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Irgendwie beige

Seniors
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10.10.2006
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Irgendwie beige

Ein Freund von mir macht grade eine schwere Zeit durch. Ich wurde gebeten, ihm zu helfen. Manche denken, das mache ich, aber die kennen mich nicht. Haben von dem Freund eines Freundes gehört, ich bewältige Krisen. Bringe Dinge in Ordnung und, ich weiß nicht, was man sich erzählt, bin so eine Art Radiergummi, nein, ein Tintenkiller, der aus dem Buch des Lebens ein paar Zeilen löscht und was Neues hineinschreibt. Die denken, das wäre so leicht, aber ich hab eine krakelige Handschrift.

Der Freund wohnt in einem Einfamilienhaus, hat mir seine Frau erzählt. Sie ist schuld an der schweren Zeit und als Abschiedsgeschenk hat sie mich angerufen. Und billig bin ich nicht, aber es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie sich nach Rabatten erkundigen. Ich hab schon überlegt, ob ich mich mit „Tintenkiller“ melde, jemanden einstelle, der meine Termine koordiniert. Vielleicht schalte ich mal eine Anzeige, wenn es sich schon rumspricht. Man hilft einem Freund, hilft noch einem, hilft dem Freund eines Freundes, später jedem, der bezahlen kann.
Er wohnt in einem Einfamilienhaus am Fluss. Er ist ein ruhiger Mann, frisst den Ärger in sich hinein. Sackgasse im Job, lässt sich gehen. Keine Visionen mehr, keine Ziele, wohl auch kein rechter Kinderwunsch. Das hat man oft. Wenn mich jemand fragt, sag ich immer: Kinder. Das schweißt zusammen. Ohne Kinder ist nach vier, fünf Jahren Schluss. Mit Mitte Dreißig auf jeden Fall.
Ich soll’s schön machen, sagt die Frau am Telefon, die mich noch nie gesehen hat, die wahrscheinlich von einer Friseurin mit Pudelhaar von mir erfahren hat. „Machen Sie’s ihm doch schön“, hat sie am Telefon gesagt, als würde ich sonst nur schlampen. Dann hat sie sich zwei, drei Schluchzer aus der Kehle gepresst und unter Tränen genuschelt: „Ich hab ihn ja schon noch lieb.“
„Dann bleiben Sie doch bei ihm“, will ich sagen, tue es aber nicht.
Ein ruhiger Mann, frisst viel in sich hinein, man macht sich Sorgen.

In einem alten Lied heißt es: Die Liebe zu verlieren, wäre wie ein Fenster im Herzen.
Wenn es nur so einfach wäre, man könnte das Fenster schließen. Aber es reicht nicht. Durch die Fugen zieht es noch. Du musst mit Kelle und Schaufel anrücken, die Ziegel stapeln, gut verspachteln und dann soll das Ganze auch noch schön aussehen. Also verputzen.

Ein Fremder öffnet mir die Tür. Untersetzt, ein lindgrünes Hemd an, aber glattrasiert, da hab ich schon Schlimmeres erlebt.
„Ja?“, fragt er.
„Hallo“, sage ich mit tiefer Stimme, ich muss ein wenig nach unten sprechen, er ist kleiner als ich.
„Ja?“, fragt er noch einmal.
„Das ist immer schwer zu erklären. Und im Stehen geht es fast gar nicht. Ich will Ihnen nichts verkaufen, oder so, und an Gott glaub ich auch nicht. Ich bin auch kein Therapeut. Ich weiß auch nicht.“
„Hm“, macht er. Und ich denke mir, dass ich endlich einen Spruch brauche, eine gewisse Routine entwickeln muss, aber ich denke auch jedes Mal, es reicht. Denke jedes Mal, es ist genug, und ich mache das nie wieder. Und ich habe genug Freunde für ein Leben lang, genug für zwei.
Seine Augen: Stumpf. Weiß nicht, ob’s durchs Fenster zieht.
„Ich bringe Dinge in Ordnung“, sage ich.
„Hm“, macht er und will die Tür schon schließen.
„Kommen Sie“, sage ich. „Ich bin einer von den guten Jungs. Ich kann Ihnen wirklich helfen. Ich mein, jetzt funktionieren Sie ja noch, aber das wird nicht besser, glaub ich. Wenn Sie Zahnschmerzen hätten oder was mit Ihrem Fuß nicht in Ordnung wäre, dann würden Sie ja auch nicht warten, bis es von alleine besser wird, oder?“
Er sagt nichts, hält die Hand an der Tür, aber schließt sie nicht.
„Ich bringe Dinge in Ordnung“, sage ich und zeige auf den Türspalt mit flach ausgestreckter Hand. Körpersprache ist wichtig.

Jedes Fenster ist letztendlich verschieden, jeder Schmerz gleich. Wir sind alle wie Schneeflocken, aber Schneeflocken fallen von oben nach unten, sind weiß und wenn es wärmer wird, schmelzen sie.

„Kann ich Ihnen etwas anbieten?“, fragt er mich.
Ich sage: „Ja, einen Whiskey, wenn Sie haben.“
Er schaut mich an, dann verhuscht auf die Uhr des DVD-Players und geht ein Glas suchen. Er weiß nicht, wo die Gläser hier sind. Seine Frau weiß so was. Ich sehe ihm zu, wie er sucht, dort ein Regal auf – ein paar Cornflakes drin. Dort sind die Töpfe, da Backpapier und, ach, hier: Die Gläser. Der Whiskey ist in der Bar. Die Bar in eine Bücherwand eingelassen. Die kennt er gut.
„Ich trinke gerne Whiskey“, sage ich.
„Es ist ein Glenfiddich“, sagt er.
Doch ich winke ab und meine, das spiele nun wirklich keine Rolle, ob er denn nicht auch –
„Nein“, sagt er. „Nicht vor achtzehn Uhr.“ Was ich wolle? Ob mich seine Frau geschickt habe? Ob sie sich Sorgen um ihn mache? Ob die Firma mich engagiert habe? Was ich wolle?
Der Whiskey schmeckt scharf. Ich habe keine Ahnung von Whiskeys, ich schmecke nur immer, dass sie scharf sind. Rauchig, vanillig, würde ich sagen, wenn mich wer fragt. Aber es wäre gelogen.
Er steht vor mir mit seinem grünen Hemd und ich sitze in seinem Sessel, trinke seinen Whiskey und bringe Dinge in Ordnung.

Irgendwann merkst du, dass es falsch war. Ich glaub, das geht jedem so. Man wacht morgens auf und merkt: Es war falsch. Man hat den Preis nicht gesehen oder man hat ihn gesehen und sich gedacht: Ich weiß nicht.

Der Fremde in dem grünen Hemd wird unruhig. Tippelt von einem Fuß auf den anderen.
Ich sage: „Setzen Sie sich doch.“
Er schleicht unsicher zum Sessel, setzt sich, verschränkt die Hände vor der Brust.
„Können Sie bitte die Hände einfach, so wie ich, ganz offen auf die Stuhllehne. Ja, das ist besser so, für die Atmosphäre. Man ist sonst so verschränkt, wissen Sie. Einfach zu. Mit dem Kreuz. Das macht es nicht leichter. Ich tu Ihnen nichts, wenn Sie wollen, dann holen Sie sich eine Waffe, oder so. Wenn Ihnen das hilft, dann nehmen Sie doch ein Messer. Ich glaub, vorhin hab ich welche gesehen, in der Schublade, da drüben.“
Er sagt nichts.

Wir sitzen drei, vier Meter auseinander, während ich anfange, Dinge in Ordnung zu bringen. Unter seiner Brust sehe ich das Wollknäuel. Die schwarzen Fäden darf man nicht anfassen. Die blauen sollte man besser in Ruhe lassen. Die grünen, die roten, damit kann man was machen. Er ist sofort weg, schließt die Augen, schaut mich vorher noch an und schließt dann die Augen. Eine Operation am offenen Herzen. Keiner versteht den Witz. Manchmal sage ich, ich wäre Herzchirurg. Früher hab ich das gesagt, als mich noch wer gefragt hat.
Ein grüner Faden schlängelt sich durchs ganze Knäuel, fängt tief in der Mitte an, vielleicht ab der Hälfte, kreuzt ein paar rote Fäden, auch einen kurzen hellgrünen. Vielleicht eine Geliebte mal. Jemand aus dem Büro. Mit spitzen Fingern nestle ich in ihm umher. Ziehe Stück für Stück den Faden heraus. Millimeter um Millimeter. Knicke ihn, man kann ruhig robust sein, wickle ihn auf und ab. Als ich einen schwarzen Faden streife, läuft es mir den Nacken herunter. Ich hasse diesen Teil.
Endlich hab ich den langen Faden in der Hand, ganz glitschig ist er – wie ein Regenwurm. Ich lasse ihn durch meine Finger gleiten und nippe am Whiskey. Ich leg ihn erstmal weg, ich kann ihn nicht mehr sehen. Dann beginnt der kreative Teil. Ich greife ins Nichts und ziehe einen Faden aus der Luft. Er ist glatt und warm wie ein Pyjama, den man auf die Heizung gelegt hat, damit man es nach einer kalten Dusche warm hat.
Ich ziehe den Faden und wickle ihn um meinen Finger, streiche mit der Zunge entlang, spüre ihn auf meinen Geschmacksknospen. Ich mach es ihm schön. So schön, wie es nur geht. Eine junge Frau, mochte Katzen und auch Wolle Petry, nein, Reinhard Mey. Liebe auf den ersten Blick bei ihr, Bequemlichkeit bei ihm. Ihre Freundinnen nervten ihn von Anfang an, Reinhard Mey sowieso. Kochkünste gut, im Bett etwas leidenschaftslos. Die Liebe gepflegt wie einen Apfelbaum. Irgendwann abgeerntet. Morgens mal aufgewacht und gemerkt: Was falsch gemacht. Entliebt. Auseinandergelebt, die üblichen Klischees.
Ich gestehe: An dieser Stelle schlampe ich immer ein wenig.
Meine Zunge ist schon rau, als der Faden fertig ist. Ich pflanze ihn ein, verwebe ihn ins Knäuel, bringe Dinge in Ordnung. Von den schwarzen Fäden halt ich mich fern, auch von den blauen. Ich wickle ihn um ein paar rote; und den kleinen, hellen grünen: Den zieh ich noch ein bisschen länger. Mach ihn ein bisschen straffer. Soll ja schön sein.
Ich nippe noch einmal am Whiskey und schaue ihn mir an. Er rebootet. Ich kann seine Augen flattern sehen unter den Lidern.
Der glitschige Faden liegt neben dem Whiskey wie eine schimmlige Spaghetti.
Ich schaue an die Decke. Denke, es ist das letzte Mal. Dann schließe ich die Augen und öffne den Mund weit, fingere auf dem Tisch umher, bis ich den Faden endlich in der Hand habe und drücke ihn mir in die Speiseröhre, an einem Stück. Schlucke ihn herunter, kneife die Augen dabei zu, muss würgen und endlich, als er unten ist, kann ich den Whiskey ansetzen und spülen, spülen, spülen.
Er schmeckt scharf, in meinem Bauch wird es warm.
Mein linker Arm zittert, als seine Bilder kommen. Tränen schießen mir in die Augen, als ich Schmerz spüre, doch er: Wie poliert. Der Gram weg, mehr Zufriedenheit. Kein Glück, so gut bin ich nicht. So gut ist niemand. Glatte Zufriedenheit. Irgendwie beige.
„Hallo“, sagt er, die Augen noch geschlossen. „Da bist du ja, ich hab dich lange nicht gesehen.“
„Danke für den Whiskey“, sage ich.
„Ach, du musst schon gehen?“
„Jupp.“
„Ich kann dich ja mal anrufen, dann können wir zusammen auf die Piste gehen.“
„Klar“, sage ich. Er hat ja meine Nummer nicht, glaubt nur, dass ich sein Freund bin, ich weiß nicht, warum das so ist.
„Bleib sitzen“, sag ich. „Ich find dann schon allein raus. Siehst gut aus. Wir sollten wirklich mal auf die Piste gehen. Paar Schnecken checken und so.“

Auf dem Weg nach Hause seh ich eine Frau. Blauer Parka, Kätzchengesicht, hat Sternenstaub in den Haaren und Mondlicht in der Brust.
Ich spreche sie nicht an.

 

Hallo Quinn,

Schöne Geschichte, Alltägliches mit Schrägem/Seltsamem vermischt. Lass Dir dazu gratulieren.

Kleinkram:

Rauchig, vanillig, würde ich sagen, wenn mich wer fragt.

Hier kommt mir die Verbform falsch vor (bin nicht so ein toller Grammatiker, nur so vom Sprachgefühl), sollte es nicht "fragte" oder "fragen würde" sein.

Können Sie bitte die Hände einfach, so wie ich, ganz offen auf die Stuhllehne.

Hier fehlt das Verb, "legen", z. B.
Die Sache mit dem Wollknäuel

Das ist auch schon alles, was ich hier zu meckern habe. Ach ja, das mit dem "Freund" am Anfang, macht einen ein Bisschen stutzig während der Geschichte, löst sich zwar am Schluss auf, fand ich persönlich jetzt aber nicht wichtig genug, dass es einen durcheinanderbringt.

Ansonsten fand ich eigentlich alles ausgezeichnet.

Besonders gut gefielen mir:

  • Die Sache mit dem Wollknäuel
  • bin so eine Art Radiergummi, nein, ein Tintenkiller, der aus dem Buch des Lebens ein paar Zeilen löscht und was Neues hineinschreibt. Die denken, das wäre so leicht, aber ich hab eine krakelige Handschrift
  • Die Liebe gepflegt wie einen Apfelbaum. Irgendwann abgeerntet. Morgens mal aufgewacht und gemerkt: Was falsch gemacht. Entliebt. Auseinandergelebt, die üblichen Klischees.
  • der Schluss, v. a. die Beschreibung des Mädchens

Danke für die Geschichte!

Liebe Grüße

Elisabeth

 

Hallo Elisbath,

das mit dem "Freund" am Anfang, das siehst du richtig. Das kommt mir mittlerweile auch fast wie ein Fremdkörper im Text vor, es unterstreicht die Verbindung, die zwischen ihm und seinen "Kunden" herrscht, dieses Gefühl der Vertrautheit, die aber nirgendwohin führt.

Das mit dem "legen" ist ein Satzbruch, der kommt in der gesprochenen Sprache sehr häufig vor. Mit dem "fragt", ja ... da wär eigentlich "fragen würde" oder "fragte" richtig, die fänd ich jetzt beide vom Satzrhythmus her nicht so schön. Würde wäre dann halt 2mal "würde" in einem Satz; und fragte dann zu hochsprachlich, weil die Konjunktiv-Form der Präteritum-Form entspricht, da müsste ich also wenn, dann den Satz neu anlegen.

Schön, dass dir so viel an dem Text gefallen konnte. Danke dir für die Kritik
Quinn

 

Hallo Quinn,

irgendwie war ich der Meinung, ich hätte diese großartige Story schon kommentiert, zumal ich sie bereits mehrfach gelesen habe.
Aber irgendwie bin ich dann letztendlich wohl doch nicht dazu gekommen, wer weiß warum?

Die Geschichte ist toll. Sie bietet eine ansprechende Idee und diese Idee wird wortsicher, in einem angemessenen Tempo/Rhythmus und einem angenehmen Stil entfaltet. Da passt und sitzt alles, ein ausgefeilter Text, der sich wunderbar lesen lässt. Keine Klippen, keine Unsicherheiten und kein Stocken. Der Schluss steigert das Mysteriöse, aber es ist eine echte Kunst, mysteriöse und seltsame Ereignisse mit einer Selbstverständlichkeit zu schildern, als wäre es normal und geschehe gerade. Diese Kunst beherrscht du, und das macht es so reizvoll, diese Geschichte zu lesen. Hat Spaß gemacht und ist wirklich sehr empfehlenswert. Irgendwie perfekt :-)

Rick

 

He Quinn,

Rick spricht mir da aus der Seele. Zum einen hatte ich auch schon das Gefühl, diese Geschichte bereits kommentiert zu haben, zum anderen kann ich das

aber es ist eine echte Kunst, mysteriöse und seltsame Ereignisse mit einer Selbstverständlichkeit zu schildern, als wäre es normal und geschehe gerade
nur unterstreichen.
Wahrlich gekonnt, wie du diese In-Ordnung-Bringen dem Leser präsentierst. Wahrscheinlich ist es diese einfache Sprache, die zum Teil schon ins schnoddrig-simple abdriftet, die den Vorgang so selbstverständlich daherkommen lässt. Der arme Kerl bringt eben Sachen in Ordnung. So ist das. Punkt. Zu beneiden ist er nicht, aber mal anrufen würde man ihn womöglich schon gern.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hey Quinn,
zweimal gelesen. Ich denke, dass reicht als Kritik ;)...aber vor allem hab ich sie ein zweites Mal gelesen, weil ich keine Ahnung hatte, was ich hier in die Antwortbox schreiben sollte...und nach dem 2. Durchgang...weiß ich es immer noch nicht. Kann nur sagen: Schöne Metaphern, aber für was steht dein Prot? Er scheint mir ein wenig selbstlos, so als sei ihm alles andere egal; also sein eigenes Leben. Warum ist das so? Da hätte ich mir ein wenig mehr Kanten und Ecken gewünscht...ansonsten: schön zu lesen. Kurzweilig und gut! :)

VG...
morti

 

Hallo Rick,

freut mich, dass dir der Text so gut gefallen könnte. Der ist ja schon älter und ich hab die My-Space-Seite da eher als einen Gag reingesetzt, dass tatsächlich wer die Geschichte geklaut hat, um seine Sensibilität zu zeigen und eine Tussi aufzureißen. :)
Also bevor es da Missverständnisse gibt: ich bin nicht der Typ auf der Seite da.

Danke dir für deinen Kommentar
Quinn

Hallo weltenläufer,

ach schön, dir gefällt’s auch. Das freut mich. Die Sprache ist hier relativ schlicht, jo. Das fand ich passend eigentlich.

Danke auch dir
Quinn

Hallo morti,

zweimal lesen bei so einem kurzen Text ist ja auch nicht so schwer. Aber natürlich schön, dass du es gemacht hast. Über die Geschichte mit der Motivation hat damals Makita kluge Dinge gesagt; der Protagonist braucht das wohl auch ein Stück für sich selbst, das wird im Text aber in keiner Weise angeführt.

Danke dir für deinen Kommentar
Quinn

 

Hallo Quinn,
Toller Text, sprachlich fast 1 A
- beige hat schon was aber die Farbe von zufriedenheit oder Glück ist es für mich nicht. Wie wäre es mit orange, gold, hellblau?
-

Es war falsch. Man hat den Preis nicht gesehen oder man hat ihn gesehen und sich gedacht: Ich weiß nicht.
versteh ich nicht ganz. Wenn man einen Preis sieht, denkt man doch nicht, ich weiß nicht und nimmt dann doch.
- ich glaub ihm, dass er nicht weiß wo die Gläser sind (gemeint sind natürlich die schönen für die Gäste) - werd gleich mal meine Frau fragen ;)
- was für mich noch zu sehr im dunklen bleibt, ist warum er die Fäden isst. Muss er das? warum?

LG
Bernhard

 

Da die Geschichte empfohlen wird, habe ich ein Auge darauf geworfen. Es fiel durch die Fäden. Zu glatt geleckt, das Zeug. Dafür einen Whiskey opfern? Eine Cola hätte es auch getan, aber die ist nicht beige. Ich bin Farbenblind. Jetzt fällt der Groschen! Er verfängt sich. Kein Wunder, bei der Rändelung! ;)
Nein, du hast die Geschichte nicht gelesen, weil sie empfohlen wurde, sondern weil ich dir in den Meta-Thread geschrieben habe, dass du ein Foren-Troll bist.

Und das ist ein Beispiel für eine Auseinandersetzung mit einem Text, die mich furchtbar ankotzt. Da wird nicht über den Text gesprochen, sondern es wird nur die Terminologie des Textes benutzt, um irgendeine Meinung in den Raum zu pupsen, die Begründung mitzuliefern ist man sich dann zu fein.
So als würde man nach Titanic sagen: Gluck, Gluck. Ganz klasse.
Produzier dich bitte unter anderer Leute Texte oder sag was Substanzielles, ich kann das nicht mehr hören.
Wenn man sich auf einem gewissen Niveau über Texte unterhalten will, dann muss man halt die Clowns vor die Tür setzen.


Bernhard: Ich hab deinen Kommentar gesehen, ich hab im Moment keinen rechten Kopf, ich meld mich dann, wenn ich wieder bisschen Luft hab. Auf jeden Fall danke für den Kommentar, ich geh später noch drauf ein.

 

Hi Quinn,

ich hatte die Geschichte schon mal gelesen. Weiß nicht mehr, warum ich damals nichts dazu geschrieben hab. Sie ist gut. Ich könnte an zwei Stellen 'meckern', aber nur weil dort bei mir noch ein anderes Bild paralell zu deinem entstanden ist. Extrem subjektiv also. Ist das verständlich?^^ Wie auch immer, "irgendwie beige" ist eine coole Geschichte.

Gruß
Kasimir

 

Hallo Bernhard,

Toller Text, sprachlich fast 1 A
Das freut mich.


- beige hat schon was aber die Farbe von zufriedenheit oder Glück ist es für mich nicht. Wie wäre es mit orange, gold, hellblau?
Es geht ja nicht um Glück, sondern um eine dumpfe Form von Zufriedenheit, da finde ich beige schon passend. Ein blasses Blau wäre da auch okay, klar.

versteh ich nicht ganz. Wenn man einen Preis sieht, denkt man doch nicht, ich weiß nicht und nimmt dann doch.
Das ist eine Stelle, die ausdrücken soll, wie Menschen die Augen vor Konsequenzen verschließen. Die ist recht verkürzt formuliert.

was für mich noch zu sehr im dunklen bleibt, ist warum er die Fäden isst. Muss er das? warum?
Das wird in der Geschichte nur angedeutet, dass er auch so eine Art Junkie dieser negativen Emotionen ist; es wird in der Geschichte aber nicht näher ausgeführt, sondern bleibt dem Leser überlassen, was er davon halten möchte. Man hätte das auch ausführen können, ich lasse gerne so Freiräume, bei denen der Leser idealerweise selbst anknüpfen kann.

Freut mich, dass dir die Geschichte gut gefallen konnte.
Quinn

Hallo Kasimir,

ich hatte die Geschichte schon mal gelesen. Weiß nicht mehr, warum ich damals nichts dazu geschrieben hab. Sie ist gut.
Du hast damals die „Schwestergeschichte“ sozusagen besser gefunden und fandest, die hier wär für den Mainstream, während die andere coolere für die Kenner ist. :)

Ich könnte an zwei Stellen 'meckern', aber nur weil dort bei mir noch ein anderes Bild paralell zu deinem entstanden ist. Extrem subjektiv also. Ist das verständlich?^^
Ja, ich versteh das.

Wie auch immer, "irgendwie beige" ist eine coole Geschichte.
Das freut mich, danke dir. :)
Quinn

 

Hallo Quinn,

ich stelle gerade irgendwie fest: jetzt wo die WM vorbei ist und Hannah auch - ich habe praktisch keinen Lebensinhalt mehr. Und da dachte ich lese wieder mal zur Abwechslung was von dir … und dann erwische ich tatsächlich das hier! :)
Also der Titel ist genial. "Irgendwie beige" … mir fällt spontan echt keinen besseren Titel ein, das ist einfach der beste Titel, den es so gibt, oder sagen's wir's so, in dem was er tut, ist er der beste Titel. Es gibt sehr viele Geschichten, die man leider nicht "irgendwie beige" nennen kann, auch wenn man das unbedingt will, weil das einfach nicht geht. Aber wenn man dann doch mal die Möglichkeit dazu bekommt, dann muss man das echt tun, denn dann gibt es einfach keinen besseren Titel, und du hast halt eiskalt die Gelegenheit genutzt.
Und ich bin jetzt ehrlich, ich hab den Titel auch schon vor Jahren schon gelesen und den auch wirklich so lange im Kopf … und ja … das hat mir wohl gereicht auch. :) Also ich hab immer die ersten Sätze gelesen und dann … keine Ahnung, hatte ich plötzlich Hunger oder jemand hat angerufen, ich weiß man nicht mehr. Hatte aber immer vor, sie zu Ende lesen. Irgendwie. Bin da glaub im zweiten Absatz oder so hängengeblieben … das ist jetzt extrem unspezfisch … aber ich hab's aus irgendwelchen Gründen nicht gelesen.


. Und ich denke mir, dass ich endlich einen Spruch brauche, eine gewisse Routine entwickeln muss, aber ich denke auch jedes Mal, es reicht.

Ja, den Gedanken hab ich auch … da ist man immer wieder und immer wieder in genau der geichen Situation und ich weiß jedes Ma nichtl, was ich sagen soll? Fällt mir da nix ein? Wo ist da die Routine?


Morgens mal aufgewacht und gemerkt: Was falsch gemacht. Entliebt. Auseinandergelebt, die üblichen Klischees.
Ich gestehe: An dieser Stelle schlampe ich immer ein wenig.

Ha! :)

Ein grüner Faden schlängelt sich durchs ganze Knäuel, fängt tief in der Mitte an, vielleicht ab der Hälfte, kreuzt ein paar rote Fäden, auch einen kurzen hellgrünen. Vielleicht eine Geliebte mal. Jemand aus dem Büro. Mit spitzen Fingern nestle ich in ihm umher. Ziehe Stück für Stück den Faden heraus. Millimeter um Millimeter. Knicke ihn, man kann ruhig robust sein, wickle ihn auf und ab. Als ich einen schwarzen Faden streife, läuft es mir den Nacken herunter. Ich hasse diesen Teil.
Endlich hab ich den langen Faden in der Hand, ganz glitschig ist er – wie ein Regenwurm. Ich lasse ihn durch meine Finger gleiten und nippe am Whiskey. Ich leg ihn erstmal weg, ich kann ihn nicht mehr sehen. Dann beginnt der kreative Teil. Ich greife ins Nichts und ziehe einen Faden aus der Luft. Er ist glatt und warm wie ein Pyjama, den man auf die Heizung gelegt hat, damit man es nach einer kalten Dusche warm hat.
Ich ziehe den Faden und wickle ihn um meinen Finger, streiche mit der Zunge entlang, spüre ihn auf meinen Geschmacksknospen. Ich mach es ihm schön. So schön, wie es nur geht.

Ich find das alles toll auch, als es endlich losgeht und wie das beschrieben wird mit dem Regenwurm und dem warmen Pyjama und der Zunge entlangstreichen, das ist so ne Mischung aus Ekel und Gemütlichkeit und Faszination und Akribie in einem.

doch er: Wie poliert. Der Gram weg, mehr Zufriedenheit. Kein Glück, so gut bin ich nicht. So gut ist niemand. Glatte Zufriedenheit. Irgendwie beige.

Und dann ist das dann auch noch die beste Stelle in der Geschichte. "Kein Glück, so gut bin ich nicht. So gut ist niemand." Das finde ich toll, und dann endet das mit: "Irgendwie beige."

Und dann zum Schluß wird die Frau mit Mondschein im Herzen nicht angesprochen … ach ... ein trauriges und stimmiges Ende.


Hat mir sehr gefallen!

 

Danke Juju, ich hab mich sehr über deinen Kommentar gefreut und musste schmunzeln. Mir geht das auch so mit Texten, dass man dann irgendwie am Titel hängt und sich nicht überwinden kann, da reinzulesen, ohne dass es wirklich objektiv was wäre: Ich find den Text doof. Sondern auch dann so ein Hupferl im zweiten Absatz oder irgendwas, wo man nicht so richtig reinkommt. Das kenn ich auf jeden Fall auch.

Mir hat mal Fischstäbchen erklärt, da hab ich auch nie drauf geachtet vorher, dass es Sachen gibt, die "aus einem Text rausführen" können. Das ist so, wenn man am Strand liegt, liest ein Buch und denkt an tausend Sachen, die der Text gerade auslöst -und liest noch weiter, ohne den Text wirklich zu lesen. Gut, darum geht's hier wohl nicht. Das ist eine Strandsache, am Computer und "im Leben" ist dann einfach die Ablenkung auch riesig.

Schön, dass dir die Geschichte gefällt. Ich mag den Titel auch sehr gerne und das mit dem "So gut ist niemand", das sind auch immer so die kleinen Highlights, die ich bewusst versuche, zu setzen.

 

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