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Reformierte Neue Rechtschreibung

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05.05.2004
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Reformierte Neue Rechtschreibung

Da ab August 2006 die reformierte Neue Rechtschreibung gültig sein wird und auch jetzt schon manche Ausschreibungen einen Text verlangen, der nach diesen Regeln verfasst wurde, bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als uns damit zu beschäftigen. Ich habe im Netz zwar eine Menge Seiten gefunden, auf denen die angeblich "wichtigsten Änderungen" aufgelistet sind, aber ich konnte keine Liste aller neuen bzw wieder gültigen alten Regeln finden. Hier eine Liste der Neuerungen, die ich gefunden habe (so weit ich sie verstanden habe!). Korrekturen und Ergänzungen sind gerne gesehen.

I Getrennt- und Zusammenschreibung

Stehen zwei Verben hintereinander, werden sie prinzipiell getrennt geschrieben. Aber wird ein Begriff im übertragenen Sinne gebraucht und kommt als zweiter Bestandteil lassen oder bleiben vor, soll das Wort künftig zusammen geschrieben werden. Beispiel: in der Schule sitzenbleiben. Die Freundin sitzenlassen.

Haben Substantive ihre Eigenschaft als Hauptwort weitgehend verloren, sollen sie mit dem Verb verschmelzen. So wird es wieder eislaufen, leidtun und krankschreiben heißen statt Eis laufen, Leid tun und krank schreiben.

Bei Wortverbindungen, in denen das Adjektiv eine Eigenschaft des Subjekts bezeichnet, ist es möglich, dieses Wort getrennt oder zusammen zu schreiben. Zum Beispiel: Eine Wand blaustreichen oder blau streichen, die Zwiebel kleinschneiden oder klein schneiden.

II Groß- und Kleinschreibung

Feste Begriffe werden wieder groß geschrieben, wie der Blaue Brief, die Rote Karte oder das Schwarze Brett.

Zusammengesetzte Begriffe wie Pleite gehen und Bankrott gehen werden künftig klein und zusammen geschrieben werden, wenn es dem Sprachgebrauch entspricht: pleitegehen, bankrottgehen.

Und das du kann in Briefen wieder groß geschrieben werden.

III Kommasetzung

Es werden wieder mehr Beistriche gesetzt. Um Sinneinheiten leichter ersichtlich zu machen, soll bei selbstständigen sätzen, die mit einem "und", "oder", "beziehungsweise" "entweder - oder", "weder - noch" verbunden sind, in Zukunft wieder ein Komma gesetzt werden. ZB: Die Sonne schien(,) und der Wind wehte. Das gilt besonders, wenn es sonst zu Missverständnissen kommen kann.

Ob ein einfacher Infinitiv durch ein Komma abgetrennt wird oder nicht, ist dem Schreiber künftig freigestellt: Thomas dachte nicht daran(,) zu gehen.

In Sätzen mit erweitertem Infinitiv soll ebenfalls ein Komma gesetzt werden, das jedoch auch weggelassen werden darf: Anna hat es nie bereut(,) diese Entscheidung getroffen zu haben.


IV Silbentrennung

Einzelne Vokale eines Wortes am Zeilenende abzutrennen, etwa wie bei E-sel oder Feiera-bend, ist nicht mehr gestattet. Zudem werden sinnentstellende Trennungen rückgängig gemacht. Beispiele: Urin-stinkt (Urinstinkt), Anal-phabet (Analphabet).

Beachtet auch den Link zur vollständigen Liste der Änderungen in Häferls Posting etwas weiter unten.

 
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:dagegen: Ich hab schon so zu tun mit dem ganzen Kram zurecht, zu kommen. Gerade habe ich mich an das "Leid tun" und ähnliche Sachen gewöhnt und dann geht der Quatsch wieder von vorn los. Und wenn ich die feststehenden Begriffe wieder Großschreiben muss, dann sieht das total bescheuert aus. :xxlmad:

 

Und beim Duden-Verlag reiben sie sich die Hände, weil sich dann alle, die am letzten Stand sein wollen oder müssen, wieder ihre Duden (und sonstigen Wörterbücher) neu kaufen. - Da könnte man schon fast Berechnung dahinter vermuten, denn alle Punkte, die oben aufgezählt sind, wurden von Anfang an kritisiert, sodaß man sie gleich bei der großen Reform richtig machen hätte können. Aber dann hätte man natürlich kein doppeltes Geschäft gemacht.

 

Ich finde es toll, dass ich endlich wieder so schreiben darf, wie es meinem Sprachgefühl entspricht. :)

Und dass die ganze Reform vor allem den Wörterbuchverlagen genützt hat, ist eh klar. *seufzel*

 

Im Nachhinein ist man immer schlauer, Susi, und außerdem schaffen Reformen – egal ob ge- oder mißglückt – Arbeit, und davon mangelt es allenthalben.

Ich habe mich beim Schreiben nie sehr um diese Reform gekümmert, und solange mich die Leser verstehen, sehe ich keine Veranlassung, das zu ändern.

Trotzdem finde ich den Beitrag von Woodwose lobenswert, denn er hat zusammengefaßt, was anderswo ganze Zeitungsseiten okkupiert. :thumbsup:

Dion

 

außerdem schaffen Reformen – egal ob ge- oder mißglückt – Arbeit, und davon mangelt es allenthalben.
Na ja, mir mangelt es eigentlich nicht an Arbeit, auch ohne dass ich mir merken muss, wie man "Leid tun" jetzt grade schreibt.

Trotzdem finde ich den Beitrag von Woodwose lobenswert, denn er hat zusammengefaßt, was anderswo ganze Zeitungsseiten okkupiert.
Gern geschehen. So viel Arbeit wars aber auch wieder nicht, zum Teil hab ich einfach nur abgeschrieben :Pfeif:

Woodwose, der Schummler

 

Häferl hat schon Recht, untertreibt aber noch maßlos - es sind ja nicht bloß die paar Wörterbücher, sondern Myriaden Schulbücher, die nun wieder ausgetauscht werden müssen. Da freuen sich Schüler, Eltern und Lehrer. Und so versucht man also, den Leuten das Kinderkriegen schmackhafter zu machen... kann man nur viel Glück wünschen.

Mich tangiert die Neureform zum Glück nicht, da mir die Reform selbst schon am Popo vorbeiging. (Der Vorteil des ganzen Tohuwabohus ist, daß jetzt kein Schwein mehr weiß, ob "vorbeiging" zusammen oder auseinander, vorwärts oder rückwärts geschrieben werden muß.)

 

es sind ja nicht bloß die paar Wörterbücher, sondern Myriaden Schulbücher, die nun wieder ausgetauscht werden müssen.
Ja, das hab ich ganz vergessen - bei Euch werden ja die Schulbücher noch weiterverwendet. Bei uns gibt es sowieso jedes Jahr neue Schulbücher.

Mich tangiert die Neureform zum Glück nicht,
Das tut sie spätestens dann, wenn Du selbst Kinder hast, die in die Schule gehen. - Ich kam mir ja so blöd vor, als mein Sohn in die erste Klasse Volksschule ging und ich das Deutschbuch brauchte, um seine Hausübung zu kontrollieren... :lol: Da hab ich dann auch begonnen, die neue Rechtschreibung zu lernen.

 

Bis dahin ist die Reform so oft reformiert worden, daß es für mich keinerlei Sinn macht, sie jetzt zu lernen. Vermutlich schreiben wir in 10 Jahren wieder Mittelhochdeutsch. Oder das Sächsische hat sich als Hochsprache durchgesetzt. Aber du hast Recht, an potentielle Kinder habe ich gar nicht gedacht. Notfalls muß ich halt irgendeiner mittelalterlich-christlichen Sekte beitreten und der Schulpflicht widerstehen. :D

Bei uns gibt es sowieso jedes Jahr neue Schulbücher.

Ui, seid ihr in Österreich alle so reich oder ist eure Schulverlagslobby so stark?

 

Mäh, mäh! Immer dieses Gemecker über die Reform, als gäbe es nichts Wichtigeres.

Erstmal danke an Woodwose für die Zusammenfassung: Das ist nützlich.

Ich finde die neue Regelung allemal besser als die alte, weil sie viel logischer, und damit für faule Leute wie mich (die nicht tonnenweise unregelmäßige Verben und Sonder-Komma-Regeln lernen wollen) leichter ist.

Abgesehen davon: Wenn Ihr nicht gerade in der Schule oder im öffentlichen Dienst seid, kann es Euch eh egal sein: Die alte RS hat auch kaum jemand ganz beherrscht, so wird es auch bleiben.
Ich werde meinen Kindern mit Spaß beim Lernen der RS helfen.

 

Ui, seid ihr in Österreich alle so reich oder ist eure Schulverlagslobby so stark?
Wir haben seit 1971 oder 72 Gratis-Schulbücher*, weil das zur Chancengleichheit beiträgt, wenn jedes Kind schöne neue Bücher hat und nicht nur die Kinder der reichen Eltern.
Dafür haben wir viele Arbeitsbücher, in die man direkt reinschreibt, weil es ja kein anderer mehr verwenden muß - das erspart wiederum Zeit im Unterricht, wenn z. B. in Mathematik nur die Ergebnisse reingeschrieben werden und nicht jeder die Angabe ins Heft schreiben muß. Oder in Deutsch nur noch die ss oder ß eingesetzt werden. - So gesehen bringt die Mehrausgabe ja auch etwas (z. B. bessere Ergebnisse beim Pisa-Test :lol:).

*Seit ein paar Jahren muß man allerdings einen Selbstbehalt zahlen, der macht aber jedes Jahr nur so 10 bis 15 Euro aus.

 

Häferl schrieb:
Bei uns gibt es sowieso jedes Jahr neue Schulbücher.
Häferl schrieb:
So gesehen bringt die Mehrausgabe ja auch etwas (z. B. bessere Ergebnisse beim Pisa-Test).

Was lernen wir daraus? Von Österreich lernen! – sie haben dadurch nicht nur niedrigere Arbeitslosenqoute als Deutschland, sondern sind auch besser beim Pisatest.

Dion

PS: Ein Verdacht ist allerdings nicht von der Hand zu weisen: War diese Rechtsschreibreform nicht von Anfang an eine Idee von … okay, ich will keine Namen nennen, aber ein Motiv hätten die Österreicher schon gehabt, oder? :D

 

Mäh, mäh! Immer dieses Gemecker über die Reform, als gäbe es nichts Wichtigeres.

Für ein Autorenforum gibt es ganz bestimmt nichts wichtigeres als Sprache in Schriftform. Das wirst du hoffentlich nicht bestreiten wollen, sonst beantrage ich deine Ausweisung. ;)

@Häferl
Ihr habt's aber gut! Nur... woher nehmt ihr das Geld? Liegt das daran, daß eure Wiedervereinigung schon 60 Jahre zurückliegt? Aus der Zeit sind die ganzen Erdkundekarten an meiner alten Schule... :D
Solche Arbeitshefte hatten wir nur in Englisch und auch da nur bis zur Achten.

Übrigens, @Naut, wenn man sich überlegt, daß man das Geld, das die Reform gekostet hat und kostet, auch in solche Maßnahmen hätte investieren können, dann relativiert sich das mit dem "nichts wichtigeres" nochmal, oder?

 

falk schrieb:
Übrigens, @Naut, wenn man sich überlegt, daß man das Geld, das die Reform gekostet hat und kostet, auch in solche Maßnahmen hätte investieren können, dann relativiert sich das mit dem "nichts wichtigeres" nochmal, oder?
Das ist richtig. Man sollte sich aber vor Augen halten, dass dieses ganze Geld zumindest zum Teil deshalb aufgewandt werden musste, weil ein paar "Kritiker" der Reform zu blöd waren, die reformierten Regeln einmal zu lesen & stattdessen lieber Parolen aus der BILD glaubten ("ß wird abgeschafft! Anarchie!").
Dass eine Reform notwendig war, dürfte außer Frage stehen, schließlich ist es nicht hinnehmbar, dass die Rechtschreibung eines Staates von einer privaten Institution (Duden) bestimmt wird.

 

Rechtschreibung eines Staates

Öh... bitte was? Keine Ahnung, welche Rechtschreibungen du so kennst...

weil ein paar "Kritiker" der Reform zu blöd waren, die reformierten Regeln einmal zu lesen & stattdessen lieber Parolen aus der BILD glaubten

Du machst es dir aber sehr einfach. Mir ist nicht bekannt, daß irgendeiner der Kritiker, deren Anmerkungen letztendlich den Ausschlag für eine Neugestaltung gaben, irgendwelchen abstrusen Behauptungen erlegen wären. Für FAZ-Redakteure und Schriftsteller wie Grass dürfte das sowieso kaum gelten.

Ich kann daher nicht nachvollziehen, von was du da überhaupt redest. O_o

 

Naut schrieb:
Dass eine Reform notwendig war, dürfte außer Frage stehen, schließlich ist es nicht hinnehmbar, dass die Rechtschreibung eines Staates von einer privaten Institution (Duden) bestimmt wird.
Du verkennst hier etwas, Naut, fürchte ich. Duden hat nichts bestimmt, sondern nur Veränderungen, die eine lebende Sprache im Laufe der Zeit erfährt, im Nachhinein dokumentiert. Das haben auch andere getan, doch nur der Duden tat es mit solcher Umsicht und Gründlichkeit, daß er mit der Zeit den Status einer sprachlichen Bibel bekam.

Warum dieses Verfahren, das uns mehr als 100 Jahre gut war, plötzlich nicht hinnehmbar sein sollte, ist mir schleierhaft.

Dion

 

Hi Dion & Falk,

ihr habt gute Argumente, auf die es sich zu antworten lohnen würde. Aber irgendwie hängt mir das Thema etwas zum Hals heraus, daher nehmt es mir bitte nicht übel, wenn ich nicht darauf eingehe.

:) Viele Grüße,
Naut

 

Wir dürfen auch nicht vergessen, dass zum Beispiel im angelsächsischen Raum vergleichsweise "Wildwuchs" herrscht. Es gibt da mehrere renommierte Wörterbuchverlage, die jeweils eine bestimmte Rechtschreibung empfehlen, und da die Abweichungen minimal sind, gibt es damit auch keine Probleme, das als "offiziell" zu sehen.
Die Formulierung "Rechtschreibung eines Staates" ist schon irreführend, weil sie suggeriert, dass die Schreibweise auf behördliche Vorgaben angewiesen ist. Das ist mitnichten der Fall. Es gab in Deutschland nur einen Sündenfall; nämlich den, dass im ( korrigiert mich, wenn ich falsch liege ) 19. Jh. die Länder eine einheitliche Rechtschreibung von der Zentralgewalt forderten. Typisch deutsch, könnte man sagen ... :D Das heißt aber nicht, dass wir so etwas fortführen müssen.

 

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