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Sehen Sie es ein?

Seniors
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03.04.2003
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Sehen Sie es ein?

Als sie zu sich kam, fand sie sich mit Handschellen an ein Bett gefesselt. Es war ein altmodisches Teil mit schmiedeeisernem Gitterrahmen. Im ersten Augenblick fand sie dies nicht weiter störend, zu schwer war der Kopf und zu traumartig das Erlebnis. Ein kleiner fensterloser Raum mit sonderbarer Wandverkleidung aus Schaumstoff, erhellt von einer grellen Neonröhre an der Decke. Sie war nackt, aber sie fror nicht. Es war viel zu warm in diesem Zimmer …
Sie schlief wieder ein.

Ein Zucken durch den ganzen Körper ließ sie wieder erwachen. Diesmal war ihr Kopf völlig klar und der Schrecken gewaltig. Was tat sie hier? Sie konnte es kaum fassen, aber offenbar hatte sie jemand entführt. Wer? Keine Ahnung.
Die Tatsache, daß sie sich nicht erinnern konnte, wie sie hierhergekommen war, steigerte ihre Angst ins Unerträgliche. Zu schreien wagte sie aber nicht, denn wenn sie überhaupt jemand hören würde, dann der, der sie hierhergeschafft und aufgespannt hatte. Und der hatte mit Sicherheit noch etwas mit ihr vor, das sie gar nicht wissen wollte. Das einzig Sinvolle war eine sofortige Flucht. Sie zog an ihren Fesseln, versuchte, Arme und Beine freizubekommen, zuerst vorsichtig, dann immer heftiger, bis ihre Sehnen zu schmerzen begannen.
Während sie sich einen Moment lang ausruhte, raste ihr Gehirn auf der Suche nach Antworten. Das letzte, woran sie sich deutlich erinnern konnte, war, daß sie aufgestanden war. Sie sah sich noch ganz deutlich, wie sie duschte, sich anzog, schminkte, die Ohrringe einsetzte und die Wohnung verließ. Aber danach – kompletter Filmriß. Sie versuchte sich krampfhaft daran zu erinnern, warum sie die Wohnung verlassen hatte. Am wahrscheinlichsten war es, daß sie ins Büro gegangen war. Aber Wahrscheinlichkeit war eine Sache, Gewißheit die andere. Welche Schuhe hatte sie angezogen? Wenn es die mit den Absätzen waren, war sie ins Büro gegangen, wenn es die flachen gewesen waren, war es ein Ortstermin gewesen …
Harndrang. Plötzlich und heftig. Und keine Möglichkeit, ihm nachzugeben.

Sie versuchte es lange. Erst als die wundgescheuerten Handgelenke begannen, rot und feucht zu werden, hörte sie auf. Sollte sie rufen? Angesichts der Ausweglosigkeit ihrer Lage machte es keinen Sinn, weiter zu schweigen.
„Hilfe!“ rief sie. Zuerst zaghaft, dann immer lauter, schließlich aus vollstem Halse brüllend, bis die Stimmbänder versagten. Erst jetzt merkte sie, daß sie weinte. Die Nase war zu, und kein Taschentuch zur Hand.
Sie versuchte, die Sekunden zu zählen, um später sagen zu können, wie lange man sie hier festgehalten hatte. Doch als sie bei fünftausend ankam, verließ sie die Motivation.
So wie sich sich anfangs gefürchtet hatte, daß jemand zur Tür hereinkam, so sehr fürchtete sie sich nun, daß niemand kommen würde. Doch ihre Gebete wurden erhört, es kam jemand. Wenn auch erst eine halbe Ewigkeit später.

„Na, wen haben wir denn da? Unartiges Mädchen, hat Pipi ins Bett gemacht.“
Der Mann war mittelgroß und unscheinbar. Sie schätzte ihn auf Ende Dreißig, also etwa in ihrem Alter. Eine gepflegte Erscheinung mit einer goldgeränderten Brille. Einzig auffällig waren die tiefen Falten um die nach unten gebogenen Mundwinkel. Er machte ihr Angst, und sie empfand grenzenlose Scham.
„Was wollen Sie von mir?“ fragte sie. Und im gleichen Augenblick wußte sie, daß sie diesen Mann schon einmal gesehen hatte. Aber wann und wo, das konnte sie nicht sagen.
„Was denken Sie denn, was ich wollen könnte?“ erwiderte der Mann und kam langsam näher.
„Ich habe keine Ahnung! Ich weiß ja nicht mal, wer Sie sind!“
„Das spricht nicht zu Ihren Gunsten, Frau Hildebrandt. Seine Opfer zu vergessen, ist die höchste Form der Arroganz, die ich mir vorstellen kann.“
„Wovon reden Sie da? Wer ist hier das Opfer?“
„Im Moment Sie, zweifellos. Allerdings würde ich den Ausdruck Gefangene vorziehen. Sie werden bald wissen, warum. Ich gebe Ihnen etwas Bedenkzeit, um sich an mich zu erinnern. Besser, Sie machen mich nicht wütend.“ Der Mann ging wieder aus dem Zimmer.
„Mein Name ist Udo Seidel“, sagte er noch, bevor er die Tür hinter sich schloß.

Natürlich wußte sie, wer er war. Den Namen würde sie nicht so schnell vergessen wie das Gesicht, das sie lediglich dreimal gesehen und sich nie eingeprägt hatte. Er war ein Statist in einem Fall von vielen gewesen – jedenfalls bis zur Strafanzeige. Eine heikle Sache, doch der Staatsanwalt hatte schließlich darauf verzichtet, ein Ermittlungsverfahren einzuleiten. Soweit sie erfahren hatte, war auch niemand der zahlreichen Zeugen angehört worden. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Plötzlich befiel sie ein mulmiges Gefühl.
Sie rief nach ihm, um das Gespräch fortzusetzen, doch es dauerte weitere zwei Blasenentleerungen, bis er sich wieder zeigte. Mit Ekel dachte sie inzwischen daran, was passieren würde, wenn sich der Stuhlgang melden würde.

„Ich hoffe, Ihre grauen Zellen sind zu einem Ergebnis gekommen“, sagte Seidel. Er hatte eine Teekanne mitgebracht sowie ein frisches Bettlaken.
„Was ist da drin?“ fragte sie mit Blick auf die Kanne.
„Wasser. Sie sollen schließlich nicht verdursten. – Wollen Sie?“
Ihre Zunge klebte am Gaumen, aber der Gedanke, von ihrem Entführer eine Gefälligkeit anzunehmen, gefiel ihr nicht.
„Ich weiß nicht, was Sie noch vorhaben“, sagte sie und versuchte dabei ihren streng-vorwurfsvollen Gesichtsausdruck aufzusetzen, der sich durch häufigen Gebrauch in den letzten Jahren in ihre Gesichtszüge gegraben hatte. „Aber Sie haben sich bereits strafbar gemacht. Wenn Sie mich jetzt freilassen, kommen Sie noch mit einer relativ milden Strafe davon.“
Seidel sah sie an mit einem Blick, der sie wünschen ließ, das nicht gesagt zu haben.
„Sie überraschen mich immer wieder“, erwiderte er mit der sanftesten Stimme, die man sich vorstellen konnte. „Ich hätte gedacht, Sie flehen um Ihr Leben, Ihre Freiheit; versprechen mir, der Polizei nichts zu verraten, wenn ich Sie gehen lasse … Doch alles, was Sie mir anbieten ist eine ‚relativ milde Strafe’. Das bestätigt mir, daß ich es eigentlich nicht mit einem Menschen zu tun habe, sondern mit einer bürokratischen Maschine ohne Seele.“
Er holte etwas Kleines aus seiner Hosentasche, befreite es aus einer Hülle von Papier und durchsichtigem Plastik. Es war eine Infusionsnadel, wie sie in Krankenhäusern verwendet wurde. Noch ehe sie etwas sagen konnte, hatte er sie ihr bis zum Anschlag in den Oberschenkel gestochen.
Der Schmerz war heftig, sie schrie und wand sich.
„Zumindest Schmerz scheinen Sie empfinden zu können“, meinte Seidel tonlos. „Das ist schon mal ein Anfang. Vielleicht besteht für Sie noch Hoffnung.“
„Das ist Körperverletzung!“ rief sie.
„Was Sie nicht sagen – das hier auch?“ Er zog die Nadel blitzschnell heraus, nur um sie dicht neben der Einstichstelle erneut in ihr Fleisch zu versenken. „Und das? Und das? Und hier? – Hören Sie auf zu schreien, das nervt. – Ja, weinen dürfen Sie. Weinen reinigt. Sogar solche verdorbenen Wesen wie sie. Es macht sie menschlich.“

Er hatte sie mit einem Waschhandschuh abgewaschen, die Wunden mit einem Pflaster überklebt und das Laken gewechselt. Das neue besaß ein Loch, welches mit einem metallverkleideten Loch in der Matratze korrespondierte. Direkt unter ihrem After. Der Sinn war klar.
Wasser hatte sie keines bekommen. Dazu müsse sie kooperativer werden, hatte er ihr gesagt. Sie weinte noch eine Weile, nachdem er gegangen war. Dann begann sie, ihre Gedanken zu ordnen.
Seidel war ein Psychopath. Als sie das seinerzeit in das Gutachten geschrieben hatte, das dem Gericht vorgelegt worden war, war sie sich dessen noch nicht sicher gewesen. Sie hatte sogar ein schlechtes Gewissen deswegen gehabt. Aber sie hatte recht behalten. Ein kurzes Lächeln der Zufriedenheit huschte über ihr vorzeitig gealtertes Gesicht. Dann wurde sie sich wieder ihrer Lage bewußt.
Wahrscheinlich wurde sie bereits vermißt. Und möglicherweise war der Verdacht auch schon auf Seidel gefallen; er hatte ein aktenkundiges Motiv, so krank und verdreht es auch sein mochte. Nur, ob ihr das etwas nützen würde, war zweifelhaft. Sofern dieses Zimmer in seiner Wohnung oder seinem Haus lag, würde es früher oder später durchsucht werden, aber vielleicht lag es auch in irgendeinem verlassenen Bunker oder einer Jagdhütte.
Wenn sie hier mit heiler Haut davonkommen wollte, mußte sie vielleicht sein Spiel mitspielen. Drei Semester Psychologie, fast zwei Jahrzehnte zurückliegend, waren keine taugliche Grundlage für Überredungsversuche.
Wahrscheinlich ging es Seidel nur um Erniedrigung und Schmerz. Je bockiger sie sich anstellte, desto wütender würde er werden. Sie mußte ihm geben, was er wollte, bevor er es sich mit Gewalt holte. Ja, genau so.
Allerdings würde das sehr schwer werden. Sie war es gewohnt, ihren Willen durchzusetzen und dabei keine große Rücksicht auf die Gefühle anderer nehmen zu müssen.

„Bitte, lassen Sie mich gehen. Ich verspreche auch, niemandem etwas zu erzählen! Ich werde sagen, daß ich eine Grippe hatte, ich …“
„Schön auswendig gelernt, der Text“, sagte Seidel und schob einen Servierwagen heran, der mit einem grünen Tuch bedeckt war. Plözlich roch es im Zimmer nach Desinfektionsmittel.
„Was wollen Sie denn von mir? Ich tue alles, was Sie wollen, aber bitte tun Sie mir nichts.“ Sie fühlte selbst, daß es nicht sehr glaubwürdig klang. Das weinerliche Flehen, das sie geübt hatte, ließ sich nicht auf Knopfdruck abrufen. Sicher wollte sie nicht, daß er ihr etwas tat, aber sie spürte immer noch Verachtung und Trotz. Dieser Geisteskranke war ein wertloser Haufen Hundedreck, nicht wert ihr die Füße zu küssen. Sie konnte keinen Respekt vor ihm entwickeln, und was sie seinerzeit getan hatte, war völlig korrekt gewesen.
„Wenn es in Ihrer oder meiner Macht läge, die Dinge ungeschehen zu machen, wäre es das, was ich verlangen würde“, sagte Seidel und nahm das grüne Tuch ab. Darunter lagen Werkzeuge: Hammer, Bohrer, Säge, Tapeziermesser … Ihr Augen weiteten sich vor Schreck, und Seidel sah es.
„Ja, Angst …“, sinnierte er. „Angst ist immer gut. Die Angst ist die Vorfreude auf den Schmerz.“
„Warum?“ Sie merkte, wie ihr jetzt doch Tränen in die Augen traten. Echte Tränen. „Das ergibt doch keinen Sinn, ich habe nur meine Pflicht getan, ich …“
„Sie wissen, daß das eine Lüge ist“, fiel Seidel ihr ins Wort. „Und ich werde nicht eher ruhen, bis ich das aus ihrem eigenen Mund höre.“
„Ja, es ist eine Lüge“, keuchte sie hastig. „Ich habe Sie betrogen, ich habe gegen Gesetze verstoßen, ich …“
„Nein nein, so wird das nichts“, unterbrach Seidel sie. „Sie leiern das herunter aus Angst, daß ich Ihnen weh tue. Aber es muß Ihre tiefste Überzeugung sein, was Sie sagen. Sie müssen Ihr Unrecht einsehen. Verstehen Sie?“
Sie nickte hastig. Ihr Herz klopfte im Hals und sie war nicht mehr in der Lage, zu sprechen.
Seidel schüttelte den Kopf. „Sie werden verstehen. Früher oder später müssen Sie das.“
Sie schrie, weinte und zappelte, als er ein Loch von fünf Millimetern Durchmesser in ihre linke Kniescheibe bohrte.
Aber auch die anderen Werkzeuge kamen zum Zuge. Eines nach dem anderen. Das Loch in der Matratze leistete dabei gute Dienste.
„Sehen Sie es ein?“ fragte er immer wieder. Doch es war egal, was sie antwortete, er hörte nicht auf. Auch nicht, als nur noch tierhafte Laute ihre Kehle verließen.
Als sie wieder alleine war und auf ihre dick bandagierten Beine blickte, waren ihre Gedanken ausgebrannt. Sie empfand nichts, wünschte nichts, dachte nichts.

Sie blieb sehr lange alleine, schlief immer wieder ein, wachte vor Hunger und Durst auf, schlief wieder ein. Genug Zeit, um über einige Dinge nachzudenken.
Seidel war Architekt gewesen. Sie hatte ihn vor sieben Jahren kennengelernt, seine Frau wollte sich scheiden lassen und sie hatten unterschiedliche Ansichten darüber gehabt, wer die beiden Kinder bekommen sollte. Ein Fall für das Jugendamt, und sie war die zuständige Sachbearbeiterin gewesen.
Seidel hatte behauptet, seine Frau sei zu blöd, um Kinder zu erziehen. Ein dominanter Macho, der andere Leute nicht zu Wort kommen ließ. Frau Seidel dagegen war ein verhuschtes kleines Wesen, das sich kaum getraut hatte, den Mund aufzumachen. Sie hatte sich mit ihr auf Anhieb verstanden und beschlossen, ihr zu helfen.
Seidel hatte anfangs kaum Schwierigkeiten gemacht, war aus der Wohnung ausgezogen und hatte seine Frau nicht weiter belästigt. Aber dann hatte Frau Seidel stressbedingt einen Nervenzusamenbruch erlitten und mußte für einige Wochen in die Klinik. Sofort war der vergessen geglaubte Macho wieder auf dem Plan erschienen und hatte die Herausgabe der Kinder gefordert. Er konnte jedoch dazu überredet werden, eine Einverständniserklärung zu unterschreiben, daß die Kinder für die Dauer des Klinikaufenthaltes seiner Frau in einer Tageseinrichtung untergebracht wurden.
Leider war danach der Zirkus erst richtig losgegangen. Seidel behauptete, die Kinder seien gegen seinen Willen in ein Heim gesteckt worden. Er beantragte beim Familiengericht das Sorgerecht, belästigte das Heimpersonal und schrieb ans Jugendamt Drohbriefe. Er schien auch seine Frau in der Klinik unter Druck zu setzen, denn diese war plötzlich bereit, ihm die Kinder abzutreten. Es hatte sehr viel Kraft und Nerven gekostet, sie von dieser Idee wieder abzubringen.
Seidel hatte sogar sie selbst bedroht und am Telefon die „Freilassung“ seiner Kinder aus dem Heim gefordert. Sie hatte versucht, ihm ruhig zu erklären, daß er doch selbst die Einverständniserklärung unterschrieben hatte und eine schriftliche Rücknahme nicht vorlag. Ein Fehler vielleicht, denn das hatte Seidel danach umgehend nachgeholt. Frau Seidel war mit den Kindern daraufhin ins Frauenhaus geflüchtet und dortgeblieben, bis das Gericht den Sorgerechtsantrag Seidels abgelehnt und das Sorgerecht auf die Mutter übertragen hatte.
Und nun, sieben Jahre später war der Psychopath wieder aufgetaucht und versuchte, sie mittels Folter dazu zu bringen, daß sie einsah, daß sie damals im Unrecht gewesen war. Völlig verrückt …
Sie hätte alles dafür getan, wieder nach Hause zurückkehren zu können. Aber ihr Verstand ließ sich nicht überlisten. Sie hatte richtig gehandelt und bereute nichts. Und Seidel spürte das. Natürlich konnte es auch sein, daß er nur so tat. Vielleicht war es egal was sie sagte und wie sie es sagte, diese Vorstellung war beängstigend …

Am nächsten Tag – sofern man in einer fensterlosen Zelle noch von einem Zeitgefühl sprechen konnte – brachte Seidel ihr zu Essen und zu Trinken und wechselte die durchgebluteten Verbände. Widerwillig ließ sie sich von ihm füttern; es brachte nichts, die Stolze zu spielen. Sie würde hier nicht wegkommen, außer er ließ es zu.
„Haben Sie nachgedacht?“ fragte er.
Das vielversprechende Gespräch endete mit mehreren Schnittwunden und neuen Löchern.
„Sehen Sie es ein?“
Bevor sie das Bewußtsein verlor, dachte sie noch daran, daß ihr Schienbein nach ihrem Tod als Querflöte verwendet werden konnte.

„Das sieht nicht gut aus“, sagte Seidel, als er den von gelber Flüssigkeit durchtränkten Verband vom Fuß wickelte. Er klebte in der Wunde, doch mit einem beherzten Ruck ließ sich das Problem lösen. Sie schrie, doch nur bis ihr vom Anblick ihres Fußes der Atem stockte.
Zwischen den Zehen befand sich keine Haut mehr, nur rotes rohes Fleisch, und was an Haut noch übrig war, hatte sich dunkel verfärbt.
„Hm …“ Seidel tastete die graue Haut ab, die sich problemlos ablösen ließ. „Da scheine ich wohl eine Arterie erwischt zu haben …“
Sie spürte ein Würgen im Hals.
„Tja, ich fürchte, wenn Sie nicht an Wundvergiftung sterben wollen, muß der Fuß ab.“
Das Würgen gewann an Substanz und bahnte sich einen Weg nach draußen.
„Pfui Teufel“, kommentierte Seidel. „Sie machen mir wirklich Arbeit, Frau Hildebrandt.“ Er ging kurz und kehrte mit einer Spritze zurück, ihr „Nein, bitte nicht“ beharrlich ignorierend.
Der zweite Filmriß.

Er ließ ihr vier Tage Zeit, den Verlust ihres Vorfußes zu beweinen, dann kehrte er mit dem Werkzeugwägelchen zurück.
„Habe ich Ihnen schon gesagt, wie sehr ich es hasse, Ihnen weh zu tun?“
Sie sagte nichts, aber ihr Atem wurde schneller, ebenso der Herzschlag. Sie wand sich in ihren Fesseln. Die Fluchtreflexe mochten nutzlos sein, aber sie waren nicht so einfach abzustellen.
Diesmal holte er eine kleine Zange hervor und näherte sie ihrem Gesicht. „Ich probiere heute mal etwas Neues aus. Vielleicht klappt es ja diesmal.“
„Es ist genug“, hörte sie sich selbst sagen. „Ich will sterben.“
Sie wußte nicht, was sie mehr überraschen sollte: Die Worte, die sie gesprochen hatte oder daß er die Zange wieder weglegte.
„Der erste vernünftige Vorschlag, den ich von Ihnen höre. Aber ich halte nichts von alttestamentarischer Rache.“
Sie glotzte verständnislos. Das Herzklopfen wurde nicht weniger.
„Jemanden zu töten, um damit den Tod eines anderen auszugleichen, ist nicht mein Stil“, erklärte Seidel. „Obwohl ich uns beiden damit sicher viel ersparen würde …“
Was faselte der irre Metzger da?
„Herr Seidel …“
„Ja, bitte?“
„Wessen Tod würden Sie mit mir ausgleichen?“
Seidel blickte sie stumm an. Lange. Für einen Moment schien in seinen Augen so etwas wie eine entsetzte Erkenntnis aufzublitzen.
„Sie wissen das nicht? Ihretwegen ist meine Tochter doch gestorben.“
Sie fühlte, wie ihr abwechselnd heiß und kalt wurde. „Das … Das wußte ich nicht. – Wieso denn? Ich meine …“
„Bakterielle Sepsis, verursacht durch eine unbehandelte Nierenentzündung.“
„Das … tut mir leid, Herr Seidel. Aber … warum geben Sie mir die Schuld? Was habe ich damit zu tun?“
„Sie haben die Umstände geschaffen, unter denen das geschehen konnte. Sie haben dafür gesorgt, daß die Kinder meiner Frau zugesprochen wurden. Obwohl Sie genau gewußt haben, daß sie aufgrund einer psychischen Erkrankung nicht in der Lage war, ihren Aufgaben als Mutter nachzukommen.“
„Nein … Ich habe nicht …“
„Eine Woche lang hatte meine Tochter hohes Fieber.“ Seidel schluckte schwer. „Aber meine Frau brachte sie nicht zum Arzt. Erst als sie kalt war, rief sie eine Nachbarin zu Hilfe, und die rief dann mich. Aber ich …“ Seidel brach in Tränen aus und wandte sich ab.
Er vergaß, die Türe hinter sich zu schließen. So hörte sie sein Schluchzen, irgendwo ein oder zwei Stockwerke weiter oben.
Sie wußte nicht, was sie davon halten sollte, sie wußte noch nicht einmal, ob er die Wahrheit sagte. Sie war nur froh, daß er die Zange weggelegt hatte.

Seidel kehrte einigermaßen bald zurück. Er hatte Papiere dabei, die er ihr zeigte. Eins war ein Zeitungsausschnitt, der darüber berichtete, wie ein Kind in einem verwahrlosten Haushalt gestorben war. Er zeigte ihr die Sterbeurkunde von Tanja Seidel, sie war nur vier Jahre alt geworden. Er zeigte ihr auch ein Gutachten, das Frau Seidel als nicht erziehungsfähig einstufte und einen Beschluß des Familiengerichts, das Sorgerecht für das verbleibende Kind auf den Vater zu übertragen.
„Sie haben damals alles versucht, mich als Psychopathen hinzustellen“, sagte Seidel. „Mit Erfolg. Mit einem sehr bedauerlichen Erfolg. Dabei war meine Frau es, die krank gewesen ist. – Nein, sagen Sie nichts. Sie denken mit Sicherheit, daß Sie im Nachhinein recht haben, weil ich Ihnen all die Sachen hier antue. Aber da verwechseln Sie Ursache und Wirkung. Ein unschuldiges Kind mußte sterben und ich habe jahrelang gelitten wie ein Tier, weil eine selbstherrliche Zicke gegen jede Vernunft ihre feministischen Ansichten durchboxen wollte.“
„Das ist doch gar nicht wahr!“ protestierte sie. „Sie hatten doch die Einverständniserklärung unterschrieben. Sie hätten nur den entsprechenden Antrag zu stellen brauchen, anstatt mit Anwalt und Drohungen …“
„Nanana! Wir beide wissen, was da abgelaufen ist. Ich denke, daß ich Ihnen diesen Zahn noch ziehen muß.“
Was er dann auch tat – buchstäblich. Das war der Sinn der Zange. Jammernd folgte sie dem Ziehen an ihrem Schneidezahn mit Kopf und Oberkörper soweit es nur ging, bis die Handschellen und die knackenden Schultergelenke sie stoppten.
Als sie das gräßliche Knirschen im Kopf spürte und ein blendener Feuerball aus Schmerz in ihrem Oberkiefer explodierte, brach etwas in ihr zusammen. Für immer.
„Sehen Sie es ein?“
Sie sah es ein.

Das Interview wurde auf Band aufgezeichnet. Das meiste von dem, was sie sagte, wußte Seidel offenbar schon, denn er nickte nur. Nur an wenigen Stellen hatte er Zwischenfragen.
Es überraschte ihn nicht, zu hören, daß ihr ursprüngliches Motiv, seine Unterschrift zur Heimunterbringung zu erpressen, tatsächlich Überzeugung gewesen war. Allerdings überraschte es ihn, daß die Hauptquelle der Vorurteile gegen ihn seine Frau gewesen war, die behauptet hatte, er schlage sie und die Kinder. Später, als immer klarer wurde, daß mit Frau Seidel etwas nicht stimmte und ihre Geisteskrankheit nicht mehr zu übersehen war, hatte sich der Leiter des Jugendamtes eingeschaltet und angeordnet, daß man schon zu weit gegangen war, um einen Rückzieher zu machen.
Daß sowohl Seidels Dienstaufsichtsbeschwerde als auch Strafanzeige gegen das Jugendamt ins Leere gegangen waren, war der Tatsache zu verdanken, daß der Amtsleiter ein guter Freund des Bürgermeisters war.
„Tja“, sagte Seidel und stoppte das Band. „Das ist die Ironie des Schicksals. Wenn meine Strafanzeige etwas bewirkt hätte, säßen wir jetzt nicht hier. Sie wären Ihren Job los und hätten eine ordentliche Geldstrafe bekommen, aber dafür hätten Sie noch Ihren Zahn und ihren Fuß. Das Unrecht, das Ihnen einen Vorteil bringen sollte, hat sich am Ende gegen Sie gewendet.“
Sie fühlte bei diesen Worten eine sonderbare innere Leere. Seidel hatte ihr nicht nur eine verborgene Seite von ihr gezeigt, er hatte sie zugleich im Übermaß dafür büßen lassen. Sie wußte nicht, wie sie je wieder ins Büro gehen und ihre Arbeit tun sollte.
„Sind … wir jetzt fertig?“
„Im Prinzip schon“, sagte Seidel. „Sie haben Ihre Tat eingesehen und sie haben Ihre Strafe empfangen. Das war am wichtigsten. Und glauben Sie mir, ich habe es nicht genossen. Ich kann nämlich kein Blut sehen, wissen Sie?“
Wieder schlug ihr Herz schneller. Würde Seidel sie nun freilassen?
„Aber wie Sie selbst wissen, bestehen manche Dinge nicht nur aus einem strafrechtlichen Teil. Oftmals gibt es auch zivilrechtliche Aspekte.“
Seidel begann sich auszuziehen. Das ergab keinen Sinn.
„Wenn jemand durch eine Straftat geschädigt wurde, kann er eine Wiedergutmachung einklagen“, erklärte Seidel weiter. „Ihretwegen ist ein Kind gestorben. Wie könnte wohl eine Entschädigung dafür aussehen?“
„Ich … Ich weiß nicht“, stotterte sie, doch als Seidel nackt zu ihr aufs Bett kroch und sie sein erigiertes Glied sah, wußte sie es genau.
„Ich will ehrlich zu Ihnen sein“, sagte Seidel. „Sie zu quälen war auch eine Tortur für mich, und ich bin froh, daß es vorbei ist. Aber das hier wird mir sehr wahrscheinlich Spaß machen, auch wenn der Spaß nicht das Wesentliche ist.“
„Bitte, lassen Sie mich endlich gehen!“
„Tut mir leid“, sagte Seidel, „mir liegt kein schriftlicher Antrag dazu vor.“
Sie hielt den Atem an, als sein Penis sich in ihr Geschlecht bohrte. Sie war alles andere als feucht, und entsprechend schmerzhaft gestaltete sich die Prozedur.
„Ich hoffe, es wird ein Mädchen“, flüsterte Seidel, während er mit einer Hand sanft über ihre Stirn strich. Und zum ersten Mal ihrem Leben sah sie ihn lächeln.

 

Im Moment scheinen "Ekelgeschichten" in zu sein, deine hebt sich aber mM nach wohltuend davon ab, weil sie nicht zu explizit wird. Hat einen Misery-Touch der mir gefällt und das Ende setzt einen abrundenen Schlusspunkt.

Detailanmerkungen hab ich keine (doch: "Seidel war Archtekt gewesen" - man schenke dem Manne ein "I".), das liegt zum Einen daran, dass der Text flüssig geschrieben war und ich nirgendwo hängenblieb, zum Anderen aber auch daran, dass ich den Anfang nicht sonderlich sorgfältig gelesen habe. Irgendwie ging's mir nicht schnell genug, die ersten beiden Absätze haben mich nicht unbedingt mitgerissen.
Vielleicht bin ich aber auch nur gerade zu ungeduldig - ich werd's in ein paar Stunden nochmal lesen.

Jou ... war nett.

Ginny

 

Hallo, Ginny!
Wenn du da bist, bist du in der Regel auch immer die erste, die einen Kommentar abgibt, hehe.
Danke fürs Lesen und Kommentieren. Bin gespannt, ob es dir in einigen Stunden immer noch gefällt.

r

 
Zuletzt bearbeitet:

Na ja, ich würde diese Story nicht unbedingt als waschechte Splatter-Geschichte ansehen. Splatter-Einschlag sicher, aber die Hauptspannung ging wohl nicht von den Ekeleffekten aus.

Hi Relylisium!

Ging schneller als erwartet mit der angekündigten Story (oder sollte das womöglich gar nicht die sein?)
Sie war wieder auf einem hohen Niveau, hat sicher Spaß gemacht, sie zu lesen.
(Obwohl sie ein ganz klein wenig mit der heißen Nadel gestrickt war?)
Klasse natürlich, dass du nicht hast hinreißen lassen, die Effekte auszuwalzen, für mich kamen sie dadurch erheblich besser. Einbildung und Fantasie und so. :D

Was mir allerdings aufgefallen ist, du scheinst die neue Rechtschreibung bei gewissen Sachen hartnäckig zu ignorieren, bei anderen nicht.


Am Beginn, gleich in den ersten Sätzen findet sich zweimal das Wörtchen fand. Klingt unschön und für eines der beiden findet sich bestimmt ein Synonym.

offenbar hatte sie jemand entführt. Wer? Keine Ahnung.

Die Beantwortung ihrer eigenen Frage klingt ein wenig komisch - frag mich nicht warum.

„Mein Name ist Udo Seidel“, sagte er noch

Das ist arg klischeehaft, so spricht kein Mensch (zumindest nicht in dieser Situation).

was passieren würde, wenn sich der Stuhlgang melden würde

Ich glaube, es hörte sich besser an, wenn man formulierte: wenn sich der Stuhlgang meldete.
(Es ist natürlich jetzt eine Fehlersuche auf ziemlich hohem Niveau, und manch einer findet sie korintenkackerhaft)

einer bürokratischen Maschine ohne Seele

Eine Maschine hat keine Seele, somit braucht dies auch nicht gesondert hervorgehoben werden.

nur um sie dicht neben der Einstichstelle erneut in ihr Fleisch zu versenken. „Und das? Und das? Und hier?

Uuuh, das war eklig. Das zeigt aber, dass du deine Lektionen gelernt hast. :D

Sie war es gewohnt, ihren Willen durchzusetzen und dabei keine große Rücksicht auf die Gefühle anderer nehmen zu müssen.

Da hätte ich mir gewünscht, dass du die Charaktereigenschaft anhand von Aktion zeigst. (Show, dont tell - oder wie heißt das noch?)

nicht wert ihr die Füße zu küssen

Nochmal 'n absolut ausgelutschtes Klischee.

Seidel kehrte einigermaßen bald zurück

Klingt seltsam als Zeitangabe mit dem Wörtchen bald.

Oberkiefer explodierte, brach etwas in ihr zusammen

Das hat mich an den Showdown in "1984" erinnert (das Buch), als der Protagonist von den Schergen endgültig gebrochen wurde - ein großer, trauriger Moment.

Mein Fazit: Handwerklich top, hat Spaß gemacht, danach zu lesen und deine Tricks zu suchen. Wenn du dann wieder ein Thema hast, das dich interessiert (Ägypten :D ), dann wird es auch wieder eine richtig Klasse Geschichte.

Viele Grüße von hier!

 

Habe gerade deine Geschichte gelesen und..... bin sprachlos. Wirklich gut. Freue mich auf weitere . :)

 

Huhu, Olgmens!

Freut mich, daß es dir gefallen hat. Weiß nicht, ob du das schon selbst gesehen hast, aber das war nicht meine erste Geschichte. Brauchst also auf nichts zu warten.

r

 

Hi, relysium

tolle Geschichte, wie so ziemlich alle die du bisher geschrieben hast! Am Anfang hast du geschrieben:

zu schwer war der Kopf und zu traumartig das Erlebnis
wieso traumartiges Erlebnis, wenn sie sich doch an nichts erinnern kann?
Sonst sehr nette Geschichte, auch wenn die Story des entführten, armen Opfers, das von ihrem Entführer gepeinigt und gefoltert wird, schon tausende Male Stoff guter wie auch schlechter Geschichten (man erinnere sich and <Sie> v. Stephen King o.ä.) geworden ist, so muss man doch sagen, dass du eine gute und fesselnde Geschichte geschrieben hast. Weiter so!

Dragon

aso: Bevor ichs vergesse. Ich hätte da noch einen Verbesserungsvorschlag. Vielleicht hättest du im ersten Absatz noch ein bisschen mehr auf ihre Nacktheit eingehen können *g*

 

Hi, Dragon!

Deiner Beitragszahl (1) entnehme ich, daß du neu bist. Insofern herzlich willkommen in diesem Forum!
Mit dem traumartigen Erlebnis ist das Bemerken der Gefesseltheit gemeint. Zusammen mit dem noch schweren Kopf ist das eine ziemlich unwirkliche Sache.

Daß das ganze an Sie/Misery erinnert, ist mir nachträglich auch aufgefallen. Ebenso mußte ich auch an die Orwell-Szene mit dem Zahn denken - nachdem ich obige Zahnsache schon geschrieben hatte. Unterbewußte Inspiration? Keine Ahnung.

r

 

Yo, die hier hab ich glatt übersehen.

Hanniball schrieb:
Na ja, ich würde diese Story nicht unbedingt als waschechte Splatter-Geschichte ansehen. Splatter-Einschlag sicher, aber die Hauptspannung ging wohl nicht von den Ekeleffekten aus.
Sollte auch kein Splatter / Ekel sein.
Wenn ich richtigen Splatter schreiben würde, würde das kein Mensch zu Ende lesen, hehe.
Na ja, wie schon gesagt, schreibe ich vielleicht mal eine, um die Stehkraft derer zu testen, die hier selbst den Ekel propagieren.
Was mir allerdings aufgefallen ist, du scheinst die neue Rechtschreibung bei gewissen Sachen hartnäckig zu ignorieren, bei anderen nicht.
Das stimmt. Ich habe die alte Rechtschreibung mein ganzes Schulleben lang eingebleut bekommen und 99% meiner Bücher sind in der alten RS. Nur weil ein paar dicke Hirne beschließen, daß man "daß" jetzt "dass" schreibt, muß mich das noch lange nichts angehen.
Manche der Änderungen erscheinen mir aber sinnvoll, vor allem was das getrennte Schreiben zusammengesetzter Verben angeht. Ich übernehme daher, was mir paßt.

Danke fürs Kommentieren, zu einigen Anmerkungen habe ich was zu erwidern:

Die Beantwortung ihrer eigenen Frage klingt ein wenig komisch - frag mich nicht warum.
Was soll ich denn dann fragen?
Das ist arg klischeehaft, so spricht kein Mensch (zumindest nicht in dieser Situation).
Findest du?
Eine Maschine hat keine Seele, somit braucht dies auch nicht gesondert hervorgehoben werden.
In wörtlicher Rede ist sowas nicht so eng zu sehen.
Da hätte ich mir gewünscht, dass du die Charaktereigenschaft anhand von Aktion zeigst. (Show, dont tell - oder wie heißt das noch?)
Da hätte ich zahllose langweilige Rückblenden einfügen müssen.
Es handelt sich hier im Übrigen um eine Selbstreflexion. Ich weiß z.B. selbst, daß ich kein netter Mensch bin, kann das aber nicht an konkreten Beispielen festmachen.
Nochmal 'n absolut ausgelutschtes Klischee.
Jaja ... ;)
Klingt seltsam als Zeitangabe mit dem Wörtchen bald.
Ohne das Wort klingt es aber noch seltsamer :D
Das hat mich an den Showdown in "1984" erinnert (das Buch), als der Protagonist von den Schergen endgültig gebrochen wurde - ein großer, trauriger Moment.
Ja, daran habe ich auch gedacht.
Mein Fazit: Handwerklich top, hat Spaß gemacht, danach zu lesen und deine Tricks zu suchen. Wenn du dann wieder ein Thema hast, das dich interessiert (Ägypten :D ), dann wird es auch wieder eine richtig Klasse Geschichte.
Meine Lieblingsthemen verwurste ich in meinen Romanen. Hierher kommt nur der Abfall ... :naughty:

r

 

Hi, relysium

danke für den herzlichen Willkommensgruß. Bin erst seit ein paar Tagen registriert, hab aber schon des halbe kg.de durch :D. Ich sag mir immer: nur eine, dann hörste auf... irgendwann sind dann schon wieder Stunden vorbei :lol:.
Meine erste Geschichte kommt au bald, würde mich freuen, wenn du sie vielleicht auch mal kritisieren könntest ;).

Bin schon mal auf die nächste Geschichte gespannt.

Weiß nicht, ob du das schon selbst gesehen hast, aber das war nicht meine erste Geschichte. Brauchst also auf nichts zu warten.
hab ich aber schon fast alle durch :D!

Dragon

 

Tolle Story mal wieder

Hi,

jetzt melde ich mich doch auch mal zu Wort, nachdem ich schon seit Monaten hier eifrig am mitlesen bin, aber immer zu faul war mich zu registrieren.

Die Story war mal wieder ganz toll zu lesen. Wie so viele von dir, relysium.
Es hat echt Spaß gemacht sie zu lesen und ich hab solches Mitleid mit der Frau bekommen...

Die Dinge, die mir aufgefallen sind haben eigentlich schon alle meine "Vorschreiber" erwähnt, während ich auf die Freischaltung meines Account gemeldet hab.

Also, relysium, echt gute Story, die mir meine Langeweile in der Mittagspause schön verkürzt hat!

Liebe Grüße
Steffili

 

Wow, das ist doch ein erhebendes Gefühl, wenn sich jemand registriert, um eine Story von mir zu kommentieren. :bounce:

Hm. Ist natürlich blöd, wenn man dann nicht (rechtzeitig) zu Wort kommt. - Aber das kann dir ab jetzt ja nicht mehr passieren.

Herzlich willkommen in diesem Forum!

r

 
Zuletzt bearbeitet:

hi zuerst!

also:

Es war ein altmodisches Teil mit schmiedeeisernem Gitterrahmen.
Würde Ding schreiben, klingt runder als "Teil".

Die Nase war zu, und kein Taschentuch zur Hand.
Klingt zu umgangssprachlich: Ihre Nase war verstopft vielleicht :shy:

Im Moment Sie, zweifellos
klingt cool :cool:

Ja, weinen dürfen Sie. Weinen reinigt. Sogar solche verdorbenen Wesen wie sie. Es macht sie menschlich.“
auch sehr gut

Darunter lagen Werkzeuge: Hammer, Bohrer, Säge, Tapeziermesser … Ihr Augen weiteten sich vor Schreck, und Seidel sah es.
ganz ehrlich, ein "Oh gott" hat sich über meine lippen geschlichen.... :sealed:

Sie hatte sich mit ihr auf Anhieb verstanden und beschlossen, ihr zu helfen.
klingt ein bisschen komisch, da die prot ja eine dominante, selbstbewusste frau ist. vielleicht mitleid?

ihr Schienbein nach ihrem Tod als Querflöte verwendet werden konnte.
:sealed: aua!

Ich kann nämlich kein Blut sehen, wissen Sie?“
:dozey:

Und zum ersten Mal ihrem Leben sah sie ihn lächeln.
Nicht er sie??? Weil, weshalb sollte sie lächeln?

Also, ich find deine Story echt klasse, vor allem das mit dem querflöte spielten. Musste mir manchmal buchstäblich die hand vor den mund schlagen, sehr schön!

P.S.: erinnert mich auch ein bisschen an misery, der schriftsteller wird von der krankenschwester entfürt und im werden die beine abgehackt (schauer).

hat mir super gefallen.

cu tama

ich hoffe, hab mich nicht zu oft wiederholt mit meinen vorgängern. wenn ja, tuts mir leid.

 

Dank auch dir, Tamira fürs Lesen und Kommentieren.

Komischerweise hatte ich bei dieser Geschichte ein merkwürdiges Gefühl, ich empfand sie als nicht rund, und bei jeder Antwort war ich ein wenig ängstlich, abgewatscht zu werden.

Das Gegenteil ist offenbar der Fall, und das motiviert mich natürlich sehr, bald schon wieder was hier reinzustellen.

r

 

Huch, jetzt kommt sie doch, die Prügel... ;)

ProgMan schrieb:
Hier würde ich sagen: verschenkt. Das ist doch einer der schlimmsten Situationen überhaupt. Man weiß, es ist etwas ganz schlimmes mit einem passiert, aber man bekommt nicht auf die Reihe, was. Das müsste einem doch verrückt machen.
Wenn man gerade aus einem Dämmerzustand erwacht, ist das schon ganz realistisch so. ("Hm, wo bin ich? Und wo sind denn meine Beine? Egal, ich suche sie später. Schlafen...")
Diese Oberflächlichkeiten, von denen Hanniball auch schon einige angesprochen hat, ziehen sich durch die ganze Geschichte (die zugegebenermaßen ein heikles Thema hat).
Na gut, teilweise stime ich dir zu.
Auch die wörtliche Rede fand ich nicht wirklich gelungen. Sie ist sich ja ihrer Situation voll bewusst, redet aber mit ihm wie über ihren Schreibtisch hinweg.

Das klingt geradezu aggressiv bürokratisch, dabei sollte sie doch eigentlich alles tun, um die Situation zu entschärfen, oder nicht.

So ist sie aber. Ich versuche nur, dem "Show, don´t Tell" gerecht zu werden.
Also ich fände es nicht gut, wenn du in diesem Stil weitermachen würdest. Aber ich und der Rest der kg.de stehen ja meist auf verschiedenen Seiten.
Die nächste Geschichte wird der pure Splatter. Da werden auch einige aufschreien, hehe.

r

 

Tag, Relysium

Ich bin mir sicher, dass Du weder »Misery« von Stephen King, noch »Red Dragon« von Thomas Harris gelesen hast.
Eine ans Bett gefesselte/ gefangengenommene Schlüsselfigur, kreative Dialoge voller unterschwelligem Unheil, dann Folter- in diesem Fall sogar an den Füßen beginnend- das finden wir in ähnlicher Form in diesen Bestsellern, ein erzwungenes Interview inklusive.
Diese Geschichte schmerzt, und ich habe die Nase voll davon; das ist nicht negativ gemeint, keineswegs!
Aber niemand hier geht so an die Grenzen wie Du, es sei denn es, wird blutiger Trash produziert ( der durchaus charmant sein kann, keine Frage), aber nix da: Du gehst mit absoluter Nüchternheit ans Werk, versiehst dein nachtschwarzes Zeug mit gerade der Portion Ironie, dass es eben noch erträglich ist, und gehst wirklich weit- nur um dann noch einen Schritt weiter zu gehen.
Es gibt keine Erlösung, kein Happy End, selbst Läuterung und Einsicht hilft einem nicht weiter- wohin wird das führen?

Beste Sätze:

»„Das spricht nicht zu Ihren Gunsten, Frau Hildebrandt. Seine Opfer zu vergessen, ist die höchste Form der Arroganz, die ich mir vorstellen kann.“«

So habe ich es noch nie gesehen- interessante Erkenntnis.

»Aber auch die anderen Werkzeuge kamen zum Zuge. Eines nach dem anderen. Das Loch in der Matratze leistete dabei gute Dienste.«

Eine Relysium-Formulierung, die spielend aus dem Wust aller geschriebenen Sätze in diesem Forum herauszufiltern ist: Damit stimmt meine Theorie, dass mitunter ein Satz genügt, einen speziellen Autoren zu erkennen.

»Bevor sie das Bewußtsein verlor, dachte sie noch daran, daß ihr Schienbein nach ihrem Tod als Querflöte verwendet werden konnte.«

MUSS ICH ZU DIESEM Satz irgendwas sagen? Nee, oder?


Fazit: Widerwärtig sachlich, sachlich widerwärtig.
Allerdings klingt das Echo der beiden genannten Bücher stark nach, was mich zu der Folgerung bringt, dass Du sie nicht gelesen haben KANNST.

J

 

Hy, Jack!

Danke für's Lesen und Kommentieren!
Den Red Dragon habe ich in der Tat nicht gelesen.
Misery habe ich vor über 15 Jahren mal gelesen, aber die Ähnlichkeit ist mir erst im Nachhinein aufgefallen. Na ja, soviel Ähnlichkeit ist es eigentlich gar nicht, außer daß man in beiden Fällen was mit "im Bett gefangen halten" und "Fuß ab" findet. Aber diese Motive sind wohl so eindringlich, daß sie wie bei Pawlow's Hund... - du verstehst?

Nochmal Danke.

r

 

Es bedeutet nichts anderes als, dass Du eine Geschichte geschrieben hast, die gut, aber Jahre zu spät kommt:-)

Und dass sie in ihrer Intensität über die Brutalität von Red Dragon und Misery hinausgeht, und zwar auf bedeutend geringerem Raum, aber mit größerer Freude an gewissen chirurgischen Schmankerln.

Das war keine negative Kritik- ich wollte nur ein Muster in der Literatur an sich aufzeigen.


J

 

Hallo rel,

da warte ich seit Deiner Ankündigung auf Deine neue Geschichte; um dann festzustellen, dass sie schon lange da ist. :shy:

Tja, was soll ich sagen? Du zeigst mir, dass man Ekel nicht bis ins kleinste Detail darstellen muß, um Ekel zu erzeugen.

Bedrückend, bedrohlich! Um nur zwei passende Adjektive (Du weißt, ich bin ja ein Fan davon :D ), die auf Deine story zutreffen, zu nennen.
Einer meiner Lieblingsabsätze:

„Das spricht nicht zu Ihren Gunsten, Frau Hildebrandt. Seine Opfer zu vergessen, ist die höchste Form der Arroganz, die ich mir vorstellen kann.“
„Wovon reden Sie da? Wer ist hier das Opfer?“
„Im Moment Sie, zweifellos. Allerdings würde ich den Ausdruck Gefangene vorziehen. Sie werden bald wissen, warum. Ich gebe Ihnen etwas Bedenkzeit, um sich an mich zu erinnern. Besser, Sie machen mich nicht wütend.“ Der Mann ging wieder aus dem Zimmer.
„Mein Name ist Udo Seidel“, sagte er noch, bevor er die Tür hinter sich schloß.
an Bedrohlichkeit wohl kaum zu übertreffen.
Auch die übrigen Dialoge (bzw Monologe, wenn sie mal nur schrie) passten hervorragend zu den jeweiligen Protagonisten.

Ein Satz hat mich dann doch ein wenig aus dem Konzept gebracht:

Bevor sie das Bewußtsein verlor, dachte sie noch daran, daß ihr Schienbein nach ihrem Tod als Querflöte verwendet werden konnte.
Eigentlich ein sehr schöner Satz, doch so denkt doch niemand in solch einer Situation

Die Nase war zu, und kein Taschentuch zur Hand.
Und was hätte sie damit bitteschön gemacht? :D ;)

Und dann hab ich tatsächlich ein kleines Fehlerchen entdeckt ...hä...hä

Seidel war Archtekt gewesen
:D
So, um es kurz zu fassen: Hat mich wahrlich gefreut, mich mal wieder Deiner kranken Fantasie auszusetzen. Und ich kann auch diesmal nicht behaupten, dass die story zu kurz ist (Wunder) :thumbsup:

Gruß! Salem

 

Danke, Salem, für deinen Kommentar. Freut mich immer, wenn meine Geschichten gefallen.
Aber das ist sie nicht, die versprochene Ekel-Story. Die ist noch im Werden. Kann leider noch eine Weile dauern, ich muß entsetzlich viel arbeiten und komme zur Zeit nicht mal zum Lesen und Kommentieren hier.

r

 

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