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Stabiles Sein

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13.05.2001
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Stabiles Sein

Stabiles Sein


Das erste Mal, als sein Blick sie auffing, sah er eine große Frau mit Strohhut auf einen roten Wagen zulaufen. Sie kroch ins Auto, goss ihre Tulpe und verschwand in einem sanierten Neubau. Er kannte diese möblierten Wohnungen genau: Mindestmietzeit sechs Monate. Gesehen hatte er sie vorher noch nie, und er wohnte doch gegenüber im Hochhaus mit Conciergedienst. Also hatte er ungefähr 180 Tage. Und von nun an zählte er die Tage genau.

Luna lächelte: Ihr Parfumflakon – geformt wie eine Handtasche – hauchte eine zarte Duftwolke auf ihr Dekollete. Sie küsste Michel. Er versuchte den billigen Duft von ihr zu fächern, um ihren eigenen, süßen Geruch zu genießen. Doch die dreißig Euros klebten an ihrer weichen Haut. Die Berliner Philharmoniker mussten dennoch warten; und Lunas lustiges Kichern konnte nicht sein trommelndes Herz übertönen. Danach drückte er sie fest an sich, sie rauchte ihre West Light.

Im Piccolo aß sie Kanadischen Hummer, leicht nussig im Geschmack. Dazu trank sie einen 97er Cabernet. Ihm gefiel das rote Bouquet; sie erinnerte ihn an eine schwache Kopie der O´Hara. Michel berührte ihren rechten Arm und streichelte ihn kurz. Sie lächelte mit vollem Mund. Er summte die Farben des Regenbogens. Luna zog ihre Braue hoch: „Isst du das noch?“

Im Park breitete sie sich auf dem englischen Rasen aus, um die Sonne mit jeder Pore aufzunehmen. Er wanderte mit seiner Nase von ihrem Fußknöchel bis zu ihrem linken Ohr. Seine Lippen berührten es und vollendeten die Liebeserklärung mit einem angehauchten Kuss. Sie zog an seinem Bart und legte sich auf den Bauch. „Als ich das erste Mal verliebt war, dachte ich, es hielte ewig.“ Er hörte ihrem Gekicher zu und trank die Bitterkeit daraus. Luna lachte; wann lachte sie eigentlich nicht?

Er las ihr aus seinen Tagebüchern vor. Sie spielte mit den Knöpfen seines Hemdes. Plötzlich ergriff er ihre Hand und bedeckte sie mit zarten Küssen. Lunas Spiel hielt an, ihr Blick ruhte auf seinen Augen. Dann stand sie auf, tanzte mit alten Ballettschritten zum Fenster und klopfte gegen die Scheibe. „Mark wartet draußen schon... weißt du?“ Ja; er wollte es aber nicht begreifen.

Einfach sein. Nur leben. Sie küsste Mark und schickte ihm mit ihren honigbraunen Augen Versprechen. Michel las die zehn Versprechen und wartete auf ihre Erfüllung. Ein Kellner schlängelte sich durch die bunt-uniforme Menge und unterbrach so kurz den Augenkontakt zu ihr. Luna stellte Mark eine Blondine vor und verabschiedete sich. „Was machen wir heute? Du weißt, es ist vielleicht der Letzte.“ Michel zog sie zu sich und flüsterte ihr etwas zu. Sie fuhren über eine dunkle, leere Landstraße. „Lonely Boy“ schwängerte die Atmosphäre. Lunas Augen suchten nach dem Mond. Irgendwo hielt Michel an. Sie schaute sich um und sah das Glitzern der Sterne sich widerspiegeln in dunkler Klarheit. Luna erkannte den Ort, den Michel ihr so oft auf Bildern gezeigt hatte. „Willst du nicht bei mir bleiben?“

Ohne Schmerz. Ganz unbeschwert. Luna lud ihre Koffer in ihren roten Corsa. Er stand am Fenster und beobachtete sie. Aus ihrem Strohhut lugten einige Locken heraus, und er verrenkte sich etwas, um die vertrocknete Tulpe zu sehen. Sie winkte ihm, lächelte und warf ihm eine Kusshand zu. Und fuhr los. Das halbe Jahr war herum, der Zugvogel flog zurück in sein Heimatnest. Ohne Gefühle. Ganz spielerisch. Er putzte das Fenster, um ihre letzten Spuren zu verwischen. Und berauschte sich drei Tage lang. Dann zog Lena in Lunas Wohnung ein.

 

Na, dann mach mal. Ich gebe zu, dass ich sehr eitel bin und gar nie editieren mag und mich über jeden Fehler ärgere... Aber Dir sei es erlaubt!

Du willst nicht, dass ich etwas schreibe, denn Schreiben kann man meine derzeitige Rumprobiererei nicht mehr nennen.

Du hast eine feine Art, Texte zu lesen. Genau so erwarte ich es. Kein Vorwurf an Andere, ein Kompliment an Dich!

Danke!

 

Wie? Richtig oder richtiger? Ist das alles? (Soll ich weiter fragen?)

Al, Dein Algorithmus-Vergleich gefällt mir immer besser. Wenn das mal keine (Idee)² für einen neuen Text ist...

 

Ich habe es getan. Muss ich Dir alles aus der Nase ziehen? Nun mach, wenn Du kannst...

Ich denke so lange über einen Algorithmus-Text nach; schließlich muss man aus seinem Nebenfach Info auch einmal was mitgenommen haben.

 

Ja, sicher bin ich interessiert. Bin aber eh mit den Ersten noch nicht durch.

 

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