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Welt Welt

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20.09.2007
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Welt Welt

Ich wollte immer irgendetwas besser können als die anderen. Etwas, worauf ich stolz sein kann.
Als ich sieben Jahre alt war, versuchte ich es mit Klavierspielen, weil meine ältere Cousine auch damit angefangen hatte. Ich wollte sie unbedingt überbieten. Doch ich hatte niemals ihre Fingerfertigkeit und ihre Ruhe, meine Gelenke waren rostig wie die einer alten Frau und ständig schlug ich zwei Tasten gleichzeitig an. Zwei Jahre später gab ich auf.
Nur in Mathe war ich immer die Beste. Aber das war mir eher peinlich.
Dann probierte ich es mit Schwimmen. Allerdings war ich schon zu alt, um einmal richtig gut werden zu können, ich trainierte auch zu selten. Trotzdem hielt ich durch, bis ich fünfzehn war, dann hörte ich auf. Ich weiß auch nicht, warum. Einfach so wahrscheinlich. Dabei hatte ich an jedem Wettkampf teilgenommen, schaffte es sogar einmal auf den vierten Platz. Eine Medaille bekam ich nie. Meistens war ich irgendwo in der Mitte, nie richtig schlecht, aber auch nicht richtig gut.

Gerade schwimme ich, ziehe meine Bahnen in der fast leeren Schwimmhalle. Ich denke an meine Cousine, die heute Pianistin ist. Ein Lied, das ich einmal spielen musste, das mich aber völlig zur Verzweiflung brachte, schwirrt mir im Kopf. Ich glaube, es war ein Stück aus Peter und der Wolf. Die Katze? Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht war es auch Peter.
Unter Wasser atme ich aus, die Augen habe ich weit geöffnet. Ein schwarzer Streifen auf leuchtendem Türkis. Ich stelle mir das Becken aus der Vogelperspektive vor. Fliege immer höher, sehe die ganze Stadt, das Land; dann ist da Meer, da Wolken, Schwärze. Die ganze Welt unter mir. Ich frage mich, was wohl gerade auf der anderen Seite des Erdballs passiert. Wenn ich von der Schwimmhalle aus durch den Mittelpunkt der Erde eine Gerade ziehen würde. Was ist da? Eine Insel? Ich stupse die Kugel an mit meinem Finger und sie rotiert, so schnell, dass mir fast schwindlig wird. Sie rotiert und rotiert, alles ist ein weißer Wirbel. Mir wird schlecht.
Prustend tauche ich wieder auf, ringe nach Atem. Die Helligkeit blendet mich und ich reibe mir das Wasser aus den Augen. Ich klammere mich am Beckenrand fest und denke. Im Denken war ich schon immer ganz gut. Ich denke, bis mir kalt wird, dann ziehe ich mich aus dem Wasser und gehe. Ich will heim.

Draußen schneit es, mitten im März. Ich ziehe die Kapuze über meine nassen Haare und laufe schneller. Laufe, bis es wärmer wird, angenehm warm. So warm, dass ich die Jacke ausziehen muss. Der Himmel ist blau und flirrt vor Hitze, links und rechts neben mir sind Stoppelfelder, so gelb, dass sie mit dem Himmel um die Wette leuchten. Ich fühle mich wie gefangen in einem Bild van Goghs, und ich drehe mich sogar um, als könnte ich ihn hinter mir sehen, sein riesiges Gesicht und einen Pinsel, den er gerade auf mich gerichtet hat. Aber nichts. Nur eine Katze, die auf mich zugestreunt kommt. Ich bleibe stehen, lächelnd. Sie reibt sich an meinem Bein und ich sehe noch einmal auf, falls van Gogh vielleicht doch sehen kann, was gerade in seinem Bild geschieht. Dann laufe ich weiter, die Katze folgt mir.
Wieder klingt diese Melodie in meinem Ohr, die Katze. Es war bestimmt die Katze.

Es ist schon dunkel, als ich Meer rauschen höre. Es ist nicht mehr weit entfernt, die Luft riecht bereits salzig und ich habe Sand in den Schuhen.
„Das Meer“, sage ich zur Katze und sie antwortet mit einem Miau.
Das Rauschen wird lauter, Wind verfängt sich in meinen mittlerweile getrockneten Haaren. Ich bekomme eine Gänsehaut und ziehe die Jacke wieder an. Vor mir kann ich schemenhaft Dünen erkennen. Ich ziehe die Schuhe aus, trotz der Kälte, weil ich barfuß im Sand besser laufen kann. Dann renne ich, bis ich auf einer Düne stehe.
„Siehst du“, sage ich zur Katze und sie schnurrt.
Das Meer ist laut und schwarz. Dort rechts ist ein Steg, ein sehr langer Steg. Am Ende des Steges schaukelt ein Boot und ein kleines gelbes Licht brennt dort.
„Komm“, sage ich zur Katze und sie folgt mir.
Die Holzplanken unter meinen Füßen sind nass und rau und feine Wassertröpfchen sprühen mir ins Gesicht. Ich schmecke Salz auf meinen Lippen. Ich laufe und laufe, lasse den Strand weit hinter mir, bis ich schließlich das Boot erreiche. Ein alter Mann mit Bart sitzt dort und schaut mich an. In der Kajüte hinter ihm ist Licht.
„Hallo“, sage ich unsicher.
Er nickt und bedeutet mir einzusteigen.
Ich nehme die Katze auf den Arm und steige in das Boot. Es schwankt und ich verliere fast das Gleichgewicht, aber der alte Mann packt mich gerade noch am Arm.
„Geh da rein“, brummt er und ich gehorche.
Es ist muffig und feucht in der Kajüte und es riecht nach Seetang, aber es ist warm und ich werde schläfrig. Ich lege mich auf die niedrige Pritsche, die in einer Ecke steht und mache es mir bequem. Die Katze rollt sich an meinem Hals zusammen.

Ich wache auf, weil Schnurrhaare mich kitzeln. Das Boot schaukelt nicht mehr, ich sehe aus dem Fenster. Die Sonne scheint und ringsum ist kein Land in Sicht.
Ich gehe hinaus zum alten Mann, der am Bug des Bootes steht und raucht.
„Wie weit ist es noch?“, frage ich.
„Nicht mehr weit“, brummt er und nickt mir zu.

Am nächsten Morgen sind wir da. Der alte Mann ruft mich und ich stolpere aus der Kajüte, zum Bug des kleinen Kutters und ich staune. Eine Insel. Tatsächlich. Schroffe Klippen ragen aus dem Wasser, in der Ferne sieht man einen Berg mit zwei Gipfeln, der rechte etwas höher als der linke. Ich lache und schreie und der alte Mann lacht auch, dass es klingt, als würden Steine aneinander reiben.
Dann gibt es einen Ruck und ich verliere das Gleichgewicht, aber der Mann packt mich wieder rechtzeitig am Arm, sodass ich nicht falle.
„Eine Sandbank“, brummt er und ich lache wieder.
Ich bücke mich nach der Katze und hebe sie hoch. „Schau mal, Miez, hast du das schon mal gesehen? So siehts hier aus.“
Auf der anderen Seite der Erdkugel sehe ich mich eine Straße entlang laufen, im Schneegestöber, mit nassen Haaren, die Hände tief in den Jackentaschen.
Ich klettere über die Reling und springe ins Wasser. Es reicht mir bis zur Hüfte. Langsam wate ich auf die Insel zu. Recke meinen Kopf gen Himmel und winke dem Mädchen, das da von der Straße auf mich herabblickt.

 
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hallo du!

Schöne seltsame Geschichte. Obwohl sie ein oder zwei Längen hat, konnte sie mir gefallen. Besonders gut fand ich diese Stelle:

Draußen schneit es, mitten im März. Ich ziehe die Kapuze über meine nassen Haare und laufe schneller. Laufe, bis es wärmer wird, angenehm warm. So warm, dass ich die Jacke ausziehen muss. Der Himmel ist blau und flirrt vor Hitze, links und rechts neben mir sind Stoppelfelder, so gelb, dass sie mit dem Himmel um die Wette leuchten.
:thumbsup:


der die Geschichte einleitende Absatz ist meiner Ansicht nach gar nicht nötig. du führst da ein paar Dinge aus, die für die Geschichte - soweit ich sie verstanden habe - nicht von besonderer Bedeutung sind, jedenfalls nicht in dieser Ausführlichkeit. Ich würde also gleich beim zweiten Absatz einsteigen.

Dort rechts ist ein Steg, ein sehr langer Steg. Am Ende des Steges
das will und will mir nicht gefallen.
»Dort rechts ist ein sehr langer Steg, an dessen Ende ...«
dürfte auch passen, oder?!

Die Geschichte gefällt mir insbesondere wegen deiner Beschreibungen, die die Geschehnisse so Selbstverständlich wirken lassen. Da ist es nicht interessant, warum die Protagonistin plötzlich dazu in der Lage ist, eine kleine Erde, auf der sie doch eigentlich steht, mit dem Finger zu drehen. Es ist einfach so und das mag ich sehr.

Der Schluss gefällt mir ganz besonders. du greifst das Bild vom Anfang wieder auf und tauscht die Größenverhältnisse. Da fehlt fehlt höchstes noch, dass die große Protagonistin den Finger ausstreckt und die Erde in Drehung versetzt, während die kleine Protagonistin ihr zu winkt.

Hat mir gut gefallen.
Georg

 

Lieber Strudel,

Allerdings war ich schon zu alt, um einmal richtig gut werden zu können, außerdem trainierte ich zu selten. Trotzdem hielt ich durch
Das wird ein bisschen formelhaft und steif durch die drei Konjunktionen: Allerdings – außerdem – Trotzdem

Das ist das einzige, was mir aufgefallen ist. Ich finde, es ist eine wunderschöne Anti-Horror-Geschichte und du hast ein großes Talent für diese Art von Geschichten. Ich meine: Bei Horror-Geschichten geht es darum, eine möglichst „unbehagliche“ Situation zu schaffen und den Leser dazu zu bringen, das „Unbehagliche“ zu fühlen. Bei dieser Geschichte wie auch bei der „Biber“-Geschichte geht es mir umgekehrt, es ist „behaglich“, es ist eine Welt, in der man sich wohl fühlen kann. Das Wasser am Anfang, das Rennen auf der Straße, bis es warm ist, das Kornfeld, die Katze, das Meer, die Kajüte, der alte Mann mit dem Rauch, die Insel – das ist einfach schön. Beneidenswert.
Die selben Methoden verwendet auch die Werbung, mit dieser „heile Welt“-Ästhetik, aber bei dir wirkt es anders, ehrlicher, unzynischer, finde ich. „Natürlich“, als wäre nichts weiter dabei.
Dieses Abenteuer, das dort stattfindet, im ganz Kleinen ist beneidenswert. Ich bin neidisch auf deine Erzählerin. Sie beugt die Welt.

Gruß
Quinn

 

Hallo Apfelstrudel!

Ich denke, der erste Satz gibt der ganzen Geschichte den Hintergrund - Sie sagt es ja deutlich, dass sie schon immer in etwas besser sein wollte, aber es gelingt ihr nicht, zumindest nicht dort, wo sie es gerne wäre. Sie ist noch immer auf der Suche nach etwas

Draußen schneit es, mitten im März. Ich ziehe die Kapuze über meine nassen Haare und laufe schneller. Laufe, bis es wärmer wird, angenehm warm. So warm, dass ich die Jacke ausziehen muss. Der Himmel ist blau und flirrt vor Hitze, links und rechts neben mir sind Stoppelfelder
Genau hier klinkt sie sich aus der realen Welt aus, macht sich auf der anderen Seite der Erde auf die Suche nach diesem Etwas, das hier eine Insel sein wird. Der alte Mann ist auch so eine Symbolfigur, wie mir scheint. Es kann ja nicht Zufall sein, dass er sie zweimal vor einem Sturz bewahrt, vielleicht sehnt sie sich nach jemandem, der sie stützt auf ihrem Weg durchs Leben, der ihr bis jetzt nicht das gebracht hat, was sie sich erhofft hat.

So stimmt es also nicht ganz, was Quinn gemeint hat, dass hier nur eine "behagliche" Welt vorgeführt wird. Es ist alles beruhigt, ja, aber dahinter spürt man ja doch die Sehnsucht, das, was die Heldin vorantreibt. Zufrieden ist sie nicht.
Gut gefällt mir auch dein unaufgeregter geradliniger Stil, der aber schon auch seine Feinheiten hat.

Prustend tauche ich wieder auf, ringe nach Atem. Die Helligkeit blendet mich und ich reibe mir das Wasser aus den Augen. Ich klammere mich am Beckenrand fest und denke. Im Denken war ich schon immer ganz gut. Ich denke, bis mir kalt wird, dann ziehe ich mich aus dem Wasser und gehe. Ich will heim
Schöne Stelle!

Schön auch, dass du so fehlerfrei schreibst, das Folgende sind ja nur Kleinigkeiten:

Ich weiß auch nicht warum.
Komma: nicht, warum
Er nickt und bedeutet mir, einzusteigen.
ohne Komma
hast du das schonmal gesehen
auseinander: schon mal

Sehr schöner Text! :)

Gruß
Andrea

 

Hallo Schreibär!

Erstmal danke für deinen Kommentar, freut mich, dass dir die Geschichte so gefällt.

der die Geschichte einleitende Absatz ist meiner Ansicht nach gar nicht nötig. du führst da ein paar Dinge aus, die für die Geschichte - soweit ich sie verstanden habe - nicht von besonderer Bedeutung sind, jedenfalls nicht in dieser Ausführlichkeit. Ich würde also gleich beim zweiten Absatz einsteigen.
Ich hatte auch schon Bedenken mit dem ersten Absatz, weil ich dachte, dass man vielleicht nicht versteht, was das mit dem Rest der Geschichte zu tun hat. Aber ich möchte ihn eigentlich nicht streichen, weil er schon wichtig ist für die Geschichte, so wie ich sie mir gedacht habe. Der zweite Absatz wäre auch kein guter Einstig, finde ich, man erfährt davor schon ziemlich viel über die Protagonistin, was dann einfach fehlen würde. Ich weiß schon, dass ich noch was ändern müsste, damit es bisschen abgerundet ist, im Moment weiß ich aber nicht, wie ich das anstellen soll, deshalb warte ich erstmal. :)

Freut mich besonders, dass dir der Schluss gefällt, den mochte ich nämlich auch. ;)

Da fehlt fehlt höchstes noch, dass die große Protagonistin den Finger ausstreckt und die Erde in Drehung versetzt, während die kleine Protagonistin ihr zu winkt.
Hm, an sich wär das schon eine gute Idee, aber die Perspektive stimmt da ja nicht. Denn das Mädchen auf der Straße ist ja in dem Fall die "kleine Protagonistin", nicht umgekehrt.

Auch wenn ich jetzt erstmal nichts von den Vorschlägen einbauen werde, danke dafür. :) Das mit dem Steg werde ich mir noch überlegen, wenn es noch jemandem auffällt fliegt es raus.

Hallo Quinn!

Allerdings war ich schon zu alt, um einmal richtig gut werden zu können, außerdem trainierte ich zu selten. Trotzdem hielt ich durch
Das wird ein bisschen formelhaft und steif durch die drei Konjunktionen: Allerdings – außerdem – Trotzdem
Ja hast recht. Aber ich kann mich nicht entscheiden welche ich streichen soll. :D Ich find die alle irgendwie wichtig. Muss ich nochmal in Ruhe gucken, wie ich das mache.
Ich finde, es ist eine wunderschöne Anti-Horror-Geschichte und du hast ein großes Talent für diese Art von Geschichten.
Ahh, das halt ich fest für die Ewigkeit! Dankesehr. :) Freut mich wirklich, dass dir die Geschichte gefällt. Ich bin auch froh, dass keine Heile-Welt-Geschichte draus geworden ist, weil das wäre das letzte, was ich gewollt hätte. Was das Behagliche und Unbehagliche angeht: Ja, sollte schon in erster Linie so sein. Aber eine unbehagliche Stelle ist da doch auch drin, fand ich zumindest, die Stelle als sie auf der Düne steht. Aber vielleicht ging das nur mir so, ist auch nicht so wichtig.
Ich bin neidisch auf deine Erzählerin.
Ich auch. :)

Danke für deinen Kommentar!

Hallo Andrea!

Ich denke, der erste Satz gibt der ganzen Geschichte den Hintergrund - Sie sagt es ja deutlich, dass sie schon immer in etwas besser sein wollte, aber es gelingt ihr nicht, zumindest nicht dort, wo sie es gerne wäre. Sie ist noch immer auf der Suche nach etwas
Ja richtig.
Ach, du hast die Geschichte so verstanden, wie ich sie mir gedacht hatte beim Schreiben, trotz des Anfangs, über den ich schon so ein bisschen gegrübelt habe nach Bärs Kommentar. Freut mich, dass es trotzdem so angekommen ist bei dir. :)
Was du über den alten Mann sagst finde ich auch interessant. Er ist schon eine wichtige Figur in der Geschichte.
So stimmt es also nicht ganz, was Quinn gemeint hat, dass hier nur eine "behagliche" Welt vorgeführt wird. Es ist alles beruhigt, ja, aber dahinter spürt man ja doch die Sehnsucht, das, was die Heldin vorantreibt. Zufrieden ist sie nicht.
Außen hui, innen pfui. :p Okay das ist blöd, aber so wars gedacht, genau.
Vielen Dank auch an dich, freut mich, dass es dir gefallen hat!

Liebe Grüße an euch alle,
strudel

 

Hallo Apfelstrudel,
verdammt - ich komme mal wieder zu spät um eine Lobeshymne zu schreiben ;)
Da bleibt mir nur, wie üblich, mich den vorherigen Meinungen anzuschließen: Eine behagliche Geschichte, bei der mir (völlig "unkitschig" gemeint!) warm ums Herz geworden ist. Trotz der angedeuteten Unzufriedenheit der Protagonistin im einleitenden Absatz, findet sie eine eigenartige innere Ruhe in ihren Gedanken, eine tiefe Zufriedenheit über die große, kleine Welt und die Erkenntnis, das "Größe" auch nur etwas ist, das im Auge des Betrachters liegt... okay, ich fange an zu philosophieren, sorry!

Besonders gefallen hat mir deine ungezwungen Art intermediale Verbindung von Musik, Kunst und Literatur zu schaffen - Van Goghs Kornfelder waren ein genialer Zug um die Stimmung der Szene zu unter"malen".

Eine klitzekleine Kritik habe ich:

[...] ich verliere fast das Gleichgewicht, aber der alte Mann packt mich gerade noch am Arm.
und
[...] ich verliere fast das Gleichgewicht, aber der Mann packt mich noch rechtzeitig am Arm, sodass ich nicht falle.
Die Wiederholung des Satzbaus klingt mir hier zu erzwungen. Aber vielleicht ist das ja auch Absicht?

Wünsche noch einen schön hitzig-flirrend-kalten Märztag und grüß die Katze!
H.D.

 

Hey apfelstrudel,

auch ich mag Deinen 2. Beitrag in Seltsam sehr gerne, Deine Phantasie ist faszinierend und Deine Schreibe entwickelt sich gut, um mit ihr mithalten zu können. Zwar ziehe ich im direkten Vergleich Deinen seltsamen Erstling noch vor, doch auch mit dieser Geschichte hast Du mir mehr Freude bereitet, als viele andere Geschichten das taten.

Allerdings war ich schon zu alt, um einmal richtig gut werden zu können, außerdem trainierte ich zu selten. Trotzdem hielt ich durch.
statt zu streichen würde bereits die Umstellung helfen, nimm es mal vom Satzanfang weg, z.B. : Allerdings war ich schon zu alt, um einmal richtig gut werden zu können, ich trainierte außerdem zu selten. Trotzdem hielt ich durch. Wobei ich "Trotzdem" auch ersetzen würde, "dennoch", "jedoch" böten sich an, dann vermeidest Du die Dopplung auf "...dem"

Ich wollte sie unbeding überbieten.
unbedingt
Ich fühle mich wie eingefangen in einem Bild van Goghs, und ich drehe mich sogar um, als würde ich ihn hinter mir sehen, sein riesiges Gesicht und einen Pinsel, den er gerade auf mich gerichtet hat.
den Bezug finde ich schräg, besser wäre : als könnte ich ihn hinter mir sehen oder würde ihn [...] sehen können
Nur ein schwarzer Fleck, der langsam größer wird. Eine Katze, die auf mich zugestreunt kommt.
mit dem Bild hab ich immer wieder Probs. In einer Landschaft nähert sich bei einer Katze nicht wirklich erst ein schwarzer Fleck, der langsam näher kommt, das wäre bei einem Elefanten, vielleicht bei drei Elefanten, die übereinandergestellt werden der Fall - die sind groß genug, um als schwarzer Fleck langsam näher zu kommen und dann erst identifiziert zu werden. Bei einer Katze sieht man solange nichts, bis man eine Katze sieht, die schwarze Fleckphase wird ausgelassen :)

Grüße
C. Seltsem

 

Hallo Henry Dark!

Danke auch dir für die Blumen, schön, dass die Geschichte bisher so gut ankommt. Es freut mich besonders, dass du die Kornfeld-Szene so gut fandest, die mag ich auch sehr. :)

Die Wiederholung des Satzbaus klingt mir hier zu erzwungen. Aber vielleicht ist das ja auch Absicht?
Ja, die Wiederholung ist Absicht.
Wünsche noch einen schön hitzig-flirrend-kalten Märztag und grüß die Katze!
Eher kalt und schlammig, aber danke gleichfalls. :p

Hallo C. Seltsem!

Zu den Änderungen sag ich ja, ja, ja und ja, hab ich alle übernommen. Mit dem Fleck und der Katze hattest du wirklich recht, aus der Perspektive hatte ich es noch gar nicht betrachtet. Es war eher so gedacht, dass die Katze erst ein schwarzer Fleck ist im Sinne von "der Maler bringt sie gerade auf die Leinwand", aber das klappt wohl nicht. Aber ich kann darauf auch verzichten.
Ansonsten kann ich mich nur wiederholen, danke fürs Lesen und Gutfinden!

Liebe Grüße an euch,
apfelstrudel

 

Hallo apfel,

muss auch mal wieder was von mir hören lassen: Hanns Dieter Hüsch hat einmal über uns Leute vom Niederrhein gesagt, wir wissen nix, aber wir können alles und vor allem besser als andere. Warum zieht Deine Icherzählerin nicht an den Niederrhein – und schon wären einige Probleme gelöst, zumindest scheinbar.

In jedem Fall hat mir die Geschichte gefallen und es scheint, als spielte sie in diesem März 2008, wenn einem auch nicht zu heiß werden kann.

Alles scheint gesagt zu sein, doch auf die Gefahr hin lästig zu werden, komm ich auf den Konjunktiv. Warum müssen es „würde“-Konstruktionen sein?

„Wenn ich von der Schwimmhalle aus durch den Mittelpunkt der Erde eine Gerade ziehen würde. Was ist da? Eine Insel?“ Kläng’s nicht schöner, wenn dort stünde „Wenn ich von der Schwimmhalle aus durch den Mittelpunkt der Erde eine Gerade zöge. Was wäre da? [alterantiv: Was mag da sein?] Eine Insel?“

Selbst das für mich schönste Bild in der an Bildern reichen Geschichte ließe sich „verschönern: „Ich fühle mich wie eingefangen in einem Bild van Goghs, und ich drehe mich sogar um, als würde ich ihn hinter mir sehen, sein riesiges Gesicht und einen Pinsel, den er gerade auf mich gerichtet hat. Aber nichts.“ Vielleicht: „Ich fühle mich wie eingefangen in einem Bild van Goghs, und ich drehe mich sogar um, als sähe ich ihn hinter mir, sein riesiges Gesicht und einen Pinsel, den er gerade auf mich gerichtet hat [hätte]. Aber nichts.“ Und in der Folge dann: „ … und ich sehe noch einmal auf, falls van Gogh vielleicht doch sehen kann, was gerade in seinem Bild geschieht.“ > „und ich sehe noch einmal auf, falls van Gogh doch sehen könnte, was gerade in seinem Bild geschähe.“

Wie dem auch sei, es ist eine feine „seltsame“ Geschichte, die gefällt.

Schöne Tage diese Tage wünscht

Friedel

 

Hallo apfelstrudel,

mir gefällt diese Geschichte ausgesprochen gut. Sie baut sich auf einer feinen seltsamen Idee auf, die auf eine angenehm eigenwillige Weise sehr gekonnt gesponnen wird, mit guter, kraftvoller Fantasie. Man kann dieser Geschichte auch bescheinigen, dass sie originell wirkt, frisch und unverbraucht in Worten und Gedanken, irgendwie kommt das bei mir als Leser jedenfall so an. Das ist ein Text, der wirklich Freude macht und bei dem man, nachdem man ihn gelesen hat, irgendwie ein besseres Gefühl verspürt. Du hast wirklich Talent! Kompliment!

Grüße von Rick

 

Hallo Herr Konjunktiv! :D

In jedem Fall hat mir die Geschichte gefallen und es scheint, als spielte sie in diesem März 2008, wenn einem auch nicht zu heiß werden kann.
Das freut mich sehr, und ja: Die Geschichte spielt wohl auf jeden Fall in diesem März, zufällig komme ich gerade aus der Schwimmhalle und es hat geschneit wie nix. :)
Alles scheint gesagt zu sein, doch auf die Gefahr hin lästig zu werden, komm ich auf den Konjunktiv. Warum müssen es „würde“-Konstruktionen sein?
Weil es besser klingt. Finde ich zumindest. Die Vorschläge, die du gebracht hast zum Konjunktiv mögen ja alle korrekt und grammatikalisch einwandfrei sein, aber meine Erzählerin spricht so nicht. Ich spreche so auch nicht. Das passte(!) auch gar nicht in den Tonfall der Geschichte, deshalb werde ich es so lassen. :p
Trotzdem vielen Dank fürs Lesen und Kritisieren!

Hallo Rick!

Vielen Dank auch dir für deinen Kommentar! Schön, dass die Geschichte so gut ankommt.

Du hast wirklich Talent! Kompliment!
Das reimt sich sogar :p Danke!

Liebe Grüße an euch beide,
apfelstrudel

 

Hallo apfelstrudel!
Als Ganzes gesehen hat mir die Geschichte gefallen. Die Idee des Ausbruchs hat immer was und du hast sie auf eine sehr sympathische Art umgesetzt.

Es gibt ein paar Stellen, die schwächer sind als andere. Z.B. der Anfang – vllt. ist das Geschmacksache - ich fand ihn aber fade, weil dieser Wunsch, irgendwie besonders zu sein, indem man etwas besser kann als andere, finde ich sehr allgemein. Die Erzählerin in ihrer Kindheit zu beschreiben, ist nicht besonders originell. Auch stilistisch passt der erste Absatz nicht so zum (hauptsächlich assoziativ geschriebenen) Rest. Die Geschichte, die du erzählst, braucht diesen Anfang nicht unbedingt (sie wäre auch so nachvollziehbar).

Die Handlung fängt eigentlich in der Schwimmhalle. Da wird es auch vom Stil her spannender. Der dritte Absatz ist der beste: der ist so leichtfüßig irgendwie und hat ein passendes Tempo. Auch der Rest hat mir dann gefallen, obwohl die Bootsfahrt (für mich:)) auch kürzer hätte sein können.

Schön finde ich vor allem die Interpretationsmöglichkeiten, also die zwei, die ich in Betracht ziehe. Einerseits das Erzählte als Traum, Wirklichkeitsflucht des Mädchens. Andererseits (wg. des Jahreszeitwechsels und der Bootsfahrt) als eine Art Erwachsenwerden, sprich das kleine Mädchen bleibt „zurück“. Bootsfahrten haben auch immer so was Transzendentes – aber ich hoffe, dass das keine Gestorbengeschichte ist.:D

Lieblingstelle? Natürlich:
Draußen schneit es, mitten im März. Ich ziehe die Kapuze über meine nassen Haare und laufe schneller. Laufe, bis es wärmer wird, angenehm warm. So warm, dass ich die Jacke ausziehen muss. Der Himmel ist blau und flirrt vor Hitze, links und rechts neben mir sind Stoppelfelder, so gelb, dass sie mit dem Himmel um die Wette leuchten.

Gruß
Kasimir

 

Hallo Kasimir!

Vielen Dank für deine Kritik erstmal, schön, dass du die Geschichte mochtest. Deine Kritikpunkte kann ich nachvollziehen, allerdings weiß ich nicht, wie ich sie noch ändern könnte, weil so wie ich das verstehe heißt es "kürzen, kürzen, kürzen", was ich aber nicht will, sonst bleibt ja am Ende nichts mehr übrig von der Geschichte. ;)

Es gibt ein paar Stellen, die schwächer sind als andere. Z.B. der Anfang – vllt. ist das Geschmacksache - ich fand ihn aber fade, weil dieser Wunsch, irgendwie besonders zu sein, indem man etwas besser kann als andere, finde ich sehr allgemein. Die Erzählerin in ihrer Kindheit zu beschreiben, ist nicht besonders originell.
Ja, schwächere Stellen gibt es ja immer, eigentlich. Der Anfang ist vielleicht wirklich Geschmackssache, du siehst das ja ganz ähnlich wie Schreibär, also dass ich den streichen sollte. Ich finde aber nicht, dass die Wünsche der Erzählerin allgemein sind. Über Originalität lässt sich hier auch streiten. Für mich bleibt der Anfang weiterhin wichtig, auch wenn ich verstehen kann, dass andere das nicht so sehen.
Auch stilistisch passt der erste Absatz nicht so zum (hauptsächlich assoziativ geschriebenen) Rest.
Da gebe ich dir recht. Ich habe eine Ausrede, Achtung: Die Einleitung stellt die Erinnerungen der Erzählerin dar, der Rest ist die eigentliche Geschichte, wie du ja auch sagst. Trotzdem gehört die Einleitung zur Geschichte an sich, also puh, wie gesagt. :D Ich gebe auch zu, ich bin außerordentlich mies im Überarbeiten, wahrscheinlich würde ich alles nur ruinieren.
Bootsfahrten haben auch immer so was Transzendentes – aber ich hoffe, dass das keine Gestorbengeschichte ist.
Keine Gestorbenengeschichte. ;) Auf den Gedanken bin ich noch gar nicht gekommen. Aber wenn das jemand so sieht, bitte, ich mags sowieso wenn man ein bisschen Interpretationsspielraum hat. Tatsächlich wars aber so als Wirklichkeitsfucht gedacht, Realität und Traum verschwimmen hier ja auch ein bisschen.

Aber schön, dass dir die Geschichte im Ganzen gefallen hat, danke für deine Rückmeldung! Auch wenn ich jetzt wohl nix an der Geschichte ändern kann/will/werde, wie auch immer. ;)

Liebe Grüße,
apfelstrudel

 

Hallo Strudel!

Also, die kansen Kramattigsachen hapen wir ja schohn turch, da mus ich also nichds mer verbessern. :rotfl:

Späßchen. Also, diese Story hat mir wirklich sehr gefallen, sehr, sehr, sehr. Ganz abgesehen von irgend einem Aufbau oder sonstigem; lassen wir das ganze Pragmatische beiseite. Ich hab Deinen Text zweimal gelesen und ihn auf mich wirken lassen und er hat mich sehr berührt. Vor allem die Sache mit der Katze, das ist so unglaublich süß. Sehr verzaubert und so einfach gehalten. Echt schön.
Ich will die Geschichte auch gar nicht interpretieren, zum einen, weils ja offen auf der Hand liegt und zum anderen, weils ja schon treffend formuliert wurde.
Aber Du hast es echt drauf, ohne Action Spannung zu bieten und mit Worten zu zaubern. :shy:

"Schau mal, Miez..." hat mir besonders gefallen, das ist so süß... Oh mann, ich schwelge jetzt hier... Also, na ja.
Von mir ein Lob:huldig:, weil einfach nur ein schöner Text und auch noch mit einem "in sich geschlossenen Sinn". Herrlich unkompliziert, fantastisch und bunt.

Lieben Gruß,

Shree:kaffee:

 

Hallo du!

Schön, dass dir die Geschichte so gefallen hat und dass du sie sogar zwei Mal gelesen hast!

Aber Du hast es echt drauf, ohne Action Spannung zu bieten und mit Worten zu zaubern.
Ehm, ich würde fast sagen, was anderes kann ich gar nicht. :p
Danke jedenfalls für deinen Kommentar, hat mich gefreut!

Liebe Grüße,
apfelstrudel

 

Hallo strudliger Apfel,

eine wirklich sehr schöne Geschichte erzählst du. Dazu sauber geschrieben, ich bin an keiner Stelle gestolpert oder habe mich an Ungereimtheiten gestört. Klar, seltsam ist die Geschichte, aber in sich ruhend.

Ich habe sie so gedeutet, dass deine Prota sich - in dem Bestreben etwas besser zu können/ etwas besonderes zu sein - ihre eigene Welt schafft. Hier kann ihr niemand das Wasser reichen, niemand kann ihr folgen. Hier(in) kann sie niemand übertrumphen.

Besonders schön fand ich die Stelle mit Van Gogh. Der Vergleich allein ist natürlich ein alter Hut, aber wie sie sich umsieht, ob Van Gogh nicht doch vielleicht da ist und beobachtet, was in seinem Bild vor sich geht, finde ich wunderbar malerisch dargestellt. Hier deutest du auch schon die surreale Verschiebung der Welten an.
In diesem Sinne hat mir auch der Titel ehr zugesagt.

Rundum eine schöne ruhige Geschichte über die Kraft der Imagination.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer!

Schön, dass auch dir die Geschichte so gut gefällt. :) Deine Deutung finde ich auch interessant, denn genau den Gedanken hatte ich auch beim Schreiben, dass die Erzählerin mit sich unzufrieden ist und dann aber ihr Talent entdeckt, zu phantasieren. Oder vielleicht weiß sie es selbst noch gar nicht, jedenfalls ist das der Ausgangspunkt. Freut mich, dass du das so interpretiert hast und dass diese Intention deutlich wird.

In diesem Sinne hat mir auch der Titel ehr zugesagt.
Juhu! ;)

Vielen Dank für deine Rückmeldung!

Liebe Grüße,
strudel

 

Hallo someday!

Was soll man dazu weiter sagen? :) Vielen Dank für dein Lob, hat mich sehr gefreut.

Liebe Grüße,
apfelstrudel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo apfelstrudel,
ich tat mich erst etwas schwer mit deiner geschichte, wollte sie auch schon als "nicht gut" abstempeln, aber ich hab mir dann doch noch etwas zeit gelassen. sie lebt ganz klar durch das gefühl, das sie vermittelt. irgendwo pendelt sie zwischen traurigkeit und gelassenheit. der inhalt ist für meinen geschmack etwas dürftig, ein wenig mehr echte geschichte hätte es hier schon sein können, aber du hast sie ja unter seltsam gepostet und da ist das voll ok :)
wie gesagt, hat mir doch gefallen! keine stelle wirk holprig oder übereilt. einfach alles aus einem guss!

lg
morti

 

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