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Manchmal

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06.09.2012
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Manchmal

Meine Schwester meint, sie könne meine Arbeit niemals tun. So umgeben vom Tod, wie sie immer sagt. Manchmal würde ich schon gerne weinen, antworte ich dann, aber das ist nicht sehr professionell. Denn man gilt schnell als Weichei. Wie Katharina.
Manchmal ist es auch schwer, das Nichtweinen. Wie bei dem alten Mann vor ein paar Jahren. Der hatte noch Familie in Spanien, die war schon auf dem Weg. Er hatte tagelang einen Puls von 40, später nur noch 20. Ich erinnere mich, wie wir alle auf den Monitor gestarrt haben und uns fragten, wie sein Herz das mitmache. Als seine Familie dann kam und seine Enkel das Zimmer betraten, da hörte sein Herz auf zu schlagen. Und wir saßen fassungslos vor diesem Monitor und trauten unseren Augen nicht.
Ja, solche Dinge halt. Und Katharina, sie ist immer sehr nahe am Wasser gebaut, die ging dann rein zur Familie. Und hat mit ihr geweint. Sie ist auch diejenige, die immer um eine schöne Atmosphäre bemüht ist.
Wenn jemand gestorben ist, dann schiebt sie das Bett ins leere Notfallzimmer und organisiert eine oder zwei Leuchten. Die sind mobil, die schiebt sie dann an eine Wand und hängt sie ab. Mit einem Laken. Das gibt dann so ein gedämpftes Licht. Manchmal zündet sie auch ein, zwei Kerzen an und holt noch ein paar Stühle, die sie ans Bett stellt. So kann die Familie in Ruhe Abschied nehmen, sagt sie, solange sie will. Aber das geht meist nur nachts, wenn es etwas ruhiger ist.
Ich habe Kollegen, die schütteln heimlich den Kopf über Katharina.

Ja, manchmal würde ich schon gerne weinen, aber das merke ich meist erst hinterher. Wie damals, als ich ganz frisch auf der Intensiv war. Irgendwie fehlte schon damals immer einer, es hätte schon damals immer einer mehr sein können.
An jenem Tag hatten wir zwei Reanimationen. Gleichzeitig. Ich habe über der alten Frau gehangen und gedrückt, während im Nebenzimmer das große Chaos um einen kleinen Jungen herum ausbrach. So was kündigt sich immer an. Kritischer Zustand, dann die Alarme, und dann brechen alle Dämme. Und noch so ein junges Kind, ja. Und ich hing eben über dieser Frau, ich weiß ihren Namen nicht mehr. Die war kurz vorher gebracht worden, der Notarzt war noch da. Die mussten schon im Rettungswagen beginnen zu drücken. Dabei hatte sie eine Patientenverfügung, sie hatte das gar nicht gewollt. Aber ich kann sie doch nicht einfach sterben lassen, hat der Notarzt gesagt. Und was machen Sie dann, wenn so jemand reingeschoben wird, die Sanis auf ihr drauf und so. Da diskutiert man nicht, da übernimmt man einfach. So ist das eben. Dann wird gedrückt, bis gar nichts mehr geht.
Ging's auch nicht, bei der Frau. Also bin ich eben runter von ihr und direkt rüber ins Nebenzimmer, zu dem Jungen, und hab‘ geholfen. Hab‘ die Eltern aus dem Zimmer gebracht und bin dann wieder rein. Hat lange gedauert, aber er hat's dann geschafft.
Als ich seine Eltern danach ins Zimmer holen wollte, kamen die Angehörigen der alten Frau den Gang runter. Also bin ich noch mal schnell rein in ihr Zimmer, wollte nachsehen, ob alles in Ordnung war soweit. Ich bin also rein und sah, dass alles noch so war, wie wir es verlassen hatten. Die Frau lag halb quer im Bett und wurde schon langsam steif. Ich hab' dann in letzter Sekunde alles gerade rücken und abdecken können, als auch schon die Tür aufging. Das war so eine Situation, da hätte ich am liebsten alles hingeschmissen.
Als ich dann abends Zuhause war, stand ich erst mal ewig in der Küche und hab' vor mich hin gestarrt. Das sind halt so Dinge. Eben noch stirbt ein Mensch unter dir weg, direkt danach schafft es ein Kind gerade so ... und am Ende muss man, ja, jemanden zurechtbiegen, in letzter Sekunde. Das war so viel, so schnell, da merkt man oft gar nicht, dass man das alles erst mal verarbeiten müsste. Und dann steht man Zuhause und kann nicht mehr aufhören.

Man ist schon sehr allein mit Allem. Und an manche Dinge gewöhnt man sich nie. Assistenzärzte, die sich vor Entscheidungen drücken. Oberärzte, die immer alles besser wissen, ohne auch nur ein Wort mit den Patienten gewechselt zu haben. Angehörige, die verloren auf dem Gang stehen und mich im Vorbeihetzen flüsternd fragen, wie das jetzt gehe mit der Pietät.

Ja, manchmal würde ich schon gerne weinen. Aber dafür habe ich einfach keine Zeit.

 

Hallo Purerstenenstaub

Das ist also schon sagenhaft hart, dieser Einstieg. So gereicht es mir nicht so recht zur erwarteten Gutenachtgeschichte. Dabei war ich schon eingestellt auf … weisst du wieviel Sternlein stehen …:

Meine Schwester sagt, sie könnte meine Arbeit niemals tun. So umgeben vom Tod, wie sie immer sagt. Manchmal würde ich schon gerne weinen, sage ich dann, aber das ist nicht sehr professionell. Denn man gilt schnell als Weichei. Wie Katharina.

Da ich deine Flexibilität kenne, wie du Wendungen neu einbringen kannst, verzichte ich auf einen Vorschlag zur Güte und geniesse es umso schneller, die Umgebung der Schwester der Schwester kennenzulernen.

Und Katharina, sie ist immer sehr nahe am Wasser gebaut, die ging dann rein zur Familie. Und hat mit ihr geweint.

Ich staune, wie du da mir völlig unbekannte Redewendungen ins Spiel bringst, sie könnten frei schwebend alles bedeuten, doch stellst du sie so in einen Kontext, dass sogar ich noch den anscheinend richtigen Rückschluss ziehen kann. Nur am Anfang stutzte ich, zu nahe am Wasser gebaut, da kamen mir schon Assoziationen auf :sealed:.

Es wirkt authentisch, wie du es beschreibst. Man vergisst es auch nach Jahrzehnten nicht, wenn man sah, wie es ist, wenn Notfälle im ungünstigsten Moment eintrudeln und die OPs bereits belegt sind. Und doch bleibt mir da ein aber. Es ist die Form dieser kleinen Erzählung. Sie endet ohne grosse Wendung im Sinn des einen Einstiegssatzes. Ich könnte jetzt nicht sagen, implantiere noch diese oder jenes Geschehen, damit es Vollendung erhält. Der Inhalt ist diffizil, und doch, zum Gelingenden fehlt mir etwas. Auf keinen Fall eine Pointe. Vielleicht mehr etwas in Richtung eines Kälteschauers, der ihr über den Rücken läuft, ihr aber die künftige Hornhaut entwickelt, dass ihr diese Momente nicht zu nahe gehen. Letztlich ist das unvermeidlich in solchen Berufen.

Ungeachtet meiner Bekrittelung habe ich es sehr gern gelesen. So, jetzt da ich sie kenne, gehe ich schnell zur Ruh.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Lieber Anakreon,

tut mir Leid, dass ich dir deine Einschlaf-Sternlein kurzfristig vertrieben hatte.
Neee, nicht wirklich. :D

Ich staune, wie du da mir völlig unbekannte Redewendungen ins Spiel bringst, sie könnten frei schwebend alles bedeuten, doch stellst du sie so in einen Kontext, dass sogar ich noch den anscheinend richtigen Rückschluss ziehen kann.
Hach ja, wie gerne würde ich dieses Kompliment annehmen können. Leider handelt es sich dabei um eine - zumindest in der Rhein-Main-Gegend verbreitete - Redensart. Schade. Wäre aber auch zu schön gewesen.
Kennst man es wirklich nicht in der Schweiz? Erst dachte ich, du meintest das ironisch. Aber dann überlegte ich und kam zum Schluss, dass Anakreon so was nicht machen würde.
Also ich bin sehr erstaunt über die Unterschiede manchmal.
Man lernt nie aus.

Der erste Absatz ist schon bereinigt. Danke dafür, ich war so bemüht, es nach gesprochener Rede klingen zu lassen, da hab ich wohl ein wenig zu viel des Guten durchgehen lassen!

Die Abrundung, ja. Darüber muss ich nachdenken, das fällt mir nicht ganz so einfach, dieses Umschwenken hin zum Schauer.
[Edit: Das war falsch ausgedrückt. Für mich ist der letzte Satz ein großer Schauer, also er jagt mir einen solchen über den Rücken. Aber ich verstehe, was du meinst.]

Was mich besonders freut, ist, dass du es als authentisch bezeichnest, denn du scheinst über eigene Erfahrung zu verfügen. Die Geschichte ist entstanden, nachdem ich nun einige Interviews von Pflegenden aus allen Bereichen übersetzt habe. Was mir dabei mehr und mehr bewusst wurde: Da gibt es tiefgreifende Verdrängungs- und Verarbeitungsmechanismen, die angewendet werden (müssen?). Vor allem im Arbeitsalltag. Und dieses Sich-zurück-nehmen scheint auch immer in den Interviews durch, obwohl der Fragende oft Vertrautenstatus hat. Da gibt es eine Grenze, die nicht überschritten wird. Es gibt Dinge, die werden nicht ausgesprochen, nur angedeutet, relativiert. Deshalb auch der Titel: Manchmal.
Also es freut mich sehr, dass ich einen Ton getroffen habe, der nicht zu gekünstelt wirkt.

Ich danke dir, lieber Anakreon!

Liebe Grüße,
PSS

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo PSS,

gerade gelesen. Ernstes Thema, zu so später Stunde. Du setzt diese Begebenheit mMn sehr oral um, als ob du es jemanden genauso erzählen würdest, die Stimme wird im Verlauf des Textes sehr persönlich, sehr originär, was ich mag. Das ist so eine Sache: Menschen sterben. Wie geht man da mit um, auch auf professioneller Ebene? In meinem Beruf habe ich überwiegend mit älterem Klientel zu tun, die sterben auch irgendwann, so absolut lautlos. Man bekommt es nie so richtig mit, sie kommen dann einfach nicht mehr ins Geschäft, und irgendwann kommen die Geburtstagskarten zurück. Das hier, in deinem Text, ist das natürlich was anderes, viel intensiver. Ich könnte das nicht. Das kumuliert natürlich in dieser Analogie: Frau stirbt, Junge überlebt, so ist das, und weiter gehts. Der Lauf der Dinge. Wenn man das orbital betrachtet, sich mal rausnimmt, dann ist es absolut nüchtern.

Formal empfinde ich den Text nicht als "echte" Kurzgeschichte, eher als Anekdote, du bist da ja sehr nah dran, da ist wenig Oberfläche. Der Text wirkt ja auch so, direkt, intensiv. Ich denke, wenn du allerdings wirklich, also rein technisch betrachtet, mehr erzählen würdest, noch mehr, also einen Plot konstruierst, auf dessen Höhepunkt diese Sache mit der Frau passiert und auch dieser interne Konflikt, vielleicht in einem Dialog mit der Schwester, würdest du mehr beim Leser erreichen. Ich weiß allerdings nicht, ob du es so überhaupt bezwecken möchtest, natürlich kann der Text auch so für sich stehen. Es war nur eine Idee. Gerne gelesen, und wie gesagt, wichtiges Thema.

Nur meine 5 Cent,

Gruss, Jimmy.

 

Hi Jimmy,

ja, eine Kurzgeschichte ist das nicht. Ist mir auch bewusst. Als ich den Text fertig hatte, da war ich mir nicht sicher, ob ich ihn so hier reinstellen sollte. Aber ich kam nicht los von der Form, es hat sich angefühlt, als würde ich dem, was die Prota da sagt, das Medium nehmen.
Ich wollte einen Monolog, der sich "dicht" anfühlt.

Kann man das nachvollziehen?
Vielleicht kann man es als Schreibübung bezeichnen? Ich habe sowas noch nie gemacht, also nicht absichtlich, aber vielleicht ist es genau das.
Ich würde sehr gerne mal eine ganze Geschichte zu diesem Thema schreiben, aber das ganze Thema ist für mich noch sehr monologistisch überschattet, wenn man das so sagen kann.

Ich danke dir für deine Gedanken zu dem ganzen Thema!

Liebe Grüße,
PSS

 

Hi,
für mich funktioniert der Text nicht. Ich seh nur eine winzige Spitze aus dem Meer ragen und hab das Gefühl, du als Autor gehst davon aus, dass ich - beim Anblick dieser Spitze - schon den Rest sehe, dass tue ich aber nicht.
Also viel in dem Text ist "Der liegt so" und "ich fühle das" und dann ist das so, so deskriptiv, als wäre er für jemanden geschrieben, der das alles genau kennt, das tue ich aber nicht.
Diese Texte, die einem selbst sehr brisant vorkommen, weil man mit jeder Szene emotional viel Verbindung hat, wirken auf Leser oft "weniger stark", weil man selbst so viel als gegeben voraussetzt, das der Leser gar nicht hat.

Also man müsste sich als Autor dann fragen: Das fühle ich jetzt, als jemandem, dem das nahe geht, bei dem Text - jetzt muss ich meine persönliche Beteiligung rausrechnen - was würde ich dann noch fühlen?
Ich finde das auch sehr schwer.

Also handwerklich ist mir das alles hier zu beschreibend, nur in Ansätzen, es geht nicht tiefer hinein, es wird vieles nur angetippt. Dann ist die Struktur so episodisch, man hat kein Gefühl für Zeit und Raum - das ist immer sehr schwierig, wenn das in Kurzgeschichten so ist. Und auch die Stimme gefällt mir hier einfach nicht. Die ist nicht ausreichend gestaltet, finde ich. Das ist sehr normales Husch-Husch-Alltagsdeutsch.

Es ist ein wichtiger Schritt als Autor sich zu öffnen und bewusst Scahen zu behandeln, die an einem nagen, unter denen man leidet, sich auch verletztlich zu machen, ein Stück weit. Das ist ein sehr wichtiger und schwieriger Schritt.
Insofern sind solche Texte immer wichtig, sie sind aber auch sehr schwierig.
Man verliert - ich kenne das auch - bei einem Text häufig das Gefühl dafür, was man als Autor sieht und was der Leser sieht. Wenn man über einen Text sehr viel nachdenkt und viel von sich einbringt, dann denkt man häufig (mir geht das zumindest so), man hätte mehr geschrieben und sehr viel mehr in den Text gepackt als am Ende letztlich für den Leser auf dem Papier steht.
Wenn ich Abstand zu einem Text habe und ihn extra für Leser konzipiere, ist die Gefahr das sowas passiert, deutlich geringer (ist ja auch logisch). Aber natürlich sind Texte, die einem nahe gehen, bei denen man ein Stück aufmacht, essentiell, wenn man sich weiterentwickeln möchte.

Also bitte den Kommentar nicht als Dämpfer nehmen, sondern unbedingt weiterschreiben.
Gruß
Quinn

 

Liebe Purersternenstaub

Der Einstieg dünkt mich jetzt gut geglättet, als Leser gelangt man nun flüssig in den Stoff.

Die Authentizität, die ich in deiner Geschichte erblickte, fusst auf einer sehr lange zurückliegenden Erfahrung, welche ich machte. In den 60er Jahren hatte ich die Möglichkeit, als Laie in Medizin an einem einjährigen Rotkreuzeinsatz teilzuhaben. Das gab mir damals so manche Einblicke hinter diese Kulissen und sensibilisierte mich in manchen Dingen, aber auch kritisch. Die von dir angesprochene Materie hat eine beständige Aktualität, unabhängig von Zeit und Ort. Ich bin auch deiner Meinung, dass da tiefgreifende Verdrängungs- und Verarbeitungsmechanismen ablaufen, die insofern aber notwendig sind. Wobei, nehme ich an, dass die Immunität die die Einzelnen aufbauen, unterschiedlich ist, ihrer Persönlichkeit angemessen.

Ich verstehe, dass dir der letzte Satz deiner Geschichte selbst sehr eindrücklich ist. Du hast es hautnah erfahren, wie sich Einzelne in diesen Berufen fühlen. Für Leser ist es wahrscheinlich individuell, wie transparent ihnen diese Erfahrung wird, wie weit es sie mit in die Tiefe zieht. Von daher scheint es mir auch nicht leicht zu fassen.
Jimmy und Quinn outeten sich, wie ich sah, dahingehend, dass es ihnen unzureichend greifbar, es ihnen nicht fühlbar wird. Du solltest da wirklich weiterschreiben, wie Quinn vorschlägt. Es ist nicht einfach, diese Handlung in einer KG auszubauen, auch dialogisch, doch es würde sich lohnen. Thematisch ist es vielleicht auch etwas Neuland, das du da betreten hast, aber dies ist doch ein schöner Anreiz.

Die "Redensart" kannte ich wirklich nicht. Aber es gibt sie eben, diese regionalen Ausdrücke, die ihre eigene Codierung haben und über gewisse Grenzen hinaus erst „transkribiert“ werden müssen, um effektiv verstanden zu werden. Doch das war dir ja gelungen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Manchmal
ist das in der Pflege (wie auch in der dritten Säule der Anstalten, der medizinischen), dass man nicht weiß, was zuerst tun und was man bis zuletzt aushält - und ich entsinn mich des Problems, dass während ihrer Tätigkeit einer OP-Schwester schmerzhaft bewusst wurde, dass sie kein Blut mehr sehen konnte, aber weggucken durfte sie erst recht nicht. Was die Kollegin meinte, besser: fürchtete, will ich gar nicht erst anschneiden,

fleiges Lieschen aus purem Sternenstaub,

aber Dein innerer Monolog wirkt – wie es Anakreon schon bemerkte – authentisch (und ich halt sonst nix von Authentizität - außer vor Gericht, von wo der Begriff herrührt), umso erstaunlicher, als die Geschichte aus der Übersetzung von Interviews von Pflegenden entstanden ist. Auch ein Monolog erzählt eine Geschichte und wenn er keine eigene Welt schafft und nicht so lang ist wie der der Molly im Abschlusskapitel des Ulysses, mag er auch eine Kurzgeschichte sein, selbst wenn der Schöpfer selbst einräumt

ja, eine Kurzgeschichte ist das nicht.
Gleichwohl stünde der
Ent-Sagung :) - deren Vorläufer ich gar nicht kenne - statt des Konjunktiv irrealis
Meine Schwester meint, sie könnte meine Arbeit niemals tun.
besser der einfachere der wörtlichen Rede („könne“ statt „könnte“) an, der signalisiert, dass hier eines anderen Meinung statt der des Erzählers dargestellt wird und nicht den Zweifel des zwoten Konjunktivs trägt. Das geschieht hier öfters - noch’n Beispiel
… und uns fragten, wie sein Herz das mitmach[…]e.
und ich weiß, dass mancher so spricht, was auch für die folgende, den Titel gebenden Satz unnötige Substantivierung gilt
Doch manchmal ist es auch schwer, das nicht weinen.
man spricht halt so oder ähnlich, doch gelegentlich tut’s auch eine Infinitivgruppe
Doch manchmal ist es auch schwer, [nicht zu] weinen.

Bei der Redewendung
…, sie ist immer sehr nahe am Wasser gebaut, …
frag ich mich: Hat sie nicht am Wasser gebaut, sondern ist nahebei gebaut worden?

Dann taucht – überraschend und unerwartet, wie's im November so oft heißt – doch noch ein echter Rechtschreibschnitzer auf:

Also bin ich nochmal schnell rein …
noch mal immer auseinander, da eine Verkürzung des „noch einmal“.

Versöhnlicher Abschluss: Am Schluss geht’s doch mit dem einfachen Konjunktiv
… und mich im Vorbeihetzen flüsternd fragen, wie das jetzt gehe mit der Pietät.

Wie immer gern gelesen vom

Friedel,
der sich aber fragt, wie's zu diesem Hang zu Krankheit, Sterben & Tod kommt, dass die Redewendung, das Leben sei die Krankheit zum Tod hier im Internetcafé in froher Erwartung der UEFA Festspiele gerät ...

 

Hallo Purersternenstaub,

was mir ausgesprochen gut gefällt, ist das Thema. Lässt man in diesen Berufen zu viel an sich ran, ist man also menschlich, nimmt man auch viel mit nach Hause. Wer sich dagegen abhärten kann, ist also gut beraten, was das eigene Wohl betrifft. Auf der anderen Seite ist genau dieses empathische Verhalten sehr wichtig für die Angehörigen und man erwartet das ja auch irgendwie.
Ich denke, mit diesem Thema wäre mehr gegangen. Aber geht ja immer. Das hätte man ausreizen müssen, bis es wirklich anfängt weh zu tun. Das hieße aber mehr Szenen, mehr Zeilen. So ist es mehr ein Anstupsen, aber ein recht Gelungenes, wie ich finde.

Ich habe Kollegen, die schütteln heimlich den Kopf über Katharina.

Und die Angehörigen lieben sie dafür. Genau diesen Widerspruch - ach, schönes Thema. Bin jetzt neidisch.

Als ich dann abends Zuhause war, stand ich erst mal ewig in der Küche und hab' vor mich hin gestarrt.

Wenn Du dann mal vom berichten ins Konkrete kommst und es aushälst, die Kamera draufzuhalten, da bewegt sich in mir was.

Sehr kurz diesmal, aber mehr habe ich einfach nicht zu sagen :).

Beste Grüße Fliege

 
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Hallo ihr alle,

sorry, dass ich mich erst jetzt melde, aber irgendwie haben meine Tage gerade immer geschätzte 10 Stunden zu wenig. Puh.


Lieber Quinn,

keine Sorge, da müssen ganz andere Dinge passieren, damit ich nicht weiterschreibe. :) Ich empfand deinen Kommentar auch nicht als Dämpfer. Er hat mich viel mehr zum Nachdenken gebracht. Die erste Frage, die ich mir stellte, war: Wer ist denn die Zielgruppe des Textes? Pflegende? Deren Angehörige? Vollkommen Unbetroffene?
Eine Freundin, die jahrelang als Pflegende gearbeitet hat, war mein nächstes Ziel. Sie sagte, der Text beschreibe einfach Alltäglichkeiten dieses Berufes. Da ist kein Schocker, kein Aufhorcher, nichts. Plain reality. Für Pflegende funktioniert der Text also auch nicht. Sie meinte, eine anderer Erzähler –vielleicht die Schwester der Prota – würde die Möglichkeit geben, Wertschätzung für diesen Beruf auszudrücken. Das wäre nämlich etwas, das einen Pfleger aufhorchen ließe.
Vielleicht ist es wichtig zu sagen, dass ich selbst keinen unmittelbaren Kontakt zu solchen Pflegesituationen habe. Mein Auseinandersetzen damit ist selbst sehr mittelbar: Ich übersetze transkribierte Interviews ins Englische. Dieser Text ist so eine Art Zusammenfassung des Gelesenen. Und obwohl ich es nur lese, dafür aber immer und immer wieder, bekommt die Auseinandersetzung damit eine eigenartige Dringlichkeit. Den Tag, an dem ich den Text letztendlich schrieb, hatte ich eigentlich etwas ganz anders geplant. Doch morgens, auf dem Weg zum Zug, hatte ich plötzlich diesen einen Satz im Kopf. Er steht jetzt am Ende der Geschichte. Nachmittags hab ich dann einfach drauf los geschrieben und – PENG! – Monolog. Ich habe es nicht geschafft, den Text anders zu denken. Das war die einzige Form, die ging. Das ist ganz eigenartig manchmal.
Das, was du sagst, macht Sinn. Und das Funktionierenkönnen habe ich wahrscheinlich allein durch die Form schon beschränkt. Blöd. Nur weiß ich nicht, wie ich meine persönliche Beteiligung da raus rechnen soll – denn die ist ja so gar nicht vorhanden. Normalerweise sag ich mir immer: Versuch es so darzustellen, so zu erzählen, wie jemand es tun würde, der sich wirklich damit auskennt, der auch in der Terminologie steckt. Lass Wertungen raus. Das habe ich hier automatisch. Zumindest denke ich das. :confused:
Ich habe den Text jetzt noch einige Male gelesen – und finde mich selbst nicht darin. Vielleicht bin ich bei diesem Thema auch (noch) irgendwie blind. Aber an Distanz kann es mir nicht fehlen. Das ist alles sehr schwierig, du hast Recht. Ich werde es als Schreibübung betrachten. Vielleicht ist das jetzt auch nur eine faule Ausrede, aber ich kann mir da einfach nicht helfen grad.

Dein Kommentar war richtig und wichtig. Danke dir dafür.


Lieber Anakreon,

danke für das nochmalige Lesen.
Also es zieht sich ein leiser Tenor durch diese Interviews. Auf der einen Seite ist es dieses Manchmal, auf der anderen Seite auch eine leise Verzweiflung über den Anspruch der zu Pflegenden gegenüber den Pflegenden, die verbal auch in Revolte umschlagen kann. Man ist eben nicht nur Pfleger, sondern auch erster Ansprechpartner und – und das ist das Problematische – Vertrauter. Das klare Rollenverhältnis wird damit unterminiert. Da wird Nähe erwartet, wo – aus rein professioneller Sicht – keine sein sollte. Und diese Nähe wird gewährt, eben weil der Pfleger auch ein Mensch ist und sich dem nicht einfach verschließen kann. Das überfordert oft, auf schleichende Weise. Da bleibt oft nichts anderes, als die Scheuklappen hochzufahren. Dazu kommt dieser immense Zeitdruck, der über die Jahrzehnte auch nicht weniger geworden ist. Im Gegenteil.
Also da kollidiert Theorie mit Praxis, und zwar auf eine essentielle Art und Weise, wie man das in anderen Berufen vergeblich sucht, und schafft Konflikte. Und diese Konflikte werden still mit sich selbst ausgetragen, jeder für sich. Nach Quinns Kommentar sprach ich mit einer Freundin, die nun Pflegesachverständige ist und jahrelang selbst am Bett gearbeitet hat. Sie sagte, es gäbe unter den Pflegenden selbst wenig bis keinen Austausch über diese emotionalen Konflikte. Man sei immer überrascht, wenn man höre, dass es den Anderen auch so gehe.
Das Thema ist mindestens eine KG wert. Aber wie ich Quinn und Jimmy schon geschrieben habe – die Form, der Monolog, hält mich noch gefangen. Ich denke, ich muss noch ein wenig warten, bis sich der Eindruck gelegt hat.

Lieber Friedel,

ich bin immer noch der Meinung, dass der Text höchstens kurzgeschichtlich, aber keine Kurzgeschichte ist. Kurzgeschichtoid, sozusagen. :D
Zu deinen Anmerkungen: Einiges werde ich gleich umsetzen. Das zu nah am Wasser gebaut sein allerdings, das mag ich so stehen lassen. Der Duden sagt, man habe gebaut, ich weiß. Hören tu ich allerdings immer nur das sein, so eigenartig das für dich klingen mag. Und ich hab beide Versionen gegoogelt. Jahaaa. Beide erhalten ca. 2.700.000 Treffer, deine 100.000 mehr als meine. Ich denke, damit verhält es sich wie keinen Sinn haben/machen. Das eine ist eigentlich falsch, wird dennoch genutzt – und zwar so häufig, dass man rein zahlenmäßig glauben könnte, das Gegenteil wäre der Fall. Ich will dem Wasserbau-Idiom nicht anachronistisch im Weg stehen, sprachwandlerisch betrachtet. :D

Nachtrag:

und wir uns fragten, wie sein Herz das mitmach[t?]e
Indirekte Rede in der Vergangenheit ... muss da nicht doch mitmachte hin? :confused:


Liebe Fliege,

es freut mich, dass du es als gelungen betrachtest. Da darf dein Kommentar ruhig kurz sein. :Pfeif:
Eigenartig, wie unterschiedlich so ein Text ankommt, nicht?
Und: Ja, da geht mehr, da muss mehr, definitiv. Nur wie ich zu diesem mehr komme, das habe ich noch nicht rausgefunden. Bin da noch ein wenig verloren irgendwie. Schwierig, das.

Vielen Dank euch allen für eure Zeit und eure Gedanken zum Thema. Ich finde das sehr spannend gerade.

PSS

 

Liebe/r Purersternenstaub,
ich bin neu hier, erster Versuch!
An deiner Geschichte "Manchmal" sind mir vor allem die Begriffe aufgefallen, die deine Protagonistin im Zusammenhang mit der Reanimation benutzt: auf ihr drauf sein, drücken, die Sanis auf ihr drauf... Ich dachte, das klingt wie eine Vergewaltigung, und ist es ja dann auch, wenn die Protagonistin sagt, die alte Frau habe keine Reanimation gewünscht. Das hat mir gut gefallen, weil die Nachricht sprachlich/symbolisch transportiert wurde, und die Brutalität des Leben-rettens, auch gegen den Willen der Betroffenen, anschaulich wurde. Ich finde sogar, dass du das noch verstärken könntest, solltest du wirklich noch mal an der Geschichte arbeiten wollen. Ich glaube, dass dieser Zwiespalt, die Machtlosigkeit von Patienten und Helfern, das Handeln müssen gegen besseres Wissen oder Wollen, wohl eine der Ursachen für die verdrängten Tränen sein kann, von denen die Protagonistin ja immer wieder spricht.
Ich hoffe, das klingt nicht nach einmischen!
Gruss, Anna

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Anna,

und herzliche Grüße ins schöne England. :)

Gleich vorneweg: Was ist denn gegen Einmischen einzuwenden? Ich stelle die Texte doch auch aus diesem Grund hier rein. Ich will wissen, wo ein Leser Potential sieht und warum – oder eben warum nicht. Ich will wissen, wo das Gefühl entsteht, dass was fehlt oder dass etwas zu viel ist. Also im Grunde wünsche ich mir – wahrscheinlich die Meisten hier – genau solche Kommentare, wie du ihn mir gegeben hast. Darfst auch ruhig noch deutlicher werden, wir können das aushalten. ;)

Zu den verwendeten Begriffen.
Dass sie nach Vergewaltigung klingen, ist wohl nur der Geschichtenumgebung zuzuschreiben. Es ging an dieser Stelle „zufällig“ um Wiederbelebung gegen den Willen der Betroffenen. Allerdings handelt es sich bei drücken etc. um pragmatische Bezeichnungen von Alltagstätigkeiten, ungeachtet der jeweiligen Umstände. Ich weiß jedoch, was du meinst, mir kamen diese Begriffe auch kalt und gefühllos vor, also anfangs. Inzwischen zucke ich nicht mehr zusammen, wenn ich sie lese. Was soll man auch tun? Ein Brainstorming durchführen zum Thema: Wie sag‘ ich’s am Gefühlvollsten? :hmm:
In dieser Geschichte wirkt es jedoch anders, da stimme ich dir zu, besonders auf Leser, die neu sind im Thema. Da transportieren die Begriffe eine Symbolik, ja. Mir ist es z.B. gar nicht aufgefallen, dass man sie so lesen/verstehen könnte. Interessant! Die Wirkung, die sie bei dir hatten, war also leider(!) unbeabsichtigt.

Ich freu mich trotzdem, denn die Art und Weise, wie sie für dich Bedeutung transportiert haben, passt ja tatsächlich in diese Momentaufnahme: Da hat jemand schriftlich verfügt, dass er nicht wiederbelebt werden will – und dann passiert es trotzdem, einfach, weil der Notarzt ein Nichthandeln nicht mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Das ist tatsächlich so ein Punkt, der oft angesprochen wird in diesen Interviews, auf denen die Geschichte beruht. Nicht ohne Grund richten Krankenhäuser etc. mehr und mehr Ethikkommissionen ein, es herrscht so viel Konfliktpotential das Gewissen aller Beteiligten betreffend.

Vor einiger Zeit las ich mal einen Artikel über eine alte Frau in den USA, die hat sich im Alter von 70+ ihr erstes Tattoo machen lassen. Seitdem trägt sie den Satz Do not resuscitate! auf ihrer Brust. Das sind so Sachen, da lächelt man im ersten Moment vielleicht drüber, aber es drückt auch diesen Konflikt aus, dem ein Arzt ausgesetzt sein muss, wenn er vor einem röchelnden, sterbenden alten Menschen steht, der eindeutig leidet – und dessen Leiden man vor Ort jedoch nicht lindern kann, weil die Mittel eines Notarztes einfach auch begrenzt sind, selbst wenn man ihm den Wunsch erfüllen möchte, ihn nicht wiederbeleben möchte. Aber einfach so dahin siechen lassen? Und da ist der Konflikt, ja. Man möchte diesem Menschen seinen Wunsch erfüllen, kann ihn aber nicht leiden lassen. Das Spritzen einer – sagen wir – Überdosis Morphium, um das Leiden zu beenden, ist jedoch auch nicht möglich, da dies aktive Sterbehilfe darstellen würde. Und was macht man dann? Man handelt. Also ich möchte das einem Arzt nicht vorwerfen, das ist zu einfach.
Dieses Thema hat sehr viel Potential. Es überwältigt einen fast ein Bisschen, nicht? Also mich schon.

Ich habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut, Anna.
Und ich finde es toll, dass du selbst andere Texte kommentierst, und das, bevor du selbst eine Geschichte hochgeladen hast. :thumbsup:

Ganz liebe Grüße,
PSS

 

Nachtrag:
Zitat:
und wir uns fragten, wie sein Herz das mitmach[t?]e
Indirekte Rede in der Vergangenheit ... muss da nicht doch mitmachte hin?

Ja, wenn man so spricht, nein, wenn man gehorsam den Sprach- und vor allem Schreibregeln - wie ich halt - folgt,

liebe PSS,

und das "Sinn machen" ist denglish, wenn auch buchstäblich ins dt. übertragen. Aber ich tu nicht wollen widersprechen den Millionen in ihrem Duuing.

Grinsend (man kann's jetzt mal vier Wochen lang sehn, der Bart ist gestutzt, sonst werd ich noch als Nikolaus eingestellt, furchtbare Vorstellung!) am Schlüsselbord im Zwischennetzkaffeehaus wünscht der Fiedel ein schönes Wochenende!

 

Hey purersternenstaub,

hab deine kleine Geschichte gern gelesen. Die Thematik ist - ganz ohne Zweifel - eine sehr wichtige. Wenn man deine Geschichte auf einen Satz reduziert, (und das ist durchaus möglich) steht da: Manchmal müssten Ärzte weinen, aber dafür fehlt ihnen einfach die Zeit. Du verarbeitest dieses Problem nicht grandios, aber die Szene mit dem alten Mann, der noch seine Familie abwartet (hier übrigens wunderbare show don't tell Manier), die Krankenschwester (hab ich so das Gefühl gehabt, vielleicht ist sie auch eine Ärztin), die die OP-Beleuchtung abdeckt, das finde ich wirklich gut dargestellt. (Auch wenn ich hier sagen muss, dass OP-Beleuchtung in der Regel direkt im OP-Raum integriert und alles andere als gut mobilisierbar ist.) Gegen Ende wird es sehr allgemein, aber du schneidest recht viel an, das Spektrum der Patienten (jung, alt) und sogar Reanimation bei Menschen, die gar nicht reanimiert werden wollen. Und das ewige Problem mit den Angehörigen, die auch irgendwie zu dem Patienten gehören, zu dem Menschen.

Ein Text für Zwischendurch, wenn man sich darüber noch keine Gedanken gemacht hat oder Weißkittel für herzlose Arschlöcher hält, weil sie die Namen ihrer Patienten nicht kennen (das fand ich auch gut, dass er sich an den Namen nicht erinnern kann, am Ende spielen Namen keine Rolle), denen zeigt deine Geschichte gewiss etwas. Ich lese sie und bin nicht enttäuscht, aber auch nicht wirklich begeistert. Vielleicht auch ein bisschen, wegen der Message am Ende, die doch sehr deutlich rüber kommt. Zu deutlich?

Ein paar Anmerkungen:

Doch manchmal ist es auch schwer, das nicht weinen.
Nichtweinen, vielleicht?

Er hatte tagelang eine Frequenz von 40, später nur noch 20.
Würde da Puls schreiben.

Ich habe Kollegen, die schütteln heimlich den Kopf über Katharina.
Dann ist es ja nicht heimlich. Schreib, dass sie den Kopf schütteln, wenn es Katharina nicht sieht, oder so.

Die war kurz vorher gebracht worden, der Notarzt war noch da.
Die hat man kurz vorher gebracht. Der Notarzt war sogar noch da.

Da diskutiert man nicht, da übernehmen Sie einfach.
Da beißt sich das "diskutiert man" und "übernehmen Sie". Warum nicht: Da diskutiert man nicht, da übernimmt man einfach. Oder: Da diskutieren Sie nicht, da übernehmen Sie einfach.

Ich also, schnell, schnell, in letzter Sekunde alles gerade gerückt und abgedeckt.
*schnell, schnell* finde ich ganz mies, das ist wie Oma, die von ihrem Urlaub erzählt und dabei wild gestikuliert, mit den Händen wischt und so. (Sorry, das war auch mies!) Aber du kannst das viel besser! Außerdem kann ein Arzt oder ein Pfleger sich immer hinstellen und sagen, sie können da jetzt nicht rein. Da müssten die Angehörigen schon sehr besessen sein.

Manchmal.

Beste Grüße
markus.

 

Da sind ja Kommentare! Hab ich gar nicht mitbekommen!
Sorry ... :shy:


Lieber Friedel,

Ich weiß, dass das Denglisch ist, darum geht es doch gar nicht. Den Sprachwandel interessiert es doch nicht, woher die Impulse kommen. :)
Mitmache is gebongt.

Danke dir!


Lieber Markus,

das finde ich ja interessant. Du bringt die Sicht der Ärzte da rein und beziehst den Text auf die Situationen, in denen sich Ärzte (ohne Zweifel) wiederfinden. Interessant deswegen, weil ich keine Sekunde an Ärzte gedacht habe, als ich das schrieb. Es ging mir ausschließlich um die Pflege. :hmm: Ich glaub, ich war blind.

nicht weinen
Jetzt hab ich das zig Mal gelesen und wollte jedes mal substantivieren ... Danke dir.

Und der Patient hat bald Puls statt Frequenz. Stimmt, klingt besser. Allerdings ist das Kopfschütteln tatsächlich heimlich in Bezug auf Katharina, die soll das ja nicht wissen. Das lass ich also stehen.
Deine restlichen Anmerkungen habe ich auch so ziemlich umgesetzt. Oder besser: Im Kopf hab ich das schon, Praxis folgt sogleich. :)

Vielen Dank auch dir für eine neue Sichtweise!

LIebe Grüße
PSS

 

He purer sternenstaub

Nur vorweg:

Kommentare! Hab ich gar nicht mitbekommen!
Dass du themen abonnieren kannst, um bei eingang einer kritkk eine mail zu erhalten, weißt du aber, oder?

Ich lese den text nun zum zweiten mal und werde mal mitschreiben, wie es mir damit so ergeht.

Manchmal würde ich schon gerne weinen, antworte ich dann,*aber das ist nicht sehr professionell. Denn man gilt schnell als Weichei. Wie Katharina.*Doch manchmal ist es auch schwer, das Nichtweinen
Die einleitung mit dem doch im letzten satz, das passt nicht. Das würde ja beudeuten, er würde eigenrlich immer gerne wejnen, aber du redest ja von manchmal. Beißt sich

Wenn jemand gestorben ist, dann schiebt sie das Bett ins leere Notfallzimmer und organisiert eine oder zwei Leuchten. Die sind mobil, die schiebt sie dann an eine Wand und hängt sie ab. Mit einem Laken. Das gibt dann so ein gedämpftes Licht. Manchmal zündet sie auch ein, zwei Kerzen an und holt noch ein paar Stühle, die sie ans Bett stellt.*So kann die Familie in Ruhe Abschied nehmen, sagt sie,*solange sie will. Aber das geht meist nur nachts, wenn es etwas ruhiger ist.*
Wow, das finde ich richtig gut, das ist ein berührendes bild

Ja, manchmal würde ich schon gerne weinen, aber das merke ich meist erst hinterher.
Das finde ich auch stark, das sagt viel über den druck aus.

Und dann nimmst du das weinen ja auch wieder im letzten satz der geschichte auf, zirkelschluss.
Der text ist ja nur eine alibi-Geschichte, wenn man so will. Im prizip sinniert da nur jemand über sejne arbeit. Dennoch gelingt es dir, durch die klare sprache und den clever ausgewählgen "szenen" betroffenheit auszulösen, mitzufühlen. Vielleicht muss man ein stück weit selbsg mit dem thema in vrrbindjng stehen, damit die wenigen zeilen wirken, bei mir ist das anscheinend ausreichend. Bis af den letzten absatz enthebst du dicn ja auch einer wertung, bleibt es sehr subjektiv, das hnterstützt für mich diese verzweiflung. Aber auch der letzte absatz, quasi eine schelte, geht für mich ganz klar durch. Weil es für mich zur stimme passt, ist ja auch kein wildes aufbegehren, sondern hat sowas müdes und resigniertes. Alle kraft wird dem halten des staudammes zugeführt, dem funktionieren. Da kann man nicht auch noch mit der obrigkeit einen streit anfangen. Es ist, wie es ist. Und der burnout ruft.

Grüßlichst
Weltenläufer

 

Hallo weltenläufer,

freut mich, dass ich da was in dir anspreche mit diesem geschichtoiden Text. :)

Das Doch werde ich rausnehmen, du hast Recht, es beißt sich. Ich verstehe nicht, weshalb mir so was nicht auffällt ...

Alle kraft wird dem halten des staudammes zugeführt, dem funktionieren. Da kann man nicht auch noch mit der obrigkeit einen streit anfangen. Es ist, wie es ist. Und der burnout ruft.
Das ist die beste Zusammenfassung, die ich mir vorstellen kann. Besonders das Wort Staudamm hat mich getroffen, also im positiven Sinne. Genau das wollte ich ausdrücken, das Staudammige, das Unausweichliche, das mit dem Zuviel kommt.

Vielen Dank für's Lesen!

Gruß,
PSS

P.S.: Ja, die eigenen Geschichten sind ja automatisch abonniert - nur ist mein Postfach in den letzten Wochen immer so voll, da hab ich das übersehen. :shy:

 

Hallo Purersternenstaub,

Dein Text hat bei mir Erinnerungen an ziemlich beklemmende Erfahrungen geweckt, die ich bei der Arbeit auf Intensiv- und Krebsstation gemacht habe. Ich finde das ein wichtiges Thema, allerdings auch sehr schwierig.

Ich glaube, die Menschen gehen sehr verschieden mit dem um, was auf diesen Stationen geschieht. Zum Weinen hat´s bei mir auch nicht gereicht. Vielleicht wäre das schön gewesen, erleichternd möglicherweise.

Es war aber nicht der Streß, der mich abgehalten hätte. Es war etwas anderes, unheimliches, schwer zu beschreibendes. Vielleicht das Irreale. Aufgrund von Platzmangel und Hektik habe ich z.B. an einem Morgen meine Brotbox in einer Kammer geöffnet, in der ein Toter lag. Frühstück mit Leiche sozusagen. Ich kannte den Mann, hatte ihn etwa 14 Tage lang als PT betreut.

In jedem Fall habe ich Deine Geschichte mit Spannung gelesen. Vielen Dank dafür!

Gruß Achillus

 

Hi Achillus,

also das ist immer so was, wo sich ein Teil von mir zusammenzieht, dieses: "Das erinnert mich daran, als ...". Auf der einen Seite sagt es mir, dass ich da eine Saite angeschlagen habe, auf der anderen Seite sind das meist Erinnerungen, die mich schlucken lassen.
Das ist ganz eigenartig mit diesem Thema, nicht wahr? Das ist irgendwie nie ganz frei, immer schon behaftet. Ich finde das nicht schlimm, nur scheint er nur dann zu funktionieren, wenn man ein wenig Abstand von der Sache hat. Also nicht mittendrin steckt. Also man muss damit zu tun gehabt haben, darf aber nicht mehr direkt involviert sein.

Ich danke dir für's Lesen und deinen Kommentar!

Liebe Grüße,
PSS

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo purersternenstaub,

das liest sich wie ein Erfahruingsbericht, irgendein/e abgekämpfte/r Notarzt/Notärztin, müde, hohlwangig, blass, mit einem Pappbecher Kaffee in der Hand, und der unvermeidlichen Zigarette, den Mundschutz nach unten gezogen, die OP-Haube noch auf dem Kopf, erzählt von seinem Alltag ... irgendwie in eine Kamera ...

Wahrscheinlich willst du diesen Eindruck auch weitgehend vermitteln. Wenn das so ist, dann ist es gelungen.

Das ist aber nur in Ansätzen eine echte Geschichte. Das ist mehr ein Bericht, der, würde er in eine Geschichte umgewandelt werden, deutlich an Dynamik gewinnen könnte. So ist man ja nicht wirklich dran an dem Geschehen. Ähnlich wie bei einer Reportage (und dein Text betont eher dieses Reportagen-Ding, als sich davon abzunabeln, um sich in eine echte Geschichte zu verwandeln), führst du meinen Leserblick wie durch eine Kamera. Und das ist dann alles sehr optisch. Selbst die Gefühle werden alle nur geschildert, aber weitgehend nicht wirklich erlebbar gemacht.

Da du eindeutig das Zeug dazu hast, das Thema als Geschichte zu verarbeiten, würde ich das an deiner Stelle tun. So ist es ein interessanter Einblick in das Geschehen einer Notaufnahme, ohne wirklich neue Erkenntnisse zu vermitteln. In Ansätzen atmosphärisch und mit Charakteren (z. B. die Schwester) die aus einem Bericht befreit durchaus eine feine literarische Figur werden könnten.

Nun habe ich keinen anderen Kommentar zu der KG gelesen und hoffe, hier nicht etwas wiederzukäuen, was schon hundert Mal besprochen und längst geklärt wurde.

Irgendwo im Text ist von einem jungen Kind die Rede, da grüßt dann der weiße Schimmel ;-)

Insgesamt habe ich deinen Text gern gelesen, weil er engagiert und ehrlich rüberkommt. Deine Idee hat Flügel, nur hast du ihr nicht den Käfig geöffnet, um sie fliegen zu lassen.

Rick

 

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