Was ist neu

Copywrite Sarggesang

Seniors
Beitritt
10.10.2006
Beiträge
2.638
Zuletzt bearbeitet:

Sarggesang

Eine Kuh ist ein mächtiges Wesen. Steht auf der Wiese und kaut und kaut, aber wiegt eine Tonne und hat vier starke Beine. Kraft ist Masse mal Beschleunigung. Eine Kuh ist ein mächtiges Wesen. Meine Masse ist Null, bei mir beschleunigt sich nichts. Bewegung findet nicht statt. Alles driftet auseinander, so weit auseinander, bis es alleine ist. Alles zerfällt und kriecht auseinander. Die totale Entschleunigung.
Jede Schuppe meines Körpers, jedes Pigment, jedes Atom ist auseinandergestoben; von physikalischen Kräften getrieben. Atome verlieren ihre Bedeutung nach dem Tod. Ob ein Atom einmal in der Kopfhaut saß, in der Leber oder im kleinen Zeh macht keinen Unterschied. Es ist keine Ordnung im Chaos, keine Hierarchie im Nichts, keine Bewegung in der Entropie.
Man zerfällt. Man kann es nicht aufhalten. Der Wille ist zu schwach, besteht selbst nur aus ein paar Atomen und die sind schon lange weg.
Man meint zu Beginn den Prozess aufhalten zu können. Überlegt, ob man den Maden Atome entziehen kann, die über den Augapfel klettern. Redet sich ein, dass die Flüssigkeit, die man verliert, nur Totenbalsam ist. Man denkt: Es wird schon wieder werden. Noch ist nichts verloren, bis einem der Fuß abfällt, dann eine Hand, ein Arm, der Kopf. Das war der schwerste Verlust. Man klammert sich an den Hals, denkt solange da noch eine Verbindung besteht zwischen Kopf und Körper, solange da noch eine Brücke ist, gibt es einen Weg zurück. Aber wenn die Brücke einstürzt, ändert sich nichts.
Es ist nur mehr Raum zwischen Kopf und Körper. Weniger Atome. Mehr Entschleunigung.
Einundzwanzig Gramm wiegt die Seele, man wartet, bis sie aufsteigt. Versucht, sie zu finden. Sie auszumachen. Im Nacken, in der Milz, im Blinddarm. Im Herzen sucht man nach ihr, im Hirn, im Vorderlappen, und auch in den Schläfen. Einundzwanzig Gramm, die müssen doch zu finden sein, denkt man. Einundzwanzig Gramm das bin ich, das ist man, das denkt noch, aber man findet sie nicht und dann hat man keine einundzwanzig Gramm mehr. Alles stiebt auseinander. Alles driftet weg. Alles entschleunigt sich.
Man bleibt.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Quinn,

bei diesem Text weiss ich gleich aus mehreren Gruenden nicht.

1. Das mit der Kuh scheint mir sehr extra beliebig - fuer die Absurditaet, oder grast die da etwa ueberm Grab. Auf jeden Fall wuerde eine maechtige Kuh wohl reichen.

2. Klar koennen Kuehe beschleunigen, sie sind mir aber jetzt nicht Inbegriff der Beschleunigung.

3. Driften ist Bewegung, auseinanderstiebende Atome schon erst recht. Da kannst Du maulen und um der Schoenheit Willen drumrumerklaeren. Es passt nicht zur Bewegungslosigkeit.

4. Komischer Wechsel von "ich" zu "man". Maden in "meinen" Augen find ich einfach schlimmer, als Maden in "den" Augen.

Einundzwanzig Gramm das bin ich, das ist man, das denkt noch, aber man findet sie nicht und dann hat man keine einundzwanzig Gramm mehr.
Mir schwant hier schon der Grund, so nach dem Motto Aufloesung des Ich ins Un-/Ueberpersonale - ich weiss nicht, wie ich das finden soll. Ist mir eventuell zu konstruiert.

5.

Alles driftet auseinander, so weit auseinander, bis es alleine ist. Alles zerfällt und kriecht auseinander. Die totale Entschleunigung.
Jede Schuppe meines Körpers, jedes Pigment, jedes Atom ist auseinandergestoben; von physikalischen Kräften getrieben.
Das hier ist wieder so eine Motivreiterei. ;)
Das hast Du oft, als haettest Du zu viele Formulierungen fuer dieselbe Sache und wolltest sie alle unterbringen.

6.

Ob ein Atom einmal in der Kopfhaut saß, in der Leber oder im kleinen Zeh macht keinen Unterschied. Es ist keine Ordnung im Chaos, keine Hierarchie im Nichts, keine Bewegung in der Entropie.
Der erste Satz illustrierts, der zweite theoretisiert hier unnoetig Selbstverstaendliches und stoert mich arg.

Man bleibt.
So molekular und ueberpersoenlich betrachtet - ach ja, ach nein

Insgesamt finde ich den Text sehr unscharf, obwohl er doch so kurz ist. Das mit dem Zerfallen ist schon ein schoenes Motiv (ist ja aus der Vorlage:p) aber der Physikphilosophieaufpfropf missfaellt mir, zumindest in dieser starken Auspraegung. Ich weiss auch gar nicht ob der ernstgemeint ist oder ein Witz ueber Philosophierei, der Entropiesatz legts nahe. Bisschen ratlos jetzt.

Es gibt aber noch ein paar Dinge, da weiss ich:

Überlegt, ob man den Maden Atome entziehen kann, die über den Augapfel klettern.
Bezugsfehler: Hier klettern ja primaer die Maden. Also: ob man den Maden, die ueber die Augen klettern, Atome entziehen kann.

Der Wille ist zu schwach, besteht selbst nur aus ein paar Atomen und die sind schon lange weg.
Das fand ich huebsch

Das mit dem Kopf und dem Hals ist gut.

Einundzwanzig Gramm wiegt die Seele
noch so ein Apodiktimus der Tiefe antaeuscht.

Alles stobt auseinander.
stiebt

lg
fiz

 

Guten Morgen, Kuul Quinn,

das gefällt mir nicht. Ich fand es ganz schwach und mußte dauernd den Kopf schütteln.
Feirefiz hat viele Einzelheiten schon angesprochen, trotzdem muß ich nachtreten.
Ich sehe hier trendige Wörter und Formulierungen, die mir schon nicht gefielen, als sie noch neu waren, Beispiel:
"Die totale Entschleunigung", "mehr Entschleunigung", "alles entschleunigt sich".
Das tut weh.
Dann die Entropie. Seit irgendwann diese tollen Sprüchlein zur Entropie aufgekommen sind ("Entropie braucht keine Wartung", "Das Universum strebt der Entropie entgegen, und du redest von positiven Veränderungen"), denken viele, sie könnten das Wort sinnvoll und stylish für irgendeine Art von Unordnung verwenden, wie Du hier:

Es ist keine Ordnung im Chaos, keine Hierarchie im Nichts, keine Bewegung in der Entropie.
Aber das ist verkehrt.
Entropie ist kein Modewort. Das ist ein derartig komplizierter Begriff, daß er sich für solche arglosen Spielchen nicht eignet. Ich kann mich nicht daran gewöhnen, auch wenn die halbe Welt dabei mitmacht und anscheinend keiner mehr nachfragt.
Einundzwanzig Gramm (hier fehlt übrigens ein Komma) das bin ich, das ist man, das denkt noch, aber man findet sie nicht
Das steht da, das lese ich und finde ihn nicht schön.

Dann dieses "man". Schlimm, vor allem im letzten Satz. Allerdings paßt es zu der Anhäufung von Allgemeingültigem, aber ob das gewollt war? Man denkt ja noch, man glaubt, man meint ... nee.

Fast schon rührend unschuldiger Umgang mit Begriffen aus der Physik, unbedarfte Sprache, das hab ich von Dir schon besser gesehen.
Ein sehr gewöhnliches Ding. Noch die arme Kuh an den Haaren herbeizuziehen ... schämen!

Lieben Gruß,
Makita.

 

Hallo Quinn,

Wenig Neues, so etwas mehr als mittelhübsch verpackt. Erst der letzte Satz reißt dann für mich noch was, weil der den Rest noch einmal mit Bedeutung über Gemeinplätze hinaus auflädt. Das ist inhteressant.
Der Einstieg aber ist, nach meinem Dafürhalten, missglückt.

Eine Kuh ist ein mächtiges Wesen. Steht auf der Wiese und kaut und kaut, aber wiegt eine Tonne und hat vier starke Beine. Kraft ist Masse mal Beschleunigung. Eine Kuh ist ein mächtiges Wesen. Meine Masse ist Null, bei mir beschleunigt sich nichts.
Das scheint mir auch so auf "Absurdität komm raus" und ohne rechten Zusammenhang zum Rest. Wenn sich alles zerlegt, wen juckt es da, ob die blöde Kuh ein paar Kilo mehr auf die Waage bringt? (Der Blauwal ist in jedem Fall mächtiger.;)) Auch der harte Bruch von der Kuh, nach der überflüssigen Wiederholung von "Eine Kuh ist ein mächtiges Wesen", zum "Ich" wäre selbst mit zusätzlichem Absatz nur schwer zu verdauen.
War für mich jetzt eher nicht so doll, aber Copywriten ist auch ein hartes Geschäft, ich bin da selbst gerad am Verzweifeln. :D


Gruß,
Abdul

 

Hallo feirefiz,

Mir schwant hier schon der Grund, so nach dem Motto Aufloesung des Ich ins Un-/Ueberpersonale - ich weiss nicht, wie ich das finden soll. Ist mir eventuell zu konstruiert.
Ja, das scheint allgemein das Problem zu sein. Die Erzählkonstruktion und meine mangelnde Fähigkeit, die genau umzusetzen, führt dazu, dass der Text missfällt. Gedacht war es als Variation von Kollege Boldersons Thema: Dass der Mensch sich zwar in seine Bestandteile zerlegt, dabei aber bei Bewusstsein. Scheint ordentlich in die Hose gegangen zu sein.

Danke dir für deine Kritik, hab sie aufmerksam gelesen; das "stieben - stob", uhm, ja das arbeite ich noch ein.
Quinn

Hallo regi,
die Gedanken in der Geschichte scheinen ein wenig oberlehrermäßig rüberzukommen, bzw. ich als Autor dann als Schlauberger.
Das war natürlich nicht meine Absicht.

Danke auch dir für die Kritik
Quinn

Hallo Makita,

also "Entropie" als Modewort - in meiner Lebensspanne nicht. ;) Ob ich Wörter "stylish" verwende - puuh, ja mei, den Vorwurf muss ich mir wohl gefallen lassen.

Unschuldiger Umgang mit Begriffen aus der Physik - das ist immer sowas, wo ich sagen muss: Wo bitte ist hier ein auktorialer Erzähler?
Da ist ein Toter in einem Sarg, der bei Bewußtsein ist und sich seiner eigenen Auflösung bewußt ist. Und du wirfst ihm vor, er verwende den Begriff "Entropie" falsch. Nein, das wirfst du nicht dem Erzähler vor, sondern mir als Autor. Ja mei. Gut. Angekommen.

Dass die Bilder und die Idee hier so gar nicht zieht, hab ich mir auch anders vorgestellt.

Danke dir für deine Kritik
Quinn

Hallo Abdul,

Auch dir Danke für die Kritik, schade, dass es dir so gar nichts geben wollte.

Ich verabschiede mich dann mal besser in den kreativen Winterschlaf ;)
Quinn

 

Hey Quinn!

Einundzwanzig Gramm wiegt die Seele, man wartet, bis sie aufsteigt.
Das wär cool, wenn es von dir wäre. :D

Ich will jetzt auch nicht noch einmal nachtreten, du hast jetzt genug Kritiken bekommen und du hast eingesehen, was falsch ist, ich kann das nur wiederholen, und wenn der Erzähler missglückt, dann liegt das am Autor. :P

Hab jetzt krills Version gelesen, das positive ist, die Original-Sitmme ist zu hören.
Aber das nächste Mal gibst du dir mehr Mühe, ja?
Ich erinnere nur ungern an die Vanessa-Geschichte.

JoBlack

 

Hallo Quinn,

ich kann mich den Vorrednern nur anschließen, auch mir hat es nicht gefallen. Die Kuh passt einfach nicht ins Bild. Ansonsten finde ich es gar nicht sooo schlecht. Vielleicht, wenn du die Kuh rausschmeißt und einen anderen Anfang findest ...

Gruß, Stefan

 

Tag Quinn,

Ich schon wieder. :D Eine Frage, die mir die ganze Zeit im Kopf herumgeisterte, muss ich noch stellen: Du kennst nicht zufällig die Folge "Tales from the Crypt" mit Bogart? Wo er der tote Erzähler ist?
So von der Grundidee hat deine Geschichte was davon. Und ich glaube fast, dass sie besser wäre, wenn du den Kuh-Murks durch einen Absatz ersetzen würdest, der dem Leser zeigt, wie der Erzähler umgekommen ist. Das ließe das Ganze weniger abstrakt erscheinen.


Gruß,
Abdul

 

Hallo Quinn!

Jetzt haben schon viele gemeckert und ich geb mein Mecker eigentlich nur dazu, damit keiner denkt, ich würd dich immer nur loben. :p Mich hat die Kuh am Anfang gar nicht gestört, das ist nämlich auch schon alles, was mir gefällt. Mehr Kühe bitte und weniger Physik! Und vor allem mehr Geschichte! Für mich ist das nämlich gar keine. Aber immerhin warst du Erster, ist doch auch was. :p

Gruß,
strudel

 

Hey Quinn,

Ob ein Atom einmal in der Kopfhaut saß, in der Leber oder im kleinen Zeh macht keinen Unterschied.

Komma nach "Zeh".

Man meint zu Beginn den Prozess aufhalten zu können.

Meint man es zu Beginn, oder meint man, dass man es zu Beginn aufhalten kann?

Überlegt, ob man den Maden Atome entziehen kann, die über den Augapfel klettern.

Wer klettert? Die Atome? Das ist wirr.

Hals, denkt solange da noch

Komma nach "denkt".

Einundzwanzig Gramm das bin ich

Irgend ein Trennzeichen nach "Gramm". Vielleicht ein Doppelpunkt?

Sehr ominös. Rätselhaft. Natürlich verstehe ich es nicht, aber ich habe auch das Original noch nicht gelesen. Oder doch, ich habe, aber das ist schon Tage her, und es hilft nicht wirklich.

Ich weiß damit nichts anzufangen.

Schöne Grüße,

yours

 

Salve Quinn,

ich fall mal aus der Rolle: mir gefiels. Besser als das Original sogar. Die Kuh fand ich ganz nett, im Zusammenhang gesehen aber überflüssig, hätte höchstens als aufhänger mit einem halben satz gewürdigt werden können.
Im Gegensatz zu strudel hat mich gerade die Physik angemacht: im angesicht des Todes zerfällt der Mensch zu, na physikalischem eben, und dem, was bleibt, Seele, Wesen, was auch immer.

Einziger Meckerer: müsste wegen des Energieerhaltungssatzes bei Abnahme der Masse nicht die Beschleunigung zunehmen? Bloß ist die Frage: wie sieht innerirdische unendliche Beschleunigung aus?

Gruß, Pardus

 

Hey Kollege Quinn,

auch ohne ein Ass in Naturwissenschaften zu sein, kann ich behaupten deine Auslegung des Zerfalls interessant zu finden. Die Kuh hat mich zugegebenermaßen anfangs etwas genervt, aber auch das verflog mit weiterem Lesen. Du hast dich zumindest nicht gescheut, etwas völlig anderes daraus zu machen, auch wenn es streckenweise doch hinter der von dir gewohnten Qualität zurückbleibt. Etwas dröge irgendwie.

Amüsant fand ich den Seitenhieb auf den Rohrkrepierer, wenn es denn so gemeint war.

Abschließend seih gesagt, dass ich mich die Wahl der Morsch-Geschichte etwas enttäuscht hat, kann es aber verstehen, wo ich mich doch einer ähnlich harten Kopiernuss gegenübergestellt sehe.

Ich fands okay.

Gruß
krilliam

 

Mal vor dem Jahreswechsel noch Altlasten erledigen. ;)

Hey jo,

hey, ich geb mir immer Mühe. Nur manchmal läuft es halt und manchmal nicht. Und manchmal denke ich eine Geschichte wäre gut und bin der einzige, der es so sieht. ;)

Danke dir für den Kommentar

Hey Abdul,

die Tales of the crypt-Nummern sind an mir vorbeigegangen. Fast komplett, bis auf so diesen 3er-Fernsehfilm, der ab und an wiederholt wird mit Dan Akroyd, David Morse und so.

Jo, im Nachhinein wäre mehr Erdung der Geschichte sicherlich förderlich.

In die gleiche Kerbe schlägt ja auch:

Hey apfelstrudel!

Für dich ist es nichtmal eine Geschichte. ;)

Auch yours weiß mit ihr gar nichts anzufangen, was ich nachvollziehen kann.

Dennoch vielen Dank für die Kommentare euch dreien.

Hallo Pardus,

freut mich, dass es dir dann gefiel.

Und auch Hallo Krilliam,

dem Schöpfer des Orginals.

Ehm, ja, ich hatte zwei mal angesetzt zu anderen Geschichten von dir. Bei der Pussycat-Geschichte hatte ich zwar eine Idee, aber die Umsetzung ist schon im Keim erstickt. Und die Lichter/Bpm-Story hab ich zwar geschrieben, aber die wurde schon von den Testleserinnen derart zerroppt, dass sie ins Nirvana gegangen ist.

Ich glaub dieses Copywrite-Ding ist einfach nichts für mich.

Für die sehr späte Antwort auf eure Kommentare muss ich mich ebenfalls entschuldigen ... fiel ungünstig grade in die Pause (und Nein, ich hab keine schwere Schreibkrise ;))

Schöne Grüße euch alle
Quinn

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom