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Diskussionsthread zu: Der erste Satz

Spannend finde ich auch, dass oft der erste Satz im zweiten Absatz viel besser ist als der am Anfang der Geschichte.

Ich habe es flüchtig gecheckt, mit eigenen und anderen Geschichten: es stimmt. Es wäre ein zu einfaches Rezept, die Sätze zu vertauschen, um zu einem guten Anfang zu gelangen, aber der Tip weist in die richtige Richtung. Der Neigung, eine Kurzgeschichte wie eine Erzählung zu beginnen, kann man damit wirksam begegnen. Aber:

Über Sachen wie Struktur, Konflikt, Spannungsbogen, Figuren wird hier so gut wie nie gesprochen,

Darüber ist auch sehr schwer verallgemeinernd zu diskutieren. Für die Diskussion über den Beginn finde ich besonders die Frage nach dem Spannungsbogen bedeutend: aus ihr ergibt sich die Art des Ein- und Ausstieges.

 

Setnemides, warum wohl haben wir den Diskussionsthread über die ersten Sätze von dem Beispielthread mit den ersten Sätzen getrennt? Damit die Beispiele dann hier gepostet und mit haltlosen Meinungen kommentiert werden?
Ob man Bölls Einstieg heute noch so schreiben kann oder nicht, nur weil man sich konformistisch bequemer gewordenen Lesegewohnheiten anpasst, ist doch völlig irrelevant.

Wenn wir über Struktur diskutieren, greift deine Überlegung erst spät, denn zunächst muss ich mich doch entscheiden, aus wessen Perspektive ich zum Beispiel den ersten Wimbledonsieg Beckers beschreibe. Da die Frage, ob er gewinnt, hinreichend beantwortet ist, muss ein anderer Spannungsbogen gefunden werde, geklärt sein, warum will ich überhaupt fast 25 Jahre danach davon erzählen?

Quinn, Struktur ist wichtig und das Augenmerk hier kann gern verstärkt darauf gerichtet werden, nur warum schließt das eine das andere aus?

 

Es gibt in der Autorenrubrik genügend Threads, in denen über Struktur, Stil und Spannungsbögen etc. diskutiert wurde und immer noch diskutieren werden kann, hier jedoch sollte ausschließlich um die ersten Sätze gehen – und nicht um die letzten oder die ersten des zweiten oder des x-ten Absatzes.

Man kann, wie Quinn schon sagte, den ersten Satz als ein Sahnehäubchen auf der fertigen Geschichte sehen - oder auch als Appetizer zur Geschichte oder als deren essentiellen Bestandteil, ohne den sie nicht funktionieren kann. Desweiteren kann man den ersten Satz auch als einen Kontrapunkt zum Titel sehen. Oder als dessen Verstärkung.

Es gibt sicher noch andere Sichtweisen, doch schon die bisher angesprochenen zeigen uns, wie fundamental unterschiedlich die Funktion des ersten Satzes sein kann. Aus diesem Grund glaube ich nicht, dass wir hier zu einem Konsens oder so etwas kommen werden – falls das überhaupt wünschenswert wäre. Das höchste der Gefühle wird wahrscheinlich sein, dass jeder nur seine Sicht der Dinge darlegt, die dann in Summe und im Idealfall so etwas wie Lexikon der ersten Sätze ergeben könnten.

 

Das höchste der Gefühle wird wahrscheinlich sein, dass jeder nur seine Sicht der Dinge darlegt, die dann in Summe und im Idealfall so etwas wie Lexikon der ersten Sätze ergeben könnten.

Ist das schlimm? Schon die ersten Sätze der Geschichten eines einzigen Autors deuten oft auf das große Spektrum der Möglichkeiten, das sich hier auftut - das bewußt zu machen, ist doch schon ein Schritt.

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich habe eine Weile diesen Thread nicht beobachtet.
Jetzt bin wieder a jour und kann nichts finden, was gegen diesen Wettbewerb spricht. Daher kurz vor Jahresschluss folgende Ankündigung, die NICHT weiter zur Diskussion steht, sondern beeinflusst werden kann, indem man teilnimmt oder es eben nicht tut:

1.) Der ursprüngliche Thread mit dem "1. Satz" aus Romanen und Kurzgeschichten, inklusive derjenigen, die auf kg stehen, bleibt bestehen.

In diesen Thread werden bitte nur und ausschließlich die Zitate gesetzt, damit er bequemer zu lesen ist.

2.) Es gibt darüber hinaus, den Diskussionsthread zum Thread, nämlich dieses Teil hier in dem ich grad schreibe. Da kann alles rein, was mit dem Thema "1.Satz" zusammen hängt, aber kein Zitat ist.

Bittschön haltet euch dran, damit nicht so viel aufgeräumt und Löschfrust verbreitet werden muss.


3.) Sodann eröffne ich in den nächsten Tagen den "der beste Kg-Anfangssatz"-Empfehlungsthread und danach dann den Abstimmungsthread zum "besten Anfangssatz des Monats".

Regeln:

Beginn Januar 2010.
Es können alle 1. Sätze der neuen Geschichten des Jahres 2010 empfohlen werden.
Alle andren gehören in den ursprünglichen Thread.
Ab Februar werde ich jeweils aus den Vormonatsempfehlungen, also erstmalig aus Januar 2010, die Wahl des besten 1. Satzes, veranstalten.

Mir schwebt vor, dass möglichst zeitnah zu machen, also möglichst am Anfang des Monats die Zusammenstellung zu machen und bis zum 15. des Monats die Wahl durchzuführen.

Alles weitere ergibt sich und, da sich alles im Fluß befindet, werden Anpassungen, Verbesserungen, Veränderungen gewiss beizeiten erfolgen.

Dazu gehört auch, dass der Thread dann eingestellt wird, wenn die Beteiligung zu kläglich wird. Aber erst dann.

Ich wünsche uns allen nicht nur ein schriftstellerisch erfolgreiches Jahr 2010, sondern vor allen Dingen bei allen kg-Aktivitäten VIEL SPASS !!!

 

Moin,
ich denke, dass erste Sätze mit Charaktären generell eine gute Anfangsmöglichkeit sind - zu mal ja auch die meisten Geschichten an den Charakteren aufgehängt sein sollten. Mit ihnen wird also der Leser gleich auf eine Person hingeführt und hängt somit weniger in der Luft, als bei einer allgemeinen Aussage. Für besonders geeignet halte ich, bei solchen Sätzen, diejenigen, welche entweder eine charakterliche Besonderheit aufdecken, also gleich mit der Charakterisierung beginnen; die Handlung beginnen (als Beispiel können hier einige Anfängssätze von Kafka gelten); oder eben Skuriles oder Seltsames aufdecken, wie im Gewinnersatz geschehen.

Ist kürzer besser als verschachtelt?
Da bleibt mir nur ein "Kommt darauf an" - auf die Fähigkeiten des Schriftstellers (lange Sätze verhaut man meiner Erfahrung nach leichter als kurze) und auf den Geschmack des Lesers und das beabsichtige Lesepublikum (in den meisten Fällen von Unterhaltungsliteratur würde ich zu weniger komplizierten Anfängen raten, wobei es auch dort sicher funktionierende lange Einstiegssätze gibt).

Muss der erste Satz skurril sein, um neugierig zu machen?
Ich denke nicht, aber er sollte, glaube ich, entweder eine Frage aufwerfen, oder einen interessanten Blickwinkel auf einen Gegenstand oder eine Person werfen oder ein interessantes Thema einleiten/behandeln.

Kann man einen guten ersten Satz schreiben, der ohne Figuren auskommt?

Ich zitiere ein paar Sätze, die meiner Meinung nach, gelungen sind:

Tief ist der Brunnen der Vergangenheit
Thomas Mann zu Beginn seiner Josephs Tetralogie.
Und vom selben Autor, als Beginn seiner Erzählung Mario und der Zauberer
Die Erinnerung an Torre di Venere ist atmosphärisch unangenehm.

Unsere Stadt fiel damals immer meh dem chronischen Grau der Dämmerung anheim, an ihren Rändern wuchsen Schattenflechten, flaumiger Schimmel und eisenfarbenes Moos.
Von Bruno Schulz, in die Heimsuchung.

Eine Frage hätte ich dann selber noch:
Wie steht ihr zu Dialoganfängen? Also ein mehr oder weniger langes Gespräch zu Beginn, ohne die beteiligten Personen zu nennen - quasi wie Stimmen aus dem Off bei einem Film.

Gruß,
Kew

 

"Äh, wie bitte?"
Genau darauf kommt es mir an. Der erste Satz muss mich neugierig machen, ein fettes, fast quälendes Fragezeichen im Kopf erzeugen, mich zum Lesen des nächsten Satzes zwingen.
Dann ist es für mich ein gelungener erster Satz.

Dem Ergebnis nach scheint ein erzeugtes "Äh, wie bitte?" kombiniert mit einer Figur die optimale Formel zu sein.
Ob diese Formel Bestand hat, werden wohl erst weitere Abstimmungen zeigen.
Für mich muss nicht unbedingt eine Figur eingebaut sein. Es kann einfach ein interessanter Gedanke, eine vertrackte Frage oder außergewöhnliche Situation sein, die der Satz andeutet.

 
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@Kew: sehr interessante Frage - mir ist schon lange aufgefallen, daß mich stories, die mit Dialogen anfangen, überhaupt nicht reizen. Viele clicke ich gar nicht erst an, wenn in der Kurzvorschau wörtliche Rede gezeigt ist.

Ich höre einfach nicht gerne Leute reden, bevor ich weiß, ob mich die Charaktere genug interessieren, um ihnen zuzuhören. Ich bekomme auch nicht gern Beschreibungen von Figuren, bevor sie etwas tun, was sie für mich interessant machen könnte.

Stimme Asterix zu: der Satz muß erstmal interessant sein & neugierig machen. Skurril wäre bei mir ein Plus, aber Absurdität sollte dabei sinnvoll sein, nicht um ihrer selbst Willen verwendet.
Lange Sätze haben den Vorteil, daß sie ein eigenes Intro zur Geschichte darstellen - aber auch ein kurzer, knackiger, hat seinen Reiz. Je nachdem, wie es zum gewählten Sprachstil/Inhalt paßt: sehr schön, wenn mir damit gleich der Tonfall der story vermittelt wird (wie beim Marmeladenglas gut gelungen) - ich sofort entschieden kann, ob ich davon mehr lesen will.

 
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Das erste Ergebnis steht nun ja fest und ich frage mich, was es mir, uns und der Welt als Erkenntnis bringen kann. :)
Für mich das Spannendste an der Abstimmung: Der Siegertext hat einen einzigen Kommentar bekommen und ist völlig spurlos am Forum vorbeigegangen (mit 100 Hits, und das ist wirklich verdammt wenig).
Es wär also ein Rückschluss: Der beste erste Satz des Monats war nicht nur der Beste, er hat auch die meisten Leser abgeschreckt.
Die Idee aus dieser Abstimmung jetzt Richtlinien für gelungene erste Sätze zu folgern ist - mit Verlaub - so, als würde ich aus der Betrachtung meiner Toilettenspülung heraus Rückschlüsse auf die Bewegung des Golfstroms ziehen.

 

Das klingt manchmal so, als hätte der Leser nur so-und-soviel Lesekapazität, die er sorgsam und bedächtig einsetzen müsse. Als müsse er zur Geschichte geschmeichelt, gezerrt, überzeugt oder überredet werden; am besten schonmal vorher, bitteschön, ein Belohnungsbonbon. Als sei Lesen bitterliche Arbeit, die sich lohnen müsse! In so einer ungnädigen Stimmung brauche ich doch überhaupt nicht damit anzufangen.

Es ist doch keine Anstrengung, mal schnell zwanzig, dreißig, fünfzig Sätze zu lesen. Wenn man nach dem ersten Satz aufhört, verpaßt man, selbst bei einer ganz kurzen Geschichte, mindestens 80% (Kopfrechnung ohne Gewähr).
Viel wichtiger ist doch, ob dieser Satz zu einer Geschichte passt und gehört, die einem dann als Ganzes aus diesen oder jenen mannigfachen, tagesformabhängigen, nur teilweise logischen, erklärbaren oder bewußten, hochkomplizierten oder platten Gründen gefällt oder nicht. (Aus Gründen kann auch ersetzt werden durch auf Arten.)

Eine Geschichte, deren erster Satz mir erstmal nicht gefiel (oder der mir bis zuletzt nicht gefällt), kann mich trotzdem begeistern. Es kann sogar ein besonderer Kick (im Nachhinein) sein, nach dem Lesen, völlig fertig, zu sagen: Boah, beim ersten Satz hatte ich noch gedacht ...
Viele tolle Geschichten fangen mit völlig unspektakulären Sätzen an, und ich hab auch schon tolle Anfänge gelesen, mit denen der Autor dann offenbar sein Pulver verschossen hatte, sodaß ich beim Weiterlesen das Gefühl hatte, auf eine Mogelpackung hereingefallen zu sein.

Musikstücke fangen nicht immer gleich mit allem an, was sie haben, sexy Zeitgenossen lernt man in ihren Klamotten kennen, ein guter DJ spielt nicht abends um neun für die ersten Bardümpler die fettesten Hits, ein Auto kennt man nicht, bevor man damit gefahren ist, und was man bei manchen Speisen alles anstellen muß, bevor man an das Leckere kommt, will ich gar nicht erörtern.

Klar gibt es haufenweise Geschichten, die schwach anfangen, stark nachlassen und versanden. Dann hat man halt eine schlechte Gschcihte gelesen. Kann man ja wieder vergessen.
Mir kommt es geizig und verschroben vor, das Weiterlesen vom ersten Satz abhängig zu machen und dann noch zu erörtern, wie ein solcher Satz zu sein habe. Das ist ein bißchen so, wie wenn Menschen, die lange Single sind, genau wissen, warum sie niemanden finden, weil sie ja solche Ansprüche haben, weil sie dies und jenes jetzt eben wissen und kennen und nie mehr machen werden, und wenn er nicht dies und das und auch noch gut gebaut ist, dann hat er sowieso keine Chance - und nachher verlieben sie sich plötzlich in irgendwen und sind gottfroh, daß sie den trotz aller Statistik noch erkannt haben.

Wie man nach einem Satz wieder mit Lesen aufhören kann, wenn mehr als einer dasteht und nicht gerade die Polizei die Tür aufbricht, die Milch anbrennt oder ein Kind aus dem Fenster fällt, ist mir übrigens auch technisch ein Rätsel. Ich müßte vor dem Hinsehen die nächsten zehn Sätze mit Klebeband abdecken oder so.

 
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als würde ich aus der Betrachtung meiner Toilettenspülung heraus Rückschlüsse auf die Bewegung des Golfstroms ziehen.
......oder auch nur darauf, wie Dir das letzte Abendessen bekommen ist. Mit der Parallele bist Du nah dran am Thema.
Mir kommt der Thread langsam so vor, als ginge es darum, die ohnehin schon weit gediehene Homogenisierung des Stils auf Kg.de nun zu verschärfen, indem KG.de-Normen für einzelne Elemente der idealen Kg herausgearbeitet werden. Anstelle des Wettbewerbs dann doch lieber einen Normenkontrollausschuß; das ist ehrlicher! Fortsetzung ist vorprogrammiert: der ideale Schlußsatz, der ideale Übergang zur Handlung, der ideale Spannungsbogen. Auch die Lesegewohnheiten nicht zu vergessen; das läßt sich genauso zerlegen.
Zum Glück gibt es hier trotzdem so große Vielfalt, so viele gute Geschichten, die sich nicht an Regeln halten und auch nicht mit Regeln erfassen lassen!

Sorry Makita, daß ich erstmal nur auf Quinn geantwortet habe; wir haben gleichzeitig geschrieben.

Wie man nach einem Satz wieder mit Lesen aufhören kann, wenn mehr als einer dasteht und nicht gerade die Polizei die Tür aufbricht, die Milch anbrennt oder ein Kind aus dem Fenster fällt, ist mir übrigens auch technisch ein Rätsel. Ich müßte vor dem Hinsehen die nächsten zehn Sätze mit Klebeband abdecken oder so.

Na ja, erübrigt sich: ich stimme Dir 100-prozentig zu.

 

Hier im Forum gabs mal eine, die hat (meinem Eindruck nach) den Titel einer Geschichte gelesen, sich davon ein Wort geschnappt, und darauf hundert Sätze Kritik aufgebaut.

Das kann man schon so machen, klar. Aber wozu? Ich finde die Abstimmung hier nicht zielführend, also wenn das Ziel sein soll, gute Sätze für eine gute Geschichte zu finden. Denn die Sätze stehen hier alleine für sich. Das ist, als würde man die Brüste von zehn Frauen abschneiden und sie auf den Boden legen und dann müsste man eben halt man abstimmen, welche man am geilsten findet. Weil ja so quasi die Brüste das Erste sind, was Männer an Frauen anziehend finden. Oder so.

Sätze wirken aber immer nur im Zusammenhang - wie Makita das erwähnt hat.

Ich fand den Satz mit dem Marmeladenglas witzig. Aber er präsentiert eine Wucht, die dann in den nächsten Sätzen gleich wieder verpufft - also finde ichs fad. Das ist ein schlechter Start für eine Geschichte. Wer gleich am Anfang mit dem Soache rauskommt, kann später nur mit dem Maxl übertrumpfen. Ähm. Also ... wer am Anfang einer Rede das Hammerargument bringt, verliert seine Zuhörer, wenn er danach fünf Minuten nur schwafelt.

Naja. Aber macht nur weiter. :)

 
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Hm, ich würde das mit den Abstimmungen, Diskussionen und Herangehensweisen gar nicht so verbissen sehen.

Das alles hier stellt doch weder Regel noch Norm auf, sondern ist einfach eine Diskussion über einen kleinen Aspekt von Literatur. Man kann durch die ganz verschiedenen Ansichten hier drüber nachdenken, was bei einem wirkt und was nicht, und das vllt noch selbst verwerten. Daran kann ich erstmal nix Verwerfliches finden.

Votings finde ich einfach unterhaltsam, ist doch klar, daß das Ergebnis nur die subjektiven Meinungen der paar Wähler zeigt, gerade bei so geringer Teilnahme. Hatte auf dieser site aber bisher nicht den Eindruck, daß so ein Ergebnis als die objektive Wahrheit schlechthin verkauft würde.

Wer hört denn nach genau einem Satz auf?
Die Vorschau zeigt mehr. Mein Eindruck der Texte daraus ist meist nicht radikal anders, als dann der Rest bietet. Das mag anderen ja anders gehen, wo ist das Problem?

 

Manchen wenigen ist es in die Wiege gelegt worden, gut zu schreiben. Für andere ist es stetige Arbeit, wenn man sich verbessern will. Dazu gehört für mich auch manchmal tröge Theorie.

Manches davon sieht man sich an, denkt drüber nach, diskutiert es und kann es künftig verwerten. Aus dieser Warte heraus gesehen hat der Thread seine volle Berechtigung.

Auch schon manche Statements wie von Katla:

Ich höre einfach nicht gerne Leute reden, bevor ich weiß, ob mich die Charaktere genug interessieren, um ihnen zuzuhören. Ich bekomme auch nicht gern Beschreibungen von Figuren, bevor sie etwas tun, was sie für mich interessant machen könnte.
finde ich sehr interessant und hätte ich sonst nicht erfahren.

Mir geht es gerade anders herum, weil ich gerne durch Dialoge, wenn sie nicht substanzlos sind, an Personen herangeführt werden.

 

Mir kommt der Thread langsam so vor, als ginge es darum, die ohnehin schon weit gediehene Homogenisierung des Stils auf Kg.de nun zu verschärfen, indem KG.de-Normen für einzelne Elemente der idealen Kg herausgearbeitet werden.
Ich weiß ja nicht, was für eine Version von kg.de du hast, aber das ist aus meiner Sicht absolut nicht der Fall.

Und zu der Diskussion: Nuja, bernadette hat da das Wesentliche schon zusammengefasst: "Manchen wenigen ist es in die Wiege gelegt worden, gut zu schreiben. Für andere ist es stetige Arbeit, wenn man sich verbessern will. Dazu gehört für mich auch manchmal tröge Theorie."

Gute Nacht.

 

Wer meint, seinen literarischen Horizont nicht mehr erweitern zu müssen, wird doch weder zum Abstimmen noch zum Beitragen gezwungen.

Äh ... heißt das jetzt, dass ich dumm bleibe, wenn ich nicht mitmache?

Und seit wann ist es überflüssig, über einzelne Mechanismen literarischen Wirkens (doppeldeutig zu verstehen) zu diskutieren?

Natürlich kann man über solche Sachen reden. Nur ... was bringts, wenn man wahnsinnig tolle erste (Baukasten-)Sätze schreiben kann, die aber innerhalb der Geschichte so exponiert wirken wie Essig im Käsekuchen? Da spielt doch alles rein. Man kann halt mit: "Der letzte Schuss aus seiner 45er hallte nach" keinen Porno einleiten und mit: "Manche Frauen sind, wenn sie sich ausziehen, einfach nur nackt" kein Kinderbuch.

Es reicht halt schlicht nicht aus, nur den ersten Satz zu betrachten. Das ist hüpfende Punkt.

Ich finde auch nicht, dass durch solche Beiträge das Thema in Grund und Boden geredet wird. Das ist eine produktive Auseinandersetzung, und auch Meinungen, die mal nicht Blümchen streuen, müssen doch erlaubt sein. Es ist halt nicht alles Kaffeekränzchen mit Gesprächen über Doku Soaps.

Oder so.

Wie auch immer - es gab doch in der Kreativwerkstatt mal nen Thread über Geschichtenanfänge und wie man loslegen kann. Da steht viel Interessantes drin, ich glaub, der war von Felsenkatze. Das finde ich viel spannender, weil es den "Anfang" als Ganzes betrachtet, eben als Einleitung in die Geschichte, und nicht nur den ersten Satz.

 

Erste Sätze zu vergleichen kommt mir so vor, als würde man einen Teil eines Autos (vielleicht das Armaturenbrett) nehmen und mit demselben Teil bei anderen Modellen vergleichen. Mir gibt das nicht viel, weil meiner Meinung nach eine Geschichte im wesentlichen eine Folge von zusammenhängenden Ereignissen ist. Aber offensichtlich gibt es hier viele, die es weiterbringt und das respektiere ich.

 

Ich frage einmal andersherum? Schadet es, den ersten Satz einmal genauer unter die Lupe zu nehmen, ein paar zu vergleichen und sich damit auseinanderzusetzen, wodurch sie uns auffallen? Schließt diese Beschäftigung mit dem ersten Satz aus, sich auch mit den weiteren ja durchaus zu Recht aufgeführten Punkten auseinanderzusetzen?
Und bedeutet die Aussage, ein erster Satz solle neugierig machen automatisch im Gegenschluss, dass wir hier gleich aufhören, eine Geschichte zu lesen, wenn uns der erste Satz nicht gefällt?
Es stimmt ja alles. Eine gute Geschichte kann einen schlechten ersten Satz haben, ein toller erster Satz ist kein Indiz für eine tolle Geschichte. Aber sind das wirklich Gründe, sich trotzdem auch dem ersten Satz zu widmen?
Die Vorschläge sind ja recht unterschiedlich und in ein paar Monaten werden wir sicherlich sehen, dass selbst die "Siegersätze" sehr unterschiedlich sind, nicht KG.de-uniformisiert, wie Setnemides befürchtet.
Homogenisierung des Stils kann nur stattfinden, wo sich schon viele über eine Normierung der perfekten Geschichte einig sind. Sollte sich eine solche Normierung durchsetzen, sähen wir schnell, wie langweilig die Ergebnisse auf Dauer zu lesen würden. Aber dazu unterscheiden sich doch schon die Kritiken hier viel zu fundamental. Ich habe auch manchmal den Eindruck, anhand der Geschichten die Autoren nicht mehr zu erkennen. Das erforderte ja auch für jeden, er hätte seinen persönlichen Stil schon gefunden. Der kann sich dann über Normen natürlich hinwegsetzen. Aber auf dem Weg dorthin können Normierungen erstmal hilfreich sein, solange man darin nicht stecken bleibt.
Und eine genauere oder auch vergleichende Untersuchung erster Sätze kann dazu genau so gehören wie es vergleichende Untersuchungen von Erzählstruktur, Erzählstimme oder Sprachmelodie sein können. Über letzteres lassen sich nur schwer Abstimmungen durchführen.
Es ist also eine Metadiskussion, so zu tun, als blickten all jene, die sich an diesem Polling durch Empfehlungen oder Abstimmungen beteiligen, nicht über die ersten Sätze hinaus. Genauso ist es natürlich eine Metadiskussion, jenen, die sich nicht daran beteiligen, zu unterstellen, sie wollten ihren literarischen Horizont nicht mehr erweitern.
Die Erkenntnisse zum Ersten Satz des Monats und dessen Bestandteilen fand ich jedenfalls spannend. Und bei manchen Geschichten hier ist es tatsächlich Arbeit, sie zu lesen, aber darüber entscheidet weniger der erste Satz, sondern die Dichte an Formulierungs-, Bezugs-, Grammatik- und Rechtschreibfehlern.

Liebe Grüße
sim

 

Seit wann bemisst sich denn die Qualität einer Geschichte an der Anzahl ihrer Hits? :susp:
Wer tut das denn? Die Aufmerksamkeit kann man daran messen. Nichts anderes hab ich getan. Ich hab aus der Umfrage genau wie du einen Schluß gezogen: Die Qualität des ersten Satzes entscheidet auf www.kurzgeschichten.de nicht darüber, wie häufig eine Geschichte angeklickt wird.
Wer will da widersprechen?

Was ich gegen das Herausstellen des ersten Satzes habe steht, weiter vorne im Thread. Für mich ist das die oberflächlichste Art, sich mit einem Text auseinanderzusetzen (Man muss dazu ja nichtmal den Text lesen, es macht keine Mühe, man macht sich nicht die Hände schmutzig).
Bei jeder anderen möglichen Konstruktion einer solchen Umfrage "Beste Figur, beste Pointe, bester Spannungsaufbau" müssten die Abstimmer den Text lesen und sich geistig damit auseinandersetzen. Und was müssen sie hier? Das ist Internet-Textarbeit to go.

Ich will auch gar nicht dich oder jemanden anderen persönlich angreifen und ich verstehe auch, dass es nervig ist, wenn man was macht und dann kriegt man so einen Gegenwind, mich würde das auch nerven, aber ein bisschen Konflikt muss man schon mal aushalten.

 

Bei jeder anderen möglichen Konstruktion einer solchen Umfrage "Beste Figur, beste Pointe, bester Spannungsaufbau"
Machen wir doch eine Serie daraus! (das meine ich nicht ironisch)

 

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