Es gibt kein »zuviel«.
Es gibt nur ein wie.
From Dusk till Dawn zelebriert die Lust an klassischem Horror durch totale Überhöhung der Effekte, durch Blut und Ekel- aber schön ironisch das Ganze.
Tarantino hat seinen eigenen Bonus, aber er hat auch ein Problem: Er darf sich niemals wiederholen. Ich liebe Tarantino, und hoffe er hört nie auf- aber eine Schlitzerei wie in Kill Bill kann er nicht mehr bringen, denke ich.
Stephen King, Wegbereiter der realistischen Gewalttaten, schockierte durch absolute Nüchternheit bis ins Detail- Clive Barker gab uns jede Brutalität in geschliffener und poetischer Weise.
Thomas Harris Gewalt beruht auf Notwendigkeit, ist bei aller Brutalität sehr zurückhaltend und unparteiisch geschrieben. Die Morde Dr. Lecters sind nie Selbstzweck, außer für Dr. Lecter natürlich. Die Balkonsszene mit Pazzi in »Hannibal« ist krass, aber großartig.
Diese Leute haben auch mindestens (mit Ausnahme Barkers, der ein absolutes Genie ist und geile KG schreibt) 500 Seiten Zeit, der Gewalt den entsprechenden Rahmen zu geben.
In einer Kurzgeschichte richtig Blut fließen zu lassen, ist schwierig, finde ich.
Es gilt, Klischees zu vermeiden, sowohl was die allzu explizite Ausschmückung von Details als auch den Zweck der Gewalt angeht.
Sich im Ekel zu steigern und zu übertreffen, finde ich pupertär; und was noch bedenklicher ist: Wenn ein neues Feld betreten wurde ( z.b Süße Fäulnis) ist es meiner Meinung nach verbrannte Erde. Es sollte weder versucht werden es zu steigern, noch zu übertreffen.
Damit versucht man nur, eine Idee aufzublähen.
Für mich hat Horror schon immer Unbehagen und Spannung bedeutet, aber niemals Ekel.
Ekel ist ein isoliertes Empfinden.
Süße Fäulnis (Wenn ich noch einmal auf die Story hinweise, gewinne ich einen Brotbackautomaten) ist der einzige Fall, der mir je untergekommen ist, indem sich Abscheu und Faszination nicht gegenseitig torpedieren.
Aber was solls: Schlimmer als explizite Gewalt sind Formulierungen wie:
»Ihm gefror das Blut in den Adern«
»Ich bin ein Vampir- ein Geschöpf der Nacht. Ich bin untot, mich kann man nicht töten, ich bin bereits tot«, und alles andere, was mir mit der Brechstange in den Schädel drischt, dass wir es mit einem VAMPIR! Zu tun haben.
Und alle Geschichten, in denen einer von einem Fremden zugelabert wird, der dann plötzlich verschwindet- und dann erzählt die neunzigjährige Haushälterin, dass dieser Fremde schon vor 10 Jahren gestorben ist. Buh.
J.