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Kopfsprung
Ganz schön hoch hier oben.
Das Wasser unter mir glitzert türkisblau. Ich kann die Kacheln am Grunde des Beckens sehen, klein erscheinen sie von hier oben aus. Keine Welle trübt die glasklare Oberfläche, niemand schwimmt, die Halle ist leer.
Ich löse die Augen von der Fläche unter mir und schaue geradeaus. Eine Fensterwand trennt die verschneite Straße von der warmen Schwimmhalle. Es ist dunkel hinter der Scheibe, das Glas reflektiert das Licht und verwehrt den Blick nach draußen.
Ein Schauer läuft mir über den Rücken.
Er steht unten, am Beckenrand, winkend, sein hübsches Gesicht mir zugewandt.
Ich muss lächeln und konzentriere mich wieder auf die abweisende Ebene zu meinen Füßen.
Mein Bauch kribbelt. Vorsichtig schiebe ich meine Zehen über den Rand des Sprungbrettes und spähe noch einmal zu ihm hinunter. Sein Blick ist auf mich gerichtet.
Mittlerweile ist meine Haut getrocknet. Das Wasser wirkt solide, kalt. Ich atme tief durch, schließe die Augen. Von hier oben sieht es beängstigender aus, als ich vermutet hätte.
Ein Wimmern.
Dann, ganz langsam, hebe ich die Arme über den Kopf. Zögerlich wippt das Brett unter meinen Füßen.
Warum auch nicht, denke ich und seufze. Jetzt oder nie.
Und ich springe.