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Immer wenn es regnet

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23.01.2007
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Immer wenn es regnet

Im Trockenen eine Bank wie eine Wippe, an der Wand ein Bonbonautomat, bald kommt der Bus. Die Kleine versteckt die Fäuste in den Taschen, Zöpfe winden sich auf ihrem Rücken.
Er sieht zu ihr, seine Hände kleben feucht. Er nimmt sie aus den Taschen und fühlt Kälte. Schweiß sticht in seinen Rücken. Dumpfe Gerüche steigen von den Achseln auf und dringen in seine Nase.
Die Kleine geht zum Bonbonautomaten und wirft etwas hinein. Dreht am Griff, er rührt sich nicht, sie langt fester zu, die Knöchel weiß, sie verzieht den Mund. Zöpfe neigen sich zur Seite, der Automat steht unbeweglich wie eine Klippe. Die Kleine seufzt.
Er beobachtet, schluckt, steht auf. Nähert sich, durchquert einen Regenwald, feuchter Dampf schlägt ihm entgegen, Schweiß fließt auf seiner Stirn, ein Tropfen löst sich und fällt. Große Augen sehen alles. Er streckt die Hand, berührt den Automaten, packt den Griff, spannt sich und dreht. Ein Bersten, ein Dröhnen. Dann: Ein Bonbon fällt der Kleinen in die Hand. Es ist rot. Sie packt es aus und lutscht.
Vom Vordach fällt Morgenregen und bildet einen Vorhang. Im Trockenen eine Bank wie eine Wippe. Die Kleine versteckt die Fäuste in den Taschen, Zöpfe winden sich auf ihrem Rücken. Ihre Lippen sind noch rot. Er will etwas sagen, sucht nach Worten, schweigt. Der Bus kommt, er steigt ein. Winkt ihr zu: Bis morgen.

 

Hallo yours truly,

ich könnte in die Tischkante beißen, da möchte ich gerne eine zeitnah erschienene Geschichte von dir mit meinem Feedback versehen und muss ausgerechnet an diese hier geraten. Du schreibst sonst klarer!

Nun gut, ich habe diese Geschichte in gutem Willen nun schon so oft gelesen, dass ich denke, nun halte ich auch zu ihr und schreibe dir meine Kritik dazu:

Ich mag grundsätzlich keine Rätselratengeschichten und ich mag keine Geschichten, die einem alles vorkauen. Whrend ich das Gefühl habe, bei den einen verhungere ich, fühle ich mich bei den anderen bis zur Übelkeit vollgestopft.
Ich mag Geschichten, dir mir etwas berichten, was ich noch nicht kenne, die mich mitnehmen in gewohnte Gebiete und mir einen anderen Blickwinkel geben, andere Augen sozusagen. Ich mag etwas erzählt bekommen. Ich möchte mir das nicht mühsam zusammen sammeln müssen.
Das ist mein persönlicher Anspruch an gute Geschichten. Meiner! Nicht der allgemeingültige Anspruch aller an alle Geschichten.
Aber du schreibst auch für mich, sonst wärst du nicht hier auf kg., nicht wahr? ;)

Deine Geschichte ist zwar noch keine Rätselrategeschichte, aber schon knapp davor und das liegt an bestimmten Äusserungen auf die ich nachher noch komme.

Bei mir angekommen ist, dass hier ein Mann, er mag jung sein oder mittleren Alters sich zu einem kleinen Mädchen in tiefer Sehnsucht hingezogen fühlt, sich aber aus eigener Scheu nicht heraus getraut, diesem Verlangen nachzugeben.
In dem Verhalten lese ich den Wunsch heraus, zärtlich sein zu dürfen, beschützen und hüten zu dürfen. Für mich also eine Geschichte über die Liebe.
Und da Geschichten über die Liebe in der Lage sind, Herzen zu öffnen und uns an Situationen zu erinnern, die wir selbst in Liebe erlebt haben, hat deine Geschichte bei mir Positives hinterlassen.

Das, obgleich die Stimmung, die du in deiner Geschichte erzeugst traurig stimmt, nicht hoffnungslos, denn am Ende schafft es dein Protagonist dem Mädchen zuzuwinken, er wirkt mutiger als anfänglich, aber dennoch traurig, weil so viel Unerfülltes hervorquillt.
Mir scheint, er ist zum bersten voll mit Wünschen und Sehnsüchten und genau diese Mischung ist in der Lage explosionsartig zu reagieren.

Der Grundgedanke "Liebe" wird von derartig vielen Äusserungen schwerbeladen, die eine andere Stimmung verursachen, die sich drüber legt.

Es drängt sich nämlich immer wieder der Gedanke auf, dass dieser Protagonist in seiner tiefen Sehnsucht nach liebevollem Kontakt zu der Kleinen, schon einen deutlichen Grad weiter geraten ist, als er sollte.

Zöpfe winden sich auf ihrem Rücken
das haut mich zweimal im Text fast um. Das ist keine kleine Niedliche. "Winden sich" wie Schlangen denke ich jedesmal. Zum Fürchten. Unnahbarkeit und dann gepaart mit etwas Erotischem, weil ich finde, dass sich windende Schlangen etwas Verlockendes haben. Dieser Satz hat mit zweimal aus dem Konzept gehauen.
Beide Male hatte ich kein gutes Gefühl in Bezug auf den Protagonisten.

Schweiß sticht in seinen Rücken.
Einmal abgesehen davon, dass ich denke, es passt so nicht. Schweiß kann nicht stechen, er kann widerlich langsam den Rücken runterrinnen, er kann von den Schultern tropfen, dampfen.
Aber ich gehe davon aus, dass dir hier nicht einfach eine unglückliche Formulierung unter gekommen ist, sondern du dir etwas dabei gedacht hast.
"Sticht" was sticht da? Der unerfüllte Wunsch nach Nähe? Der drängelnde Wunsch nach Haut und Einverleibung des Mädchens? Es ist als sei dieser Satz das schlechte Gewissen des Protagonisten.
Aber, nichts ist hier sicher, nichts führt wirklich entscheidend weiter, führt aus diesem Satz heraus. Das irritiert und verärgert mich etwas.

sie verzieht den Mund
Frauen verziehen den Mund, wenn sie schmollen, denke ich sofort. Kinder verziehen auch ihre Münder, aber meist folgt darauf eine Aussage. Den Mund zu verziehen, unterstreicht bei Kindern meist eine weitere Aussage. Da ist nicht dieselbe Art der Berechnung anzutreffen, die eine Frau, die schmollt, einsetzt.
Was also ist hier passiert? Sieht der Protagonist eine kleine Lolita vor sich?
Das irritiert und weist den Weg ganz weit weg von Sehnsucht nach Liebe. Das weist den Weg von Sehnsucht nach Nähe und Zärtlichkeit hin zu genau dem gefährlichen Grad des sexuellen missbräuchlichen Verlangens.

Sollte das so ankommen bei mir?

Oder hattest du etwas anderes aussagen wollen?
Und wessen Sache ist es, dass du eventuell etwas anderes sagen wolltest?

Bin ich jetzt die Verräterin an diesem Kind? Weil ich pädophile Gedanken zu diesem Text habe?
Verstehst du jetzt, wieso ich Rätselratengeschichten nicht ausstehen kann?


Ihre Lippen sind noch rot.
Da verweise ich einfach auf exakt das, was ich soeben den Absatz davor geschrieben habe als ich das andere Zitat kommentierte.
Hier spielt die Erotik sehr viel deutlicher eine Rolle.


Und dann komme ich zum Thema Schweiß, Schwitzen, klebende feuchte , aufsteigende dumpfe Gerüche, Regenwald, feuchter Dampf, Schweißtropfen.

Zunächst dachte ich, ok, die beiden begegnen sich offensichtlich täglich morgens , er kommt von der Nachtschicht und fährt in die eine Richtung und sie ... nee, das geht ja nicht, weil ja nichts von einem Bus steht, der in die andere Richtung fährt.

Er fährt, sie bleibt.
Er ist verschwitzt, aber dann von was? Von der Nacht? Oh bitte nicht das. Das wiese ja erst recht auf eine widerliche Beziehung hin.
Ok, also fange ich wieder von vorne an und denke, ich habe bestimmt etwas überlesen.
Wenn sie nicht in den Bus einsteigt, dann wohnt sie dort irgendwo. Wenn er in den Bus einsteigt, fährt er entweder fort zu sich oder zur Arbeit.
Fort zu sich kann es nicht sein, weil er ja morgens sie wiedersehen wird. Das gibt die Geschichte am Ende wieder her.
Also fährt er jeden Morgen zur Arbeit und sie hat ihn zum Bus begleitet.

Weshalb ist er aber bloß so deutlich verschwitzt, schon morgens? Doch nicht wegen der Kleinen? Wenn das so wäre, dann würde mir mit dem Klischeehammer kräftig auf die Birne gehauen lauthals gemalt, dass seine Absichten so heftig sind, dass ihm sogar der Schweiß aus allen Poren tropft?
Ich mag nicht von dir denken, dass du so plump vorgehen wolltest.

Am Ende bin ich also in Bezug auf das Verständnis deiner Geschichte völlig im Dunklen. Tolles Gefühl, wenn man am Ende den Eindruck hat, man sei schlicht zu bekloppt für solch einen Text. Aber ok, das ist dann mal mein Problem, ich mache dir meine Beschränktheit nicht zum Vorwurf, versuche dir nur meine Verunsicherung darzulegen.

Der Titel macht mir Kopfschmerzen. Wieso "Immer wenn es regnet"? Wenn die Sonne scheint, begegnet er ihr nicht? Und wenn, wieso nicht?

Lieben Gruß
lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo yours truly!

Lakita deutet in ihrem Kommentar die Zöpfe des kleinen Mädchens, die sich wie Schlagen winden, als Element, das zum Fürchten ist, weil man an etwas Erotisch-Verlockendes denkt. Dieser Deutung stimme ich zu. Schlangen sind Phallus-Symbole. Außerdem denkt man bei Schlangen an die biblische Geschichte von Adam und Eva, die die verbotene Frucht gegessen haben, wozu eine Schlange sie verführt hat. Die verbotene Frucht, den Liebesapfel - in deiner Geschichte ein rotes Bonbon -, interpretieren viele als Symbol für verbotene sexuelle Kontakte, durch die die kindliche Unschuld zerstört wird, so dass das Kindheitsparadies verloren geht, symbolisiert durch die Vertreibung aus dem Paradies.

Ein Merkmal, das an ein Paradies der Unschuld, Unbeschwertheit und Kindheit steht, hat deine Geschichte ja: die Wippe. Es ist ein Spielgerät für Kinder, das in einem Garten des elterlichen Hause steht, in dem die Kinder wohlbehütet aufwachsen. Oder auf einem Spielplatz, einem Ort speziell für Kinder. Die Zöpfe, die sich winden, stehen für die Schlange: da treten sexuelle Wünsche auf, die das Paradies gefährden.

Grüße gerthans

Edit:
Mir ist noch etwas eingefallen:

Das behütende Kindheitsparadies ist ein Archetypus. Das Wort Paradies kommt übrigens von paradeisos und heißt ursprünglich "eingezäunter Garten", "eingezäunter Park". Ein Ort des Schutzes, weil er eingezäunt ist, ein Garten. Nun ist die Bushaltestelle in deiner Geschichte nicht eingezäunt, aber überdacht, so dass Wippe und Mädchen trocken bleiben, also auch ein behütender Ort. Gegensatz dazu ist der Regenwald mit seiner feucht brütenden Schwüle. Ein gefährlicher Ort mit wuchernden Schlingpflanzen und sicher vielen unangenehmen Schlangen.

 

Hallo Juju!

Ja, da steckt schon viel ... hm, Tiefes drin. Animalisches vielleicht. Danke dir für den Kommentar!


Hallo lakita!

Danke dir für deinen langen Kommentar und fürs Beschäftigen mit meiner Geschichte!

Das ist meine zweite Geschichte in diesem sehr knappen Stil, davor hatte ich ja die "Fünf Minuten". Und mir ist klar, je mehr ich aus dem Text nehme, desto beliebiger kann er sein. Mir hilft dieses Reduzieren dabei, herauszufinden, was ich eigentlich schreiben möchte.

Und ich sehe, dass es angekommen ist, was ich sagen wollte. Denn: Ja, es geht um Nähe, um Fürsorge, um Zärtlichkeit. Und um etwas Verbotenes. Nicht Erlaubtes.

Natürlich dachte ich auch beim Schreiben an Pädophilie. Ich weiß, dass man den Text dahingehen auslegen kann. Ja, und die Schlangen, die sich winden, der rote Mund - klar, das sind Symbole, da denkt man an Körperliches, an Sexuelles, dann kommt noch der Schweiß dazu. Und man hat einen Bärtigen vor Augen, in einem Trenchcoat, darunter nackt, daneben das unschuldige Mädchen.

Ich wollte, das muss ich zugeben, auch mit den Symbolen spielen. Wollte herausfinden, wie sie interpretiert werden. Für mich ist es interessant, wie sich meine Symbole, also die in meinem Kopf, zu den Symbolen in den Köpfen anderer Menschen verhalten. Sind Schlangen für alle das selbe Symbol? Der Kaugummiautomat? Die Bushaltestelle? Der Regen? Die Bank, auf der sie beide sitzen? Das Winken am Ende?

Ja, er ist stärker am Ende. Er hat zu einer Form der Zuneigung gefunden: Er winkt. Trotzdem muss er gehen.

Ich wollte hier zwei Dinge verknüpfen. Die körperlose und die körperhafte Zuneigung. Was davon ist Liebe? Nein, es sollte keine Pädophilengeschichte werden. Das ist ein Stempel, den, finde ich, diese Geschichte nicht verdient hat.

Die zentrale Frage ist: Warum traut er sich nicht? Denn die Energie, all die Energie in der Geschichte kommt durch das: Ich darf nicht.

Der Schweiß sollte Anstschweiß sein. Er sticht in seinen Rücken, weil er sich zurücklehnt, die Umgebung und damit seine Kleidung kalt ist, dabei ging es mir nur darum, genau das auszudrücken: Ihm wird bewusst, dass er schwitzt, obwohl es kalt ist. Okay, das hat wohl nicht funktioniert. Er hadert mit sich selbst. Nein, das ist nicht rein sexuell. Es ist kein "Trieb", der ihn "treibt". Es ist, als würdest du ohne Fahrkarte im Bus fahren und wissen, dass jeden Moment ein Kontrolleur kommen kann. Es ist schlicht Angst.

Ach, der Regen. Ja, der Regen. November rain. Purple rain. Blues? Regen vermittelt Traurigkeit. Das wollte ich damit sagen. Regen, eine traurige, graue Landschaft; die kleine, behütete Welt unter dem Dach der Haltestelle als Insel inmitten des sinnlos abfließenden Wassers.

Vielen lieben Dank, lakita, für deine Gedanken zu meiner Geschichte!


Hallo gerthans!

Das sind spannende Gedanken. Wirklich sehr. Ja, ich kann deinen Überlegungen zustimmen, welche die Symbole betreffen.

In einer früheren Fassung schenkte sie den Kaugummi dem Mann, bevor er in den Bus stieg. Das erschien mir dann aber widersinnig und allzu symbolisch, also habe ich es gestrichen.

Danke dir für deine Gedanken und fürs Beschäftigen mit meiner Geschichte!


Euch noch einen schönen Dienstag,

yours

 

Nein, es sollte keine Pädophilengeschichte werden. Das ist ein Stempel, den, finde ich, diese Geschichte nicht verdient hat.

Die zentrale Frage ist: Warum traut er sich nicht? Denn die Energie, all die Energie in der Geschichte kommt durch das: Ich darf nicht.

Der Schweiß sollte Anstschweiß sein. Er sticht in seinen Rücken, weil er sich zurücklehnt, die Umgebung und damit seine Kleidung kalt ist, dabei ging es mir nur darum, genau das auszudrücken: Ihm wird bewusst, dass er schwitzt, obwohl es kalt ist. Okay, das hat wohl nicht funktioniert. Er hadert mit sich selbst. Nein, das ist nicht rein sexuell. Es ist kein "Trieb", der ihn "treibt". Es ist, als würdest du ohne Fahrkarte im Bus fahren und wissen, dass jeden Moment ein Kontrolleur kommen kann. Es ist schlicht Angst.

Also wenn dein Prot nicht padophil ist, wovor hätte er dann solche Angst haben sollen?

Außerdem widersprichst du dich selbst: Ich meine, wenn du ohne Fahrkarte im Bus sitzt, dann hast du auch Angst, weil du etwas Verbotenes tust. Das ist eine Analogie zu einem Pädophilen, der um seine Neigung weiß.

Mag sein, dass du keine Pädogeschichte schreiben wolltest, aber geschrieben hast du hiermit eine.

 

Aber Dion,

wieso denn nochmals diese Nachfrage. Es ist doch schon mit diesen Sätzen beantwortet. Hast die vielleicht übersehen?

Und ich sehe, dass es angekommen ist, was ich sagen wollte. Denn: Ja, es geht um Nähe, um Fürsorge, um Zärtlichkeit. Und um etwas Verbotenes. Nicht Erlaubtes.

Natürlich dachte ich auch beim Schreiben an Pädophilie. Ich weiß, dass man den Text dahingehen auslegen kann. Ja, und die Schlangen, die sich winden, der rote Mund - klar, das sind Symbole, da denkt man an Körperliches, an Sexuelles, dann kommt noch der Schweiß dazu. Und man hat einen Bärtigen vor Augen, in einem Trenchcoat, darunter nackt, daneben das unschuldige Mädchen.


Der Autor räumt doch schon ein, dass es auch um das Thema Pädophilie geht.
Ich finde die Bezeichnung Pädogeschichte etwas störend, wenn auch ich weiß, was du damit meinst.

Eine kleine Kritik muss ich allerdings noch anbringen. Ein Kritikpunkt, den ich selbst bei mir auch ab und zu entdecke:
wenn man einen Geschichtenplot nicht bis zum Ende durchdacht hat, vielleicht die Figuren nicht genau im Kopfe hat entstehen lassen, dann rächt sich das, durch Löcher in der Darstellung.
Man mag vielleicht recht milde mit sich umgehen, weil man sich zur Not die Geschichte und die Figuren im Nachhinein schlüssig denken kann, aber der Leser stolpert drüber.

Lieben Gruß
lakita

 

Es ist doch schon mit diesen Sätzen beantwortet. Hast die vielleicht übersehen?

Der Autor räumt doch schon ein, dass es auch um das Thema Pädophilie geht.

Ich habe nichts übersehen. Und nein, es wird nicht eingeräumt, dass es um Pädophilie geht, es wird lediglich gesagt, dass man beim Schreiben daran gedacht hat, und dass es legitim sei, die Geschichte so zu sehen, aber es sollte keine Pädophilengeschichte werden.

Und ich behaupte nun, man kann es nur so sehen, denn wodurch, wenn nicht durch das Wissens um seine Neigung, bricht dem Prot der Angstschweiß aus - oder kann mir jemand einen anderen Grund nennen, der diese Angst ähnlich plausibel erklärt?

 
Zuletzt bearbeitet:

Ach, da gibts doch viele Dinge, die Angst auslösen können. :)

Sie könnte seine Tochter sein, der er sich per Gerichtsbeschluss nur bis auf hundert Meter nähern darf.

Er könnte ein Soziophobiker sein, der sich in Therapie befindet und sich gerade in Interaktion mit anderen Menschen übt.

Er könnte eine Psychose haben und denken, alle Welt beobachte ihn und seine Handlungen. Es fällt ihm schwer, aus der Rolle zu fallen (dasitzen und auf den Bus warten) und etwas zu tun, was er möchte: Dem Mädchen bei ihrem Problem helfen. Was würden all die anderen Leute denken? Würden sie ihn verurteilen?

Man sieht die Welt immer durch die Brille, die man trägt.

lakita: Ja, da hast du Recht. Man darf halt nie überinterpretieren. :) Das kann man mit Gedichten von Leuten machen, die schon lange tot sind. Weil durchs sich im Grab Umdrehen ändert sich die Aussage nimmer.

Edit: Das gilt natürlich auch für den Autor. Klar. Man dreht halt dann und findet und so. Aber das Gefühl hat man schon, also zumindest ich. Das Gefühl, was es sein sollte. Falls das nicht ankommt, hat man es als Autor falsch gemacht.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Dion,

das hab ich auch noch nie getan, dass ich mit nem Kritiker unter einer Geschichte darüber diskutiere, wie der Urheber der Geschichte seine Geschichte gemeint haben könnte. :D

Guggste mal hier genau hin bitte:

Und um etwas Verbotenes. Nicht Erlaubtes.
Na, was bedeutet das wohl?

Lieben Gruß

lakita (Geschichtenversteherin)

Nachtrag:
das hat sich just mit yours trulys Beitrag überschnitten. Jetzt allerdings bin ich derartig ratlos, dass ich dir, lieber Dion, auch nix mehr erklären kann. Für mich ist es klar eine Geschichte, die sehr deutlich die pädophilen Neigungen des Protagonisten andeutet.

Ich würde mich freuen, wenn jetzt der Autor mal deutlichst dazu Stellung bezieht, damit wir uns nicht weiter hier drum kloppen müssen. :D

 

Ach, da gibts doch viele Dinge, die Angst auslösen können. :)

Sie könnte seine Tochter sein, der er sich per Gerichtsbeschluss nur bis auf hundert Meter nähern darf.

Er könnte ein Soziophobiker sein, der sich in Therapie befindet und sich gerade in Interaktion mit anderen Menschen übt.

Er könnte eine Psychose haben und denken, alle Welt beobachte ihn und seine Handlungen. Es fällt ihm schwer, aus der Rolle zu fallen (dasitzen und auf den Bus warten) und etwas zu tun, was er möchte: Dem Mädchen bei ihrem Problem helfen. Was würden all die anderen Leute denken? Würden sie ihn verurteilen?

Ach, yours truly, vielleicht erinnerst du dich an meinen ersten Beitrag, in dem ich schrieb:
„Natürlich kann man den Text auch anders interpretieren: Er ist vielleicht der Vater des Kindes, das ihn jedoch nicht kennt - Grund unbekannt.“

Aber nun hattest du in deinen Antworten nachgelegt und behauptet, es ginge auch um Verbotenes und nicht Erlaubtes. Und in diese Schiene passt kein Soziophobiker (oder einer mit irgendeiner von dir beschriebenen Psychose), denn solche Menschen denken nicht in diesen Kategorien. Höchstens kann es sich um einen Vater handeln, dem der Umgang mit dem Kind verboten wurde, was ich auch schon nannte - aber selbst da wäre es logischer, wenn er Freude statt Angst empfinden würde.

 

Hallo zusammen!

Ich würde mich freuen, wenn jetzt der Autor mal deutlichst dazu Stellung bezieht, damit wir uns nicht weiter hier drum kloppen müssen.

Wenn ihr euch kloppt - dafür kann ich doch nichts. Ich habe gerade nicht das Gefühl, mich, meine Geschichte oder irgendwas rechtfertigen zu müssen. Oder ne Position zu suchen. :)

Es tut mir ja leid, dass sie euch unklar ist. Vielleicht hat sie bei euch einfach nicht funktioniert, kann ja sein.

Es gab auch Leser, denen hat sie was gesagt.

Bis bald,

yours

 

Hi yours,

eigentlich gefällt mir dein Text,als Stimmungsbild und als Denkvorlage. Andererseits kann ich mich den vielen Kommetare, die ihm gerade seine Kürze und abruptes Ende vorwerfen, nur anschließen. Hier bleibt zuviel dem Leser überlassen, zumal das offensichtliche Motiv (Pädophilie) IMHO zu stark hervortritt, auch wenn es eine Metaebene zu geben scheint, die ganz anders ausieht.

lg
Dave

 

Hallo yours!

Entschuldige, dass ich mich erst jetzt zu deiner Antwort auf meinen Beitrag melde. Hatte anderswo eine Großbaustelle.

Stichwort „Thesaurus“.
Der ist natürlich zunächst Grundlage auf dem Weg zum Textverständnis. Erst wenn dieser nicht weiterhilft, gehe ich andere Wege wie über die Deutung der Bilder.
Und schon wird’s gemischt.
Eine Wippe bedeutet für mich (das liegt an meiner Erfahrung) nicht Unsicherheit. Ganz im Gegenteil. Wippe ist ein Gerät, welches ich im Allgemeinen zusammen mit einem Menschen benutze, den ich mag. Sie deutet also für mich eher auf Harmonie hin, oder etwas abgewandelt, z.B. der (traurige) Anblick einer leeren Wippe, auf Sehnsucht nach Harmonie/Kontakt.

Eine Geschichte, deren Thema sich allzu tief in Metaphern versteckt, läuft Gefahr nicht im Sinne des Autors gedeutet zu werden. Literarische Kommunikation geht vom Autor aus und der Leser hat nicht automatisch die Aufgabe, die namentliche Botschaft des Autors zu finden. Der Leser kann auch eine andere Botschaft herauslesen und damit zufrieden sein.
Für den Leser hat dann die Geschichte funktioniert, aber für den Autor nicht. Er kann dann nur auf den nächsten Leser warten und hoffen. Es entwickelt sich ein Glücksspiel oder wie hier eine schöne Diskussion.
Ich denke, mit Letzterem können beide Seiten zufrieden sein.

Liebe Grüße

Asterix

 

Hallo Dave!

Danke dir für deinen Kommentar! Ich werde auch mal was schreiben, das dir dann gefällt. :)


Hallo Asterix!

Eine Wippe bedeutet für mich (das liegt an meiner Erfahrung) nicht Unsicherheit. Ganz im Gegenteil. Wippe ist ein Gerät, welches ich im Allgemeinen zusammen mit einem Menschen benutze, den ich mag. Sie deutet also für mich eher auf Harmonie hin, oder etwas abgewandelt, z.B. der (traurige) Anblick einer leeren Wippe, auf Sehnsucht nach Harmonie/Kontakt.

Ja, da ist es wohl die Erfahrung, die prägt. Für mich war eine Wippe (als Kind) eben eher etwas Unsicheres. Vielleicht habe ich darum dieses Bild verwendet, weil es mir passend erschien.

Natürlich siehst du es dann anders.

Literarische Kommunikation geht vom Autor aus und der Leser hat nicht automatisch die Aufgabe, die namentliche Botschaft des Autors zu finden. Der Leser kann auch eine andere Botschaft herauslesen und damit zufrieden sein.

Das stimmt! Aber ich finde es bemerkenswert, dass dieser Text ganz offensichtlich dazu angereht hat, sich mit ihm zu befassen.

Danke dir und euch schöne Feiertage,

yours

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo yours truly,

eine kleine nette Geschichte ohne viel Häck-Mäck. Eine alltägliche Situation auf den Punkt gebracht. Kleines Mädchen mit Zöpfen hat Probleme mit der Automatentechnik. Ein durchgeschwitzter Malochertyp hilft, warum auch immer. Keine Anmache, keine „dunklen“ Gedanken.

Ein solch minimierter Text kann vom Leser je nach Lust und Laune natürlich auch interpretiert werden. Hierbei lässt der „Interpret“ ein Teil seines Egos gedanklich in die Geschichte einfließen. Dieses ist ja erst einmal positiv zu werten. Erschreckend finde ich dabei nur, dass da dann oft als erste Reaktion eine pedophile Neigungen erkannt wird.

Die Konsequenz für mich als Mann müsste dann eigentlich sein:
Helfe nie kleinen Kindern ... denn es könnte von solchen Menschen sofort gedeutet werden ... und zwar falsch.

Gruß, Keinstein

 

Es gibt in dem Film "Grosse Pointe Blanke" eine Szene, da unterhält sich der Held auf einer Klassenfeier mit einer ehemaligen Mitschülerin und ist völlig fasziniert von der Idee, dass die ein kleines Kind hat. Er fragt dann, wie das so ist, und die seien doch den Elementen sicher völlig schutzlos ausgeliefert. Zum Höhepunkt dieser Szene hält er das Baby in den Armen 30, 40 Sekunden lang und schaut ihm tief in die Augen und der Zuseher merkt, um was es da geht. Dass das eine Zukunftsoption für ihn ist, dass er auch Vater sein könnte, dass ihm das was geben könnte.
Das alles weiß der Zuseher, weil er die Figur mittlerweile kennt, weil die Szene nach 80 Minuten kommt, weil er das Umfeld der Figur kennt. Jetzt so eine Geschichte wie hier, dann sagst du: Das wirkt ja wie ein Spiegel, was der Leser sehen will, das sieht er, ja klar. :) Weil der Rest fehlt.
Ich hab auch gedacht: Okay, geschiedener Vater zuerst. Dann waren aber tatsächlich diese Bilder dort mit "rotem Bonbon" und dann hab ich gedacht, vielleicht symbolisiert das Mädchen einfach nur ein anderes Leben ,kann ja sein.
Vielleicht ist der Protagonist der Geschichte ein umoperierter Transsexueller und hat in einem früheren Leben mal eine Tochter gehabt und die abgetrieben; vielleicht hat er sein Kind bei einem Unfall verloren, vielleicht - weiß der Geier. Da kann man natürlich sagen: Uh, der Leser macht sich so viele Gedanken darüber und sie reden alle über den Text, aber ... tjo. Die Leute reden auch über Christian Wulff. Die Leute reden immer über das, was in ihnen vorgeht.
Mir macht sowas mehr Spaß, wenn ich den Rest kenne. Ich find's nicht gut, so zu erzählen. Ich weiß, ich stehe da mit vielen auch in einem Konflikt, aber ich halte es für eine recht billige Art, so zu erzählen. Mir gibt das nichts. Es st so ... unbefriedigend einfach. So kurz, so leer auch. Wie oft kann man sich auf einen Text neu einlassen, wievielen Texten kann man das Hirn öffnen? Manche scheinnen das unbeschränkt zu können. 300 Bücher im Jahr, 800 Kurzgeschichten, alle rein. Ich kann das nicht, und wenn ich mich dann auf einen Text einlasse und merke: Okay, das ist nur ein Zehntel-Text, dann bin ich am Ende jedesmal ein bisschen enttäuscht. Was geht in dem Mann vor? Achselzucken. Ich weiß es nicht. Er steht in einem Konflikt? In welchem? Sag ich nicht. Text war schon zu Ende. Ich wollt's nicht kaputt machen. Drei Zeilen mehr und die Wirkung hätte nicht mehr gezogen. Ich wollte es nicht kaputt reden. Ich wollte den Leser nicht so einengen. Tja, ich hab das Gefühl, ich schreib den selben Kommentar immer und immer wieder.

So, ich les jetzt das Copywrite dazu.

 

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