Raumfinsternis; Totalaufnahme
Wabend wie gefrorener Nebel schwappen, schlurfen meine gelähmten Gedanken von einer Hirnhälfte zur anderen, sich taumelnd entlangtastend zwischen aufblitzenden Transmitterströmen meines sich aufbäumenden, zerfressenen, zerschundenen Körpers. Schon lange nicht mehr spüre ich die grausamen Stiche des Schmerzes, fast schon in Zeitlupe an den letzten Kräften nagend; schon zu lange bin ich immun gegen das, was mir den Tod bringt, sich leise hineinschleicht wie ein Dieb im ersten Schutz der Finsternis, genauso heimtückisch, höhnend, gefährlich. Halb erblindet nehme ich den Raum nur noch schemenhaft wahr, es ist dunkel, kalt; das Röcheln meines eigenen widerwärtigen Atems scheint in Kondenswolken zu erstarren, maskenartige Gebilde scheinen mich zu verspotten, es hallt echohaft in meinen Ohren wider, verklingt an den eisigen Wänden, jedoch nicht, ohne sich in doppelter und dreifach grausamer Ausfertigung in einem nicht mehr menschlich klingenden Hecheln aufzubäumen und zu brechen. Mit einem würgenden Geräusch entledigt sich mein Körper unterwegs mit mehreren krampfhaften Zuckungen des Giftes, welches ihm noch vor Stunden hineingezwungen wurde, Gift, um die giftige Schlange, die sich genüsslich durch meine Eingeweide frisst aufzuhalten. Ich lebe mit dieser Schlange, sie ist ein Teil von mir geworden, nein viel schlimmer sie wird ich, während ich versuche, mich zur Tür zu schleppen; die Gier nach einem frischen Luftzug peinigt, malträtiert mein letztes bisschen Vorstellungskraft. Unendlich scheint dieser Weg, meine Beine haben mir schon längst den Dienst versagt, ich winde mich am Boden, schlangengleich, ein todwundes Tier, in seinen letzten Zuckungen. Mein Hals ist ausgedörrt, brennt gleich einer Feuersbrunst alles Leben in mir nieder und schreit nach Linderung. In mir dreht sich alles, ein Schmerzstakkato peitscht den Puls höher und höher, ich spüre, wie sich der Mageninhalt ein zweites Mal versucht zu entleeren. Es schnürt mir die Luft ab, es röchelt, würgt, speit in mir, aus mir, mit letzter Kraft versuche ich mich emporzuziehen an etwas, was ich nicht wirklich spüre. Das zersplitternde Glas sehe ich nicht mehr, die Kühle des auslaufenden Wassers mischt sich mit meinem kalten Schweiss, vermengt sich zum Gestank des Todes, meine zerschnittenen Arme und Füsse versagen mir den Dienst, ich sinke zurück in die Splitter, in ein warmes Meer von warmen Blut, ich spüre nichts mehr, meine Gedanken wabend wie gefrorener Nebel, immer dichter, dichter, dichter, spinnen ein feines weisses Netz vor meinen Augen, dichter, dichter, weben meinen Atem darin ein, so dass er stockt, aussetzt, ... meine rechte Hand bäumt sich ein letztes Mal auf und greift ins Leere, bevor sie bewegungslos zurücksinkt.