Stephen King verwendet wenig Adjektive, aber er wiederholt sich bis zur Vergasung und spart auch nicht mit Vorgriffen auf das, was gleich passieren wird.
Wir geraten off-topic im Sinne des Titels, aber das ist eventuell nicht falsch, denn das Thema Adjektive sehe ich als ziemlich abgegrast an, und die neu angeschnittene Torte "Trivialiteratur vs. Literatur" ist doch recht spannend.
Noch bin ich von meiner eigenen Theorie nicht recht überzeugt und da sie mich beunruhigt, würde ich sie gerne widerlegt sehen. Also die Frage auf den Punkt gebracht: Wenn man Füllwörter reduziert und den Text minimalisiert, ist das schädlich oder nicht?
Maria lächelte noch einmal besonders freundlich und ging mit beschwingten Schritten hinaus. Ihr hübsches Sommerkleid mit den frechen Punkten wippte dabei um ihre schlanken Beine. Thorsten sah ihr fasziniert nach. Hoffentlich ergab sich eine Gelegenheit, sie bald wiederzusehen!
Wenn ich das lektorieren oder selber schreiben würde, käme dieser Text dabei heraus:
Maria lächelte noch einmal und ging hinaus. Dabei wippte ihr gepunktetes Sommerkleid um diese unbeschreiblich tollen Beine. Thorsten blickte ihr lange hinterher. - Wie konnte er sie wiedersehen?
Ich kann das auch haarklein begründen:
- besonders freundlich
Ein Lächeln ist immer freundlich. Ein "besonders freundliches" Lächeln erwarte ich von jemandem, dessen Lächeln bemüht / unecht ist. Ich unterstelle mal, daß das im Kontext nicht so gemeint ist.
- mit beschwingten Schritten
Damit kann ich wenig anfangen, bzw. beschwingte Schritte hat jemand, der gerade übertrieben gute Laune hat, weil er im Lotto gewonnen oder die wahre Liebe gfeunden hat. Ich glaube nicht, daß das hier der Fall war.
- hübsches Sommerkleid
Ein subjektives Adjektiv. Wie wir gelernt haben, darf man sowas ja verwenden, wenn es paßt. Aber hier paßt es nicht. "Hübsch" sagen Mütter und Tanten (die Zielgruppe des Romans ... verflucht!).
- mit den frechen Punkten
Dito wie oben. Weder ich (als Leser), noch Thorsten, noch Maria würden Punkte mit dem Attribut "frech" assoziieren. Aber möglicherweise die Zielgruppe, die wahrscheinlich auf latente Sexualität steht. Also alles im biederen Rahmen.
- ihre schlanken Beine.
Subjektives Adjektiv. In diesem Falle legitim für die Perspektive Thorstens, Männer gucken auf Beine. "Schlank" ist jedoch kein Begriff, der mir je im Zusammenhang mit Beinen durch den Sinn ging. Schlank ist die ganze Person, nicht einzelne Körperteile. Beine können lang, aufsehenerregend, toll, anziehend etc. sein, aber nicht schlank.
- fasziniert
Hätte ich fast gelassen, aber dann ging mir irgendwie die Regel "Show don't Tell" durch den Kopf.
- Hoffentlich ergab sich eine Gelegenheit, sie bald wiederzusehen!
Das gefiel mir nicht so recht, weil es mir zu passiv klingt. Er will warten, bis sich was ergibt. Kann in manchen Kontexten auch passend sein, z.B. wenn Thorsten sehr schüchtern bzw. antriebsarm ist. Nur wer will Geschichten über solche Leute lesen?
r