Was ist neu

Das, was ich nicht zu sagen habe, möchte ich mit Stil tun

Ich schreibe Geschichten der Geschichten wegen, nicht um eine Aussage durchzuprügeln. Wenn Motive und Gedankenanstoße drin vorkommen, umso besser! :)

 

Tja, was lernen wir daraus? Beides ist gleich wichtig, wenn man eine gute Geschichte erzählen will: Das Wissen um die Techniken - also das Handwerk - wie auch das Vermögen, so mit diesen Techniken zu spielen, sie so einzusetzen, dass der gewünschte Effekt erzielt wird - die Kunst. Nur beides zusammen ergibt eine gute Geschichte.

Im Grunde hängt es also nur davon ab, wie die "Stilthreads" hier aufgezogen werden. Wenn es nicht so dogmatisch ist wie "alle Adjektive sind des Teufels und gehören in keine Geschichte" sondern eher Beispiele, was man mit welchen Techniken erreicht, fände ich sie für Neulinge schon hilfreich. Mich stören immer nur diese Pauschalurteile. Ich denke, da geht es mir ähnlich wie sim. Aber eine differenzierte Auseinandersetzung ist eine ganz andere Sache.

 

Bella schrieb:
Allerdings merke ich bei mir persönlich, dass ich nicht mehr so locker schreiben kann, weil ich oft zu sehr damit beschäftigt bin "gut" zu schreiben. Das Ergebnis davon ist, dass ich wochenlang für eine Geschichte brauche und irgendwann davon so angenervt bin, dass ich sie weglege.
Genau das ist es, was ich befürchte.
Einen gnoebel (übrigens vielen Dank für deine moralsiche Unterstützung *mundabwisch* ;)) erkennt jeder. Er lässt sich nicht verbiegen und er schreibt auch "nur" zur reinen Unterhaltung. Aber er bringt immer seine Persönlichkeit mit ein. Eine Qualität, die ich auch (und da werden viele aufschreien) Mat attestiere.
Bei dir Bella, und das mag natürlich eine Stufe auf dem Entwicklungsprozess sein, hatte ich (wie bei einigen anderen auch) bei den letzten Geschichten genau das Gefühl, dass du zu Gunsten deiner verbersserten technischen Qualität die Persönlichkeit reduziert hast. Da läuft ein innerer Zensor, der dich beim Schreiben blockiert und dich dann irgendwann sogar selber nervt. Anstatt Spaß an der technischen Verbesserung zu haben, wird sie zur Last.
Das Problem dabei ist, wie schreibe ich so ein Gefühl in eine Kritik? Es lässt sich ja nicht an Textbeispielen erklären. Es kann sogar nur eine reine Spekulation sein. Es bleibt ein an nichts wirklich festzumachendes Gefühl einer Reduzierung.
Und ich sehe in dieser Konzentration auf die Technik eben eine der Ursachen für solche Entwicklung.
Jobär schrieb:
Du hast ja schon Rosamunde erwähnt - ein gut programmierter Computer könnte solche Geschichten viel schneller schreiben - der Plot steht fest und nur Namen und Orte sind auszutauschen (und ab und zu auch die soziale Schicht).
Selbst diese Geschichten haben eine Aussage. Die bleibt aber hohl, solange man nie weiß, wieviel Persönlichkeit in dieser Aussage steckt.
Dante schrieb:
Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass der Großteil meiner Geschichten der puren Unterhaltung dient. Ich schreibe sie für(!) den Leser, damit er mich - hoffentlich - mit einem schmeichelnden Schulterklopfen belohnt.
Für dich gilt das Gleiche, wie für gnoebel. Ob du dir beim Schreiben darüber Gedanken machst, oder nicht. Du bringst dich ein. Ob du eine Aussage transportieren willst oder nicht, du hast etwas zu sagen. Ich mache mir ehrlich gesagt auch nur höchst selten Gedanken um eine Aussage, die ich treffen will. Wenn überhaupt, mache ich mir Gedanken um Fragen, die ich aufwerfen will.
Intellektuelle Diskurse überlasse ich denen, die es auch gut (vermitteln) können!
Es geht mir ja auch nicht um intellektuelle Diskurse. Die haben mit der Persönlichkeit im Zweifel so viel zu tun, wie ein Karpfen mit dem Landleben. Die Transportmittel intellektueller Aussagen sind natürlich erlernbar. Ich habe ja auch nie bestritten, dass etwas nicht erlernbar wäre. Ich komme noch mal auf mein Beispiel der Schauspielschule zurück. Auch ein Schauspieler will Menschen "nur" unterhalten und erlernt dazu sein Handwerk. Es wird aber selbstverständlich dabei vermittelt, dass zu diesem Handwerk eben das Schöpfen aus den eigenen Erfahrungen zählt. Es wird beigebracht, sich dieser Erfahrungen zu bedienen und sie in anderen Kontexten abzurufen.
Könnte man das nicht anstelle der don´t dos auf das Schreiben übertragen?
Für einige ist es anscheinend so selbstverständlich, sich einzubringen, dass sie es selbst weder bemerken, noch als Qualität begreifen.
Ich schreibe Geschichten der Geschichten wegen, nicht um eine Aussage durchzuprügeln. Wenn Motive und Gedankenanstoße drin vorkommen, umso besser!
Mehr verlage ich doch auch gar nicht. Geschichten mit missionarischem Anspruch sind meistens eh langweilig.
katzano schrieb:
Im Grunde hängt es also nur davon ab, wie die "Stilthreads" hier aufgezogen werden. Wenn es nicht so dogmatisch ist wie "alle Adjektive sind des Teufels und gehören in keine Geschichte" sondern eher Beispiele, was man mit welchen Techniken erreicht, fände ich sie für Neulinge schon hilfreich.
genau. ;)

Lieben Gruß, sim

 

sim schrieb:
Für einige ist es anscheinend so selbstverständlich, sich einzubringen, dass sie es selbst weder bemerken, noch als Qualität begreifen.
Auch wenn ich gerade den Eindruck habe, mich hier nur mit mir selbst zu unterhalten: Das ist es, was ich mit meinem ersten Posting meinte. Entweder es ist für den Schreiber sowieso selbstverständlich (ein Axiom des Schreibens), dann schaden ihm solche "Do/Don't-Listen" nicht, oder es ist es nicht, dann ist es aber schwer, ihm diese Qualität zu vermitteln. "Du bringst Dich nicht ein." ist keine konstruktive Kritik.
Ich denke aber, das dieser Thread mir wieder eine Einsicht eröffnet hat: nämlich, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

 

Bei dir Bella, und das mag natürlich eine Stufe auf dem Entwicklungsprozess sein, hatte ich (wie bei einigen anderen auch) bei den letzten Geschichten genau das Gefühl, dass du zu Gunsten deiner verbersserten technischen Qualität die Persönlichkeit reduziert hast. Da läuft ein innerer Zensor, der dich beim Schreiben blockiert und dich dann irgendwann sogar selber nervt. Anstatt Spaß an der technischen Verbesserung zu haben, wird sie zur Last.

*seufz*

Da muss ich dir leider recht geben, uneingeschränkt. Es blockiert, es nervt... und irgendwann liest sich alles gleich. Ich habe aber die Hoffnung, dass es wirklich eine Stufe ist, quasi eine Grundlage, auf der man sich später wieder mehr persönlich einbringt.

 

Sim hat darauf hingewiesen, daß einem oft empfohlen wird, Threads, die einen stören, nicht zu lesen. Das ist leichter gesagt als getan, vor allem bei Threads, die sich mit Stil- oder Technikfragen beschäftigen, kann und darf man nicht jede Meinung unwidersprochen stehen lassen, sonst denken unbedarften Leser: Aha, so ist das also, so muß man schreiben.

Ich bin für Demokratie und für das Recht jeden Einzelnen auf seine Meinung, aber wenn sich bestimmte Tendenzen in einem Forum zu sehr ausbreiten und zur Norm zu werden drohen, dann muß man dagegen vorgehen. Diesen Thread verstehe ich als ein Versuch in diese Richtung, denn was sim hier anspricht ist auch mir aufgefallen: Es gibt viele gefällig geschriebene Geschichten, die außer für den Autor keinerlei Aussagewert haben und besser im Tagebuch verblieben wären oder nur dort niedergeschrieben gehörten.

Das wäre für sich nicht schlimm, aber leider gibt es viele solche AutorInnen, die sich zudem noch gegenseitig hochjubeln, so daß der Eindruck entstehen kann, in diesem Forum wird Solches für Literatur gehalten. Selbst wenn jemand sich da und dort überwindet und dem widerspricht, nützt es nicht viel – er wird mit seiner Meinung immer in der Minderheit sein, was natürlich kein Wunder ist, es finden auch viel mehr Leute Romane von Tanja Kinkel gut als die von Günter Grass, die Tatsache, daß er Nobelpreisträger ist, spricht eher gegen ihn, oder mit anderen Worten: Er schreibt nicht gefällig genug und verkauft keine Illusionen.

Es war richtig und wichtig, sim, daß du hier ordentlich auf den Putz gehauen hast. Das wird das Haus nicht zum Einsturz bringen, aber vielleicht wird so sichtbar werden, was an ihm in der Zwischenzeit morsch geworden ist.

Dion

 

Davon abgesehen: Ich bastle gerade an einer Geschichte, die stark von Beschreibungen lebt und daher auch von Adjektiven nur so wimmeln wird. Dann kann ich sims Aussage von den schablonenhaften Kritiken gleich mal am eigenen Leib prüfen. ;)

 

lukas_iskariot schrieb:
man beachte den konjunktiv, bevor sich einer angepisst fühlt
Hast gerade noch die Kurve gekriegt, nicht wahr? :D

Nein, Lukas, dies ist zwar eine Grundsatzdiskussion, aber eine andere als die über Inhalt und Form – die haben wir erst unlängst geführt. Oder sehe ich das falsch, sim?

 

Ich denke, das trifft es gut, Dion.
Ich stelle die "Formthreads" aus mehreren Gründen in Frage. Zum einen scheinen sie zu uniformieren, die Geschichten lassen sich nicht mehr unterscheiden, selbst, wenn sie ganz anderen Inhalt haben. Zum anderen halte ich sie für ineffektiv.
Dass Lukas (nicht zu unrecht) der Meinung ist, dass 95 Prozent der Geschichten hier über den Inhalt, nicht über die Form funktionieren könnte für diese Ineffektivität ein Indiz sein. Denn auch die Form manifestiert sich ja nicht in der Auflistung von To Dos und Not to dos für gutes Schreiben.
Das, was ich mit Erfahrung meinte, lässt sich da eigentlich gut aufzeigen.
Wenn ich zum Beispiel die Anzahl von Missbrauchsgeschichten hier sehe, denke ich, man kann gut unterscheiden, ob es sich bei jemandem um das Bedürfnis handelte, etwas darüber zu schreiben, oder ob jemand das Thema nur als kalkulierten Inhalt "Damit rühre ich" benutzt hat.
Damit sind noch nicht alle Geschichten, bei denen es wirklich um ein Bedürfnis geht, gut. Der Schritt, die eigenen Erfahrungen, Gedanken und Fragen so in eine Geschichte zu bringen, dass sie auch für den Leser interessant sind, ist ja ein schwerer. Da kann man dann wieder auf die Form kommen.
Ebenso anders. Form kann durchaus für sich allein Inhalt sein, aber Lukas, um das zu vermitteln, sind doch Threads über Stil auch eher ungeeignet.
Für den Auslösethread über die Genres habe ich meinen Irrtum im Verständnis ja mittlerweile eingesehen. ;)

 

Deine Überschrift sagt alles sim, wirklich alles.
Das kann man recht verschieden auslegen. Könntest Du bitte sagen, wie Du das meinst?

 

Bluomo, es ist eine Frage der Erwartungen an diese Seite.
Soll es eine Seite für Schreibübungen oder für Kurzgeschichten sein?

Ich erwarte eindeutig Geschichten und Schreibübungen mögen wie Geschichten aussehen, solange sie sich aber nur auf die Schulung technischer Details ausrichten, sind es für mich keine.
Ich bin hier, weil ich gern lese und schreibe. Beim Lesen und Kommentieren möchte ich aber Spaß haben. Dann korrigerie ich auch gern etwas, gebe Hinweise und stelle Interpretationsüberlegungen an.

Keine Lust habe ich, Schreibübungen zu korrigieren, bei denen sich Interpretation schon deshalb erledigt hat, weil es keine gibt.
Wenn jemand hier etwas nur veröffentlicht, weil er mal versucht hat, eine bestimmte Aufgabe schreibend umzusetzen, ist das Ergebnis für mich in den meisten Fällen langweilig.

Einige scheinen das Forum aber genau dafür nutzen zu wollen und zu nutzen.
Ich habe überhaupt nichts gegen technische Schreibübungen. Die mache ich selbst auch oft genug. Nur veröffentliche ich die nicht. Der Töpferlehrling wird seine Vase auch erstmal nur dem Ausbilder zeigen und nicht auf einer Ausstellung präsentieren.

Ich erwarte hier keine ausstellungsreifen Geschichten. Aber auch als Rezensent möchte ich von den Texten, die ich hier lese, etwas mitnehmen. Das kann ich nicht, wenn ich hier zum reinen Statuskontrolleur degradiert werde, dessen einziger Zweck es ist, zu bestätigen, dass dieses Mal schön die Adjektive minimiert wurden.
So etwas ist wichtig, gebe ich gern zu, aber von Kurzgeschichten.de erwarte ich etwas anderes, nämlich gute Geschichten.
Und die bleiben hier oft leider aus. Deswegen gehe ich hier im Moment dogmatischer als ich es sehe, gegen diese Tendenz an, die sich eben unter anderem auch in den entsprechenden Threads zeigt. Wären sie wirklich nur eine Hilfe für neue User, hätte ich nichts gegen ihren Bestand (auch, wenn sie mir dann immer noch zu dogmatisch wären). Ich sehe sie aber eher als "Ich weiß was"-Masturbation ihrer Ersteller, in der dogmatischen Form wenig hilfreich, als bloße Tipps viel zu strikt formuliert.
Auch werde ich seit den drei Jahren, die ich hier bin immer wieder mit diesen Dogmen zugeschüttet. Wenn du aber mal Bücher liest, und damit meine ich nicht Stephen King oder irgendwelchen SF oder Fantasy Schund, sondern vielleicht mal Grass, Böll, oder in der moderneren Literatur Tunström, Aitmatov, Boyle, Auster, Murikami, Schneider, Steinhöfel, dann wirst du feststellen, dass sie es überhaupt nicht mit "Show, don´t tell" halten, dass sie Dinge gern auch immer wieder mal mit zwei Adjektiven belegen. Spätestens dann beschleicht mich die Frage, wer erfindet solche Regeln für wen? Vielleicht sind sie mal irgendwann von frustrierten Lektoren erfunden worden, die keine Lust mehr hatten, Absagen ohne Begründung zu verschicken und den Autoren etwas mehr Hoffnung an die Hand geben wollten?
Jedenfalls macht mich skeptisch, dass in den Büchern, die ich lese, diese goldenen Regeln nicht ansatzweise berücksichtigt werden. Es muss doch also zu hinterfragen sein dürfen, ob sie nicht eventuell nur eine geldabschneidende Verarsche durch sogenannte Schreibschulen sind? Wer hat es durch solche Schreibschulen jemals zu dem erhofften Erfolg gebracht? Und, wenn jemand über 1000 euro in eine "Schule des Schreibens" investiert, die Verlagskontakte verspricht, werden da Hoffnungen sein. Wenn es also so wenig klappt, könnte es vielleicht auch an den Inhalten oder den vermittelten Regeln liegen.

Ich habe keine besseren oder richtigeren Rezepte. Aber da es den Leuten hier doch um Spaß beim Schreiben geht und mir um Spaß und Nachdenklichkeit beim Lesen, finde ich es nur fair, die Leute hier auch dazu zu ermutigen, sich beim Schreiben weniger an Regeln und Übungen zu orientieren, als an den Geschichten die sie erzählen wollen. An denen kann man doch viel besser arbeiten. Weil es mir viel mehr Spaß macht, als hohle und inhaltsleere standartisierte Hausaufgaben.

@Nacht-: dabei bin ich in titeln eine echte Niete ;)

 

Nachdem ich diesen Thread eine Weile aufmerksam verfolgt habe, melde ich mich nun auch zu Wort.

Ich verstehe, was du meinst, sim. Es sollte keine festen Regeln geben, um gute Geschichten zu erzählen, und ohne Inhalt mag eine Geschichte einer Schreibübung gleichen. Aber so wie du das hier rüberbringst, ist es für jeden Neuling (und dazu zähle ich mich auch) demotivierend, hier was zu posten.

Am Anfang schreibt man einfach, was man erzählen will. Ohne Regeln. Und dann kommt die Kritik, dass man das und das beachten sollte, die Dos and Don'ts, und man versucht, sie zu befolgen, um besser zu werden. Alles schön und gut.

Und wie andere hier schon sagten, geht der Sinn der Sache, nämlich etwas rüberzubringen (was auch bei jedem Autoren etwas anderes sein kann) bei dem ganzen Auf-die-Regeln-achten oft verloren. Auch richtig.

Aber so wie du das hier darstellst, erscheint es mir, als sollten hier nur namhafte Autoren posten, oder die, die denen gleichkommen (wer entscheidet das überhaupt?), und Schreibanfänger werden gleich mal im Keim erstickt. Was ich schade finde. Sicher sind hier nur wenige, die vielleicht an die Qualität der genannten Autoren heranreichen, aber es geht doch hier auch darum, denen Hilfestellung zu geben, oder irre ich mich?

Ich weiß nicht, ob die bekannt gewordenen Autoren alle als Meister geboren wurden oder es ihnen im Blut lag oder sie vielleicht eine harte Schule durchlaufen mussten, aber nur durch das Feedback werden die Autoren hier besser. Und das sollte das Ziel dieses Forums sein, denke ich.

Ich will hier nicht Partei beziehen, weil ich selbst bisher fernab jeder Regeln geschrieben habe, aber es wäre schade, wenn durch diesen Thread einige daran gehindert werden, ihr (möglicherweise) vorhandenes Talent auszubauen, weil sie sich zu lange fragen, ob ihre Geschichten auch genug "Sinn" haben.

Ich finde, beides ist wichtig. Sinn UND handwerkliches Können. Das eine ohne das andere macht eine Geschichte nicht wirklich lesenswert.

LG,
Mag

 

Magnolia,

wir sind ja einer Meinung. :)
Nein, dieser Thread sollte eines ganz bestimmt nicht. Schreibanfänger entmutigen. Wenn es das bewirkt läuft etwas falsch. Ich bin sicher, jeder hat etwas zu sagen und auch zu erzählen, egal, wie banal es sein mag.
Und genau das soll hier auch gerne jeder tun.
Du schreibst es selber, wir lernen durch das Feedback. Mir ist es recht egal, wie gut oder schlecht die Geschichten sind, wenn ich das Gefühl habe, die Menschen erzählen, was sie erzählen wollen. Dann schreibe ich ihnen auch gern, wie sie das, was sie erzählen wollen besser machen können und setze mich daüber hinaus mit dem auseinander, was sie zu erzählen haben.

Mich ärgert es nur jedes Mal, wenn ich wieder auf einen armen Tropf stoße, der all die guten Ratschläge aus den 10 goldenen Regeln beherzigt hat und ich muss ihn in meinem Feedback dann enttäuschen.
Ich habe nichts dagegen Handwerk zu erlernen und ich bin sicher, dass das wichtig ist. Niemand muss hier perfekt sein.
Nein, der Umkehrschluss ist für mich richtig. Niemand muss perfekt sein. Aber zur Textarbeit ziehe ich hier eben Sinn mit mieserabler Technik sinnloser Technik vor, weil man darauf mE wesentlich besser aufbauen kann, auch wenn es natürlich mehr Arbeit macht, als immer die gleichen Regeln vorzukauen.
Es geht mir nicht darum, dass hier nur namhafte Autoren posten nur gute Geschichten posten dürfen, sondern eben darum, dass es mir mehr Spaß bringt, an Geschichten, egal wie technisch schlecht, zu arbeiten, als an inhaltslosen Schreibübungen. Da kann ich nur die Einhaltung der Regeln abhaken.

Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Sim schrieb:
„Ich stelle die "Formthreads" aus mehreren Gründen in Frage. Zum einen scheinen sie zu uniformieren, die Geschichten lassen sich nicht mehr unterscheiden, selbst, wenn sie ganz anderen Inhalt haben.“

Diese Uniformität kann aber auch bei den Inhalten entstehen. Ein Beispiel: Es wird oft gesagt, Ziel des Schreibens sei es, Emotionen zu erwecken. Dies führt manchmal zu einer Art `Sozialvoyeurismus´, man liest u. U. reihenweise von Selbstmord etc (oft auch abhängig von dem, was gerade tagesaktuell ist). Hier vermisse ich oft Subtilität, habe den Eindruck, ich soll mit billigen Mitteln beeindruckt werden. Sim hat das treffend ausgedrückt, das man seine Persönlichkeit beim Schreiben einbringt. Schade finde ich in diesem Sinne Anmerkungen zu Geschichten wie diese: Leider ist deine Geschichte keine typische Karl-Mustermann-Geschichte. Darf nicht auch die Persönlichkeit viele Facetten haben, sich entwickeln?
Zu den `ewig geltenden Schreibregeln´: Hier halte ich es (frei nach Paulus) ungefähr so: Drum prüfet alles, das (für die Sache) Gute aber behaltet.
Manchmal macht es mir Spaß nach den (derzeit geltenden Spielregeln eines Genres (soweit man diese wissen kann) zu schreiben, es ist eine Herausforderung - aber der Inhalt muss auch zur Form passen und darf nicht leiden - was nutzt es, keine Wortwiederholung im Text zu haben, aber der Inhalt ist durch das Entfernen der Wiederholungen verzerrt worden? In diesem Fall ist es hilfreich, wenn der Leser auch Kenntnisse der Literaturgattung, auf die man abzielt, hat.
Andererseits macht es mir Spaß - und ich finde, manche Inhalte fordern es - einen extremen Stil zu verwenden, der dann aber nicht Selbstzweck ist.

Letztlich muss man sich immer bewusst machen, dass literarische Regeln und Anforderungen gesellschaftlich-historisch und nicht durch naturwissenschaftlichen Zwang bedingt sind, aber wer stilistisch alle Regeln bricht, mit dem Hinweis, Regeln seien dazu da, missachtet zu werden, vergibt die Chance seinen Stil an ihnen zu schärfen. Man braucht zwei Beine, um in die Autoren-Freiheit zu gehen - Form und Inhalt.

 

Hm, Sim, ich habe mir jetzt den ganzen Thread durchgelesen und bin mir immer noch nicht sicher, ob ich dir nun recht geben soll oder nicht. Ich denke, du stellst einen höheren Anspruch an eigene und fremde Geschichten als die meisten anderen in diesem Forum. Das ist natürlich nichts schlechtes, aber ich weiß nicht, ob du einen Neuling mit der Erwartung, er solle seinen eigenen Stil abseits jeglicher stilistischer Regeln entwickeln, nicht überforderst. Wahrscheinlich sind viele Anfänger froh, wenigstens eine 08/15-Geschichte zusammenzubringen, in der sie es wenigstens schaffen, sich an (möglicherweise blödsinnige) Regeln zu halten, um ihrer Geschichte wenigstens irgendeine vernünftige Struktur zu geben. Möglicherweise kommen dabei eher Schreibübungen als Geschichten heraus, die hier gepostet werden sollten, mag sein. Aber was soll so ein Anfänger sonst machen? Gibt es denn ein Schreibübungen-für-Leute-die-keinen-eigenen-Stil-haben.de?
Natürlich hast du aber damit recht, dass jeder einen eigenen Stil entwickeln sollte, und dazu ist es in der Tat nicht hilfreich, die 10 Goldenen Regeln o.Ä. als ultimative Wahrheit darzustellen. Man sollte Neulinge eher dazu veranlassen, sich mit diesen Themen zu befassen. Also nicht sagen: "Schreib bloß nicht zu viele Adjektive", sondern "Probier mal aus, wie deine Geschichten werden, wenn du weniger Adjektive verwendest. Schau mal, welche Wirkung das hat, ob es den Text oder Teile davon verbessert (oder auch verschlechtert), wann es zu viel oder zu wenig des guten ist und ob das überhaupt irgendetwas an der Qualität deiner Texte ändert. Wenn nicht, dann vergiss es wieder."
Man könnte es auch als Beispiel formulieren: "Meiner Meinung nach schreibt Heinrich Böll gute Text, z.B. weil er in seinen Büchern Folgendes tut: ..."
Auf jeden Fall sollte man dringend davor warnen, das einfach nachzumachen. Man sollte aufrufen, sich damit auseinanderzusetzen, zu überlegen, ob man es für richtig hält, ob es zu dem, was man schreibt, passt (und das wird bei Aufzählungen von Schreibregeln zugegebenermaßen nie getan.)
Trotzdem finde ich solche Sammlungen nicht verkehrt. Gerade Anfänger sind oft auf der Suche nach Orientierung, nach Hinweisen, Anregungen und Tipps. Aber diese sollten dann auch wirklich wie Tipps, wie Vorschläge dargestellt sein und nicht wie in Stein gemeißelte Regeln. (Ich muss gleich mal alle meine Beiträge durchforsten, ob ich gegen dieses Prinzip nicht selbst verstoßen habe)

Gruß, Woodwose, der bei solchen Threads immer zu spät kommt

 

*sich woodwose anschließt*

Genau meine Meinung. Ich konnte es nur nicht so treffend formulieren. Danke.

LG, Mag

 

Hallo Woodwose,

dein Beitrag klingt als ob du sim widersprechen wolltest, aber im Endeffekt schrumpft dein Widerspruch auf die Aussage zusammen, man solle die Anfänger anders anfassen, als diejenigen, die schon länger dabei sind und einige Geschichte gepostet haben; man solle sie an der Hand nehmen.

Diese Forderung ist nicht neu und es widerspricht ihr auch niemand, am allerwenigsten sim, der eine Heidengeduld gerade mit den Anfängern hat und ihnen haarklein erklärt, was sie falsch gemacht haben. Und zwar anhand ihrer Geschichte. Es nützt nichts, einem Anfänger pauschal zu sagen, er solle bitte beim schreiben die eine oder die andere Regel beachten, weil diese Regeln vielleicht schon bei nächster Geschichte über Bord geworfen müssen.

Sim sagt – und dieser Meinung bin ich auch -, daß es nur Textarbeit geben kann. Für eine Geschichte eines Autors. Und für eine zweite Geschichte (und für weitere), wenn man das Gefühl hat, aus dem Autor wird was. Weil er was zu erzählen hat. Weil er immer besser wird.

Wie sagte sim so schön: Nichts ist schlimmer als eine Geschichte, bei der der Autor alle Regeln befolgt, aber nichts erzählt hat.

Diese Seite ist nur deswegen so gut, weil man als Autor ernst genommen wird. Hier werden - und sollen auch weiterhin - keine Rezepte verteilt, sondern Autoren, bei denen ein Fortschritt sichtbar ist, gefördert werden.

Dion

 

Ich finde es an dieser Stelle wieder einmal bemerkenswert, dass von einigen hier die Existenz von Stil-Threads an sich kritisiert wird, sie seien viel zu dogmatisch etc pp., wo doch im Stil-Thread selbst (jedenfalls in meinem) steht:

Bin für Verbesserungsvorschläge und Änderungen jederzeit zu haben!

Also, warum stellt ihr dann nicht das Gejammere ein und helft mir dabei, diesen Thread so zu formulieren, dass er entsprechend differenziert und nicht mehr dogmatisch ist?

verwundert
vita
:bounce:

 

Vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt, vita, aber ich wollte nicht jammern, sondern nur deutlich machen, daß ich Schreibrezepte generell ablehne, und daß man einem Autor nur anhand seiner Geschichte zeigen kann, wo was falsch sein könnte.

Was kann ein Autor schon mit einer Regel wie dieser anfangen:

Phoenix26 schrieb:
Vermeiden Sie Wortwiederholungen, verwenden Sie Synonyme.
Und was macht die Schreiberin, die dieser Regel im Stilthread aufgestellt hat? Sie befolgt sie natürlich, wie hier in ihrer Geschichte Vier Minuten geschehen und von mir soeben kritisiert:
Phoenix26 schrieb:
Durchhalten. Nicht aufgeben.
Na, bravo!

Dion

 

Es nützt nichts, einem Anfänger pauschal zu sagen, er solle bitte beim schreiben die eine oder die andere Regel beachten
Das habe ich auch nicht behauptet. Ich schrieb, dass man einem Neuling solche Regeln als Möglichkeit vorschlagen kann, die er ausprobieren und sich durch den Kopf gehen lassen soll, so wie zB Vitas Thread das mMn tut. Selbstverständlich ist darüberhinaus Textarbeit unverzichtbar und wesentlich bedeutsamer als standardisierte Regeln.
Aber bevor man hier seine erste Geschichte postet, mit der irgendjemand Textarbeit machen kann, muss man ja mal mit irgendetwas anfangen. Und ich denke, es ist immer noch sinnvoller mit "Show don't tell" anzufangen, als mit seinem ersten Schreibversuch eine neue Stilrichtung erfinden zu wollen, weil das wahrscheinlich in die Hose gehen wird.
"Show dont tell" ist ja wohl nicht falsch. Es ist vielleicht nicht originell, nicht der Weisheit letzter Schluss, aber ich bin überzeugt davon, dass es niemandem schadet, "Show dont tell" als Fundament zu verwenden, auf dem er seinen eigenen Stil aufbaut. Dieses natürlich dann mit individueller Textarbeit.
Wie sagte sim so schön: Nichts ist schlimmer als eine Geschichte, bei der der Autor alle Regeln befolgt, aber nichts erzählt hat
. Auch das habe ich nicht bestritten. Aber bei jemandem, der nichts zu erzählen hat, ist ohnehin Hopfen und Malz verloren, ob mit oder ohne Regeln, ob mit oder ohne individueller Textarbeit.

 

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