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Katze

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18.04.2002
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Katze

Das hatte ich mir schon seit langem gewünscht: Abgeschiedenheit. Nach all dem Stress, den Anforderungen, den Vorgaben und Vorschriften an meinem Arbeitsplatz. Für ein Jahr war ich von meiner Universitätsarbeit befreit, ich war gespannt auf das alte Blockhaus ohne störendes Telefon; Strom für Computer und Licht wurde von einem Generator im Erdkeller erzeugt, das nächste Dorf lag zwei Autostunden entfernt, der Postbote kam nur zweimal im Monat.
Ich fand, dies waren ideale Bedingungen, endlich an den letzen Kapiteln meines Buches zu arbeiten. Wahrscheinlich würde ich mehrere Monate brauchen, um fertig zu werden. Der Schnee war getaut, das erste Grün zeigte sich zaghaft an den Bäumen. Ich hatte einiges an Vorräten eingelagert, Kräuter, Salat und Tomaten wollte ich selbst anbauen, schließlich konnte ich nicht nur am Schreibtisch sitzen.

Mein Buch macht Fortschritte. Die Theorie von spontaner Informationsbildung bei künstlichen Systemen habe ich an Neuronennetze angepasst. Es ist richtig aufregend: Ich möchte Denkprozesse mit den gleichen Mitteln erklären, mit denen man in der Technik unerwartet auftretende, strukturierte Signale beschreibt. Einige Gleichungen sind schon gelöst, bin ziemlich zufrieden.

Na, nun muss ich doch mal eine Pause machen. Heute will ich Salat säen, dann mit meinem betagten VW-Bus zum Wald fahren, nach etwas Schmachtholz als Stützen für die Erbsen suchen. Gestern hatte ich noch einmal Erde umgegraben, alles fein gerecht, für die zweite Saat. Eine große, dicke, rot getigerte Katze sitzt im Beet. Natürlich hat sie die gerade gekeimten Spinatpflanzen aus dem Boden gescharrt und einen Haufen oben drauf gesetzt. Das Tier starrt mich an. „Du blödes Vieh, du widerlicher Dreckscheißer, du wirst schon noch …“ Mit aller Kraft schleudere ich den Spaten hinter ihr her. Als wenn es hier nicht genug Platz gäbe, sonst wohin zu scheißen! Fauchend huscht sie davon, verschwindet unter einem immergrünen Busch.
Gegen Katzen habe ich eigentlich nichts, hatte als Kind selbst mal eine, auch eine rote. Wie oft hatte ich mich mit ihr hinter das Haus verdrückt, mit ihr gekuschelt. „Schau dir die Beiden an!“, sagte mein Vater, wenn er uns sah und einmal gut gelaunt war. Normalerweise hatte er immer etwas zu nörgeln, eigentlich konnte man ihm nichts recht machen.

Jetzt spanne ich dünne Schnur, an geschnitzten Holzpflöcken befestigt, im Zickzack über das Beet, um die Katze zu vergraulen. Sie beobachtet mich, doch nicht allein, man sieht immer wieder mal ein anderes Katzengesicht unter einem Strauch hervorlugen, ein schmutziggelber Kater drückt sich am Beetrand herum, macht einen Buckel und starrt mich an. Ich drohe ihm mit einem Pflock, er weicht langsam zurück, gespannt folge ich ihm. Plötzlich dreht er sich um, erreicht mit zwei, drei Sprüngen einen Baum und erobert dort in wenigen Sekunden einen dicken Ast, von dem aus er mich anknurrt. Mein Holzstück verfängt sich in einigen Ästen, fällt wirkungslos zu Boden. Der Kater wirft mir einen hochmütigen Blick zu, bettet sich auf den Ast, schnurrend, als wäre er erst jetzt so richtig zufrieden. Ich gehe zum Beet – mittendrin thront ein großer, stinkender Haufen.

So kann es nicht weitergehen.


Heute Morgen waren mindestens fünfzehn der Viecher zu sehen, meine gärtnerischen Bemühungen kann ich vergessen. Als ich aus der Haustür gehe, trete ich in den Kot, der den Türvorleger fast vollkommen bedeckt. Ich will zur Regentonne, die Schuhe säubern, eine ganze Bande von Katzen folgt mir. Mal sind sie still, mal schnurren sie, dann wieder ein Fauchen, es durchläuft ihre ungeordneten Reihen, mal hier, mal dort, plötzlich scheint eine Systematik dahinter verborgen zu sein. An der Regentonne angekommen schnappe ich mir eilig einen Eimer, fülle ihn, schütte einen Schwall kalten Wassers auf die am nächsten lauernden Tiere. Sie weichen kurz zurück, ziehen dann den Kreis um mich enger. Ich merke, dass ich schwitze, mein Herz pocht, ich sammle einige Steine auf, spurte, Steine werfend, zur Hütte. Endlich, die Tür, Hustenreiz – meine Lungen protestieren gegen die Anstrengung. Da – ein weicher, dumpfer Stoß, ein irrer Schmerz auf meinem Kopf, Blut, scharfe Krallen durchziehen schädelschrammend meine Kopfhaut. Ich packe das Ungeheuer, es löst sich von meinem Kopf und mit ihm ganze Büschel meiner Haare, meine stumpfen Nägel graben sich verzweifelt in das Fell des Tieres, ich schleudere es zu Boden, schlage die Tür hinter mir zu, zerstörerische Kratzgeräusche auf zerfetztem Türholz.

Es ist still, totenstill.


Die Dämmerung ist angebrochen, von einem Fenster aus versuche ich, einen Blick auf die Tür zu erhaschen. Und – wie sieht es im Garten aus? Nichts zu sehen. Der Mond schiebt seine hellgelbe Scheibe gemächlich den Himmel hinauf, pausbäckig, schmunzelnd. Ich komme mir dumm vor. Dumm und ausgelaugt. Die Verletzungen nässen, das verklebte Blut auf meinem Kopf vermittelt ein Gefühl von Schmutz. Ich tappe zur Küche, betätige den Pumpschwengel und lasse das kalte Wasser über mich laufen. Im Moment stört mich die Planscherei nicht, obwohl ich sonst immer darauf achte, keine unnötige Überschwemmung zu veranstalten, Ordnung zu halten, Reinlichkeit großzuschreiben. Ein tiefer Kratzer auf meinem Handrücken brennt, ich kauere mich in eine Ecke und lecke die Wunde, bis sich der Schmerz verflüchtigt.
Es fröstelt mich, klar, ich bin eingeschlafen. Jetzt einen duftenden Kaffee, etwas Sauberes anziehen, während das Wasser warm wird. Ich schlurfe zum Eingang, lausche, schaue aus dem vorderen Fenster, dann aus dem hinteren. Alles sieht friedlich aus, ein rötlicher Schimmer im Osten, der Tag bereitet sich auf seine Aufgaben vor. Gerüstet mit einer Pfanne in der Hand öffne ich vorsichtig die Haustür, packe mit einem Lappen den Fußabstreifer an einer sauber erscheinenden Ecke, werfe in möglichst weit weg, mit Mühe unterdrücke ich den Brechreiz, mein Magen krampft sich schmerzhaft zusammen. Die Tür ist übel zugerichtet, an einigen Stellen sind die Bretter aus Weichholz beängstigend dünn. Wie lange werden sie wohl noch halten? Ich schließe die Tür, esse eine Kleinigkeit, der Kaffee tut gut. Irgendwoher höre ich ein seltsames, knirschendes Geräusch, ach leck … nein – ich springe auf, stolpere über einen Stuhl und erreiche das hintere Fenster gerade, als die Scheibe einen Sprung bekommt. Die fette, rot getigerte Katze hat sich auf der Fensterbank zusammengerollt und wird von ihren Komplizen gegen die Scheibe gedrückt. Es ist unglaublich: die Biester organisieren sich. Ich schnappe mir den Stuhl, schlage mit kräftigem Schwung gegen das Glas und erwische sogar mit dem Ende des Stuhlbeins dieses widerliche Vieh, es jault grässlich auf und rast mit seinen Kumpanen davon. Ich stimme sofort Siegesgeheul an, komme dann zur Vernunft und kümmere mich um das Fenster. Zum Glück hat es stabile Fensterläden, ich schließe sie. Weil ich kein Seil finde, binde ich die Läden mit einer Krawatte an den Handgriffen so stramm zusammen, dass sie sich kaum noch bewegen. Das zweite hintere Fenster und die beiden an der Eingangsseite werden genauso versorgt, auch wenn ich für das Zubinden mangels weiterer Krawatten drei Gürtel opfern muss.

Während der nächsten zwei Tage passiert nichts, ich komme sogar zum Arbeiten, deshalb bin ich doch schließlich hier! Leider gibt es Probleme. Manche spontanen Muster scheinen sich nach mehreren Rechenschritten nicht mehr frei weiter zu entwickeln, als gäbe es eine Determination. Immerhin herrscht jetzt Ruhe, aber ich weiß, die Katzen beobachten mich – mal huscht eine von ihnen hier vorbei, mal blinkt nachts ein Augenpaar unter den Büschen auf oder bei der Regentonne. Ich gehe vor die Tür, sofort kommt mir, wie aus dem Nichts, eine Horde von mindestens dreißig Tieren entgegen. Im letzten Moment merke ich, dass ein Trupp zwischen die Tür und mich gelangen will und rette mich gerade noch unbeschadet ins Haus.
Es wird Zeit zu handeln. Ich will mich zum Auto durchschlagen, mich ins nächste Dorf retten. Unbewaffnet hat es keinen Sinn, ich bastele mir aus einem Unterhemd, Kerzenwachs und einem Besenstiel eine Art Fackel. Meinen Rucksack mit dem Nötigsten auf dem Rücken, die brennende Fackel in der einen, Autoschlüssel in der anderen Hand, konzentriere ich mich, überlege genau, was ich in welcher Reihenfolge tun werde. Ach, es wird schon gut gehen! Ich stehe vor der Tür, schließe sie, atme tief durch und spurte los … keine Katze zu sehen … öffne die Autotür – jahh, ich fühle mich gut, lasse die Fackel fallen, knalle die Fahrertür zu, starte … die Kiste springt sofort an! Ich muss erst mal Luft holen, lege den Gang ein … ein hohes Jaulen des Motors, schleifende Geräusche, Dreck spritzt – die Räder drehen durch! Im Rückspiegel nehme ich gerade noch eine Bewegung wahr, Katzen, toter Winkel denke ich, stoße die Fahrertür auf, packe die noch brennende Fackel. Eines der Biester verbeißt sich in mein Hosenbein, ich flüchte humpelnd, um mich schlagend zum Blockhaus, umgeben von Tierleibern. In den Rucksack verkrallt, beschwert mich eine kreischende Furie; durch einen Rundumschlag mit dem rußenden Feuer erkämpfe ich mir Raum vor der Tür, ich streife den Rucksack ab, knalle das Tier an meinem Bein gegen den Türpfosten und schlüpfe ins Haus. Langsam komme ich zur Besinnung, trotz des Getöses vor der Tür. Mir wird erst jetzt klar, wie gut es war, nicht noch einmal versucht zu haben, das Auto zu starten: die Teufel hätten mich umzingelt.
Mir fällt meine Kamera mit Teleobjektiv ein. Das linke vordere Fenster bietet den besten Überblick, von dort aus schaue ich mir die Hinterräder des Autos an. Um sie herum ist die Erde ausgescharrt, sie stecken bis zur Hälfte im Dreck. Die Gegner werden klüger.

Warum hatte ich nicht eher daran gedacht? Ich mache Fotos.


In der Nacht ist nicht an Schlaf zu denken. Kaum habe ich mich hingelegt, höre ich intensives Kratzen und Schaben an der Tür. Meine Augen sind mittlerweile angepasst, ich kann auch in der Dunkelheit Details erkennen, wenn ich aus dem ‚Beobachter-Fenster’ spähe. Die Tiere reißen Splitter aus der Tür, offensichtlich wollen sie sich Zugang zur Hütte verschaffen. Wie kann ich die Tür verstärken? Im Haus ist kein Werkzeug, der Werkstattschuppen ist neben den Regentonnen, im Katzenterritorium. Ich suche Holzschrauben, irgendwas muss doch mit ihnen befestigt sein. Das Regal über der Spüle, in das Teller und Tassen gestellt werden, löse ich mit dem Schraubendreher meines Taschenmessers von der Wand. Die vierte Schraube ist verrostet und bricht. Endlich: Schrauben! Beeilung ist angesagt, das Zersplittern der Tür geht weiter, selbst wenn ich von innen dagegen schlage und schreie – die Katzen beeindruckt das nicht. Auf meinen Wunsch hin hatte man mir einen besonders großen Schreibtisch aufgestellt, jetzt schraube ich die Tischplatte von ihrem Metallgestell. Mit dem Fleischklopfer aus der Küche treibe ich die Ahle des Taschenmessers in die Platte, bis drei Löcher fabriziert sind. Aus irgendeinem Grund spule ich dieses Programm in aller Ruhe ab, obwohl von Ruhe keine Rede ist. Die Monster springen nun an das vordere Fenster, mit Hilfe der Fackel verschaffe ich mir genug Luft, um die Fensterläden schließen zu können. Meine Peiniger lagern jetzt schon direkt vor dem Haus. Wollen sie, dass ich sie nicht mehr beobachten kann? Mit den drei Schrauben befestige ich die Tischplatte als Verstärkung an den Türbrettern, für einen Moment fühle ich mich stark. Wo kommen wir denn da hin: hundert Milliarden vernetzte menschliche Neuronen werden doch über ein paar Katzenhirne triumphieren!
Ich grinse, durch die Lippenbewegung kitzeln einige Barthaare meine Nase. Zeit zum Rasieren habe ich nicht.

Die kratzenden Geräusche, das Maunzen und Fauchen finden kein Ende.


Für das Fenster muss ich mir etwas einfallen lassen, ich brauche Sichtkontakt nach außen. Die Belagerung der Katzen dauert nun schon fast drei Wochen, alle Versuche aus dem Haus zu kommen sind gescheitert. Inzwischen müssen es über hundert Tiere sein. Ich habe die Vorräte rationiert, zwei Wochen kann ich noch aushalten. Meine letzte Hoffnung ist der Briefträger, er müsste diese Woche kommen und die alte Post finden, die ich nicht holen konnte. Der Briefkasten ist vorne an der Straße, knapp hundert Meter vom Haus entfernt, ich kann ihn vom Fenster aus sehen. Bei geöffnetem Fenster werde ich den Postbeamten rufen und mit einer Fackel winken.
Vielleicht wird alles wieder gut, bleibt in meinen Erinnerungen nur ein seltsamer Spuk, werden Eindrücke von der Zeit begraben, mit Staub des Vergessens überlagert, Schicht für Schicht. Vielleicht.
Mit einer Schere vergrößere ich die Öffnungen einer kleinen Gießkanne, eigentlich soll man mit ihr die getopften Kräuter in der Küche gießen, jetzt fülle ich sie mit Diesel aus dem Generatorkeller. Ich entferne die Buchse von einem Verlängerungskabel, ziehe die Isolierung ab, das Metall glänzt verheißungsvoll … um die Sicherung werde ich mich schon kümmern! Mit einem kräftigen Ruck stoße ich die Fensterläden auf, gieße das Dieselöl auf alles, was sich in der Nähe befindet, es stinkt wie in einem Ölfass. Die Katzen kreischen, suchen Deckung, wälzen sich im Gras, um die stinkende Schmiere loszuwerden. Offensichtlich sind sie von meiner Aktion beeindruckt. Ein toller Anblick, gut für Fotos. Jetzt spanne ich den nackten Kupferdraht zwischen die Fensteröffnung, er wird mal um einen Pflock gewickelt, mal in einen Holzspalt geschoben, die ganze Fläche muss geschützt sein. Der große Augenblick: Technik siegt über Gewalt – ich stecke den Stecker ein …

Der Geruch von verbranntem Haar. Es funktioniert.


Es ist Freitag, heute muss der Postbote kommen. Bei herausgezogenem Stecker spähe ich aus dem Fenster, einige Drähte habe ich zur Seite geschoben. Die Fackel, das Feuerzeug liegen bereit, ebenso mein selbst gebastelter Pappe-Schalltrichter. In der Nähe des Briefkastens sehe ich einige Katzen, ihre Köpfe im Gras, scheinen sie in etwas zu beißen. Ein Blick durch das Teleobjektiv – sie sammeln eifrig Papierstücke, die schnell unter das benachbarte Weidendickicht gezerrt werden. Der zerstörerische Trupp beseitigt meine nicht abgeholte Post! Mein Magen krampft sich zusammen, ich spüre einen widerlichen Schmerz unter der linken Achselhöhle. Nicht aufgeben, nicht aufgeben, flüstere ich. Winke einfach, wenn das Auto kommt, nimm die Fackel, rufe, schreie.
Es ist später Nachmittag. Der Himmel hat sich verdüstert, es ziehen Wolken auf. Dann, eine Windböe, die Bäume schütteln ihre Kronen, als wollten sie ‚nein, nein‘ sagen. Die Katzen sind nicht zu sehen, aber ich weiß, sie lauern unter den Büschen, bei der Regentonne, am Werkzeugschuppen, bereit mich in meine Schranken zu verweisen, mich anzugreifen. Jetzt ist es bedrohlich dunkel, ein Blitz zischt zuckend durch den Garten, ein Knall, dann prasseln Regentropfen erbarmungslos auf alles, was sich nicht schützen kann. Verschwommen sehe ich das Postauto, halte die Fackel aus dem Fenster, schreie, brülle, schreie. Die Fackel ist schon längst vom Regen erstickt, die Rücklichter des Postautos glimmen noch kurz als kleine rote Pünktchen, dann sind auch sie ausgelöscht. Schlammspritzer überall, sie tanzen – tanzen einen Totentanz. Für einen Moment spüre ich dieses Zukunft zermahlende Räderwerk der Zeit, gebe einfach auf.
Mein Gesicht ist nass, mein Hemd; auf dem Fußboden eine Wasserlache.

Ich stehe immer noch am Fenster, weiß nicht, wie lange schon. Das Gewitter ist schon längst weitergezogen. Müde, fröstelnd begebe ich mich ins Schlafzimmer, decke mich zu, rolle mich zusammen und …

„Warum wollten Sie ihn besuchen?“

„Nun, er war schon fast zwei Monate da draußen. Zugegeben – wir wollten auch wissen, ob er mit der Arbeit vorankommt.“

Der größere der beiden hageren Männer schien der Kommunikativere zu sein.
„Ist Ihnen sofort etwas aufgefallen?“

„Nein. Es sah alles etwas verwildert aus, aber zum Gärtnern war er schließlich nicht hingefahren. Erst als wir vor dem etwas heruntergekommenen Haus standen kam es uns komisch vor, dass der Fußabstreifer in der Pampa lag, bei einem Fenster die Läden zu waren, das andere aber offen stand. Na ja, dann waren da noch die komischen Drähte.“

„Was taten Sie dann?“

„Wir riefen, gingen erst mal um die Blockhütte rum, dann schauten wir durchs Fenster. Schließlich öffnete ich die Tür, man hörte nur den Generator brummen. Unser Kollege muss total durchgedreht sein, seine Schreibtischplatte war innen an die Tür geschraubt, außerdem lag eine Art Fackel am Fenster.
Dann war da noch diese Katze, so ’ne große, rot getigerte, lag da, zusammengerollt. Sie fauchte. Als ob uns das beeindrucken würde. Die starrte uns an, so nach dem Motto ‚ihr habt hier nichts zu suchen’. Hatten wir auch nicht, weil er nicht da war. Jedenfalls fanden wir keine Spur von ihm.“

„Und wie weit war er mit seiner Arbeit gekommen?“

„Keine Ahnung. Auf dem Computer gab es Dateien mit fachspezifischen Namen, aber alle Inhalte waren gelöscht.“

„Das hier habe ich gerade eben bekommen. Es lag in einem Gebüsch, nicht weit weg von der Tür.“

Der Kommissar zupfte etwas nervös an seiner Krawatte und reichte den beiden Männern ein dunkelgraues, gebundenes Notizbuch. Die Seiten waren herausgerissen.

„Das ist seins. Er hat sich immer Notizen gemacht. Wo sind die Blätter?“

„Wir fanden einige vom Regen verwaschene Schnipsel – und das hier.“

Er deutete auf die Innenseite des hinteren Einbands.

„Sehen Sie?“

Im Schräglicht waren Stiftabdrücke von einer Notiz auf der vorletzten Seite zu sehen:


D Q enz:

fb. 3, יִ5.1 !

L u!


„Sagt Ihnen das was?“

„Nein.“

„Naja – ich werde mir es später noch mal in Ruhe anschauen. Was war eigentlich mit der Kamera?“

„Nichts Interessantes, ein paar wahllose Bilder vom Garten, der Haustür, sonst nichts.“

 

Hallo Woltochinon

Katzen, ein Schmusethema stellte ich mir heiter vor, bis mich die Lesewirklichkeit einholte:

Da – ein weicher, dumpfer Stoß, ein irrer Schmerz auf meinem Kopf, Blut, scharfe Krallen durchziehen schädelschrammend meine Kopfhaut.

Verwilderte Katzen, entgegen ihrer Natur unsauber bei ihrer Notdurft, allein dies schon erzeugte mir ein Unbehagen, doch mehr noch sie sind kampforientiert, der Eindringling in ihr Revier wird traktiert.

Weil ich kein Seil finde, binde ich die Läden mit einer Krawatte an den Handgriffen so stramm zusammen, dass sie sich kaum noch bewegen.

Eine Krawatte, in der Einöde fern der Zivilisation? Ich stutzte, aber so abwegig muss es nicht sein, wenn der Prot. sich in gehobenen Momenten besonders kleiden will. Es ist eine Frage des Stils und der Kultur, die doch einen sonst verdeckten Anteil von ihm offenlegt.

Während der nächsten zwei Tage passiert nichts, ich komme sogar zum Arbeiten, aber es Probleme gibt.

… aber es gibt Probleme. Oder ist es eine gewollte Verdrehung, eine neuronale falsche Schaltung?

Probleme? Mit steigt der Verdacht auf, das neuronale System, über das der Prot. schreiben will, hat in seinem Leben selbst eine Spiegelung in Form einer de novo Genmutation, einer sporadischen Schizophrenie, die durch Eiweiss verändernde Mutationen ausgelöst wird.

Immer mehr entwickelt es sich zu Horror pur, der sich unter samtig weichem Katzenfell kaschiert. Ein völlig unerwartetes Lesestück, das sich hinter dem harmlos klingen Titel Katze verbirgt.

Mein Verdacht scheint sich zumindest in der Ausrichtung bestätigt zu haben, auch wenn das offene Ende noch andere Ursachen zulässt.
Zweifellos, eine sehr gelungene Idee, wenngleich manche Katzenliebhaber dar ob vielleicht auf die Barrikade gehen, ihre Schmusetiere vehement verteidigend.

Es war mir ein besonderes Lesevergnügen. Über neuronale Netze zu lesen ist an sich ja interessant aber meist doch von einer sehr trockenen Materie, was man hier nun wirklich nicht sagen kann.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon,

danke, dass du meinen bis jetzt längsten Text gelesen hast!

„Katzen, ein Schmusethema stellte ich mir heiter vor, bis mich die Lesewirklichkeit einholte“

Hier im Forum gibt es immer wieder mal Katzengeschichten, da wollte ich auch mal eine schreiben – dann sind die Biester immer aggressiver geworden …

„Eine Krawatte, in der Einöde fern der Zivilisation? Ich stutzte, aber so abwegig muss es nicht sein, wenn der Prot. sich in gehobenen Momenten besonders kleiden will.“

Ich dachte, er will zumindest wieder ordentlich angezogen in die Zivilisation zurück, gut beobachtet.

„Während der nächsten zwei Tage passiert nichts, ich komme sogar zum Arbeiten, aber es Probleme gibt.“

Blöder Dreher, danke für den Hinweis! Wird sofort korrigiert.

„Es war mir ein besonderes Lesevergnügen. Über neuronale Netze zu lesen ist an sich ja interessant aber meist doch von einer sehr trockenen Materie, was man hier nun wirklich nicht sagen kann.“

Danke für die Blumen!


L. G.,

Woltochinon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Woltochinon,

ich fand es spannend zu lesen, auch wenn die ganze Geschichte einen ziemlich geradlinigen Verlauf nimmt. Vielleicht auch gerade deswegen, will man doch wissen, auf welche Spitze es die Katzen zu treiben vermögen und ob der Prot. sich ihrer befreien mag.

Ich bin recht schwer in den Text gekommen. Bin jetzt nicht der Katzentyp, also schon die Überschrift sprach für mich keine Einladung aus und die ersten Absätze wirkten auf mich, als musstest Du Dich erst einmal warmschreiben. Als würde es Dir lästig erscheinen, am Anfang Atmosphäre zu schaffen - was Du mit zunehmenden Katzenhorror dann sehr wohl schaffst.

Das hatte ich mir schon seit langem gewünscht: Abgeschiedenheit. Nach all dem Stress, den Anforderungen, den Vorgaben und Vorschriften an meinem Arbeitsplatz. Für ein Jahr war ich von meiner Universitätsarbeit befreit, das alte Blockhaus hier hatte kein Telefon, Strom für Computer und Licht wurde von einem Generator im Erdkeller erzeugt, das nächste Dorf lag zwei Autostunden entfernt, der Postbote kam nur zweimal im Monat.

Mal Hand aufs Herz - eine solche Aufzählung, was willst Du damit beim Leser ausrichten? Und der erste Absatz käme auch gut ohne sie zurecht. Mein Empfinden.

Ich fand, dies waren ideale Bedingungen endlich an den letz(t)en Kapiteln meines Buches zu arbeiten. Wahrscheinlich würde ich mehrere Monate brauchen, um fertig zu werden. Der Schnee war getaut, ich hatte einiges an Vorräten eingelagert, Kräuter, Salat und Tomaten wollte ich selbst anbauen, schließlich konnte ich nicht nur am Schreibtisch sitzen.

Auch wieder nur Tatsachenherbeten. Das wirkt so nüchtern auf mich, anders vermag ich es nicht auszudrücken.

Mein Buch macht Fortschritte. Die Theorie von spontaner Informationsbildung bei künstlichen Systemen habe ich an Neuronennetze angepasst. Ich möchte Denkprozesse mit den gleichen Mitteln erklären, mit denen man in der Technik unerwartet auftretende, strukturierte Signale beschreibt. Einige Gleichungen sind schon gelöst, bin ziemlich zufrieden.

Da war ich schon aus seiner Wissenschaft raus. Erst künstliche Systeme - dann Beschreibung von Denkprozessen. Für mich ein Widerspruch, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das alles seine Richtigkeit hat. Nur kapiert Frauchen wie ich das nicht. Das hat mich jetzt nicht wirklich gestört. Ich habe von so vielen Dingen keine Ahnung und muss sie einfach als gegeben hinnehmen, was ich dann auch tat.

Na, nun muss ich doch mal eine Pause machen. Heute will ich Salat säen, dann mit meinem betagten VW-Bus zum Wald fahren, nach etwas Schmachtholz als Stützen für die Erbsen suchen.

Und hier wechselt die Stimme des Erzählers irgendwie und damit hattest Du mich dann auch. Die nüchterne Erwähnung wird irgendwie persönlicher.

Natürlich hat sie die gerade gekeimten Spinatpflanzen aus dem Boden gescharrt, einen Haufen oben drauf gesetzt.

Für die Melodie würde ich über ein "und" statt des letzten Kommas nachdenken.

"Schau dir die Beiden an!“, sagte mein Vater, wenn er uns sah und gut gelaunt war, weil er nichts zu nörgeln hatte.

Hier gibst Du Schachtelsatzmäßig Informationen zum Vater, die kein Mensch bracht, aber erst mal verarbeiten muss.
Ein flüssiges: "Schau dir die Beiden an!“, sagte mein Vater dann. - täte es auch.

Plötzlich dreht er sich um, erreicht mit zwei, drei Sprüngen einen Baum und erobert dort in wenigen Sekunden einen dicken Ast, von dem aus er mich anknurrt.

Plötzlich will immer mehr, als es kann. Aber ich habe auch eine plötzlich-Allergie ;).

Und dann lief es eigentlich für mich gut durch. Die Beschreibung der Elektrodrahtinstallation war mir wieder zu technisch, bis ich irgendwann kapierte - ah - Elektrodraht, verstehe. Hätte er doch gleich sagen können. Das liegt aber ganz sicher an mir ;). An solchen Dingen bin ich eben weit weniger interessiert. Da haben andere sicher kein Problem mit.

Habe ich aber gern gelesen, auch sehr interessiert und ganz ohne gefühlte Längen. Gerade weil es keine Katzen-Kuschelgeschichte ist, sondern sehr wohl dem entgegenarbeitet. Tja, wenn Tiere anfangen könnten zu denken, wäre es tatsächlich sehr gefährlich für den Menschen auf dieser Welt.

Frohe Ostern mit kuscheligen Hasen und Lämmern!
Beste Grüße Fliege

 

Hallo Fliege,

es freut mich natürlich, dass du den Text trotz geringer ‚Katzenaffinität‘ gelesen hast. Mit deinen Anfangsanmerkungen ziehst du mir ein wenig den Boden unter den Füssen weg, wollte ich doch (bei einem für meine Verhältnisse ewig langen Text) mit den genannten Absätzen ganz sachlich die Bühne für das Kommende bereiten (muss man denn nicht wissen, wie abgeschieden er lebt, damit der Rest glaubwürdig ist?). Grübel …


„Als würde es Dir lästig erscheinen, am Anfang Atmosphäre zu schaffen“

Nein, nein – ich will Gegensätze zwischen Emotionalität und Nüchternheit (ebenso zwischen ‚schnell‘ und ‚langsam‘) schaffen.


(Toll, dass du den fehlenden Buchstaben gefunden hast – weder mein Testleser noch das Schreibprogramm haben ihn entdeckt!)


„Da war ich schon aus seiner Wissenschaft raus. Erst künstliche Systeme - dann Beschreibung von Denkprozessen. Für mich ein Widerspruch“

Ich habe schon befürchtet, hier Hürden aufzubauen, danke, dass du weiter gelesen hast. Seine Forschungen gehören halt schon zum Gesamtbild der Geschichte. Ein denkender Computer wäre ein künstliches System, aber der Denkprozess (oder dessen Ergebnis) wäre doch vergleichbar mit dem, was Menschen denken, also kein Widerspruch.


„Für die Melodie würde ich über ein "und" statt des letzten Kommas nachdenken“

Ja, an dieser Stelle ist ein ‘und‘ angebracht, es ist auch sonst keins in der Nähe zu sehen. Normalerweise vermeide ich das Wörtchen.


„Hier gibst Du Schachtelsatzmäßig Informationen zum Vater, die kein Mensch bracht“

Doch, die gehören auch zu dem Gesamtbild. Ich versuche das etwas umzuschreiben, damit es nicht so ‚schachtelig‘ aussieht, viel länger soll es aber auch nicht werden.


„Plötzlich will immer mehr, als es kann. Aber ich habe auch eine plötzlich-Allergie“

Was ist eine „Plötzlich-Allergie“? Ist es was Ernstes? ;)

‚Unvermittelt‘ klingt so amtlich, das scharfe ‚P‘ am Anfang des Wortes passt doch gut zu der Bewegung?


„Die Beschreibung der Elektrodrahtinstallation war mir wieder zu technisch“

Da bin ich wohl in die Begründungsfalle getappt: Eigentlich will ich den Vorwurf vermeiden ‚wie soll denn das funktionieren?‘. Der Leser soll auch an seinem Tun teilhaben.


„und ganz ohne gefühlte Längen“

Das lässt mich aufatmen, wie gesagt, ich bin normalerweise Längenphobiker …

Ich wünsche dir eine schöne Osterzeit,

Woltochinon

 

Mit deinen Anfangsanmerkungen ziehst du mir ein wenig den Boden unter den Füssen weg, wollte ich doch (bei einem für meine Verhältnisse ewig langen Text) mit den genannten Absätzen ganz sachlich die Bühne für das Kommende bereiten (muss man denn nicht wissen, wie abgeschieden er lebt, damit der Rest glaubwürdig ist?). Grübel …

Oh, doch die Informationen braucht der Leser unbedingt. Weckt eine solche Vorstellung ja auch erst einmal romantische Gefühle.
Wenn es Dir um den Bruch ging, von sachlich zu emotional - dann ist Dir das (wie mein Kommentar zeigt) ja auch sehr gelungen. Nur wirken Sachtexte auch selten literarisch. Dilemma ...

Ich habe schon befürchtet, hier Hürden aufzubauen, danke, dass du weiter gelesen hast. Seine Forschungen gehören halt schon zum Gesamtbild der Geschichte. Ein denkender Computer wäre ein künstliches System, aber der Denkprozess (oder dessen Ergebnis) wäre doch vergleichbar mit dem, was Menschen denken, also kein Widerspruch.

Ein denkender Computer? Du machst mich fertig :D.

Doch, die gehören auch zu dem Gesamtbild. Ich versuche das etwas umzuschreiben, damit es nicht so ‚schachtelig‘ aussieht, viel länger soll es aber auch nicht werden.

Der Vater, der gut drauf war, wenn er nix zu nörgeln hatte, ist wichtig für die Geschichte? Wieso?

Was ist eine „Plötzlich-Allergie“? Ist es was Ernstes? ;)

Ganz schlimm ist das. Man kann sich auch nicht drauf einstellen oder so, sie ist immer so plötzlich da :).

Nachtrag abgeschlossen.

 

Hallo Fliege,

huuu – das war aber ‘ne plötzliche Antwort! Ich würde es mal mit einem Erholungsurlaub in der Schweiz probieren …


„Ein denkender Computer? Du machst mich fertig“

Na, wenigstens ist mir das gelungen :D

Man arbeitet doch schon länger an künstlicher Intelligenz (was wär SF ohne diesen Aspekt), vielleicht macht es dir Spaß mal über den Turing Test zu lesen …


„Der Vater, der gut drauf war, wenn er nix zu nörgeln hatte, ist wichtig für die Geschichte? Wieso?“

Eines der Probleme, die der Wissenschaftler hat, ist sein Unvermögen gewissen Anforderungen zu entsprechen, auch den Anforderungen des Vaters. Es fing halt schon früh mit Schwierigkeiten an.


Danke für dein Interesse,

Woltochinon

 

Hallo, lieber Woltochinon,
im Urlaub, fußkrank, da geht man denn doch ins Internet, auch wenn ursprünglich Wandern und Strand angesagt waren. Jetzt lieg ich hier zwischen Orangenblüten in einer Hängematte, links ein Hund, rechts auch einer und von weiter hinten kommt noch ein Köter, so fing ich völlig nichtsahnend deine Geschichte an. Du kannst dir vorstellen, dass mein Blick während der Lektüre etwas misstrauisch auf die Köter neben mir schweifte.
Ich habe sie sehr gerne gelesen, deine Geschichte. Und das, obwohl ich Katzen mag. Aber Viecher, die sich auf solch horrormäßige Weise daneben benehmen, haben einfach was für sich. Du beschreibst ihn gut, den Kampf des Mannes gegen die Katzenflut. Seine technischen Ideen, die ihm dann doch nichts nützen. Ein wunderschöner, unheimlicher Lesespaß.

Mit ein paar Sachen hadere ich allerdings etwas.

1) Eine Sache hat Fliege schon aufs Korn genommen. Das ist nämlich die Anfangsstimmung, wäre der Text nicht von dir gewesen, hätte ich ihn vielleicht gar nicht weitergelesen. Du hast schon recht, man braucht die Sachlichkeit, die Nüchternheit des Wissenschaftlers, man braucht den Grund, warum er sich in die Einsamkeit begibt, dennoch hätte auch ich mir ein wenig mehr Atmosphäre gewünscht, ein Fizzelchen wenigstens, aber vielleicht ist das auch ein Geschmacksproblem. Jedenfalls habe ich leider keine Idee, wie man sowas lösen könnte.

2) Die zweite Sache ist das Thema, an dem der Mann arbeitet. Ich muss mal gestehen, ich bin offensichtlich nicht nur Frauchen, sondern auch noch blond, denn ich habe immerzu nach einem Zusammenhang zwischen seinem Wissenschaftsthema und den Wortbruckstücken zum Schluss gesucht. Gibts da einen und ich hab ihn nur nicht durchschaut?
Irgendwann bin ich sogar auf die Idee gekommen, dass die Katzen selbst ein Synonym für vernetzte Intelligenz sind, seine eigene Arbeit macht ihm den Garaus in einer Weise, die er nie für möglich ghalten hätte. Die Anforderungen, denen er im normalen Sinne schon nicht entsprechen konnte, fressen ihn bei lebendigem Leibe auf. Fände ich persönlich jedenfalls eine hübsche psychologische Wendung. Gibts den Zusammenhang zwischen der Arbeit und den verfluchten Scheißkatzen und/oder sehe ich Katzen, wos keine gibt? :confused:
Ich bin drauf gekommen, dass die Katzen sie nicht alle haben, weil sie sich meines Wissens nach widernatürlich benehmen, wenn sie einfach ihren Kot mitten in die Gegend setzen. Die Katzen, die früher bei uns wohnten, haben ihn immer vergraben, selbst dann haben sie das versucht, wenn es gar nicht ging. Außerdem schreibst du sehr eindrücklich, wie organisiert die Biester auftreten.

Die Beschreibung dieser kätzischen Revierverteidiger fand ich übrigens sehr gelungen.

3) Die dritte Sache ist die mit dem Vater, die auch Fliege schon angesprochen hat. Er soll ja dazu dienen, die Getriebenheit, den Ehrgeiz, das Nichtloslassenkönnen des Prot. zu beweisen. Wenn du einen so darauf aufmerksam machst, versteh ich das auch, aber allein der Spruch über den Vater macht das für mich noch nicht klar:

Wie oft hatte ich mich mit ihr hinter das Haus verdrückt, mit ihr gekuschelt. „Schau dir die Beiden an!“, sagte mein Vater, wenn er uns sah und gut gelaunt war, weil er nichts zu nörgeln hatte.

Der Vater steht für die Anforderungen, aber der Vater deines Spruchs wirkt nicht so, er freut sich ja sogar über das Gekuschel des Jungen mit der Katze. Lass ihn doch misstrauisch oder nörgelig wirken, dass der Bub mit Katzen spielt, statt Hausaufgaben zu machen. Oder halt ein bisserl weniger platt, als ich das manchmal hinformuliere, aber irgendeinen Dreh hin zu übermotiviertem Leistungsvater solltest du schon noch reinbasteln.

4) Dann ist mir noch eine Stelle aufgefallen, die ich aus meiner Sicht stärker betonen würde. Du deutest es nur an, dass er wegen seiner Arbeit bleibt, obwohl ihm die Katzen doch schon ganz schön zugesetzt haben.

Während der nächsten zwei Tage passiert nichts, ich komme sogar zum Arbeiten, aber es gibt Probleme. Manche spontanen Muster scheinen sich nach mehreren Rechenschritten nicht mehr frei weiter zu entwickeln, als gäbe es eine Determination.

Das finde ich auch zu sachlich. Es ist eine Unterbrechung im Katzenangriff. Find ich auch gut, diese kleine Zwischenpause. Denn du hast dir ja hier Zeit genommen, den Charakter des Prot und seine Motive für das Bleiben weiterzupuzzeln. Er bleibt da trotz der Katzen - wegen seiner Arbeit. Dass er so handelt, wird von dir ja auch angedeutet, aber es ist mir zu schwach, es könnte ruhig deutlicher sein. Wegen seiner Verbissenheit, wegen der Probleme mit seiner Arbeit und weil er endlich mal beweisen will, dass er den Anforderungen doch genügt, bleibt er. Trotz der Katzen. Und verpasst die vielleicht letzte Möglichkeit zu fliehen. Das wäre hier an dieser Stelle eine tolle Gelegenheit, diese Problematik zu verstärken.

Ja, mehr erst mal nicht, die Orangenblüten duften zu intensiv.
Sind auch aus meiner Sicht keine echten Meckereien, sondern Anregungen, Frage und/oder Vorschläge.
Ich habe deine Geschichte sehr genossen. Selbst die Hunde haben sich bei so viel Katzenhorror verdrückt.
Liebe Grüße aus der Türkei
Novak

 

Hallo liebe Novak,

hoffentlich kommst du bald wieder auf die Beine, vielleicht tröstet es dich, dass es hier grau und kalt ist …

Der Anfang scheint wirklich ein Problem zu sein, im Moment sehe ich keine Lösung, auf die (oft empfohlene) reißerische Anfangsszene will ich nicht setzen: Der Typ ist doch einfach fix und alle und freut sich auf die Ruhe.


„Irgendwann bin ich sogar auf die Idee gekommen, dass die Katzen selbst ein Synonym für vernetzte Intelligenz sind“

Ja, sie organisieren sich, sind gerissener, als man erwarten kann.


„Ich bin drauf gekommen, dass die Katzen sie nicht alle haben, weil sie sich meines Wissens nach widernatürlich benehmen, wenn sie einfach ihren Kot mitten in die Gegend setzen.“

Nach diesem Kriterium sind 99% der Katzen hier im Wohngebiet durchgedreht, die machen sogar auf Pflaster, obwohl es Gärten und Wald gibt ;) - du hast natürlich recht, die Tiere sind etwas besonderes, es sei denn …


„aber irgendeinen Dreh hin zu übermotiviertem Leistungsvater solltest du schon noch reinbasteln.“

Ja, da werde ich nachlegen, bevor der Aspekt unter geht (kann ein wenig dauern).


„Trotz der Katzen.“
Das „trotz“ ist eine gute Idee, danke!


Ich wünsche dir noch einen schönen Urlaub, freut mich, dass ich etwas gegen die Hunde bewirken konnte!

Woltochinon

 

Himmel, das kam ja geschmiert wies Butterbrötchen.
Hallo, lieber Woltochinon,

Der Anfang scheint wirklich ein Problem zu sein, im Moment sehe ich keine Lösung, auf die (oft empfohlene) reißerische Anfangsszene will ich nicht setzen: Der Typ ist doch einfach fix und alle und freut sich auf die Ruhe.

Auf keinen Fall eine reißerische Szene aus dem Anfang machen. Würde deinem ruhigen Anfang auch völlig widersprechen. Da hab ich mich dann wohl blöd ausgedrückt. Nein, es ging lediglich um ein bisserl mehr Atmosphäre und vielleicht ein paar Kürzungen, die den Stress, dem er entgehen will, drin lassen oder ihn vielleicht sogar durch die Kürze verdeutlichen.

Danke für die guten Wünsche, dann genieß ich mal weiter den blauen Himmel und die Orangenblüten.
Liebe Grüße
Novak

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Novak,

danke für dein ermunterndes Feedback! Werde dran arbeiten, bei dem Vater bin ich schon (hoffe ich) weiter gekommen.

Orangenblüten - ich beneide dich!

Woltochinon

Nachtrag: Habe die erwähnten Abschnitte etwas persönlicher gestaltet.

 

Ja, der Anfang muss idyllisch und somit mit scheinbar für die Geschichte wenig Bedeutsamem beginnen, fällt doch m. W. die Geburt des deutschen, literarischen Horrors mit ETA Hoffmann in die Romantik, die seitdem nicht nur einer blauen Blume huldigt, sondern mit Furcht und Schrecken zur Schwarzen Romantik gerät, die selbst den Realisten Gottfried Keller einen widerständischen und den Kleinbürgern widerspenstigen Kater - Spiegel, das Kätzchen, durchaus keine Nachbildung des Kater Murr – schaffen lässt, der, eingedenk, dass Katzen sieben Leben haben, auch im Laufe von fünf Generationen nach Killertomaten & -ameisen und einer kriminelle Vereinigung bildenden Vögel zum Anführer einer Mordsbande von Killerkatzen wird

Es ist unglaublich: die Biester organisieren sich,
denn wie schon der Hund ein Derrivat des Wolfes, so bleibt die gemeine Hauskatze eine Base der Wildkatze.
Nun ist es literarisch eindeutig belegt, mögen Sozialbiologen noch in ihren Forschungen stecken, Katzen sind geselliger als ihr Ruf,

lieber Woltochinon.

Bissken Kleinkram, denn schon hier stolper ich

… das alte Blockhaus ohne störendes Telefon; …
Genitiv?, wunder ich mich, selbst wenn ich mich gleichzeitig freu, dass der Genitiv zum Rachefeldzug ansetzen könne, wäre er denn wenigstens so gesellig wie eine Katze. Ähnliches widerfährt Dir dann noch einmal
…, bettet sich auf den Ast, schnurrend, …

Zweimal schlägt die Ausnahmeregelung zum Infinitiv zu (K117 Ziffer 2 Duden Bd. 1):
Ich fand, dies waren ideale BedingungenKOMMA endlich an den letzen Kapiteln meines Buches zu arbeiten.
&
…, von einem Fenster aus versuche ichKOMMA einen Blick auf die Tür zu erhaschen.

Dann einmal eine Umkehrung der keinsten Weise:
…, auch wenn ich für das Zubinden mangels Krawatten drei Gürtel opfern muss.
Klingt, als müsste da wenigstens eine Krawatte sein. Hieße es aber dann nicht hier:
… wenn ich für das Zubinden [eine Krawatte und zwei, analog aber auch: zwei Krawatten und ein] Gürtel opfern muss.
Es genügt doch der Singular:
…, auch wenn ich für das Zubinden mangels Krawatt[e.] drei Gürtel opfern muss.

Dann zwo Probleme am Rande:

Beeilung ist angesagt, ..
Wäre „Eile“ nicht eleganter als die –ung-Substantivierung?
Und eine interessante Kombination zwischen Umgangs- und höherer Sprache,
…, bei einem Fenster die Läden zu waren, das andere aber offen stand,
denn umgangssprachlich wäre am wahrscheinlichsten schlicht
… das andere aber [auf],
oder gewählt wären
bei einem Fenster die Läden [geschlossen], das andere aber [geöffnet].

Gern gelesen vom

Friedel,

der fröhliche Ostern wünscht!

 

Hallo Friedrichard,

danke, dass du dich auf die Katzenmeute eingelassen hast.

„Nun ist es literarisch eindeutig belegt, mögen Sozialbiologen noch in ihren Forschungen stecken, Katzen sind geselliger als ihr Ruf“

Manchmal, nicht nur bei SF, muss die Literatur der Forschung voraus sein ;)


„… das alte Blockhaus ohne störendes Telefon“
- Wie ist dein Vorschlag?


Die Infinitiv-Beistrich-Hinweise habe ich natürlich umgesetzt, danke!


„Es genügt doch der Singular:
Zitat:
…, auch wenn ich für das Zubinden mangels Krawatt[e.] drei Gürtel opfern muss.“

- Ihm fehlen Krawatten, möchte der Held doch schließlich drei weitere Fenster verschließen. Ein Fenster ist bereits mit der einzigen vorhandenen Krawatte zugebunden. Ein Wörtchen habe ich hier ergänzt, liest sich besser.


„Zitat:
Beeilung ist angesagt, ..
Wäre „Eile“ nicht eleganter als die –ung-Substantivierung?“

- Eile ist möglich, Beeilung aber weniger würdevoll und schneller (siehe Imperativ: Beeilung!)

„Zitat:
…, bei einem Fenster die Läden zu waren, das andere aber offen stand,

- „Offen stehen“ bedeutet, dass es offensichtlich geöffnet ist, ‚auf‘ ist ein Fenster auch schon, wenn es angelehnt, bzw. nur entriegelt ist. So lasse ich das ‚Offen stehen‘ - stehen.


Ich hoffe, dich unterhalten zu haben,
fröhliche Ostern wünscht dir

Woltochinon

 

„… das alte Blockhaus ohne störendes Telefon“
- Wie ist dein Vorschlag?

Hallöle, Woltochinon,

hab mal wieder dem Sprachgefühl nachgegeben, das ja keine 100%ige Trefferquote garantiert. Aber da mir nun ein Duden Bd. 4 Grammatik vorliegt, wird das Friedchen mal nachschaun, was der uns verrät. Der liegt freilich daheim und nicht hier im Internetcafé. Das Sprachgefühl tippte auf ... jetzt sträubt es sich gegen den Mords-Fall ... den Dativ, was wie gesagt, nicht sein muss und auch nicht sein soll.

Spätestens übermorgen wissen wir's!

Bis dann

Friedel

 

Lieber Friedrichard,

danke für deine Mühe, bin gespannt!

Mein Sprachgefühl ist, besonders bei den Beistrichen, seit der sogenannten Reform ziemlich daneben: Verwirrung der Gefühle ...


Woltochinon

 

Hat ich insgeheim gehofft, mir nähme einer die Arbeit ab, der weniger in Steuern als in der Grammatik geübt wäre und somit aufs Sprachgefühl getrost verzichten könnte? Aber sei's drum!

… das alte Blockhaus ohne störendes Telefon; …
Genitiv?, wunder ich mich, selbst wenn ich mich gleichzeitig freu, dass der Genitiv zum Rachefeldzug ansetzen könne, wäre er denn wenigstens so gesellig wie eine Katze,
löst den kleinen Disput aus,

lieber Wolt -

ich darf Dich doch so nennen, die Kurzform erinnert mich an tragende Figuren der Flegeljahre eines Jean Paul, indem er Walt und Vult variiert -

und was dem gelernten Grammatikus sicherlich wie von selbst in den Schoß fällt, kann dem Laiendarsteller zur Mühsal werden – und sei er auch noch so im Recht bewandert, denn nach einem Wort Niklas Luhmann haben Rechtssysteme wie Regeln überhaupt die Funktion, Komplexität zu reduzieren, auf dass die Welt berechenbarer werde. Hierunter fällt dann auch die Grammatik, dass Halligleute sich mit Hintertupfingern auf relativ einfache Weise verständigen können.

Doch weiter im Text, zu dem der vollständige Teilsatz sicherlich eine kleine Hilfestellung geben kann, wenn es dort heißt

…, ich war gespannt auf das alte Blockhaus ohne störendes Telefon; …
Da werden zwei Präpositionen – auf + ohne – um ein Blockhaus gruppiert und mit Adjektiven gewürzt, von denen das zweite mit dem verdächtigen und die Diskussion auslösende -[e]s endet.

Der Sankt Grammatikus zu Mannheim und Zürich ist nun zunächst alles andere als eindeutig, wenn er den einfachen Präpositionen zugesteht, dass sie „den Dativ und/oder Akkusativ“ regieren.

Schon die erste Konjunktion stört mehr als sie klärt, aber es wird noch eins draufgesetzt, wenn
„fast alle komplexen Präpositionen und präpositionsartigen // Wortverbindungen dagegen den Genitiv“
regieren.

Also wäre der Duden der Mittäterschaft an der Verfolgung und Ermordung des Genitivs durch Umgangssprache unter der Leitung des Dativs (den viele mit dem biblischen König David verwechseln werden) zu bezichtigen, wenn es beschönigend heißt:
„Im Zuge der Präpositionalisierung wird der Genitiv abgebaut, vgl. wegen des Geldes (älter) > wegen dem Geld (jünger). […]“
Und es folgt, was schon fast zu erwarten und zu befürchten ist:
„Anhand des heutigen Adverbs zweifelsohne lässt sich noch ersehen, dass ohne früher den Genitiv regiert hat (heute: Akkusativ) …“ [Ziffer 899, Die Grammatik. Duden Bd. 4, 8. Aufl., Mannheim – Zürich 2009, S. 601 f.]

Ohne regiert also allein den Akkusativ, auf hingegen sowohl als auch Dativ und Akkusativ [ebd., Ziffer 911, S. 607, u. a.].

Sei’s mit einer grammatischen Probe versucht, wobei der erste Teil hilfreich sein kann, wenn es da eindeutig im Akkusativ heißt

…, ich war gespannt auf das alte Blockhaus …,

um nun den Artikel auch dem zwoten Teil zuzugestehen:

…, ich war gespannt auf das alte Blockhaus ohne [das] störende[.] Telefon; …,

was nun eher nach Akkusativ als Genitiv aussieht und die rheinische Frage „wat nu’?“ generiert.

Aber dann reitet mich der Teufel (oder hätt’ er Dich zuvor geritten?): Was ist da geschehen?
Sollte man nicht einfach das „störende“ Attribut in der Form

… ohne […] Telefon; …,
weglassen?

Sicherlich nicht, wenn Protagonist und vor allem Autor nicht durchs Telefon gestört werden wollen.
Wat nu?, fragt der Rheinländer nun eher belustigt denn verzweifelt.

Die Lösung erscheint so einfach wie erstaunlich: Du verwendest implizit den unbestimmten Artikel, der dann eben beim Adjektiv die irritierende Endung erzeugt:

…, ich war gespannt auf das alte Blockhaus ohne [ein] störendes Telefon; …,
was nun trotz korrekter Endung des Adjektivs im Akkusativ da steht, aber nicht nur erst einmal irritieren muss (wg. des verschwiegenen Artikels), sondern auch noch die Bosheit aufkommen lässt, wie unpräzise dieses komplexe nachgestellte Attribut zum Blockhaus ist, womit wir bei der Geburt der Erzählens aus der Zahl und dem Zählen wären: eins steht zwischen null und zwei, zwischen keinem und mehreren Telefonen.

Kurz: Als Negation ist das schlichte ohne in unserem Fall eher untauglich, sofern nicht ein bestimmter Artikel oder ein Relativsatz verwendet wird (klar doch: ein Nebensatz könnte auf drei Wörter verkürzt werden). Eine dritte Lösung wäre statt des sächlichen „Telefons“ den –apparat zu einer Geschlechtsumwandlung (der Telefonapparat) oder den deutschen Fernsprecher zu verwenden:

…, ich war gespannt auf das alte Blockhaus ohne […] Telefon, [das nur stören würde]; …, / …, ich war gespannt auf das alte Blockhaus ohne störenden Telefon[apparat]; …, / …, ich war gespannt auf das alte Blockhaus ohne störende[n Fernsprecher] ; …,
so viele Varianten zu einem an sich winzigen Problem!

Gruß

Friedel

 

Hallo Friedrichard,

auf dich ist wahrlich Verlass, danke, dass du dir noch einmal Zeit für die Klärung deiner Anmerkung genommen hast.

„Die Lösung erscheint so einfach wie erstaunlich: Du verwendest implizit den unbestimmten Artikel, der dann eben beim Adjektiv die irritierende Endung erzeugt:
Zitat:
…, ich war gespannt auf das alte Blockhaus ohne [ein] störendes Telefon; …,
was nun trotz korrekter Endung des Adjektivs im Akkusativ da steht, aber nicht nur erst einmal irritieren muss (wg. des verschwiegenen Artikels), sondern auch noch die Bosheit aufkommen lässt, wie unpräzise dieses komplexe nachgestellte Attribut zum Blockhaus ist, womit wir bei der Geburt der Erzählens aus der Zahl und dem Zählen wären: eins steht zwischen null und zwei, zwischen keinem und mehreren Telefonen.“

Ich denke nicht, dass es „irritieren muss“: Formulierungen wie ‚ohne störendes Nebengeräusch, ohne störendes Beiwerk, ohne störendes Licht, ohne fließendes Wasser‘, sind nicht ungewöhnlich (wobei beim ‚Wasser‘ ersichtlich wird, wie unpassend ‚ein‘ sein kann: ‚ohne ein fließendes Wasser‘, doch ‚Wasser‘ ist nicht zählbar).

So findet man auch bei Zeit-online: „In dieser Atmosphäre, mit Blick auf den noch nebligen Fjord, lässt es sich reden – ohne Musik im Hintergrund, ohne störendes Telefon, ganz entspannt.“

Im Normalfall hat ein vermietetes Haus ein Telefon, „ohne“ weist auf die Besonderheit der Abwesenheit hin. Ein störendes Telefon erwähnt unnötigerweise die Anzahl, wären es mehrere, gäbe es Telefone. Indem man „ohne störendes Telefon“ schreibt, schafft man eine Klasse bestimmter Telefone (die der unangenehmen), als seien sie zum Zweck der Nervenzerrüttung geschaffen. Also freut er sich auf das Blockhaus, welches die Eigenschaft besitzt, „ohne störendes Telefon“ zu sein, im Gegensatz zu den derzeitigen Verhältnissen.

So feinsinnig kann Sprache sein, was nicht immer zur Einfachheit und Klarheit beiträgt.

Nun, jetzt habe ich, um deine Bemühungen nicht ungerechtfertigt außer Acht zu lassen, einen pensionierten Deutsch-Gymnasiallehrer gefragt. Er bestätigt die Richtigkeit des Satzes.


Zitat:
…, ich war gespannt auf das alte Blockhaus ohne [das] störende[.] Telefon; …,

Diese Formulierung geht nicht, der Wissenschaftler war nicht schon einmal in der Hütte und ist vom Telefon gestört worden, hat deshalb nicht ‚das‘, also ein bestimmtes Gerät entfernen lassen.

Natürlich kann man das „Telefon“ durch einen Fernsprechapparat ersetzen – aber das ist doch ein amtliches Wort, da ist die nächste Kritik schon vorprogrammiert. Hat man daheim nicht ein Telefonbuch, geht, falls noch vorhanden in die Telefonzelle? Da lasse ich doch lieber die Wortschöpfung von P. Reis weiter leben, wenn auch ohne griechische Schreibweise.

Der 'Wolt' stört mich nicht, trotz der Homophonie mit ‚Volt‘, ist doch Spannung im Autorengefilde nichts Negatives. Nur so mancher hat sich da auch schon die Finger verbrannt, wenn er die falsche Stelle erwischt hat …

Vielen Dank, ich finde Überlegungen, wie du sie angeregt hast eigentlich interessant, gehen Feinheiten doch im Allgemeinen unter, seien es inhaltliche oder sprachliche.

L. G.,

Wolt-ochinon

 

Nix zu danken (weißtu doch),

lieber Wolt,

ist alles korrekt, was Du gerade aufführst, aber Wasser mag zwar nicht zählbar sein, aber messbar (ml, cl, l, hl und in andern Raummaßen (kubik...) oder auch in kg und seinen Bruchteilen und Vielfachen ...
Ich bin übermütig, gelt?

Wie dem auch sei: immerhin hab ich mir auf die Weise seit Ewigkeiten mal wieder Sach- und Fachliteratur besorgt ... und schon haat sich die Investition gelohnt.

Werd mal versuchen, den Duden von der Steuer abzusetzen. Freu mich schon jetzt auf 2013 (wer könnt' das schon von sich behaupten?)!

Gruß

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Woltochinon

Heute habe ich mich mal mutig an eine Deiner längeren Geschichten gewagt. Du hast mir schon einige Ratschläge gegeben, die sich in meinem Kopf verbissen haben. Das heisst, ich arbeite noch daran.


An grammatikalischen Finessen werde ich mich nicht wagen. Aber ich dachte, vielleicht ist es für Dich interessant zu lesen, wie ein Neuling Deine Geschichte erlebt.

Ich war gespannt und habe mich für Katze entschieden, weil es doch so friedvolle, saubere und freundliche Tiere sind. Aber denkste!

Der idyllische, ruhige Anfang hat mich mächtig in eine ganz falsche Richtung geführt. In meinem Kopf sah die wunderschöne Landschaft, die Romantik und Ruhe in der Blockhütte. Ich fühlte die Vorfreude des Schriftstellers in ungestörtem Frieden zu schreiben. Doch Irrtum.

Selbst als die dicke, rote Katze ihr Häufchen zwischen resp. auf den jungen Spinat setzte, dachte ich noch, ach so ein Bisschen Katzendreck. Tja; ein Bisschen!

Spätestens als die fünfzehn Viecher auftauchten, fing ich allmählich an zu verstehen – welch ein Horror. – Also ich bin der Meinung, dass der Anfang perfekt ist. Mich hat er wunderbar in die Geschichte eingeführt.

Beim Rückblick zu der Sache mit dem Vater, hatte ich das Gefühl, dass sich der Protagonist über ein schönes Ereignis aus der Kindheit mit seinen Vater freut – ja natürlich, wenn er gut drauf war. Dass es da um hohe Anforderungen des Vaters ging, ist bei mir nicht angekommen.

Doch wie passen die Barthaare in die Geschichte? Spielen diese auf die vernetzten Neutronen an? Oder einfach auf die seltsamen Gedankengänge des Protagonisten? Keine Zeit zum Rasieren; braucht man sich in der Pampa denn zu rasieren, wenn man die Abgeschiedenheit sucht?

Was mir etwas seltsam vorkommt, ist die Fackel in einem alten Blockhaus. Das ist doch aus Holz, oder? Nachdem er sich mit einem Rundumschlag mit dem russenden Feuer Raum vor der Tür erkämpft hat, knallt er das Tier an seinem Bein an den Türpfosten und schlüpfte ins Haus. – Da gehe ich davon aus, dass er die Fackel ins Haus – ein altes Blockhaus - mit nimmt.
Etwas später ist die Fackel wieder da – im Blockhaus – wenn das Monster an der vordere Fenster springt.
Eine Fackel in einem alten Blockhaus; also da sehe ich eher das Haus abbrennen. Aber vielleicht liegt das einfach an meiner panischen Angst vor Feuer.

Ich habe Deine Geschichte mit Fruede gelesen.
Gruss Rosalia

 

Hallo Woltochinon,

diese Geschichte habe ich mehrmals gelesen, weil ich immer denke, es gäbe noch etwas herauszulesen, was ich noch nicht richtig erfasst habe.
Ich habe den Verdacht, dass sich der Protagonist in eine Katze verwandelt hat - wegen dem in der Ecke kauern und Wunden lecken, den Barthaaren, und außerdem ist der Titel "Katze" im Singular. Aber vielleicht haben ihn die Viecher auch bloß entsorgt, so wie die Post. Oder er ist einfach durchgedreht, immerhin waren auf den Fotos keine Katzen. Ich weiß nicht. Hab ich was übersehen? Sollte ich sie noch drei, viermal lesen? :D
Ich wünschte ich wüsste was diese Abdrücke im Notizbuch zu bedeuten haben, und ob und wie das ganze mit seinem Forschungsthema zusammenhängt ...

Also, die beschäftigt einen und ist ziemlich unheimlich, selbst für einen Katzenfan wie mich. :)

Es gibt einen Kurzroman von Stephen King, "Colorado Kid", daran erinnert mich die Geschichte, obwohl die inhaltlich nichts damit zu tun hat. Da geht es um einen rätselhaften Todesfall, und am Ende niemand weiß, was passiert ist. Ich mag das Buch sehr, aber es macht mich auch verrückt. So ähnlich ist das hier auch. Es gibt so viele kleine Details, die vielleicht was zu bedeuten haben, oder auch nicht ... argh! Ich werde dir die Schuld geben, wenn ich heute nacht nicht einschlafen kann :D

Sprachlich gefällt mir der Text auch sehr gut, es gab nur zwei Stellen, wo ich ein bisschen Kritik habe:

Die Tür ist übel zugerichtet, an einigen Stellen sind die ungepflegten Bretter aus Weichholz beängstigend dünn.
Das ungepflegt würde ich streichen - es passt nicht gut zu Brettern, und in dem Satz sind ohnehin schon viele Adjektive - übel, beängstigend, dünn - das reicht dann :).

Das Regal über der Spüle, in das Teller und Tassen gestellt werden, löse ich mit dem Schraubendreher meines Taschenmessers von der Wand. Die vierte Schraube ist verrostet und bricht. Endlich: Schrauben! Beeilung ist angesagt
Die beiden Sätze sind ein bisschen zusammenhanglos, da bin ich beim ersten Lesen gestolpert. Den mit der verrosteten brechenden Schraube könntest du rausnehmen, ich glaub dann wäre es flüssiger.

Grüße von Perdita

 

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