Wer hält sich an all das?
Hallo Zusammen,
was mir schon seit längerem auffällt und auch durch die Kritiken, die ich hier oft lese, sei es dass ich selbst kritisiert werde oder jemand anderes:
diese angeblichen "Handwerksregeln". Show don't tell (d.h. keinen Erklärstil), dass man eher weniger Fremdwörter einfließen lassen sollte, dass man die Sprache eher einfacher halten sollte etc. etc. etc. Aber wer hält sich von den Bestsellerautoren oder überhaupt von den Weltliteratur-Vertretern überhaupt daran? In den Büchern, die oft "hochgelobt" werden, sei es die Klassiker, irgendwas was um die Jahrhundertwende des letzten oder dieses Jahrhunderts geschrieben wurde, dass sich an die Handwerksregeln wirklich jemand hält, stelle ich selten fest.
Ich gebe nur mal Beispiele, wo mir die Missachtung der "angeblichen Handwerksregeln" ganz besonders auffällt:
Keith Ablows Bestseller, bei Kafka, bei Goethe, bei Knut Hamsun, bei Klaus-Erich Boerner ("Das unwandelbare Herz), bei Daphne Du Maurier, bei John Knittel, bei John Steinbeck, bei Richard North Patterson, Erica Strout, Penelope Williamson, Nicholas Sparks... das ist so alles querbeet und ich beziehe das jetzt auch rein auf Romane und Dramen. Aber ich habe auch des öfteren gelesen, dass dieses SDT auch bei den Romanen zum Tragen kommen soll. Aber der Roman lebt doch eigentlich gerade davon, dass man beschreibt, detailliert, erklärt, analysiert, interpretiert. Habe noch keinen Roman gelesen, der "REIN" auf Handlung ausgelegt ist. So einen Roman würde ich auch wahrscheinlich gar nicht lesen. ;-)
Dass sich Kurzgeschichten und Romane voneinander unterscheiden, ist mir klar, aber da habe ich auch viele erlebt, die meinen, man müsse sich beim Roman an SDT halten.
Ich möchte mal wissen, wie man einen Roman ohne jedwede Erklärung, Analyse etc. gestalten will.
Ich nehme als Beispiel mal meinen Roman "Spuren des Mobbings - wenn einer durchdreht" (Genre: Psychothriller). Es liegt doch beim Protagonisten, der sich willkürlich an anderen Menschen vergreift, klar auf der Hand, dass man im Verlaufe des Romans der Triebfeder für sein Handeln auf die Spur kommen möchte. Warum ist er so geworden, wie sah es in seiner Kindheit aus, was hatte er für Eltern, hatte er Freunde, wenn nein, warum keine etc.etc. etc. Dass man da zum Erklärstil greift, ist doch irgendwo naheliegend.
Muss zugeben, bin momentan recht verwirrt.
Gruß
Nadine_20