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Copywrite »Die Bürgschaft«

Seniors
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01.12.2004
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»Die Bürgschaft«

»Und, Gnarf? Wie isset?«
»Astrein! Spitzen Stoff! Klarsoweit?« Gnarf besah sich den Einband genauer, ein Auge schlüpfte aus seiner Höhle, glitt über den Buchrücken. Er runzelte die Stirn. Es war nicht einfach für Kopteraner, eine Stirn in Falten zu legen, welche die Natur in der Entwicklung eigentlich nicht vorgesehen hatte. Die kopteranische Evolution folgte anderen Prämissen. Besaugnäpfte Gliedmaßen und Schleim etwa.
»Ja, die Äschtetik ist bezeichnend. Klarsoweit? Obwohl …« Gnarf warf den Einband in seinen Schlund und wartete die zersetzende Wirkung seines Speichels ab. Der Augapfel flutschte zurück in die Höhle.
»Nun, ich bin gewillt zu behaupten«, fuhr er mit erhobenem Tentakel fort, »dass ich auf Schejggspier kein Stück mehr abgeh’. Klarsoweit?«
»’türlich. Abgehn, voll logisch.«
»Brog ...«
»Gnarf ...«
»Was kostet mich ein Fass von …?« Er warf einen schnellen Blick auf das Prospekt und versuchte die irdische Schrift zu entziffern. Einer beispiellosen Technik folgend, formte eine seiner Zungen die Worte: »Schillah.« Schlabberiger Auswurf besprenkelte den Katalog.
»Fünfhundertfünfundneunzig Hubbarts und achtzig Brongdens«, meinte Brog und präsentierte neun Schneidezähne, die in Verbindung mit diversen Asseln, die aus verwarzten Poren krabbelten, ein Lächeln bildeten.
Auf Kopteran gab es zwei Religionen, die ihre eigenen Währungen besaßen. Im Finanzwesen spielte das jedoch keine Rolle, da beide Valuten gleichberechtigt waren. Obwohl die Brongdens hübschere Münzen prägten.
»Sagen wir, ich gebe dir fünfhundertfünfzig Hubbarts und du legst noch ein paar Blätter drauf von ...«, überlegte Gnarf und wischte die Liste sauber. »Sagen wir Haine und Brächd?«
Brog kratzte sich an einem seiner Kinns.
»Okay, aber nur weil du’s bist.«
»Wunderbar!«
»Wunderbar!« Brog kritzelte etwas in sein elektronisches Notizblock und rotzte Gnarf ins Gesicht. Verträge, Bestellungen oder Lebensversicherungen auf Kopteran wurden nie unterschrieben.

…​

»Und Sie meinen, dass das jemand liest? Das ist doch alles von gestern. Überholt.«
Dr. Rettig erhob sich von seinem Bürostuhl und schlenderte zu einem Aktenschrank, auf dem eine hübsch designte Gießkanne stand. Er nahm die Kanne, ging in die Kochnische und füllte den Behälter mit Wasser. Auf dem Weg zu Karsten, seiner Yuccapalme, hielt er kurz inne.
»Sehen Sie, also, hören Sie …« Er führte die Tülle präzise über Karsten und tränkte ihn.
Klausenacker saß noch immer erwartungsvoll auf dem Stuhl und hielt noch viel erwartungsvoller seine Aktentasche auf dem Schoß. Er kramte in den verstaubten Regalen seiner Erinnerung und da er nichts fand, außer viel geistiger Spinnweben und morschen Stufen, die auf ungenutzte Bewusstseinsebenen führten, kam er zu dem Schluss, noch nie jemanden gesehen zu haben, der eine Yuccapalme, mit einer solch hübschen Kanne goss.
»Herr Klösenhacker …«, fuhr Rettig fort.
»Klausenacker«, intervenierte Klausenacker.
Rettig nickte verständnisvoll. Er stellte die Kanne aufs Fensterbrett … An dieser Stelle sei erwähnt, dass wir uns einige hundert Jahre in einer fiktiven, wenn nicht sogar utopischen Zukunft befinden. Fenster waren schon lange aus der Mode. Der Fenstersims in Rettigs Büro zeugte von alten, sehr, sehr alten Grundmauern und natürlich von vielen Dezennien architektonischem Ungeschicks. Ab dem fünften Jahrhundert des dritten Jahrtausends etwa, erfreuten sich Häuser ausgesprochen innovativer Technik und besaßen oftmals mehr Intelligenz als ihre Bewohner.
Aber Fensterbrett war nun einmal Fensterbrett. Und auf ein solches gehört eben eine Zimmerpflanze. Basta!
»Wie die alle heißen«, fuhr Rettig angewidert fort. »Shakespeare, Lessing, Goethe, Karl Marx. Also bitte … Karl! Hört sich an wie eine neuartige Musikrichtung. Also, ich denke nicht, dass Sie diesen literarischen Müll zu Geld machen können.« Eine kleine elektrische Entladung huschte warnend in Rettigs Gehirn umher und traf das Cashflowzentrum mit empfindlicher Härte. Rettigs Haltung erstarrte und er sah Klausenacker durchdringend an. »Sie wollen doch damit Geld machen, oder?«
Als ob es sein Stichwort gewesen wäre, öffnete Klausenacker die Aktentasche und breitete einige Hochglanzbusinesspläne auf Rettigs Tisch aus. Begriffe wie Konsolidierung, Know-How-Transfer, Prozessoptimierung und Produktpipeline standen in den Startlöchern, um die Luft im Büro zu veredeln.
»Also, mein Plan sieht folgendermaßen aus …«

…​

Der Planet Kopteran befand sich irgendwo zwischen Orionnebel und Beteigeuze. Drei Hauptkontinente, Salzsäuremeere, Stickstoffatmosphäre, einen Mond namens GnyPFrksT und keinen Unterschied zwischen dem Pflanzen- und Tierreich – der Flona.
Gnarf hatte sein Wochenende wieder völlig zugedröhnt an sich vorbeiziehen lassen, wie etwa zwei Drittel der Bevölkerung Kopterans. Die neuartige ›Importkost‹ von der Erde half der vernunftbegabten Spezies der bebeutelten Greifflügler, sich durch osmoseähnliche Stoffwechselprozesse in einen emotionalen Erregungszustand zu versetzen, der durch diese sogenannten Ideale als rein katalytische Funktion, zu mentalen Orgasmen führte. So erklärten es sich jedenfalls die Wissenschaftler Kopterans, die am Import der Ideale mitverdienten. Ein ganzer Planet war sozusagen auf Droge.
Brog hatte inzwischen expandiert und kooperierte nun direkt mit der ›Welt-All Import/Export S.E.‹, die ihren Sitz merkwürdigerweise in Spanien hatte. Er saß direkt an der Quelle. Und es gab ein neues Produkt.
»Läsching.«
»Wow!«
Brog faltete das Prospekt auf dem Tresen aus. In großen Lettern wurden die Werke ›Der Handschuh‹, ›Die Kraniche des Ibykuss‹, ›Die Bürgschaft‹ und ›Ritter Togenburg‹ als Wunderwaffe der multiplen Bewusstseinsorgasmen angepriesen. Auf dem ganzen Plakat wimmelte es von Ausrufezeichen.
»Alter, das ist das Schärfste, was die von der Erde zu bieten haben. Absoluter Spitzenstoff.« Brog ließ wieder einige Schneidezähne aufblitzen.
»In Echt jetzt?«
»Klar, Mann! Ich bürge dafür. Vergiss Goethe. Hau mir ab mit Schiller! Läsching! Ich sag’s dir, DAS ist es.«
»Wie viel kann ich bekommen?«
»Wie viel kannst du berappen?«

...​

»Wunderbar! Wunderbar!« Dr. Rettig rieb sich die Hände. »Und wir können diesen geistigen Dünnpfiff nachdrucken, so oft wir wollen. Diesen äh, Bibliotheken sei Dank!«
»Sag ich ja, die werden uns die Dinger förmlich aus den Händen reißen.« Klausenacker lachte.
»Und Sie sind sich auch ganz sicher, dass das ungefährlich ist, für diese Kopteraner?«
Die plötzliche Ernsthaftigkeit Rettigs formte eine Blase der Stille, die sich wie Sirup im ganzen Büro ausbreitete.
»Klar! Völlig sicher, das Ganze. Machen Sie sich da mal keine Sorgen. Ich bürge dafür.« Klausenacker hüstelte und schob ihm einen Zettel zu, auf dem in krakeliger Schrift ›Gewinnbeteiligung‹ zu lesen war.
»Na dann ist ja alles klar. Ich werde gleich die entsprechenden Formulare ausfüllen und der Bürokratie mal ordentlich in den Arsch treten. Die Ausfuhrgenehmigung haben Sie spätestens morgen in Händen.«

Drei Jahre später ...

... an einem Strand auf einer karibischen Insel, irgendwo in der ... Karibik ...

»Schade eigentlich.«
»Was meinst du?«
»Dass die das nicht ausgehalten haben.«
»Tja, war halt schwere Kost.«
»Ja.« Rettig lachte und rückte sein Cocktailschirmchen zurecht. »Wer hätte gedacht, dass die bei Schillers Balladen aufgehen wie ein Hefekuchen ...«
»... und explodieren.« Klausenacker winkte den Strandboy heran, der ihm ein feuchtes Handtuch reichte.
»Wir haben Glück gehabt, dass die nicht unter interstellarem Artenschutz standen.«
»Ja. Reichst du mir mal bitte Jerry Cotton?«

 
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Was lange währt wird endlich ... na ja, es ist zumindest geworden.

Das Original "Ideale Ernährung" stammt aus der Feder von Proproxilator und ist kategorisch Science Fiction.

Das Genre meiner KG würde ich unter SciFi-Rockoper-Komödienstadl einordnen. Aber nur so ganz grob.

 

Hi flashbak,

ich finde, dass deine KG ganz witzig geschrieben ist und für SF Liebhaber, bestimmt ein Leckerbissen ist.
Ich kann leider, sei mir nicht böse, nicht viel damit anfangen.:sad:
Weil ich mich in dieses Genre absolut nicht hineinversetzen kann.

Ich habe das Original eben auch gelesen. Es sagt mir auch nicht viel.
Aaaaber, deinen Stil fand ich lockerer und besser zu lesen.

Tut mir leid, wenn ich dir keine konstruktive Kritik geben kann.

lieben Gruß, coleratio

 

Hi flash,

was soll ich sagen: Hab mich amüsiert.
Der Stil erinnert sehr an Douglas Adamas, was aber kein Wunder ist, denn gut geschriebene, lustige SF tut das immer.
Trotzdem schaffst du es, zumindest in deinen Dialogen deinen eigenen Weg zu gehen. Ich würde eine Geschichte von dir an den Dialogen erkennen, glaube ich. Betrachte dich als gelobt. :D

Der andere Punkt. Ich kenne Propoxilators Ursprungsgeschichte und ich finde, du verschenkst die Idee etwas. Ich bin mir nicht sicher, ob mir klar geworden wäre, dass die beiden Typen mit "Idealen" handeln, wenn ich NUR deine Geschichte gelesen hätte.
Und genau diese Idee fand ich damals so gelungen.
So interessiert sich deine Geschichte mehr am Gagpotential der Außerirdischen, was auch okay, aber oberflächlicher ist.

In diesem Sinne
c

 

Hi coleratio und chazar!

Danke fürs Lesen und Kritteln!

@coleratio
Im Grunde ist es meine erste SciFi-KG, mit dem Anspruch, den Proxi an SciFi stellt. Mein Anspruch ist lediglich seichte, vielleicht auch humorvolle Unterhaltung. Vielleicht muss man sich nicht mit SciFi auskennen, bzw. man sollte gänzlich vergessen, sich mit SciFi auszukennen. :D

Ich habe das Original eben auch gelesen. Es sagt mir auch nicht viel.
Ich will und kann dir natürlich nicht unterstellen, die KG von Proxi miß- bzw. gar nicht verstanden zu haben. Grundsätzlich geht es nur darum, dass jemand mit "schwerer Kost" (den deutschen Dichtern und Denkern) eine andere Spezies "nährt", die es jedoch nicht vertragen und massenhaft dabei drauf gehen.

Aaaaber, deinen Stil fand ich lockerer und besser zu lesen.
Ich weiß. :D

@chazar

Der Stil erinnert sehr an Douglas Adamas, was aber kein Wunder ist, denn gut geschriebene, lustige SF tut das immer.
Huch, danke! Aber um ehrlich zu sein, und da mag man mich für laserschwertern, habe ich noch nix von diesem Adams gelesen.

Trotzdem schaffst du es, zumindest in deinen Dialogen deinen eigenen Weg zu gehen. Ich würde eine Geschichte von dir an den Dialogen erkennen, glaube ich. Betrachte dich als gelobt.
Nochmals Danke! Und ja, ich betrachte mich als gelobt. :)

und ich finde, du verschenkst die Idee etwas. Ich bin mir nicht sicher, ob mir klar geworden wäre, dass die beiden Typen mit "Idealen" handeln, wenn ich NUR deine Geschichte gelesen hätte.
Das ist ein interessanter Kritikpunkt. Ich werde gleich mal schauen, ob ich das irgendwie auf neutralerer Ebene betrachten kann, um das ein wenig zu verdeutlichen.

So interessiert sich deine Geschichte mehr am Gagpotential der Außerirdischen, was auch okay, aber oberflächlicher ist.
Nach dem dritten oder vierten Bier meinte Proxi (alkoholisiertes Gedächtnisprotokoll), ich solle mich austoben. Ich glaube, dass ich diese "Schwere" der Aussage der Originalgeschichte, nicht übernehmen möchte.

Danke Euch beiden nochmals fürs Lesen und Kritteln!


LG
flash

 

Aber um ehrlich zu sein, und da mag man mich für laserschwertern, habe ich noch nix von diesem Adams gelesen.
Schande über dich!
Und es heißt natürlich: Adams, nicht Adamas. :rolleyes:

ch glaube, dass ich diese "Schwere" der Aussage der Originalgeschichte, nicht übernehmen möchte.
Ist ja völlig okay, ist mir nur aufgefallen.

 

Ich will und kann dir natürlich nicht unterstellen, die KG von Proxi miß- bzw. gar nicht verstanden zu haben. Grundsätzlich geht es nur darum, dass jemand mit "schwerer Kost" (den deutschen Dichtern und Denkern) eine andere Spezies "nährt", die es jedoch nicht vertragen und massenhaft dabei drauf gehen.

Doch, so habe ich das auch verstanden. Nur verstehe ich den Sinn oder Humor solcher Geschichten nicht.
Das liegt natürlich an mir und ist ja auch nicht so wichtig.:D

 

"Ja, die Äschtetik ist bezeichnend.
so was mag'sch einfach :)
"dass ich auf Schejggspier kein Stück mehr abgeh'. Klarsoweit?"
den aba nich :p den hat Ende schon verbradn
"Sagen wir Haine und Brächd?"
ok, man kanns au übatreibn ...
"Herr Klösenhacker …", entschied sich Rettig.
sorry, versteh ich nicht, wieso entschied er des? (es ist nachts ...)
Begriffe wie, Konsolidierung, Know-How-Transfer, Prozessoptimierung und Produktpipeline standen in den Startlöchern, um die Luft im Büro zu veredeln.
Komma nach wie weg (dafür wollt ich jetz nicht extra ne Fehlaliste verschickn ;) )
Gnarf hatte sein Wochenende wieder völlig zugedröhnt an sich vorbeiziehen lassen, wie etwa zwei drittel der Bevölkerung Kopterans.
na gut, hia is noch einer: Drittel
Die neuartige ›Importkost‹ von der Erde, half der vernunftbegabten Spezies der bebeutelten Greifflügler
*g* ... Komma weg
"Alter, das ist das schärfste, was die von der Erde zu bieten haben.
machst du das mit Absicht? ... Schärfste
"Wieviel kann ich bekommen?"
"Wieviel kannst du berappen?"
Wie viel
"Klar! Völlig sicher, das ganze.
Ganze
... an einem Strand auf einer karibischen Insel, irgendwo in der ... Karibik ...
oh Gott, das ist SO abgedroschn ... trotzdem musst ich hier grad lache :D :thumbsup:
"Ja. Reichst du mir mal bitte Jerry Cotton?"
who da hell ...?

Seeers flashbak,
yo. Solltest öfter was in Nichthumor schreiben, dann gfallts ma auch ;)

Hab ma's Original nich durchglesä, aber das hat mich auf keinsten dran g'hinnert, des hia gud zu finne.

Ich weiß au grad net, in welcher Kategorie du des gepost't hasch, aber ich fands n herrlischen Spaß.

Könnte daran liegen, dass s Nacht isch, und ich stockzu, wer weiß, wer weiß :silly: :D ...

Mea fallt ma grad ned ei.

Bruder Tserk

 
Zuletzt bearbeitet:

@coleratio

Nur verstehe ich den Sinn oder Humor solcher Geschichten nicht.
Bei meinen KGs sollte es tunlichst vermieden werden, einen Sinn zu suchen. Der Sinn bzw. die tiefergründige Aussage ist Proproxilators Geschichte entnommen. :)

Hallo Tserk!

sorry, versteh ich nicht, wieso entschied er des?
Hm, ehrlich gesagt weiß ich das auch nicht so genau. Werd ich mal ändern.

who da hell ...?
Mehr oder weniger Groschenromangedöns.

Solltest öfter was in Nichthumor schreiben, dann gfallts ma auch
Wow! Ich glaube, das ist Premiere. Dem Tserk gefällt eine KG von mir. Obwohl ich die ohne weiteres in Humor posten würde. ;)

aber ich fands n herrlischen Spaß.
Hehe. Freut mich!


Danke fürs Lesen, Kritteln und grad net mea einfalla!


LG
flash

 

Hey flash,

also, wenn ich Proxis Geschichte nicht gekannt hätte, hätte ich vielleicht zunächst angenommen, die Erdleute exportieren irgendeine Substanz. Später wird das klar, durch die Aufzählung mit Marx und so.

Geschrieben ist es unterhaltsam mit skurrilen Einfällen (Yuccapalme).

Insgesamt sehr nett, aber ... Ich weiß auch nicht was mich daran stört, wenn es mir einfällt, melde ich mich noch mal.

Unkonstruktiv,
Naut

 

Hallo flash!

Ich habe beide Geschichten gelesen und frage mich jetzt, was eigentlich der tragende Unterschied ist. Gewiss, die Enden sind anders, aber letztlich unterscheiden sich die beiden Geschichten für mich nur darin, wie der Prot mit der Auslöschung einer Rasse umgeht. Ich fand beide Versionen unterhaltsam und habe auch gelächelt.

LG

Jo

 

Hallo Dr. Naut und jobär!

@Naut

Danke fürs Lesen und unkonstruktiv sein!

Insgesamt sehr nett, aber ... Ich weiß auch nicht was mich daran stört, wenn es mir einfällt, melde ich mich noch mal.
Meine Telefonnummer lautet: 0190 45 .. .. :D

@jobär

Auch dir schönen Dank fürs Lesen und Kommentieren!

Ha! Auf diesen Einwand, wo denn der Unterschied sei, habe ich gewartet. Aber das war alles mit Proxi abgesprochen, da er diese KG gerne in etwas humoristisches verpackt sehen wollte. Immerhin ist es ein anderes Genre.


Danke Euch beiden noch mal fürs Lesen und Kommentieren!


LG
flash

 

das war alles mit Proxi abgesprochen
und dann ist es eine schöne Studie, wie zwei Autoren den gleichen Stoff unterschiedlich darstellen, wobei die Unterschiede ja schon über die humoristische Verpackung hinausgehen.

 

Hi Flash,
bin immer noch seeeehhhhhrrrr beschaeftigt und muss nochmals die versprochene Kritik verschieben.
Proxi

 

flashbak schrieb:
Meine Telefonnummer lautet: 0190 45 .. .. :D
*wähl*
Hi, flash! ... Ich wusste gar nicht, dass Du ne Frau bist. ... Du willst was tun? Mit meinem ... Äh. ... Öh. ... Ich ... leg wohl lieber wieder auf.

 

Es erleichtert eine kritische Besprechung eines Textes nicht eben, wenn einem der Autor persönlich bekannt ist. Das Vergnügen die Bekanntschaft von FLASHBACK gemacht zu haben, wird deshalb folgend in meinem Schwanken zwischen zu mildem und überhartem Urteil seinen Niderschlag finden. Das bitte ich zu entschuldigen.

Noch beklemmernder wird die Pflicht, wenn der zu besprechende Text auf einer eigenen Geschichte beruht.
Für meine eigenen Texte gilt stets das Primat der Idee über die Ausführung. Deshalb habe ich mir zu Recht das Prädikat eines schlampigen, stilistisch dürftigen Autors erworben.
Allerdings nehme ich für mich in Anspruch im Bereich der Scinece Fiktion, die ich als meine literarische Heimat betrachte, einige der innovativsten Ansätze in Form und Idee eingeführt zu haben. Das meinen Geschichten häufig entgegengebrachte Unverständnis auch etablierter Sfler bestätigt mir dies.

Eine der Fragen, die mich beschäftigen, ist das Verhältinis von Materie zur Information.
Davon handelt auch meine Story “Ideale Ernährung”, auch wenn sie Konzessionen an die SF-Gemeinde macht und zwar dergestallt, dass die “Ideale” lediglich als Katalyt eines Stoffwechselproduktes fungieren.
Für die ausserirdische Rasse sind Pathos, Erhabenheit, Heldenmut und all die anderen hohen Gefühle aus der Rumpelkammer der Romantik überlebenswichtig, denn ihre Verdauung arbeitet erst im Zustand einer gewissen Ergriffenheit optimal.
Deshalb entschließt sich ein cleverer Geschäftsmann Teile der irdische Literatur dorthin zu exportieren.
Jeder der seine Goethe, Shakespeare, Schiller und Konsorten gelesen hat, wird mir zustimmen, dass man sich kaum des tränendrüsigen Herzschmerzes solcher Werke wie “Die Leiden des jungen Werthers”, “Hamlet” oder “Die Bürgschaft” entziehen kann.
Leider ist Schiller mit seinen Balladen vom “Ritter Toggenburg” bis zu den “Kranichen des Ibykus” ein allzu wirksames Katalyt; die ausserirdische Rasse geht an zu hohem Stoffumsatz zu Grunde. Rauschhaft steigern sich die “Idealfresser” in eine Verdauungsorgie und verdauen sich selbst. Sage da noch jemand Schiller sei unverdaulich.

Wie man sieht, ist der Stoff geradezu auf eine humoristische Behandlung hin ausgelegt. Dafür fehlte mir jedoch Mut und Können; so wurde es nur ein leise ironischer Text.

Einige Zeit nachdem die Story bei KG eingestellt war, habe ich mich unvorsichtiger Weise zum Copywhritespiel angemeldet. FLASHBACK hatte das zweifelhafte Glück eine Story von mir neuschreiben zu dürfen und von meinen drei Vorschlägen wählte er eben “Ideale Ernährung”.

Beim Mitgliedertreffen in Potsdam haben wir uns in natura kennen gelernt:

Nach dem dritten oder vierten Bier meinte Proxi (alkoholisiertes Gedächtnisprotokoll), ich solle mich austoben
Ich sagte: Mach doch was Du willst, Bloedmann (*g*)
Was er ja auch getan hat.
Und hier fangen meine Probleme an.
Ich weiß ziemlich genau, was und wie ich an Beiträgen aus dem Bereich der SF zu bemäklen habe. Aber bei der vorliegenden Story versagen meine Kritikerfähigkeiten fast vollständig, denn die Story lebt von ihrem Humor.

Den ersten Absatz finde ich ausgesprochen witzig, das flutscht und ist rasant.
Das Folgende, zwischen den Ausserirdischen ist ebenfalls gelungen - prolliges Herumhandeln; bester Unterschichtenslang. Überflüssig mAn der Einschub mit den Münzen und Religionen, denn entweder muss sich darauf auch ein absurder Witz aufbauen oder es muss der Handlung dienen. Tut es aber Beides nicht.

Der erste Dialog zwischen dem Beamten und Klausenacker fällt deutlich ab. Vor allem die Beschreibungen bremsen das Tempo und wirken fehl am Platz.

Begriffe wie

Konsolidierung, Know-How-Transfer, Prozessoptimierung und Produktpipeline
Hier hätte eine Verballhornung und Übertreibung besser gepasst, denn zu einem absurdem Geschäft gehören absurde Begrifflichkeiten z.B., Gaussche “IDEALverteilungskurve”, “Parallelidealisierung”, “Meta-Pathos-Theorie”.

Im nächsten Absatz Ärger meinerseits, denn was bedeutet dies?:
einen Mond namens

GnyPFrksT
Dann aber, oh Freude, wirklich gelungen:
keinen Unterschied zwischen dem Pflanzen- und Tierreich - der Flona.
Der Rest des Absatzes ist wieder brüllend komisch, bis auf den Hinweis, der mir spanisch vorkam.
Zwar ist es merkwürdig, dass die S.L. ihren Sitz in Spanien hat (Steuerflucht?), denn ausser Cernvantes und Garcias gibt es kaum mehr spanische Literaten von Weltrang. Als Insiderwitz (Du Arsch!) taugt es nicht viel.

Folgend verwendet der Autor ein wenig zu oft die Bezeichnung “Spitzenstoff” und die aufgezählten Balladen sind nicht von Lessing, sondern von Schiller. Der Witz, so es einer ist, zündet nicht.

Die zweite Szene mit Klausenacker empfand ich als völlig witzlos.

Drei Jahre später ...
... an einem Strand auf einer karibischen Insel, irgendwo in der ... Karibik ...
Hier fehlt die direkte Auswirkung auf Ausserirdischen, da hätte es so richtig funken können! Das Ende wirkt ohnehin etwas lustlos. Zumal es dann noch unlogisch wird:
Weshalb sollen die Ausserirdischen aufgehen, wenn es eher eine Droge, denn Nahrung ist?
Da hätte sich doch so etwas wie:
Er setzte sich den Goldernen Schuss.
“Die Kraniche des Ibykus”.
Geradezu aufgedrängt.

Ziehen wir ein Fazit:
“Die Bürgschaft” hält sich in Szenenfolge und Plot eng an die vorgegebene Ursprungsgeschichte “Ideale Ernährung”. Sie beginnt auf hohem Humorniveau, fällt dann gegen Ende leider stark ab und wirkt lustlos und unispiriert. Es ist höchst bedauerlich, dass die Qualität des ersten Textdrittels nicht gehalten wurde.
Die Chance für den komischsten Teil; die direkte Beschreibung der Auswirkungen des “Idealkonsums” verschenkt der Autor vollkommen, d.h, um es mit S. Lem zu sagen: “Die Story hört dort auf, wo sie einsetzen sollte”.
Alles in Allem ist der Text zwar kein totaler Rohrkrepierer, andererseits eben nur Mittelmass, gemessen an den Möglichkeiten des Plotes und des Autors.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Proproxilator!

Zuerst einmal: flashbak! Ohne c! *Kopp schüttel*

Danke fürs Lesen (na ja, war ja auch zu erwarten) und ausführliche Kritteln!

Das Vergnügen [...] wird deshalb folgend in meinem Schwanken zwischen zu mildem und überhartem Urteil seinen Niderschlag finden. Das bitte ich zu entschuldigen.
Hier wird gar nix entschuldigt. Ich notier mir alles, um's dir irgendwann heimzuzahlen.

Für meine eigenen Texte gilt stets das Primat der Idee über die Ausführung. Deshalb habe ich mir zu Recht das Prädikat eines schlampigen, stilistisch dürftigen Autors erworben.
Ja, dem kann ich uneingeschränkt zustimmen. Bei der Ausführung der Idee "Ideale Ernährung" ging es mir in erster Linie um den Spaßfaktor, weit entfernt von jeglicher Nähe zum Original, im Hinblick auf Korrektheit der Fakten der zu imitierenden Kernaussage.

FLASHBACK hatte das zweifelhafte Glück eine Story von mir neuschreiben zu dürfen und von meinen drei Vorschlägen wählte er eben “Ideale Ernährung”.
Was zur Folge hatte, dass ich nicht nur Nachts von unbeschreiblichen Alpträumen geplagt werde, die jedweder Beschreibung trotzen.

Den ersten Absatz finde ich ausgesprochen witzig, das flutscht und ist rasant.
Das Folgende, zwischen den Ausserirdischen ist ebenfalls gelungen - prolliges Herumhandeln; bester Unterschichtenslang.
Ja, danke! Die beiden Prots lehnen sich übrigens sehr nah an dich an. Geistig wie physisch. :p

Überflüssig mAn der Einschub mit den Münzen und Religionen, denn entweder muss sich darauf auch ein absurder Witz aufbauen oder es muss der Handlung dienen. Tut es aber Beides nicht.
Hm, da hast du Recht.

Im nächsten Absatz Ärger meinerseits, denn was bedeutet dies?
Also darüber hätte ich mich ja nicht mal im Ansatz geärgert. Es ist lediglich ein Name eines Mondes, der für den Menschen nicht nur schwer auszuspreche... Warum rechtfertige ich mich hier eigentlich?

Als Insiderwitz (Du Arsch!) taugt es nicht viel.
Der taugt eigentlich gar nicht. Aber den musste ich einbringen.

die aufgezählten Balladen sind nicht von Lessing, sondern von Schiller.
Da musst du noch mal gucken, denn das hast du wohl falsch gelesen. Werde ja wohl kaum so einen Fehler begehen.

Alles in Allem ist der Text zwar kein totaler Rohrkrepierer, andererseits eben nur Mittelmass, gemessen an den Möglichkeiten des Plotes und des Autors.
Ich fasse das als Kompliment auf, jedoch wusste ich gar nicht, dass man mich an meinen Möglichkeiten als Autor messen kann? Ich bin gar kein Autor.
Und um mein geschrieben Werk einer rehabilitierenden Rechtfertigung preiszugeben und mich an der Konzeption der Droge anstelle der Nahrung festzuhalten, krame ich dein literarisches Ideal hervor und zitiere:

"Neben den Drogen, die heute viele Tausende und vielleicht Millionen vergiften, wird unser Verstand obendrein durch die rund um den Globus verbreitete Emission pseudokosmischen Unsinns befallen."

Danke nochmals fürs ausführliche Kritteln, war sehr amüsant!


LG
flash

 

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