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Die Pianistin

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22.11.2005
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Die Pianistin

Gespielt von Jurek Dakinski


Präludium​


Capuccinotassen schlagen auf Glastische ein. Zigaretten entzünden sich: rechts, links, hinter mir, wieder links. Kellner irren umher. Weine gluckern aus ihren Flaschen. Finger durchstöbern Geldbörsen. Löffel stechen in Kaffees, kreisen gelangweilt, zerreiben Zucker, kratzen Tassenböden wund. Unterhaltungen: Palaver: nichts weiter als Geräusche. Ungleichmäßige, unschöne Kurven auf einem Oszillografen. Erregungen, Heiterkeit: spritzen heraus. Unmittelbar neben mir muss jemand gerade seine Zeitung ficken, denn Lesen kann das nicht sein.

„Dein Wein, Jurek.“
„Danke, Sophie, mein Liebes.“

Ihre Absätze klacken unryhtmisch. Sie trägt Hochhackige. Das ist Pflicht hier. Sie ist noch zu sehr konditioniert, auf den Ballen zu gehen.

Ich fingere nach meinem Weinglas, tippe mit der Fingerkuppe leicht hinein, reibe dann den Rand entlang. Es ist noch unterhalb der hörbaren Frequenz. Dann wird es merklich lauter, die Gespräche abgehackter, verlieren ihren Faden. Es wird leiser, leise gar. Nur noch wenige unterhalten sich. Dann niemand mehr. Ich höre Sophie kichern, höre auf. Es dauert eine Weile, bis die ursprüngliche Geräuschkulisse wieder aufgebaut ist.

Am Tisch vor mir wird ein Apfel zerfleischt. Cocktails werden durch Strohhalme gezwängt. Eiswürfel sterben gemeinsam und langweilig.

Klopfen aufs Mikrofon hackt Stille ins Publikum. Mich ruft noch einmal die Natur, bevor das Konzert beginnt.

„Falsche Tür! Können Sie nicht lesen?“, erschreckt mich eine übertrieben feminine Stimme, als ich die Pendeltür zum vermeintlichen Herrenklo aufstoße. Ich weiche zurück, suche Halt.
„Verzeihen Sie bitte! Als ich vierundfünfzig war, entschied der Allmächtige, mir die Sicht auf die Schönheit dieser Welt zu verweigern.“
Eine Hand fasst mich am Oberarm. „Jurek, komm! Hier entlang.“

„Es liegt nicht mehr daran, dass ich blind bin, Pavel. Das bin ich seit elf Jahren. Und seit zwanzig Jahren gehe ich hier aufs Klo. ... Ich werde alt, Pavel.“
Das Plätschern des Urins untermalt meine Worte.
„Komm, Jurek! Mehr als hören, spielen und trinken hast du noch nie gekonnt“, sagt Pavel.
„Aber ich will sie sehen. Ist sie hübsch, Pavel? Sag es mir!“
„Sie ist jung, Jurek, sehr jung. Vierzehn. Jürgen hat sie nach Deutschland gebracht. Sie ist aus einer kleinen Stadt bei Wladiwostok. Sehr talentiert. Aus der Schule von Nikolai Becker. Du wirst deine Freude haben!“

Pavel setzt sich zu mir an den Tisch. Letzte Getränke werden bestellt. Dann Applaus. Erste Töne durchkratzen die Stille. Als ob sie mehr Stille fordern würden, als vorhanden. Pianissimo. Erste Akkorde. Sie spielt Gabriel Urbain Fauré. 13 Nocturnes. Es erinnert leicht an Jean Martins Auslegung. Lange nicht so nihilistisch wie Germaine Thyssen-Valentin 2002. Aber frei. Virtuos.
Ihre Klänge umgarnen mich, tanzen ein Farbenmeer in meine schwarze Welt. Ende des Präludiums. Fortissimo jetzt. Der Flügel, der Steinway, erbebt mit mir vor Hochachtung. Sie zieht die Zügel stramm, sie bringt den Gaul zum Wiehern.

Nicht aufhören! Ich möchte hier sitzen und sterben können. Ihre Musik hätte mich in den Himmel getragen.

Ich denke an meine Tochter. Wie sie auf meinem Schoß saß, die Klaviatur vor uns, ihre Finger so spielerisch in der Melodie, so zuckersüß erschrocken bei Dissonanzen.

Mit ihr nahm mir Gott mein Augenlicht. Was sollte ich auch noch sehen? Sie, wie sie nicht im Bett liegt? Sie, wie sie mir nicht entgegenlächelt? Sie, wie sie nicht durchs Zimmer springt?

„Jurek? Jurek! Hat es dir gefallen?“ Pavels Stimme ein Lasso, das mich in die Realität zurückzieht. Ich greife nach seiner Hand. Eine Träne platscht in meinen Martini. „Pavel! Hol sie mir her! Bitte, Pavel, hol sie mir her!“
„Ich wollte sie dir ohnehin vorstellen. Ich hatte gehofft, du könntest sie unterrichten.“
„Unterrichten? Ich? Ich kann sie nicht einmal sehen, Pavel. Wie sollte ich sie da unterrichten können?“
„Hast du denn so viel vor in nächster Zeit? Sie ist gut! Sie hat alle Voraussetzungen. Sie hat Disziplin. Mach sie zu deiner Schülerin, Jurek! Sei ihr Mentor! Sie verehrt dich! Sie vergöttert dich!“

Floskeln erklingen, Hände ergreifen meine, eine Kinderhand schüttelt sie hochachtungsvoll. Ich handle ein Gespräch ab. Meine Vergangenheit, mein Ruf, sprechen für mich. Termine werden vereinbart, nach dem Ergehen von Familien gefragt, Getränke genuckelt, spendiert, Witze gemacht.
Sie lacht nicht, sitzt da, die Disziplin muss sie wie ein Gewehr im Rücken drücken, ist ein stiller Pol im Durcheinander des Gespräches ihrer Befürworter. Manchmal ist auch der Musiker nicht mehr als ein Instrument. Dann entfernt sich das Gespräch, mir wird zum Abschied auf die Schulter geklopft. Ihre Hand wieder diszipliniert zum baldigen Wiedersehen. Sie hatten mich überredet.

So blind wie ich; so stumm scheint sie zu sein.

„Wie soll das funktionieren, Pavel. Verdammt, wie? Sie redet ja nicht.“
„Ihr könnt beide hören, Jurek. Ihr könnt beide hören. Was sollte sie noch sagen, wenn du ihr zeigst, wie sie es zu spielen hat? Sie hat es zu spielen! Musikalisch gesehen ist Sprache Ausrede, ein Störfaktor. Das sind deine Worte.“


Fuge 1:

Ich stehe vor meinem Spiegel. Das letzte Mal, als ich mich sehen konnte, war ich unrasiert und von Tränen gezeichnet. Wenn ich jetzt über mein Gesicht fasse, merke ich, dass ich Falten bekommen habe, mein Haar zerzaust und licht. Mein Gesicht ist nicht das Einzige an mir, was alt geworden ist. Ich fasse in Fettfalten, die mir, klein noch, aber fremd vorkommen.

Als ich noch auf den Bühnen Europas war, als ich noch ganze Säle füllte: Da war mein Aussehen egal, Nebensache. Heute sagen sie, man würde es mir ansehen: den Verlust, die Vergänglichkeit, den Verschleiß. Sie schreiben, es läge nicht an meinem fehlenden Augenlicht. Ich hätte den Verlust meiner Familie nicht verkraften können, heißt es. Tatsächlich habe ich seit dem nicht mehr komponiert. Die Komposition, an der ich arbeitete, liegt noch unberührt oben im Arbeitszimmer.

Manchmal höre ich ihr Lachen vor meinem Anwesen, sie im Garten spielen, die Treppe herunterstürzen, weinen, schreien, flüstern.

Meine Frau hatte mich schon lange nicht mehr geliebt. Sie war nur wegen unserer Tochter noch geblieben. Ich war schon immer nur mit der Musik verheiratet gewesen. Zu oft hatte ich zehrende Wochen vor meinen Kompositionen verbracht. Ich sei zu fixiert geworden, hatte sie mir vorgeworfen. Auch in Sachen Erziehung: Unsere Tochter hatte eine frühmusikalische Erziehung genossen. Klavier, Gesang, Saxofon, Komposition, Geige, alles, was dazu gehört. Sie wäre eine großartige erste Geige geworden, und auch ihr Soprangesang konnte sich hören lassen.
Meine Frau und ich hatten oft gestritten, da sie es lockerer angehen wollte. Hätte ich als Kind die Möglichkeiten gehabt, wie meine Tochter sie gehabt hatte, ich hätte es zu weit aus mehr gebracht, als ohnehin schon. In unserer Familie liegt ein unermessliches Talent, dieses zu vergeuden hieße, einen Goldbarren abzulehnen. Damals hat mein Vater sein Klavier behütet wie ein drittes Kind, neben Pavel und mir. Pavel hat es musikalisch nicht weit gebracht. Er ist Kritiker. Obwohl er älter ist als ich, wagt er es nicht, mich zu kritisieren. „Deine Musik ist ein Lebenswerk“, sagt er immer. „Das Einzige, was man an dir kritisieren könnte, ist deine Flucht in die Musik, deine Abwendung von den Menschen."
Es war an dem Abend vor ihrer Aufnahmeprüfung: Sie sollte nach Wien, eine sehr renommierte Privatschule besuchen. Ich ging mit ihr noch einmal "Das wohltemperierte Klavier" durch, welches sie vorspielen sollte. Sie spielte das Ende noch immer falsch. Andauernd betonte sie, wie müde sie doch sei, dass sie ins Bett wolle, zu ihrer Mutter. Dann schrie ich sie an, woraufhin sie das Notenblatt auf den Boden warf. Dann schlug ich sie.
Die Nacht verbrachte ich bei Pavel, besser gesagt: Bei seinem Martini. Auch Johannas Abreise verpasste ich.
Tage später ließ sich meine Frau von mir scheiden, unsere Tochter nahm sie mit.

Ich habe Johanna jetzt schon drei Jahre nicht mehr gesehen, also getroffen. Auch meine Ex-Frau meidet den Kontakt mit mir. Ich weiß, dass Johanna seit dem Tag, an dem ich sie geschlagen hatte, nicht mehr gesprochen hat.

Ein Auto schwemmt die regennasse Einfahrt auf. Begrüßungen platzen in mein Anwesen. Meine Schülerin muss einen ganzen Hofstaat mitgebracht haben. Pavel vorneweg. Eines meiner Dienstmädchen öffnet die Tür, geleitet in den Saal, fragt nach Getränkewünschen. Einer von ihnen hat seine Schuhe nicht ausgezogen, sie begutachten meinen Flügel, meinen Ausblick, rekeln sich in der Garnitur.
„Herr Dakinski! Sie haben Gäste!“ Wie oft habe ich ihr gesagt, dass ich wünsche, geduzt zu werden.


Fuge 2:​

Ich weiß, dass Pavel geblieben ist. Er steht in meinem Rücken bei der Garderobe. Ich kenne seinen Geruch, spüre ihn. Es ist beleidigend, dass er denkt, ich würde ihn nicht bemerken. Vom Vertrauensbruch mal ganz abgesehen. Auch, wenn er es war, der für mich gebürgt, die Verantwortlichen von meiner psychischen Konstanz überzeugt, sich für mich eingesetzt hatte.

Sie sitzt vor dem Flügel, wartet auf den Startschuss von mir, um ihr Programm herunterspielen zu können. Ich spüre sie nicht atmen, nicht zucken. Sie hat meinen Flügel noch nicht einmal angefasst, wartet auf Erlaubnis.

Mein Haus ist still. Langweilig. Kein Tapsen von Kinderfüßen, keine mütterliche Angst, die in Anweisungen durch die Räume hallt, kein Fernseher, vor dem Kinderaugen zu nah sitzen, kein „Stör deinen Vater nicht! Er arbeitet!“, wenn sie vor meinem Arbeitszimmer spielt.

Damals haben sie mich gestört: diese Geräusche des Lebens, unrhythmisch und dissonant, wenn ich vor meinen Kompositionen grübelte. Bald hatte ich Nachts komponiert.
Ich schlief, während sie aufwuchs.

Pavel versuchte lautlos übers Parkett zu huschen, während ich auf ihn zuging, schließlich ein unwichtiges Jackett von der Garderobe nahm.

Zuvor hatte ich der Wachspuppe am Flügel den Startschuss gegeben. Und sie spielt ihr Programm, vollführt einige Saltos in ihrer musikalischen Akrobatik.

„Was befürchtest du? Wieso vertraust du mir nicht?“
„Du weißt warum! Lass dich von mir nicht stören! Ich stehe öfter, als du denkst, hinter dir. Und ich mache das für dich, Jurek. Nicht, weil ich dir nicht vertraue. Ich will mir nur sicher sein können.“


Fuge 3:​

Diesmal sind wir allein. Kein Pavel.
Im Intervall einer Quinte heult ein Krankenwagen die Straßen lebendig. Hunde bellen, Kinder spielen, Familien gehen spazieren, uns wird etwas Sonnenlicht in den Saal gelassen, welches das Leben aufzuwühlen scheint.
Ein Dienstmädchen stellt unachtsam ein Glas auf den Flügel. "Eine Cola für die Kleine", sagt sie. Ich habe nicht einmal gewusst, dass wir so etwas im Hause haben.
Meine Schülerin spielt. Ich kann Fauré nicht mehr hören, sage ihr, sie solle etwas anderes spielen. Sie spielt Mozart. Ich trinke Cola. Schmeckt gar nicht schlecht. Dann schlage ich mit den Fäusten auf die Tasten. Sie erschreckt, fällt beinahe vom Stuhl. Ich lache.
„Spiel mal `Der Mond ist aufgegangen´!“
Keine Töne erklingen.
„`Der Mond ist aufgegangen´!? Kannst du nicht?“
Das eingestrichene D erklingt. (Wir hatten dieses als Ton für „Nein“ vereinbart, den Kammerton als Signal für „Ja“)

Ich spiele das Lied.

Immer, wenn meine Tochter genug von all der Klassik hatte, die ein Privatlehrer und ich ihr eintrichterten, spielte sie dieses Lied, erfreute sich der Schlichtheit. Es war ihr Lieblingslied.

Meine Schülerin tut sich schwer, hat die Abfolge vergessen. Ich spiele es noch einmal. Wieder sie. Wieder ich. Einzelne Stellen. Jetzt sitzt es.
Ich weiß nicht, ob sie lächelt.


Fuge 4:​

„Sie sitzt in der Tat sehr verkrampft, Herr Dakinski. Sehr steif. Rot – braunes Haar, rundliches Gesicht, spitze Nase, Locken, lang: die Haare. Sie hat sehr große Augen, lange, feine Wimpern. Das ist mir aufgefallen.“
„Sieht sie Johanna ähnlich?“, frage ich das Dienstmädchen.
„Was denken Sie?“, fragt sie. „Könnte es Ihre Tochter sein?“
„Nein … nein. Es ist nicht meine Tochter. Wie könnte sie auch?“

Sie ist jetzt seit drei Wochen meine Schülerin.

Der Mond ist aufgegangen“ erklingt, wird abgebrochen. Sie vergisst es immer, kann kaum ohne Noten spielen.
Ich spiele es ihr vor. Jetzt kann sie es wieder. Sie ergreift meine Hand.

Ich ergreife auch ihre Hand, leite sie von der Klaviatur.
„Kennst du schon meinen Garten?“

Der Frühlingswind spielt in meiner Ohrmuschel, Dienstmädchen sind uns gefolgt, tuscheln, ein Springbrunnen spielt mit Wasser. Ich spiele Ball mit meiner Schülerin, die mir so vertraut vorkommt, so bekannt, so ähnlich.

Der Ball, den sie aus dem Schuppen haben muss, fliegt mir gegen die Stirn. Ich lache, sie vielleicht auch, versucht es erneut, wirft ihn langsam zu mir. Ich kann ihn nicht fangen, weiß nicht wann, wo er herkommt. Sie hat ihre helle Freude, schmeißt immer schneller, holt ihn wieder, wirft und wirft. Immer wieder prallt er gegen meinen Kopf, ich haste mit meinen Armen in mein schwarzes Meer, kann die Richtung nur erahnen, versuche ihn zu erhaschen, nachdem er an mich geprallt ist, schaffe es nie, lache dabei.

Und in meiner dunklen und farbenleeren Welt malt sich das Bild eines Mädchens, meiner Tochter, Johanna. Ich beuge mich zu ihr herunter und wir umarmen uns. Unsere Wangen berühren sich, wissen ihrer Zugehörigkeit. Der Wind leitet ihre Haare in mein Gesicht und ich kann sie riechen. Sie umklammert mich, ich umklammere sie und unsere Tränen treffen sich auf unseren aneinander gepressten Wangen.

Ich spüre Leute hinter uns stehen. Es könnte Pavel sein und meine Frau, die auch weint.

Fin​

 
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Hallo Aris,

so, nun habe ich mal der Pianistin etwas genauer auf die Finger geschaut. Das war ganz schön anstrengend.

Ich fasse erst einmal zusammen. In der Geschichte sind wunderbare Momente zu finden. Es hat stellenweise Spaß gemacht beim Lesen und es kam auch in vielen Beschreibungen eine besondere Atmosphäre bei mir als Leser an.

Aber hin und wieder stockte der Lesefluss und störten mich bestimmte Kleinigkeiten und ungenaue Formulierungen, oder Ausdrücke, die nach meinen Empfinden unpassend sind.

Der Reihe nach.

Wenn ich es richtig verstehe, dann ist deine Anfangssequenz aus der "Sicht" des blinden Prots beschrieben. Er hört also nur - was du wortspielerisch zu lösen versuchst.

ZWEI Punkte aber stören mich gleich im ersten Absatz.

1. Tablette salutieren. Salutieren ist ein Vorgang, den man nur optisch nachvollziehen kann. Ist also für das Empfinden eines Blinden falsch.

2. Dass jemand eine Zeitung fickt ist sicher eine sehr plastische und sehr gewollte Beschreibung und transportiert auch ein passendes Bild. Ich halte es aber für kontraproduktiv, auf der einen Seite möglichst stivoll und subtil sprachliche Feinheiten zu erzeugen, um das Hören eines Blinden zu charakterisieren, und dann plötzlich dieses "ficken" dazwischen zu knallen. Meiner Ansicht nach würde es reichen, wenn du ihn die Zeitung "vergewaltigen" ließest, es würde den ersten Absatz sprachlich homogener gestalten. Aber wie ich dich mittlerweile zu kenne glaube, ist dir gerade das Wort "ficken" im Absatz das wichtigste, stimmt's?

Weiter.

3. Ihre Absätze klacken noch unrhythmisch. Sie ist noch zu sehr konditioniert auf den Ballen zu gehen.

Vorschlag: Lass das erste "Noch" weg. Du vermeidest zum einen eine Wortwiederholung und du gibst zum anderen dem wichtigeren "Noch" viel mehr Kraft, ein echtes und begründetes "Noch" zu werden.

4. Who the fuck is Sophie?

5. Eiswürfel sterben gemeinsam und zäh. "Zäh" finde ich keinen passenden Begriff bzw. keine gute Metapher für sich auflösende Eiswürfel. Das ist mir zu bemüht und zu sehr anders gewollt. Außerdem kann man "zäh" nicht hören.

6. Halte mich für pingelig, aber ich bin immer noch dabei, mich in einen Blinden hinein zu versetzen und NUR auf Geräusche zu achten. Ein Finger tippt an das Mikrophon... EIN Finger? Warum nicht zwei oder gar drei? Kann man den Unterschied hören? Keine Ahnung. Zur Sicherheit würde ich schreiben: Klopfen aufs Mikophon, also irgendwie neutraler.

7. "Tumult" finde ich im selben Satz auch etwas zu viel des guten. Tumult entspricht eigentlich nicht dem, was du beschreibst. Eine alltägliche Geräuschkulisse ist kein Tumult, und schon gar nicht für einen Blinden, der das noch mehr gewohnt ist als wir Sehenden.

8. Pavel setzt sich zu mir an den Tisch. Die Räumlichkeit räuspert sich noch einmal, bestellt gestikulierend letzte Getränke. Wir sind immer noch beim Hören: Gesten kann man nicht hören!

9. Die Lasso-Zügel-Gaul-Metaphern stören mich. Ich finde sie so eigentlich recht gut und anschaulich, sie wirken aber im Text wie Fremdkörper und haben keine richtige Bindung.

10. Ich denke an sie. Wie sie auf meinem Schoß saß, die Klaviatur vor uns, ihre Finger so spielerisch in der Melodie, so zuckersüß erschrocken bei Dissonanzen. WUNDERBAR!!!!!

11. Sie hat Disziplin. Du kannst sie kneten, Jurek. Mach sie zu deiner Schülerin! Sei ihr Mentor! Sie verehrt dich! Sie vergöttert dich!“ Aris, bitte nehme "kneten" weg und ersetze es durch "formen"! Kneten passt definitiv nicht! Er ist kein Masseur.

12. Wenig später schreibst du zwei Mal "Hochachtungsvoll". Das kennt man eher aus kaufmännischen Briefen, die von älteren Zeitgenossen, die am Ende gern mal hochachtungsvoll grüßen. Deshalb stört mich das. Es ist verstaubt, altmodisch und unpassend für eine Geste. Achtungsvoll würde reichen.

13. meine Haut unflätig geworden ist. Meiner Ansicht nach kann Haut nicht unflätig werden, nicht einmal in der Bildsprache. Und wenn, dann ist es eher im Sinne von schmutzig zu verstehen, also für einen Blinden nicht nachzuvollziehen.

14. Meine Frau hatte mich schon viel früher verlassen. Ich glaube, "hätte" klingt da besser.

15. Zu oft verbrachte ich zerrende Wochen vor meinen Kompositionen. Meinst du zehrende Wochen im Sinne von auslaugend oder kräfteraubend? Wenn nicht, was sind zerrende Wochen?

16. kein Fernseher, vor dem Kinderaugen zu nah sitzen, Würde ich anders schreiben, das klingt ungewollt komisch.

17. Der Ball, den sie aus dem Schuppen haben muss, fliegt mir gegen die Stirn. Ich lache, sie vielleicht auch, versucht es erneut, wirft ihn langsam zu mir. Ich kann ihn nicht fangen, weiß nicht wann, wo er herkommt. Sie hat ihre helle Freude, schmeißt immer schneller, holt ihn wieder, schmeißt und schmeißt. Immer wieder prallt er gegen meinen Kopf, ich haste mit meinen Armen in mein schwarzes Meer, kann die Richtung nur erahnen, versuche ihn zu erhaschen, nachdem er an mich geprallt ist, schaffe es nie, lache dabei.

Hier kritisiere ich nicht die Wortwiederholung, weil du sie als Stilmittel einsetzt. Das Wort "schmeißen" ist aber längst nicht so elegant (zu umgangssprachlich!) wie das Wort werfen. Du solltest die Wortwiederholung mit "Werfen" wagen und sie vielleicht vorab einmal schmeißen lassen.

Lieber Aris,

das sieht jetzt auf den ersten Blick erschreckend üppig in der Kritik aus, ist es aber nicht. Die Geschichte hat viel Potential, große Kraft und, wie ich schon eingangs bemerkte, viele schöne sprachliche Passagen. Ich habe mir halt (fast) nur das gezielt heraus gepickt, was mich störte. Was ja nichts anders heißt, als dass mir alles andere gefallen hat. Prozentual gesehen eine Mega-Quote.

Grüße von Rick

 

Hallo Aris,

ich denke, es wurde vor mir schon eine Menge Konstruktives und Destruktives gesagt bzw. geschrieben. Ich finde die Geschichte toll. Die Art, wie du mit der Sprache spielst (z.B.: die Sache mit den Eiswürfeln) gefällt mir sehr. Auch der Xulius angesprochene filmisch wirkende Anfang hatte auf mich den Eindruck, als ob sich bruchhafte Assoziationen allmählich zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Schön.

MiK

 

@rick schön, dass du den Weg zu meiner Pianistin gefunden hast. ich freue mich über deine kritiken immer sehr. du scheinst dich ja auch immer sehr zu verausgaben. bei dem Schreibstil, den ich bei dieser KG anstrebe, ist es sehr wichtig, die Wirkung von Wörtern und Sätzen auf den LEser einschätzen zu können. es mag von Leser zu Leser unterschiedlich sein, nur lerne ich hier sehr gut, wie ich es schaffen kann, ein beabsichtigtes Bild beim Leser zu erzeugen.

die von dir angesprochenen Stellen: ich hatte mir schon gedacht, dass die nicht schlüssig sind. wie gesagt: ich will den Leser verstehen lernen, ohne ihn zu kennen. daher gehe ich hier des öffteren eine sehr gewagten WEg und schaue, wie diese MEtaphern wirken. auch deswegen lasse ich manches noch stehen, um weitere Reaktionen zu haben.

mit der Ausbeute hier kann ich also zufrieden sein, meinst du? freut mich natürlich.

gehen wirs an:

Tablette salutieren. Salutieren ist ein Vorgang, den man nur optisch nachvollziehen kann. Ist also für das Empfinden eines Blinden falsch
hatte mich schon gewundert, dass es bisher noch niemand moniert hat. aber ich denke, er kann die Leute ja reden hören. und die Tablette personifizieren schlicht die Kellnerinnen und Kellner. und salutieren ist ein spitzere Form der bestellung aufnehmen. denn Jurek ist durch seinen spitzen Humor hier sehr geprägt.

das mit dem ficken: ich habe mir angewöhnt, quasi als bersönliche Note, mindestens einmal pro story das wort ficken zu schreiben, und es immer anders und interessanter in Szene zu setzen, so das Stammleser es suchen oder gar drauf warten können, wenn sie eine neue Geshccihte von mir lesen. sie werden dann denken: mal sehen, was der Rosentrehter diesmal wieder ficken lässt. allerdings gefällt mir dein Vorschlag sehr gut. ich denke, ich werde heir auf das ficken verzichten.

Ihre Absätze klacken noch unrhythmisch. Sie ist noch zu sehr konditioniert auf den Ballen zu gehen
wird gemacht! besten dank

Sophi ist die Kellnerin. ich denke es wird deutlich. auch charakterisiert es jurek wieder, ohne íhn direkt zu beschreiben. er gehört zu diesen alten menschen, die jedes "junge Kind" mit meine Liebe oder änlichen redewendungen ansprechen. auch weiß man so, dass er dort stammkunde ist.

Eiswürfel sterben gemeinsam und zäh
den satz könnt ihr mir nicht nehmen. da könnt ihr sonst was für argumente bringen.

aber ich bin immer noch dabei, mich in einen Blinden hinein zu versetzen
schön, dass du das tust! mir hat es auch eine große freude bereitet. ich habe auch mit einem blinden Bettler geredet. die Jungs hören mehr, als wir denken!

aber so neutral wie du es mir hier vorschlägst, hast du schon recht. das passt besser.

auch bei punkt 7 gebe ich dir recht. ich hab es jetzt so geschrieben:

Klopfen aufs Mikrophon hackt Stille ins Publikum
und so haben wir zusammen einen super Satz geschaffen. dankeschön!

Wir sind immer noch beim Hören: Gesten kann man nicht hören
das ist wie mit den salutieren am anfang. als blinder lernt man, die Geräusche zu interpretieren. er hört ja das wühlen von fingern in geldbörsen und die Kellner hin und her eilen, gläser abstellen. ...

Die Lasso-Zügel-Gaul-Metaphern stören mich. Ich finde sie so eigentlich recht gut und anschaulich, sie wirken aber im Text wie Fremdkörper und haben keine richtige Bindung.
da muss ich noch mal ran.

Er ist kein Masseur.
grins. sagt man aber so. ein wenig perfide, aber da stehen wir doch drauf.

punkt 12 werd ich suchen

bei punkt 13 muss ich mir wohl auch noch was anderes überlegen

Meine Frau hatte mich schon viel früher verlassen. Ich glaube, "hätte" klingt da besser
find ich nicht. denn im übertragenen sinn hatte sie ihn ja auch schon verlassen. sie lebten nur aufgrund ihrer gemeinsamen tochter noch zusammen.

15: rechtschreibfehler

16 : find ich leider schön

17 vollkommen richtig. du hast ein gutes Auge für so etwas!

asonsten freu ich mich über meine mega quote!

besten gruß

@mik so wie rick zu kommentieren, ist schweißtreibend!

ich finde, wenn einem eine Kg wirklich gut gefällt, dann kann man sie auch ruhig einmal einfach loben. mach ich auch manchmal. manche suchen dann krampfhaft nach schwachstellen, aber das bringt dann auch keinen weiter. ich kann mich dann hier nur noch bei dir bedanken!

beste Grüße

 

Hallo, Aris,
so klingt das also, wenn Musiker schreiben! Eine Gehörgeschichte. Obwohl ich mich einiger Kritik anschließen kann - nicht allem - liebe ich diese Story. Golio kann ich nicht zustimmen: die Geschichte steht und fällt mit dem Stil. Einige kleine Anmerkungen:

Die Erzählmethode aus der Sicht des Blinden ist nicht ganz konsequent, Beispiel:

Die Räumlichkeit räuspert sich noch einmal, bestellt gestikulierend letzte Getränke.
Gestikulieren kann man nicht hören. Es gab da noch ein paar Kleinigkeiten.
Aber: Hatte ich es jemals gesehen, es zu schätzen gewusst?
Finde ich überflüssig: Schließlich war bis dahin ganz klar, dass er es nicht zu schätzen wusste.

Dass der Still mal mehr, mal weniger Pathos ausweist, fand ich eigentlich - im Gegensatz zu Bluomo - eher entspannend.

Ich hab dir auf den Daumen geklickt.

Gruß, Aleysha

 

Hi Aleysha

Besten dank dir! Freut mich.

Die von dir angesprochenen STellen sind ausgemerzt. wenn du von anderen STellen sprichst, dann musst du beachten, dass man als Blinder lernt, die Geräusche zu interpretieren. so könnte er das gestikulieren hier auch hören: Er hört ja, wie die Kellner Gläser auf Tische stellen und die leute Geld herauskramen. wenn dies geschieht, ohne das sie dabei reden, kann er davon ausgehen, dass sie es gestikulierend tun. aber ich habs jetzt trotzdem gestrichen, da es nur verwirrung zu stifften scheint.
du wirst das salutieren am Anfang meinen. hier verhält es sich ähnlich. mach deine Augen einmal länger als ein par Minuten zu. dann wirst du es hören.

der DAumen?! ich hab mich schon immer gefragt, was dann passiert. wird es dann empfohlen? besten dank. hat nachtschatten schon gemacht, aber doppelt hält besser.

besten GRuß

 

Hallo Aris,
das meiste haben die anderen schon ausgedrückt, besonders Rick hat mir in Posting 28 die Arbeit abgenommen, alle Stellen, über die ich gestolpert bin, nochmal anzuführen. Da du dich mit allen auseinander gesetzt hast (und leider salutieren, Gesten ...) behalten willst, hat es wohl wenig Zweck, das hier zu wiederholen.

Mir hat deine Geschichte gut gefallen, und ich freu mich, dass sie empfohlen wurde. Die Idee, Handlung anhand von akustischer Wahrnehmung zu beschreiben ist genauso reizvoll wie der Aufbau in Fugen, mit Variation eines Themas. Und deine Metaphern gefallen mir größtenteils auch.

Was mir nicht klar ist: die Pianistin soll doch wirklich, nicht nur in der Vorstellung des Prots, die Tochter sein, oder? Dann passt aber weder das "Alle meine Entchen ..." noch ihr Unvermögen, nach Gehör zu spielen, dazu. Oder gibt es dafür eine Erklärung?

Gruß, Elisha

 

Es gibt für alles eine Erklärung, meine Elisha.

ich freu mich, dass auch du den Weg zu meiner Pianistin gefunden hast
(ich hab da ja noch so eine Copywritegeschichte ausstehen ... und da ... ähemm ... siehts leider etwas schlecht aus) nicht schlagen!

sich Rick anzuschließen ist natürlich einfach :D
die gesten sind raus. gerade eben. und auch das salutieren werde ich über kurz oder lang auch noch streichen (müssen)
ist das mit dem interpretieren von Geräuschen nicht nachvollziehbar? Er ist immerhin schon lange blind. und musiker. er lebt durch sein Gehör. schon, als er noch sehen konnte. Er muss als Blinder in der Lage sein, eine HAndlung anhand von Geräuschen nachvollziehen zu können.
ich erzähl das hier jetzt zum dritten mal. nichts für ungut.

sie ist wirklich seine Tochter. ja. aber du machst mich da auf was Entscheidendes aufmerksam. anscheinend muss ich es deutlicher machen, dass sie NICHT sein Talend abbedommen hat. Er denkt, es liegt in der FAmilie. wie du dann schon richtig mitbekommen hast, hat sie anscheinend kein sehr gutes (absolutes) Gehör. ich dachte, dass wird dem Leser deutlich. da ich ja aus der Sicht Jureks schreibe, kann ich nicht direkt schreiben, dass sie es nciht hat.
und für alle meine Entchen suche ich immer noch ein besseres Lied. hab aber immer noch keins gefunden. ich kenne so wenige Kinderlieder.

besten Gruß

 

Hi Aris,

(ich hab da ja noch so eine Copywritegeschichte ausstehen ... und da ... ähemm ... siehts leider etwas schlecht aus) nicht schlagen!
Eigentlich bin ich ganz friedlich und - geduldig. :p

du brauchtest mir die Erklärung nicht zum dritten Mal zu schreiben (trotzdem danke); hatte ich aus dem Thread schon kapiert, wie du das siehst, es stört mich trotzdem.

sich Rick anzuschließen ist natürlich einfach :D
Ja, was für ein Glück, dass ich nicht sofort nach dem Lesen geantwortet habe; dann hätte er sich mir angeschlossen. ;)
(:kuss: an Rick)

und für alle meine Entchen suche ich immer noch ein besseres Lied. hab aber immer noch keins gefunden. ich kenne so wenige Kinderlieder.
Der Mond ist aufgegangen, Weißt du, wieviel Sternlein stehn? Die sind auch einfach, aber nicht soooo.

aber du machst mich da auf was Entscheidendes aufmerksam. anscheinend muss ich es deutlicher machen, dass sie NICHT sein Talend abbedommen hat.
Würde mich ja interessieren, ob die anderen das kapiert haben?

Gruß, Elisha

 

Hallo,

und für alle meine Entchen suche ich immer noch ein besseres Lied. hab aber immer noch keins gefunden. ich kenne so wenige Kinderlieder.
Nein, "Alle meine Entchen" ist das Stück, weil es absolut chromatisch ist. Es ist das ewige Lieblingslied aller Blockflöten- und wahrscheinlich auch Klavieranfänger, weil eben keine Sprünge drin sind und man sich nicht verspielen kann.

Weiß der Geier, wie oft ich mir das von meiner Tochter anhören musste. Sie hat sogar ein Arrangement für klassiche Gitarre (ich) und Blockflöte (sie) verlangt...

Gruß, Aleysha
(zu den Blockflötenklängen von "Pippi Langstrumpf" - immerhin schon ein Fortschritt)

 

Elisha und Aleysha

seid ihr Verwandt?

ich glaube, dann nehme ich der Mond ist aufgegangen. dankeschön. ich verlaß mich da mal auf dich, da ich es nicht kenne, dass es nicht soooo einfach ist und auch noch ein Kinderlied.

aber du machst mich da auf was Entscheidendes aufmerksam. anscheinend muss ich es deutlicher machen, dass sie NICHT sein Talend abbedommen hat.

Würde mich ja interessieren, ob die anderen das kapiert haben?

Sie kann kaum ohne Blatt spielen. steht doch da. also wird sie wohl kaum sein Talend abbekommen haben.

@Aleysha

ja, ich hasse Kinder auch. :D frühmusikalische Erziehung kann einen Nerven wie? ich hab mir früher immer Töpfe aufgestellt und (irgendwoher hatte ich drumsticks) hab drauf rumgehauen. Deswegen hat meine Mutter heute so lichtes Haar.

beste musikalische Grüße

 

Hallo Aris

Sie trägt Hochhakige. Das ist Pflicht hier. Ihre Absätze klacken unrhythmisch. Sie ist noch zu sehr konditioniert auf den Ballen zu gehen.
Hochhackige

Eiswürfel sterben gemeinsam und zäh.
Das hört, riecht, schmeckt, ertastet ein Blinder aus der Entfernung?

Sie schwingt das Lasso, sie zieht die Zügel stramm
Pavels Stimme ein Lasso, das mich in die Realität zurückzieht
Wortwiederholung

entstielt sich meinem Auge.
Trauben kann man entstielen.

Ich handele ein Gespräch ab
Klingt gestelzt

Sie lacht nicht, sitzt da, die Disziplin muss sie wie ein Gewehr im Rücken drücken.
Wie kann er das wissen Er ist doch blind!!!

Meine Frau hatte mich schon viel früher verlassen. Sie war nur wegen unserer Tochter noch geblieben.
Und wann ist sie nun fort? Nach dem Tod Johannas, oder früher?

Zu oft verbrachte ich zehrende Wochen vor meinen Kompositionen.
Das Bild ist unstimmig. Zehren Wochen? Oder eher die Arbeit an den Kompositionen? Auch der Tempus stimmt nicht.

Ich sei zu fixiert geworden, hatte sie mir vorgeworfen. Auch in Sachen Erziehung: Unsere Tochter genoss eine frühmusikalische Erziehung. Klavier, Gesang, Saxofon, Komposition, Geige, alles, was dazu gehört. Sie wäre eine großartige erste Geige geworden, und auch ihr Soprangesang ließ sich hören.
Klingt gespreizt. Auch hier wieder ein Gemisch der Zeitformen.

Ein Auto schwemmt die regennasse Einfahrt auf. Begrüßungen platzen in mein Anwesen. Meine Schülerin hat einen ganzen Hofstaat mitgebracht. Pavel vorneweg. Eines meiner Dienstmädchen öffnet die Tür, geleitet in den Saal, fragt nach Getränkewünschen. Einer von ihnen hat seine Schuhe nicht ausgezogen, sie begutachten meinen Flügel, meinen Ausblick, rekeln sich in der Garnitur.
„Herr Dakinski! Sie haben Gäste!“ Wie oft habe ich ihr gesagt, dass ich es erwünsche, geduzt zu werden.

Hier springst du von der Rückblende einer Rückblende in die Gegenwart zurück. Das verwirrt den Leser. Es ist besser zunächst in die erste Rückblende vor dem Spiegel zu gehen.
dann finde ich das Verb aufschwemmen nicht so gut. Selbst wenn ich die Augen schließe, stelle ich mir unter aufschwemmen vor, etwas wird dicker und größer.

Er steht in meinem Rücken:
Er steht hinter mir. Ich spüre die Wärme seines Körpers im Rücken.

Sie sitzt steif vor dem Flügel, wartet auf den Startschuss von mir, um ihr Programm herunterspielen zu können. Ich spüre sie nicht atmen, nicht zucken, nicht regen. Sie hat meinen Flügel noch nicht einmal angefasst, wartet auf Erlaubnis.
Wieder ein Fehler in der Beschreibung der Reihenfolge seiner Wahrnehmung. Er sieht es doch nicht!
Er hat die Wahrnehmung zuerst, dann die Reflektion der Wahrnehmung sie sitzt steif...

Ich schlief, während sie wuchs.
Du weißt dass Kinder nachts wachsen?
Insofern passt dein Bild nicht.

Pavel versuchte lautlos übers Parkett zu huschen, während ich auf ihn zuging, schließlich ein unwichtiges Jackett von der Garderobe nahm.
Zuvor hatte ich der Wachspuppe am Flügel den Startschuss gegeben. Und sie spielt ihr Programm, vollführt einige Saltos in ihrer musikalischen Akrobatik
„Was befürchtest du? Wieso vertraust du mir nicht?“
„Du weißt warum! Lass dich von mir nicht stören! Ich stehe öfter, als du denkst, hinter dir. Und ich mache das für dich, Jurek. Nicht, weil ich dir nicht vertraue. Ich will mir nur sicher sein können

Wo bist du jetzt? Wieso schreibst du in der Vergangenheit. Was soll das unwichtige Jackett?
Das verstehe ich nicht.

Ein Dienstmädchen bringt ein Glas Cola, stellt es unachtsam auf den Flügel. Ich wusste nicht einmal, dass wir so etwas im Hause haben. Dann geht sie wieder: ein sauberes Anwesen putzen.
Wahrnehmung eines Blinden? Tempus? Bezug zum Text?
Ein Dienstmädchen bringt ein Glas. Es ist von außen nass und klebrig als ich es anfasse. Cola, stelle ich fest, als ich daran nippe. Ich habe nicht einmal gewusst, dass wir so etwas im Hause haben. Dann geht sie wieder:
Vielleicht putzt sie ein Anwesen, eins das sauber ist.
Ich habe den Bezug zum sauberen Anwesen aber nicht verstanden. ;)


Ich spiele das Lied.

Immer, wenn meine Tochter genug von all der Klassik hatte, die ein Privatlehrer und ich ihr eintrichterten, spielte sie dieses Lied, freute sich über die Einfachheit. Es war ihr Lieblingslied.

Ungünstiger Übergang in die Rückblende, außerdem könntest du genauer beschreiben wann Johanna genug wovon hatte.
Besser:
Ich spiele Johannas Lieblingslied
Immer, wenn meine Tochter genug von...... denk dir Bilder aus von Finger verknoten bis Tonleitern abspulen , spielte sie diese Melodie, freute sich über die Einfachheit
.

Meine Schülerin tut sich schwer, hat die Abfolge vergessen.
Was man nicht tun kann soll man lassen :D
Warum nicht? Name hält im Spiel inne, ich höre ihren angestrengten Atem, weil sie die Abfolge wohl vergessen hat.

ich haste mit meinen Armen in mein schwarzes Meer,
Das ist ein Klischee. Tatsächlich sehen Blinde nicht nur schwarz

kann die Richtung nur erahnen, versuche ihn zu erhaschen, nachdem er an mich geprallt ist, schaffe es nie, lache dabei.
Ein Blinder hört die Luft rauschen, wenn ein Gegenstand sich bewegt. Daran kann er sich orientieren.

„Danke, Papa. Es ist schön, wieder bei dir sein zu können.“

Und in meiner dunklen und farbenleeren Welt malt sich das Bild eines Mädchens, meiner Tochter, Johanna. Ich beuge mich zu ihr herunter und wir umarmen uns. Unsere Wangen berühren sich, wissen ihrer Zugehörigkeit. Der Wind leitet ihre Haare in mein Gesicht und ich kann sie riechen. Sie umklammert mich, ich umklammere sie und unsere Tränen treffen sich auf unseren aneinander gepressten Wangen.

Ich spüre Leute hinter uns stehen. Es könnte Pavel sein und meine Frau, die auch weint.

Sehr abstrus. Ich kann dieser Entwicklung, dieser Erkenntnis des Blinden leider nicht folgen. Was veranlasst ihn anzunehmen, dass seine Familie mit ihm im Garten ist? Irgendwie habe ich es so verstanden, dass die Schülerin anders aussieht und anders spielt. Also woher kommen diese Assoziationen?


Lieben Gruß, Goldene Dame

 

Ach ja:
Die Empfehlung

Nachtschatten schrieb:
Ein Text aufgebaut wie eine Klassik-CD. Großartiger Schreibstil, großartige Geschichte; großartige Literatur. Sicher eine der besten Geschichten, die es hier zu finden gibt.
Neue Maßstäbe wurden gesetzt.
Ein MUSS!
war sie ironisch gemeint?

 

Nachtschatten schrieb:
ich will dir wirklich nicht zu nahe treten, aber du kannst mir glauben, dass diese Geschichte grandios ist, und nicht so schlecht wie du sie in deiner Kritik dargestellt hast.

:confused: :confused:
Was soll ich gemacht haben? Meine Kritik ist konstruktiv am Text erarbeitet und bestimmt habe ich die Geschichte nicht schlecht gemacht.
Aber du hast meine Frage beantwortet: Du findest sie grandios.
Warum?

Weiß nciht, wieso du das nicht so siehst.
Weil die noch überarbeitet werden muss und weil ich nicht zu Übertreibungen neige.

Lieben Gruß, Goldene Dame

 

hi goldene Dame

Danke für diese Anmerkungen und die Mühe, die du dir gemacht hast. Du hast wohl leider noch eine ältere Version gelesen, den aus den zehrenden Wochen sind längst zerrende Wochen geworden.

Das gravierenste hier, sind wohl die Tempusfehler. dankeschön vielmals.

zu den Blinden, die ein Blinder nur schwer "erhören" kann, entnimm bitte mein Statement zu Ricks Kritik. ich habe keine lust, dass hier noch einmal zu erläutern. Ein mensch, der schon jahrelang blind ist, lernt die Geräusche zu interpretieren und kann daraus seine Schlüsse zur handlung ziehen, die ihn umgibt. gerade dann, wenn er sich, wie hier, in Umgebungen befinden, die er in und auswendig kennt und auch shcon gesehen hat.

Ansonsten bin ich dir für die meisten deiner Hinweise sehr dankbar. ist schon verbessert.

Eiswürfel sterben gemeinsam und zäh.

Das hört, riecht, schmeckt, ertastet ein Blinder aus der Entfernung


nur weil es blind ist, ist er ja nicht dumm. Er weiß doch, dass Getränke mit Eiswürfeln serviert werden und dass Eiswürfel schmelzen, wie sie es nunmal so tun. da spielt es hier keine Rolle, ob er blind ist oder nicht. diese Aussage kann ein Blinder, Ein Tauber oder ein Stummer tätigen. der Stumme wenigstens aufschreiben :D

entstielt sich meinem Auge
von stehlen, wie `Diebstahl. hilf mir mal. ich steh da gerade aufm schlauch.

Ich handele ein Gespräch ab

Klingt gestelzt

soll es auch

Sie lacht nicht, sitzt da, die Disziplin muss sie wie ein Gewehr im Rücken drücken
Es ist eine Vermutung

Meine Frau hatte mich schon viel früher verlassen. Sie war nur wegen unserer Tochter noch geblieben.

Und wann ist sie nun fort? Nach dem Tod Johannas, oder früher

geliebt hat sie ihm schon viel früher nicht mehr, hat sich aber wegen der Tochter nciht scheiden lassen

Sie sitzt steif vor dem Flügel, wartet auf den Startschuss von mir, um ihr Programm herunterspielen zu können. Ich spüre sie nicht atmen, nicht zucken, nicht regen. Sie hat meinen Flügel noch nicht einmal angefasst, wartet auf Erlaubnis.

Wieder ein Fehler in der Beschreibung der Reihenfolge seiner Wahrnehmung. Er sieht es doch nicht!
Er hat die Wahrnehmung zuerst, dann die Reflektion der Wahrnehmung sie sitzt steif...

WEnn er neben ihr steht, wird er wohl bemerken, dass sie sich nicht regt und krampfhaft sitzt. und wo sie ihre hände hat, kann er auch hören

Ich schlief, während sie wuchs.

Du weißt dass Kinder nachts wachsen?
Insofern passt dein Bild nicht.

da er angefangen hatte, nachts zu arbeiten und tagsüber zu schlafen, sieht er nicht, wie sie groß wurde. wachsen im Sinne von entwickeln. ich denke, dieses Bild funktioniert schon, wenn man aufmerksam liest und seine Schlüsse zieht.

Ein Dienstmädchen bringt ein Glas Cola, stellt es unachtsam auf den Flügel. Ich wusste nicht einmal, dass wir so etwas im Hause haben. Dann geht sie wieder: ein sauberes Anwesen putzen
selbst ich höre, ob jemand ein Glas unachtsam abstellt. und der TEmpus hier ist korrekt, da er es bis zu diesem Zeitpunkt nicht wusste. jetzt weiß er es ja, und es wird in diesem Zeitpunkt zur Vergangenheit.
Der letzte Satz ist gestrichen. du hast Recht.

Ich spiele Johannas Lieblingslied
Immer, wenn meine Tochter genug von...... denk dir Bilder aus von Finger verknoten bis Tonleitern abspulen , spielte sie diese Melodie, freute sich über die Einfachheit
oich grübele schon länger

ich haste mit meinen Armen in mein schwarzes Meer,

Das ist ein Klischee. Tatsächlich sehen Blinde nicht nur schwarz

ich habe mich schon damit verfasst. sonst würde ich einen solchen Text nciht schreiben. es gibt Blinde, die nur noch schwarz sehen. besonders, wenn sie lange blind sind. also: desto länger sie blind sind. ist sicherlich ein Ausnahmefall, aber kein Grund dafür, dass Pavel es nicht sein kann.

kann die Richtung nur erahnen, versuche ihn zu erhaschen, nachdem er an mich geprallt ist, schaffe es nie, lache dabei.

Ein Blinder hört die Luft rauschen, wenn ein Gegenstand sich bewegt. Daran kann er sich orientieren

sehr richtig. aber bei der Hektik, die in deiser Szene entstanden ist, kann er das nicht mehr. deswegen prallt der Ball gegen ihn.

um das Ende zu verstehen, musst du wohl noch einmal genauer lesen. Johanna sieht halt so aus, wie sie aussieht. sie wird ja auch nur einmal beschrieben. das seine Frau hinter ihm steht, vermutet er sicherlich nur, aber vielleicht kanner die Anwesenhiet dieser ja auch spüren.

ansonsten bin ich dir sehr sehr dankbar und ich habe und werde einige deiner Rarschläge in die Tat umsetzen. schön, dass du dich damit beschäftigt hast.

beste Grüße

 

sachte Kinders, sachte!

die Kritik von goldene Dame ist konstruktiv und ich bin ihr dankbar.
aber lass nacht doch in Jubelschrei ausbrechen, wenn er das möchte. wenn es die beste gEshccihte ist, die er hier bisher gelesen hat, dann bitte.
weiß nicht, warum du da so nachfragen musst.

ich habe deine Kritik auch nicht als Verriss gesehen. du hast mir in weiten TEilen ja geholfen. wenn du noch weitere Statements zur Handlung, die du ja anscheinend noch nicht so ganz verstanden hast, machen möchtest, dann freue ich mich über diese. musst du aber nicht. du hast ja gesagt, was dir aufgefallen ist, und das ist gut so.

also macht mal bitte sachte! ich habe keine Lust mehr auf Ausschreitungen in meinem Tread.

 

Aris schrieb:
zu den Blinden, die ein Blinder nur schwer "erhören" kann, entnimm bitte mein Statement zu Ricks Kritik. ich habe keine lust, dass hier noch einmal zu erläutern. Ein mensch, der schon jahrelang blind ist, lernt die Geräusche zu interpretieren und kann daraus seine Schlüsse zur handlung ziehen, die ihn umgibt. gerade dann, wenn er sich, wie hier, in Umgebungen befinden, die er in und auswendig kennt und auch shcon gesehen hat.

Ansonsten bin ich dir für die meisten deiner Hinweise sehr dankbar. ist schon verbessert.

Ich freue mich, wenn du meine Kritik konstruktiv gefunden hast. Ich habe das Experiment so verstanden, dass du einmal das Wort und nicht verwendet hast und dass du eine Art Hör CD geschrieben hast. Weil Blinde nicht lesen können werden Hörbücher erstellt und Filme mit Begleittexten ausgestattet, die dem Blinden den Sehsinn ersetzen sollen. Ich habe dein Experiment aber so verstanden, dass du dieses nicht nur nachahmst sondern aus der Wahrnehmung eines Blinden heraus auch erzählst. Das ist dir leider nicht konsequent gelungen, weil du noch als Sehender schreibst. Sicherlich hört man als Blinder, wie ein Glas unachtsam abgestellt wird. Aber was für ein Bild habe ich als Hörender der in der Geschichte?
Zitat:
Ein Dienstmädchen bringt ein Glas Cola, stellt es unachtsam auf den Flügel. Ich wusste nicht einmal, dass wir so etwas im Hause haben. Dann geht sie wieder: ein sauberes Anwesen putzen

selbst ich höre, ob jemand ein Glas unachtsam abstellt.

Du lässt den Blinden im Hören alleine, er muss seine Fantasie bemühen, wie es auszusehen hat. Verstehst du. Es ist die Show don`t tell Regel auf die ich hier anspiele. Auch ein Sehender hat Anspruch auf Bilder in seinem Kopf und wenn ein Blinder sie erzählt ist es doch spannend in seine Wahrnehmung einzutauchen. Daher kommt es auch auf die Reihenfolge der Wahrnehmung an. Das ist doch das Interesante, sich in den Blinden einzufühlen! Als Nichtblinder!
Ein Dienstmädchen bringt ein Glas Cola, stellt es unachtsam auf den Flügel. Ich wusste nicht einmal, dass wir so etwas im Hause haben. Dann geht sie wieder: ein sauberes Anwesen putzen

selbst ich höre, ob jemand ein Glas unachtsam abstellt. und der TEmpus hier ist korrekt,

Für Eine in Präsens geschriebene geschichte wird für die Vorzeitigkeit das : habe gewusst benutzt.
Lieben Gruß, Goldene Dame

@nachtschatten
Ich habe nachgefragt, weil mir ein derart überschwengliches Lob so unwirklich vorgekommen ist. Ich wolllte deinen Geschmack nicht in Frage stellen.

 

Für Eine in Präsens geschriebene geschichte wird für die Vorzeitigkeit das : habe gewusst benutzt

REcht haste auch.

ich arbeite ja ständig an dieser Kg. ich weiß sicherlich, dass es für einen Autor schwer ist, aus der Sicht eines Blinden zu schreiben.
zur Zeit sind die Bilder für mich so wie sie sind stimmig, wenn ich von einem aktiven, mitdenkendem Leser ausgehe, der die Bilder nicht nur überließt und sich in dem Moment die Zeit nimmt, sich in einen Blinden hineinzuversetzen.

Was du da mit deinem Hörbuch meinst, versteh ich nicht so ganz. diese KG ist nicht für Blinde gedacht, also: nicht gezielt.
das mit den unds ist im Grunde das einzige Experiment. ansonsten hätte ich für diese Kg auch gerne eine andere Rubrik gehabt.

Du lässt den Blinden im Hören alleine, er muss seine Fantasie bemühen, wie es auszusehen hat. Verstehst du. Es ist die Show don`t tell Regel auf die ich hier anspiele
ich weiß diese Regel und deinen hinweis auf diese wohl zu schätzen, nur denke ich in diesem individuellen Fall, dass der Leser schon ein Bild hat, wenn ich das Wort unachtsam gebrache. hier könnte ich sicherlich detairter schreiben, aber diese Szene ist für den Verlauf von keiner so großen Wichtigkeit, als das ich sie dann nciht aus dem Zusammenhang reißen würde, wenn ich diese Szene mehr durchleute, als andere, wichtigere.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Aris!


Auch, wenn ich aufgrund der ersten paar Kritiken (die ich versuche, zu ignorieren) auf diese Story eigentlich nicht mehr antworten wollte, erspar ichs uns trotzdem nicht. ;)


Krimskrams:

Capuccinotassen schlagen auf Glastische ein. Zigaretten entzünden sich: rechts, links, hinter mir, wieder links. Tablette salutieren und eilen durcheinander. Weine gluckern aus ihren Flaschen. Finger durchstöbern Geldbörsen. Löffel stechen in Kaffees, kreisen gelangweilt, zerreiben Zucker, kratzen Tassenböden wund. Unterhaltungen: Palaver: nichts weiter als Geräusche. Ungleichmäßige, unschöne Kurven auf einem Oszillografen. Erregungen, Heiterkeit: spritzen heraus. Unmittelbar neben mir muss jemand gerade seine Zeitung vergewaltigen, denn Lesen kann das nicht sein.
So gut mir der Anfang gefallen würde:
1. Woher weiß er, dass die Tablette salutieren und nicht einfach nur schweben, segeln, fliegen? Mit salutieren verbinde ich fast schon erzwungene Disziplin, nicht den Anmut, mit dem unzählige Kellner Teller befördern.
2. Die Löffel stechen in den Kaffe (=Akt der Gewalt), kreisen aber dann gelangweilt?(=Sanft) Find ich völlig unpassend.
3. Das mit der Zeitung gefällt mir!

Sie trägt Hochhackige. Das ist Pflicht hier. Ihre Absätze klacken unrhythmisch. Sie ist noch zu sehr konditioniert auf den Ballen zu gehen.
mE sollte man auch auf den Aufbau eines Satzes den Prot berücksichtigend achten.
Ergo: Ihre Absätze klacken unryhtmisch. Sie trägt Hochhackige. Das ist pflicht hier.
Er hört ja erst das Klacken und schließt dann darauf, dass sie Hochhackige tragen muss. Selbst wenn er bereits weiß, dass alle hier welche tragen. Er denkt ja erst daran, als er es hört.

Am Tisch vor mir wird ein Apfel zerfleischt. Cocktails werden durch Strohhalme gezwängt. Eiswürfel sterben gemeinsam und zäh.
Die ersten beiden Sätze sitzen, der letzte ist erzwungene Schönheit, bei der ich das Gefühl hatte, du wolltest nicht wahr haben, dass der Prot blind ist und hättest nicht auf das gemeinsame Sterben der Eiswürfel verzichten können.

„Verzeihen sie bitte! Als ich vierundfünfzig war, entschied der Allmächtige meine Augen zum ewigen Gebet zu schließen.“
Ach komm, welcher überraschte Mensch spricht denn so wortgewandt?

Mein Wissen, dass es eine Sie ist, lässt ihre Töne erotisch flattern, denn sie bezirzen das Publikum.
Das eine Sie klingt merkwürdig wenn man den Stil als Ganzes betrachtet. Außerdem gefällt es mir nicht, dass die Töne erotisch flattern, weil sie eine Sie ist, schließlich ist sie keine Sie, sondern ein Kind. Keine junge Frau, die gerade zu knospen beginnt. Nein. Ein Kind.
Wenn es allerdings ausschließlich (!) ihre Töne sind, die das Puplikum "angeilen" (sorry, mir gehen langsam die Wörter aus *g*) oder eben "bezirzen", warum würde das bei einem Mann nciht gehen?
(edit: Außerdem lese ich gerade, dass der Prot sie sehr wohl als Kind sieht.)

Mit ihr nahm mir Gott das Licht meiner Augen. Was sollte ich auch noch sehen? Sie, wie sie nicht im Bett liegt? Sie, wie sie mir nicht entgegenlächelt? Sie, wie sie nicht durchs Zimmer springt?
Das find ich schön.

„Jurek! Jurek! Hat es dir gefallen?“
Warum so fordernd?
Vorschlag: Jurek? Jurek? Hat es dir gefallen?

Ich handele ein Gespräch ab. Meine Vergangenheit, mein Ruf, sprechen für mich.
Entweder: Meine Vergangenheit, mein Ruf, spricht für mich.
Oder: Meine Vergangenheit, mein Ruf sprechen für mich.
(Das Komma! :D )

Eine Träne entstielt sich meinem Auge.
Müsste es nicht sinngemäß heißen: Eine Träne stielt sich (aus) meinem Auge davon.?
Schließlich heißt es ja davonstehlen.


Termine werden vereinbart, nach dem Ergehen von Familien gefragt, Getränke gelutscht und spendiert, Witze gemacht.
Warum gelutscht? Zuvor waren nur Eiswürfel in ihnen, jetzt sind sie selbst schon gefroren?

Sie lacht nicht, sitzt da, die Disziplin muss sie wie ein Gewehr im Rücken drücken.
Da fehlt der Teil, der ihn darauf schließen lässt, dass sie nur da sitzt.

Dann entfernt sich das Gespräch, klopft mir zum Abschied auf die Schulter. Ihre Hand wieder diszipliniert, schweigend.
Das kapier ich nicht. Wieso klopft ihm das Gespräch auf die Schulter? Das Kind wird es ja schließlich kaum sein.

nach dem Ergehen von Familien gefragt, Getränke gelutscht und spendiert, Witze gemacht.
So blind wie ich; so stumm ist sie.
Äh, hä? Und wer erkundigt sich dann bitte nach dem Ergehen welcher Familie? Der Prot Pavel's? (edit: Offensichtlich nicht, da es sich ja um dieselbe Familie handelt)

Ich stehe vor meinem Spiegel. Das letzte Mal, als ich mich sehen konnte, war ich unrasiert und von Tränen gezeichnet. Wenn ich jetzt über mein Gesicht fasse, merke ich, dass ich Falten bekommen habe, mein Haar zerzaust und licht. Mein Gesicht ist nicht das Einzige an mir, was alt geworden ist. Ich fasse in Fettfalten, die mir, klein noch, aber fremd vorkommen.
So sollte das sein! Hier beschreibst du es so, wie ein Blinder es zu beschreiben hat! Gut!

Ich hatte sie zum Vorspielen nach Wien geschickt, hatte die Nacht nicht schlafen gekonnt.
können

Meine Frau hatte mich schon viel früher verlassen. Sie war nur wegen unserer Tochter noch geblieben.
Dieser Satz ist unglaublich verwirrend. Da fehlt mE noch ein Wort.

Ohne Johanna, hatte es für meine Frau keinen Grund mehr gegeben, bei mir zu bleiben.
keine Kommas

Ein Auto schwemmt die regennasse Einfahrt auf.
Was? meinst du herauf? Wenn ja, dann nicht schwimmt? Oder meinst du angeschwemmt?

Meine Schülerin hat einen ganzen Hofstaat mitgebracht.
... muss einen ganzen Hofstaat mitgebracht haben.

Sie sitzt steif vor dem Flügel, wartet auf den Startschuss von mir, um ihr Programm herunterspielen zu können.
Was du zuvor so gut gelöst hast, funktioniert mE hier wieder gar nicht.
Metapher, Stil und Vorlieben hin oder hier: Das geht nicht. Wenn du so etwas beschreiben möchtest, dann mach den Prot doch nicht blind. Denn darin besteht doch die Herausforderung.

Ich schlief, während sie aufwuchs.
Sehr schön

Ein Dienstmädchen bringt ein Glas Cola, stellt es unachtsam auf den Flügel. Ich wusste nicht einmal, dass wir so etwas im Hause haben.
Ach, jetzt komm schon! Wie gesagt, wenn du auf all diese Details nicht verzichten kannst, gib dem Prot sein Augenlicht wider. So zerstörst vollkommen die Atmosphäre.

Meine Schülerin tut sich schwer, hat die Abfolge vergessen. Ich spiele es noch einmal. Wieder sie. Wieder ich. Einzelne Stellen. Jetzt sitzt es.
Ich weiß nicht, ob sie lächelt.
Und hier: Wieder gut

„Sie sitzt in der Tat sehr verkrampft dort, Herr Dakinski. Sehr steif. Rot – braunes Haar, rundliches Gesicht,
:dozey:
Realistische Dialoge, bitte. ;)

„Danke, Papa. Es ist schön, wieder bei dir sein zu können.“
Wo kommt das jetzt her?

Aris, wäre hier nicht dieses "Bemühte", das ich hinter unzähligen Sätzen vermute, würde die Story mir gut gefallen, so jedoch habe ich das Gefühl, dass die Atmosphäre aufgrund einiger stilistischen Schönheiten an Intensität verloren hat. Dass sie gar nicht richtig aufkommen mag.
Es gibt Stellen, die ich oben teilw. aufgeführt habe, die toll sind. Die toll mit dem Plot, den Prots, klar kommen. Andere jedoch ... ne, da musste ich fast den Kopf schütteln.
Dabei würde mir dein Stil so gut gefallen! Er ist anders, aber zu extrem, er stellt sich vor die Geschichte, breitbeinig, aufgeplustert, wie ein brünftiger Hahn. (sagt man das überhaupt bei Federvieh?)


Wie gesagt, wüsste zu gefallen, wenn nicht die ganzen Abers wären. So jedoch ist es für mich eine beinah "verschenkte" Idee, zu wenig konsequent wurde sie durchgezogen.
Versteh mich jetzt nicht falsch: Bereut, sie gelsen zu haben, habe ich es auf keinen Fall. Nur fehlt der Story etwas, um für mich (!) wirklich gut zu werden.

Liebe Grüße und ich bin mir sicher, du nimmst es mir nicht übel ;) ,
Tamira


edit: Hups, ist mehr geworden, als ich beabsichtigt habe. Wollte eigentlich nicht so kleinlich sein. Sorry.

Ach ja, und sollte sich was mit Goldene Dames Kommentar, was, wie ich beim überfliegen ihrer Kritik gerade zu merken beginne, sein könnte, überkreuzen, tuts mir leid. Hab nur die ersten paar Antworten auf die Story gelesen.


P.S.:

von Nachtschatten: Mir ist es sowas von egal ob ein Blinder Eiswürfel sterben sehen kann, der Satz klingt wunderschön und ist gut so.
von Aris: wäre er noch hier, würde er diese KG bestimmt nicht kommentieren. auf die gefahr hin, mich loben zu müssen. das hättest du wohl auch besser machen sollen.
Das finde ich echt witzig, sorry. :D

 
Zuletzt bearbeitet:

Aris,

wenn ich von einem aktiven, mitdenkendem Leser ausgehe, der die Bilder nicht nur überließt und sich in dem Moment die Zeit nimmt, sich in einen Blinden hineinzuversetzen.
Genau das habe ich doch gemacht, als ich deine Geschichte gelesen habe. Als nicht mitdenkender Leser hätte ich großzügig über die Patzer hinweg sehen können, das ganze überschwänglich in einem großen Kontext verherrlichen können. Ich denke aber, dass du auf Kuschelkritiken nicht aus bist, weil du dich damit nichtverbessern kannst. Oder wäre das in deinem Sinne?. Hat sowas von in die eigene Tasche lügen.:(

Schönen Abend noch, Goldene Dame
@tamira
war doch gut, dass du auch nochmal ins gleiche Horn tutest, fühlte ich mich nicht so alleine:shy: ;)

 

viel Licht und Schatten. Viel hilfe und einiges, wo ich wieder einlenken muss. Erneut.
Morgen, meine DAmen, morgen. ich geh mich jetzt erst mal zünftig betrinken und morgen geh ichs an. vielen dank schon mal, und natürlich nehm ich das hier niemandem übel. ich freu mich sogar.

schönen Abend

 

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