Band?
Warum macht er nicht einen Spaziergang und läßt es sich durch den Kopf gehen?
Warum macht er sich nicht eine Notiz oder versucht es zu zeichnen, wenn es ein Bild ist?
Warum schreibt er es so, wie er es schreibt?
Der Mensch ist für mich ein Wesen, das immer wieder den sozialen Austausch sucht, das Feedback aus der Gruppe braucht, sich bestätigen muß.
Die Frage ist also, wieviele es wirklich für sich schreiben und dieses Argument nicht einfach herausholen, wenn es plötzlich anstrengend wird, wenn Leute auftauchen, die das Traumschiff ins Schlingern bringen, die eine heile Welt zerstören.
Klar ist das dann eine leichte Flucht, zu sagen: Naja, ist ja erst mal nur für mich.
Ich habe ganz oben versucht, diese beiden Typen plakativ darzustellen und auch versucht, den Konflikt zu beschreiben, der durch das Aufeinandertreffen von beiden entsteht. Nämlich durch unterschiedliche Erwartungshaltungen.
Plakativ gesprochen:
Die einen erwarten etwas (nämlich Anstrengung, Hingabe, Fleiß, Disziplin, Aufmerksamkeit sich weiterzuentwickeln) und nehmen sich die Zeit, um diesen Prozess zu unterstützen.
Die anderen, wollen sich einfach ein wenig amüsieren, wollen mal schauen und mal testen, wie sie so ankommen.
Und das ist einfach gefährlich, weil alles auf freiwilliger Basis passiert und die Kritiker einfach "verbrennen". Sie knien sich hinein und suchen etwas, was nicht vorhanden ist.
Und damit kommt man dann zur Meinung von Philo, der diese "Tester" am liebsten nicht sehen will, weil man es ja vorher nicht weiß. Man weiß es ja sogar teilweise nicht mal, wenn man einen Text durch hat und ihn nicht verstanden.
Das ist z.B. mein Dilemma:
A) Ich habe es aus verschiedenen Gründen nicht verstanden und sehe mich in der Pflicht, dem Autor diese Gründe mitzuteilen, damit dieser abschätzen kann, ob dies relevante und nachvollziehbare Gründe sind
B) Ich versuche Gründe/Motive/Inhalte zu finden, um das Handwerkliche (wie ist es dem Autor gelungen, diesen von mir angenommenen Inhalt darzustellen) einzuschätzen
Dies alles ist sehr umfangreich, weil immer viele Annahmen im Spiel sind.
D.h. Texte, die wenig bis gar keine Aussage haben und "vom Leser abhängen" sind eigentlich nur subjektiv zu beurteilen (finde ich gut/nicht gut/ geil)
Aber als Kritiker weiß man es eben nicht, was man vor sich hat.
Insofern sollte die Kritik/Diskussion in mehreren Runden laufen (ich versuche das teilweise)
1. Die Leser erklären + begründen, was sie gesehen haben und geben dem Autoren ein Feedback, über den verstandenen Inhalt
2. Der Autor "löst auf", was er loswerden wollte
3. Gemeinsam wird analysiert, was man verbessern könnte.
So entsteht aus meiner Sicht ein Arbeiten, was für beide Seiten etwas bringt.
Der Autor erfährt, was die Leser gedacht haben und ob er es ohne Erklärung geschafft hat, das Gewünschte zu transportieren.
Die Kritiker erfahren, was der Autor wirklich wollte und erkennen evtl. auch, daß sie teilweise zu leichtfertig mit dem Text umgegangen sind bzw. können eben auch begründen, wie sie zu der Meinung gekommen sind
Der Autor kann dann in der handwerklichen Diskussion dazulernen, was er in dieser Geschichte oder beim nächsten Mal besser machen könnte.
Allerdings setzt dies voraus, daß sich die Leute treffen, die sich wirklich weiterentwickeln und arbeiten wollen. Evtl. wäre es also wirklich gut, wenn man im Profil angibt, was man sich hier bei kg.de bzw. vom Schreiben allgemein erwartet, so daß die Leute auch schneller aufeinander treffen.
Natürlich passiert es auch von selbst, daß die Kritiker erkennen, wo sich eine Meinung/Kritik lohnt und wo nicht.
Allerdings kann diese Suche teilweise anstrengend sein und nicht jeder ist eben auch bereit, diese Anstrengungen in Kauf zu nehmen.
Und da geht es dem Kritiker, wie dem Autoren. Er braucht auch Feedback+Bestätigung. Denn auch die Weiterentwicklung als Kritiker kann dem eigenen Schreiben eine ganz neue Qualität verleihen.
Das mal als eigentlich kurz geplante Zwischenbemerkung.
Grüsse
mac