Was ist neu

Die Zehn Stilregeln

Megabjörnie schrieb:
Aber trotzdem: Wenn ich als Kritiker erklären soll, warum sich ein Satz schlecht liest, kann die Kenntnis dieser Faustregeln nützlich sein. Ich würde dem Autor nicht schematisch an den Kopf klatschen, er habe Regel Nummer drei oder zehn verletzt, aber meine Anmerkungen enthalten oft einen Verweis auf ein allgemeines Prinzip, wenn ich das Gefühl habe, dass der Autor es nicht kennt.
Und als Autor werden mir oft Textstellen vorgehalten, bei denen ich diese Regeln verletzt habe und an denen ich es besser hätte wissen müssen.
Hach, endlich jemand, der versteht was ich meine. Bist du noch zu haben? Wir sollten heiraten! :D

Nöööö ... Auf deine Lösung bin ich irgendwie nicht gekommen damals. Oder doch? Ich weiß noch, dass ich wie vernagelt war.
Ja, ich hatte da auch so meine Probleme, vorallem mit den Schachtelsätzen.

 

Die Stilregeln sind eigentlich auch nur Faustregeln für den Anfang, eine Orientierungshilfe
Dazu werden sie aber (auch hier) zu gebetsmühlenartig runtergeleiert, ohne sie im Einzelfall zu überprüfen.
Auch lässt sich das eben nicht, wie gerade im Nebenthread an aus dem Kontext gerissenen einzelnen Sätzen ausmachen.
Hier wäre ein homöopathisches Prinzip, also eine ganzheitliche Sicht auf die Geschichten schon hilfreich.
Vielleicht ärgert mich das einfach an Threads wie diesem.
Es wird der Eindruck erweckt, man könnte mit Stilmitteln alleine eine Geschichte schreiben, Sprachgefühl, Fantasie, Recherche oder Beobachtung spielten keine Rolle. Intention und Aussage, die über reinen Unterhaltungswert hinaus gehen sind eh eher störend.

 

Dion schrieb:
Um gut zu sein bedarf es mehr als nur gut zu sein, man muß auch den Zeitgeist treffen.
Genau, wer schreibt schon heute noch so wie Luther oder Goethe zum Beispiel. In deren Zeit, wurde ja beispielsweise nur so mit Patizipien um sich geworfen und keinen hat es gestört. Aber wenn du jetzt eine Geschichte hast wo du viele drin hast (wie ich in meiner Ersten hier), dann ist das oft das Erste was kritisiert wird, zumindest, wenn es nicht in Fantasy oder Science F. steht.

 

Dion schrieb:
Um gut zu sein bedarf es mehr als nur gut zu sein, man muß auch den Zeitgeist treffen. Die Bereitschaft des Publikums, einen Verstoß gegen die Regeln zu akzeptieren oder gar zu neuer Regel zu erheben, ist ganz entscheidend bei der Beurteilung eines Textes, der neue Wege beschreitet.
Und - wenn ich das ergänzen darf - um den Zeitgeist zu treffen und neue Regeln zu schaffen, ist es nützlich - wenn nicht unumgänglich - die "alten" Regeln zu kennen. Insofern ist ein Studium existierender Schreibkultur vorteilhaft.

@Phoenix: Ich habe auch verstanden, was Du mit diesem Thread willst (ich bin ja nicht ganz verblödet ;) ), ich finde es lediglich umständlich, mir 10 Regeln zu merken, wenn sie im Grundsatz alle dasselbe besagen: Fasse dich nicht unnötig kompliziert.

 

sim schrieb:
Vielleicht ärgert mich das einfach an Threads wie diesem.
Es wird der Eindruck erweckt, man könnte mit Stilmitteln alleine eine Geschichte schreiben, Sprachgefühl, Fantasie, Recherche oder Beobachtung spielten keine Rolle. Intention und Aussage, die über reinen Unterhaltungswert hinaus gehen sind eh eher störend.
Ach ja? Wer erweckt denn diesen Eindruck bei dir?

 

Aber wenn du jetzt eine Geschichte hast wo du viele drin hast (wie ich in meiner Ersten hier), dann ist das oft das Erste was kritisiert wird, zumindest, wenn es nicht in Fantasy oder Science F. steht.
Hehe, deshalb schreibe ich ja auch Fantasy. :D

 

Phoenix26 schrieb:
Aber wenn du jetzt eine Geschichte hast wo du viele [Partizipien] drin hast (wie ich in meiner Ersten hier), dann ist das oft das Erste was kritisiert wird, zumindest, wenn es nicht in Fantasy oder Science F. steht.
Klar, hack ruhig auf der SF-Rubrik rum! Wirst schon sehen, was Du davon hast ... :D

 

@sim: Klar muss man noch auf vieles anderes achten, wenn man eine gute Geschichte schreiben will, hier wird ja nur über Stilmittel diskutiert. Eine stilistisch noch so gute Story kann nicht über einen grottigen Inhalt hinwegtäuschen, denke ich.

 

Um gut zu sein, muss sich ein Text gut lesen lassen. Egal, ob er vor Partizipien strotz oder ob der Stil noch so seltsam ist - lukas und Aqualung lassen sich auch gut lesen, teilweise sogar auch Buji, obwohl seine Texte vor Worten strotzen, die in der deutschen Sprache gar nicht vorkommen.

Mein Tipp an Schreibanfänger ist also, Sätze nicht gekünstelt zu verlängern und sie immer nur so lang zu schreiben, wie er sie kann.

Gerade in Fantasy habe ich das Problem, dass da teilweise pseudo-antiquierte Schachtelsätze daherkommen, bei denen im fünften Nebensatz das Prädikat fehlt, weil der Autor sie nicht im Griff hat.

Die Regel würde also so ähnlich lauten wie
"schreibe erst einmal solide Geschichten und heb dir schriftstellerische Raffinessen auf, bis du weißt, dass du dir damit nicht den Text zerbröselst."

 

vita schrieb:
Um gut zu sein, muss sich ein Text gut lesen lassen. Egal, ob er vor Partizipien strotz oder ob der Stil noch so seltsam ist - lukas und Aqualung lassen sich auch gut lesen, teilweise sogar auch Buji, obwohl seine Texte vor Worten strotzen, die in der deutschen Sprache gar nicht vorkommen.
Ich bezweifle stark, ob das sich-gut-lesen-lassen ein Kriterium für gute Geschichten sein kann, wenn das wie bei dir dazu führt, Buji mit Lukas auf beinahe gleiche Stufe zu stellen.

Im Grunde ist diese Diskussion sinnlos, denn hier reden wir wieder über die alte Streifrage der Kunst, was wichtiger oder stärker ist: Die Form oder der Inhalt? Das kann niemand beantworten, weil auch niemand die Frage beantworten kann, was Kunst sei? – und konsequenterweise auch nicht die Frage, was gute Kunst sei?

Im Club der toten Dichter wurden 25 Seiten darüber für nichtig erklärt und aus einem Lehrbuch herausgerissen, ich glaube wir täten hier gut daran, diese Seiten gar nicht erst neu schreiben zu wollen.

Dion

 

Ich glaube, dass eine derartige Leitlinie grundsätzlich nicht schlecht ist - um sich selbst mal ins Gedächtnis zu rufen, was gut ankommt und was nicht. Insgesamt halte ich sie jedoch für wenig sinnvoll, da man eben nicht "nach Rezept" schreiben kann. Es gibt genügend Autoren, die sich gegen einige dieser Regeln bewusst hinwegsetzen, und sehr großen Erfolg zu verbuchen haben. Ich persönlich könnte auch nicht mit dieser Leitlinie arbeiten - ich wäre so davon bessessen ja keine der Regeln zu brechen, dass ich meinem Stil gar nicht mehr freien Lauf lassen könnte.

Letztendlich muss jeder seinen eigenen Stil finden und der hängt auch nicht zuletzt von der Geschichte ab. Manches passt bei bestimmten Geschichten echt gut, während es bei einer anderen total deplatziert wirken würde.

 

sirwen schrieb:
@sim: Klar muss man noch auf vieles anderes achten, wenn man eine gute Geschichte schreiben will, hier wird ja nur über Stilmittel diskutiert. Eine stilistisch noch so gute Story kann nicht über einen grottigen Inhalt hinwegtäuschen, denke ich.
vor allem aber, und darin sehe ich die Gefahr solcher Threads, wird nach solchen Stilkriterien eben abhakender Weise kritisiert. Wenn hier in der Rubrik "Autoren" überwiegend über Stilmittel diskutiert wird, setzt das mE ein falsches Signal.
Viel wichtiger als "Don´t Dos" sind doch Auseinandersetzungen darüber, mit welchem Stilmittel ich welchen Effekt zu erziehlen im Stande bin, also eher wirkungsorientierte Diskussionen zu Stilmitteln.

 

Es gibt genügend Autoren, die sich gegen einige dieser Regeln bewusst hinwegsetzen
Darum geht es doch gerade! (Verzeiht, wenn ich ungehalten wirke. :) ) Um mich über etwas bewusst hinwegzusetzen, muss es mir erstmal bewusst sein.

Umgekehrt gibt es kistenweise Jungautoren, die einen ach-so-eigenen-neuen Stil zu haben glauben, in Wahrheit aber nur dieselben alten Sachen schreiben. Sie wissen es nur nicht, weil sie außer Dan Brown noch nix gelesen haben.

 

@Naut

Sicher geht es darum - geht es dir um das Motto: "Man muss die Regeln kennen, um sie zu brechen." Das sehe ich eben beim Schreiben anders - es gibt kein Rezept, selbst wenn ich von Regel xy noch nie was gehört habe und sie dementsprechend nie anwende, muss ich doch deswegen nicht schlechter sein.

 

Dion, du polemisierst schon wieder. Es ist anstrengend, mit dir zu diskutieren, weil du einem ständig die Argumente im Mund rumdreht. Ich habe gesagt, dass Texte gut sind, wenn sie sich gut lesen lassen. Ich habe gesagt, dass lukas sich gut lesen lässt, und dass das teilweise sogar für Buji gilt. Ich habe niemanden auf eine beinahe gleiche Stufe gestellt, und es wäre schön, wenn du aufhören könntest, mir ständig Dinge zu unterstellen.

Wenn ich eine Geschichte nicht lesen kann, weil der Autor sich in irgendwelchem Satzgeschwurbel verliert, die Sätze holprig sind oder warum auch mmer, dann finde ich sie nicht gut. Und ich schätze mal, so wird es den meisten anderen auch gehen.

 

Bella schrieb:
Sicher geht es darum - geht es dir um das Motto: "Man muss die Regeln kennen, um sie zu brechen."
Ja, zumindest hilft es.
Das sehe ich eben beim Schreiben anders - es gibt kein Rezept, selbst wenn ich von Regel xy noch nie was gehört habe und sie dementsprechend nie anwende, muss ich doch deswegen nicht schlechter sein.
Ich rede nicht von Rezepten (das wäre absurd: wenn es Rezepte zum Schreiben gäbe, könnte ich meinen PC zum Bestsellerautor programmieren), außerdem drehst Du meine Implikation um: Ich behaupte, dass es leichter ist, etwas Neues zu schaffen, wenn man das Alte kennt. Natürlich geht das auch ohne Kenntnisse, aber es ist erstens schwieriger und zweitens wäre es ja mehr oder weniger Zufall.
Ihr argumentiert in diesem Thread oft wie Leute, die behaupten, es gehöre nicht viel dazu "moderne Kunst" zu schaffen. Aber auch um Action-Painting zu betreiben lohnt es sich, vorher einige Kenntnisse in "normaler" Malerei erworben zu haben.

 

Ich sehe das grundsätzlich völlig anders als so - ich meine, dass es nichts bringt sich künstlich irgendeinen Stil zu erschaffen. Anfangs beginnt man mit einem gewissen Grundstil - der verfeinert und verbessert sich später.

Zum Teil, weil man Regeln wahrnimmt, zum Teil, weil man einfach seine Kreativität hineinfliessen lässt.

Da stellt sich für mich die Frage, ob Autoren wie z. B. Mann bewusst einen neuen, anderen Stil erschaffen haben oder es sich einfach in diese Richtung entwickelt hat?

(Außerdem glaube ich, dass die vorne angeführten Regeln den meisten - wenn auch unbewusst - bekannt sein müssten).

 

Bella:
Ich verstehe den Thread hier so, dass man Schreib-Grundregeln sammelt, die eigentlich jedem von vorneherein klar sein sollten. Dinge wie "benutze keine Wörter, die du nicht kennst" oder "schreibe keine langen Bandwurmsätze, das will keiner lesen". Es geht ja nicht darum, irgendwelche künstlerischen Freiheiten einzuengen. Wenn ich ein Schreibanfänger bin, dann weiß ich nicht, wie das geht mit dem Schreiben. Also poste ich meine Erstgeschichte auf kg.de und wundere mich, dass sie sofort im Korrekturcenter landet mit einem Beitrag drunter, wo Schlaglichter wie "ortografisches Niemandsland" "Absätze" "Augen bluten" "Bandwurmsätze" und "grauenhafter Stil" drinstehen.

Man könnte den Thread vielleicht umbenennen in "Ratschläge für den angehenden Onlineveröffentlicher", eventuell ist er dann weniger missverständlich. Es geht doch nicht darum, hier irgendwem irgendwas vorzuschreiben!

 

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