Was ist neu

Präsens oder Präteritum?

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Das mit dem Konjunktiv an den Stellen kann nur ein Mißverständnis sein.
Das mit den zwei Sorten Männern muß, wenn nicht inzwischen mindestens eine dieser Männersorten ausgestorben ist, auf jeden Fall ins Präsens, egal, wie Präteritum der Rest ist, und das hier

Ich gehörte zur zweiten Gruppe
natürlich auch, es sei denn, für die Erzählung wäre es wichtig oder würde wenigstens erwähnt, daß der Mann inzwischen zur ersten Gruppe gehört (was schon Unfug genug wäre) oder zu Jesus gefunden hat, weshalb er zu keiner dieser Gruppen mehr gehört.

 
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Eben. Und mit Konjunktiv I ist das Kochbuchstyle.

Es gebe Männer auf der Welt. Man füge eine Frau hinzu und stecke alle unter eine Decke. Dann gebe es eine warme, kuschlige Nacht.
Im Erfolgsgsfall gäbe es Kinder.

Es sei mein Hunger groß. Dann würde er kleiner, wenn ich äße. Es sei denn, ich spuckte es wieder aus.

/Edit: Konjunktive sind schwer - ich hoffe, meine Beispiele stimmen so. :)

 

Stümmen sie nicht, köme Friedrichard über Dich und verbässere sie umgehend.

 

Tsehehehe. Okay. Na dann schauen wir mal, dann sehen wirs schon. :)

Verbässern erinnert mich daran, dass ich Musik hören wollte.

 

"Es gebe Männer auf der Welt. Man füge eine Frau hinzu und stecke alle unter eine Decke. Dann gebe es eine warme, kuschlige Nacht".

Kochbuchstil - das ist doch quatsch! Weil das Beispiel so natürlich Unsinn ist.

 
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Eben. Und mit Konjunktiv I ist das Kochbuchstyle.
Das nennt man nicht "Kochbuchstyle", das ist der conjunctivus lichteretlafericus.
Bitte Fakten recherchieren, bevor man hier einfach was in die Luft haut.

 
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Hallo Quinn,

Ich glaube, deine Erläuterung zu auktorial/personal ist wahrscheinlich die Beste im Netz.

und teilt dem Leser mit, wie er an die Informationen gelangt ist, die er im Moment der Handlung gar nicht haben konnte.

Das ist wohl der springende Punkt, der die ganze Sache cool und interessant, aber auch kompliziert macht. Denn dann kann man nicht einfach nur erzählen, man muss sich fragen: was weiß mein Erzähler?, und: woher weiß er es? und dann muss man es wohl auch so verpacken, dass die Leser es verstehen, bzw. es cool finden, bzw. es verstehen könnten, wenn sie sich damit beschäftigten.
Ich sehe schon, in nächster Zeit werde ich wohl alles, was ich lese, unter diesem Blickwinkel betrachten.


Ich hab bestimmt ein paar Geschichten so geschrieben, aber will keine Eigenwerbung machen.

dann muss ich halt auf die Suche gehen… :)


Tut mir leid, ich habe Titanic nie gesehen und bin sehr stolz darauf.

Aber Knocking on Heaven's Door hast du gesehen, oder?
Rate mal über welchen Film alle im Himmel reden?
Und du ... (Ein Til Schweiger Kopfschütteln) ... kannst nicht mitreden.
Gib dir einen Ruck! Der Film macht auch vieles richtig.

Das nennt man nicht "Kochbuchstyle", das ist der conjunctivus lichteretlafericus.
Bitte Fakten recherchieren, bevor man hier einfach was in die Luft haut.

da stand doch ursprünglich was anderes … ;)


Es [gebe / gäbe] zwei Arten von Männern auf dieser Welt.

Dieses Konjunktivgerede bringt mich völlig durcheinander…


Hallo Makita,

und das hier

Ich gehörte zur zweiten Gruppe

natürlich auch, es sei denn, für die Erzählung wäre es wichtig oder würde wenigstens erwähnt, daß der Mann inzwischen zur ersten Gruppe gehört (was schon Unfug genug wäre) oder zu Jesus gefunden hat, weshalb er zu keiner dieser Gruppen mehr gehört.


Ich glaube, das kann man auch ohne große Erklärung im Präteritum lassen, ansonsten würde alles, was jemand in der 1. Person Präteritum sagt, und theoretisch noch andauern könnte, einer Erklärung bedürfen. Er will nur ausdrücken, dass er damals, als die Geschichte statt fand, zu dieser Gruppe gehörte. Was "jetzt" ist, ist erstens relativ, wie Friedel uns erklärt hat, und zweitens glaub egal.

Hier ein paar Beispiele:

Ich konnte nichts dafür, dass ich so gut in der Schule war, ich war halt schlau...

Er wollte, dass ich basketball spiele, weil ich groß war... (der Erzähler ist bestimmt nicht geschrumpft)

Ich war schön, ich hatte Klasse, die Menge liebte mich. War doch klar, dass sie mich nehmen!

Wir kannten uns seit nur zwei Tagen, aber ich liebte sie.

 

Hallo JuJu

Du hast ja nach Meinungen gefragt, deshalb werfe ich meine dazu.
Ich (emp)finde den Männerabschnitt so richtig:

Es gibt zwei Arten von Männern auf dieser Welt. Es gibt solche, die alles für eine hübsche Blondine machen, und dann gibt es solche, die wirklich alles für eine hübsche Blondine machen.
Ich gehörte zur zweiten Gruppe.
Man kann aber auch 'gab' oder 'gehöre' schreiben, damit werden die Aussage des Erzählers anders gewichtet.
Ist es für ihn wichtig, dass es heute immer noch die beiden Arten Männer gibt, und ist es wichtig, dass er heute immer noch der zweiten Gruppe angehört. Das bestimmt mMn den Einsatz von Präsens oder Präteritum.

Ich war schön, ich hatte Klasse, die Menge liebte mich. War doch klar, dass sie mich nehmen!
Da würde ich spontan ', dass sie mich nehmen würden!' dranhängen.
Mein Gefühl sagt mir, dass 'nehmen' eine punktuelle Sache ist. Oder liegt es am präzisen Einleiten des Präteritum - "War doch klar" -, das war ja noch vor der Entscheidung, ob sie sie nehmen würden oder nicht.
Stimmts?

 

Hallo Dotslash,

Ich denke eigentlich auch, das muss "nehmen würden" heißen... das Präsens ist mir iwie reingerutscht,

Ich glaube "gehöre"geht auch, wenn man danach im Präteritum weitererzählt… aber gab ist komisch, das klingt wie Geschichtsbuch. Natürlich gibt es diese beiden Gruppen immer noch...

Es gab zwei Arten von Männern im alten Rom…

Dann muss es "gab" heißen.

 

da stand doch ursprünglich was anderes … ;)
Jo, nachdem der Thread halt zum Blödeln gehijackt wurde (weil wir im Forum noch nicht genug Blödel-Threads haben), dachte ich, ich versuch auch mal witzig zu sein, aber ... ich durfte nicht.

 
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Ich glaube, das kann man auch ohne große Erklärung im Präteritum lassen
Klar, falsch ist das nicht. Es kommt bei sowas stark auf den Zusammenhang an, auf den Grundton des Erzählers und darauf, welche der Informationen welchen Einfluß auf den Kernfaden der Geschichte haben sollen.

Bei dem Beispiel mit der Hippiefrau und dem Plättchen ist Klamauk angesagt, und der Faden steht im Präteritum.

Die Hippiefrau den mit langen blonden Haaren reichte mir das LSD Plättchen und lächelte.
Ich zögerte.

Es gibt zwei Arten von Männern auf dieser Welt. Es gibt solche, die alles für eine hübsche Blondine machen, und dann gibt es solche, die wirklich alles für eine hübsche Blondine machen.
Ich gehörte zur zweiten Gruppe.
Hier ist der letzte Satz durch das Präteritum an den Faden angebunden, obwohl da nichts passiert. Es signalisiert aber: Aha, die Geschichte geht weiter.
Wenn man den als ersten Satz einer Passage sieht, ergeben sich weitere Möglichkeiten der Wertung und Anbindung:

Ich gehörte zur zweiten Gruppe, also nahm ich das LSD, obwohl ich wußte, daß ich davon immer Blähungen bekam.

Ins Präteritum muss: Ich nahm das LSD, weil das passiert und Präteritum als Grunderzählzeit anliegt. Der Rest könnte auch ins Präsens und würde dadurch geringfügig den Klang, den Beigeschmack, verändern, andere Assoziationen oder Schlüsse auf den Erzähler eher ermöglichen, sich von etwas distanzieren, etwas anderem näherrücken, lauter so Subsubtilzeug.

Ich gehöre zur zweiten Gruppe, also nahm ich das LSD, obwohl ich wußte, daß ich davon immer Blähungen bekomme.

oder

Ich gehöre zur zweiten Gruppe, also nahm ich das LSD, obwohl ich weiß, daß ich davon immer Blähungen bekomme.

Nichts davon ist falsch im Sinne irgendwelcher Grammatikregeln. Nur der Geschmack ändert sich.

Ein ähnliches Ding ist das Plusquamperfekt. Manchmal ist es nötig und wäre viele Sätze lang nötig. Das wird dann aber nicht gemacht, sondern nach ein-zwei Sätzen Plusquamperfekt, die man schreiben muß, damit der Leser weiß, was Sache ist, wird im Präteritum weitererzählt, weil das sonst scheiße klänge.

Früher war er einer der Besten gewesen. Wenn er mit seiner Lederjacke auf die Bühne gekommen war und seine Gitarre eingestöpselt hatte, hatten sich die Mädchen ... klingt doch scheiße. Da wird dann geschrieben: Wenn er auf die Bühne kam und seine Gitarre einstöpselte, weil man nicht drölf Hilfsverben angestrengt hinbiegen und den Leser mit hatte, hatten, hat geworden gewesen quälen will, und das ist ja auch korrekt.

Zeiten sind flexibler als Kommasetzung. Wären sie Sache der Polizei, spräche man hier oft vom Ermessensspielraum des Beamten. So wie hier dotslash schreibt

dotslash schrieb:
Ist es für ihn wichtig, dass es heute immer noch die beiden Arten Männer gibt, und ist es wichtig, dass er heute immer noch der zweiten Gruppe angehört. Das bestimmt mMn den Einsatz von Präsens oder Präteritum.
seh ich das auch. Und so kann man auch diese Beispiele sehen:
JuJu schrieb:
Ich konnte nichts dafür, dass ich so gut in der Schule war, ich war halt schlau...

Er wollte, dass ich Basketball spiele, weil ich groß war... (der Erzähler ist bestimmt nicht geschrumpft)

Genauso korrekt wäre:
Ich kann nichts dafür, dass ich so gut in der Schule war, ich bin halt schlau ...
Faden: Ich war gut in der Schule.
Ich konnte nichts dafür, dass ich so gut in der Schule war, ich bin halt schlau ...
Faden: Ich konnte nichts dafür, daß ich gut in der Schule war.
Er wollte, dass ich Basketball spiele, weil ich groß bin ...
Faden: Er wollte, daß ich Basketball spiele.
Hieße es aber: Ich sollte in der Schule schon Basketball spielen, weil ich größer war als alle anderen in meiner Klasse, dann müßte das ins Präteritum, weil die anderen die anderen der Vergangenheit sind und es heute andere Andere gibt ... äh ... ach, ich geh jetzt kochen. :D

 
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Es ist schon viel gesagt worden, mein Senf jetzt:

Korrekt ist:

Die Hippiefrau den mit langen blonden Haaren reichte mir das LSD Plättchen und lächelte.
Es gibt zwei Arten von Männern auf dieser Welt. Es gibt solche, die alles für eine hübsche Blondine machen, und dann gibt es solche, die wirklcih alles für eine hübsche Blondine machen.
Ich gehörte zur zweiten Gruppe.

Die Passage im Präsenz ist eine Aussage, die den Anspruch auf Allgemeingültigkeit hat. Da spielt es keine Rolle, dass der Erzähler personal und seine Aussage deshalb natürlich subjektiv ist. Sie drückt an sich eine Regel aus. Und Präsens ist in diesem Fall zeitlos:

Es gibt zwei Arten von Männern = Es hat solche Art von Männer immer gegeben und es wird sie immer geben

Allgemeingültige Aussagen oder solche, die diesen Anspruch haben, stehen immer im Präsens:

Mütter sind weiblich.
Die Erde dreht sich um die Sonne.
Rauchen ist ungesund.

Mütter waren weiblich. – Das wäre in jedem Kontext höchst seltsam, außer vllt. in einem SciFi, wo diese Regel keinen Bestand mehr hat.

Weisheiten und Sprichwörter stehen zum Beispiel nicht umsonst auch immer im Präsens:

Wenn Schwalben tief fliegen, gibt es Regen.
Der frühe Vogel fängt den Wurm.
Hochmut kommt vor dem Fall.

Da steckt überall ein immer drin! Und das wird durch Präsens ausgedrückt.


Zu Konjunktiv:

Konjunktiv I wird mit indirekter Rede benutzt. Es wäre auch korrekt:

Die Hippiefrau den mit langen blonden Haaren reichte mir das LSD Plättchen und lächelte.
Es gebe zwei Arten von Männern auf dieser Welt. Es gebe solche, die alles für eine hübsche Blondine machen, und dann gebe es solche, die wirklcih alles für eine hübsche Blondine machen. Ich gehörte zur zweiten Gruppe.

Das hieße aber: Die Aussage über die Männer stammt nicht vom Erzähler, sondern von der Frau, er gibt sie nur wieder. Aber er sieht sich selbst zu der zweiten Gruppe angehörend:
„Ich gehörte zur zweiten Gruppe“.

Würde da stehen: „Ich gehöre der zweiten Gruppe“ würde das in dem Kontext bedeuten, dass die Frau ihn in die Gruppe einordnet.

Konjunktiv I macht deutlich, dass die Aussage von jemandem anderen stammt und dem Sprecher es wichtig ist, das auch mitzuteilen (weil er zum Beispiel die Meinung nicht teilt).

Im Konjunktiv II steckt Kausalität und Möglichkeit

„Es gäbe zwei Arten von Männern auf der Welt ...“ - das braucht ein „wenn“:


„Es gäbe zwei Arten von Männern auf der Welt, wenn sie anders erzogen werden würden“.

Das Eine bedingt das Andere und wenn das Eine so einträfe, wäre alles anders – ist die Aussage. (In diesem Fall stammt sie vom Erzähler und nicht von der Frau.)

Erzähltempus

Literarisch wird dem Tempus aber zusätzliche Bedeutung gemessen. Es ist in diesem Thread auch schon davon gesprochen, dass eine Geschichte sich besser im Präsens als im Präteritum anfühlt und umgekehrt. Tatsächlich wird dem Tempus literarischer Texte eine psychologische Funktion nachgesagt:

Das Präsens soll das Gefühl der Unmittelbarkeit beim Leser hervorrufen. Das Erzählte wirkt nah, wird zur Gegenwart des Lesers selbst, das heißt, er erlebt mit: Das ist Teilnahme. Die Spannung profitiert davon: Der Rezipient verfolgt das Ganze nicht irgendwo an einem fernen Ort, aus einer anderen Zeit. Das ist wie der Unterschied zwischen Live-Konzerten und Aufnahmen.

Präteritum wiederum zielt mehr auf das Denken ab. Es schafft Distanz und damit auch Überblick. Der Leser ist mehr Betrachter und hat die Ruhe, das Ganze zu reflektieren. Er soll mehr zum Nachdenken als zum Mitfühlen bewegt werden.

Weder Präsens noch Präteritum sollen literarisch also eine konkrete Zeit ausdrücken. Was ja auch unsinnig wäre, weil das Erzählte Fiktion ist. Deswegen kann auch ein Mittelalter-Roman im Präsens erzählt werden wie Sci-Fi in Vergangenheitsform.


Erzählperspektive

Zur Erzählperspektive hat Quinn viel Tolles gesagt und Beispiele gebracht. Und es stimmt, dass sie extrem wichtig geworden und der allwissende Erzähler obsolet geworden ist. Um Quinn zu zitieren: „Heutzutage erkennt man triviale Literatur auch daran, dass der Erzähler allwissend ist“.

Das Allwissende ist seit der Moderne Ausdruck für Naivität im negativen Sinne. Weil eine der Erkenntnisse des modernen Menschen darin besteht, dass die Welt zu komplex für seine Wahrnehmung (geworden) ist. Dass es mehrere Wahrheiten gibt. Wer sich heute noch anmaßt, alles über etwas wissen zu glauben, der ist nie aus seinem geistigen Kaff rausgekommen. Wer sieht einen solchen Erzähler als seriös an?

Ein Beispiel noch zur Erzählperspektive und Tempus. Es gibt einen Roman Thomas Bernhards, den ich jetzt leider nicht konkret nennen kann, in dem 1-2 mal der Konjunktiv I, also indirekte Rede verwendet wird. Auf mehreren hundert Seiten kommt das 1-2 mal vor und entlarvt, dass hinter dem Erzähler des ganzen Romans ein weiterer Erzähler steckt! Für den aufmerksamen Leser ist das schon eine philosophische Dimension, die sich da eröffnet. Der Erzähler selbst distanziert sich vom Erzählten: Nichts stammt von ihm, es könnte auch alles ganz anders oder falsch sein, teilt er diskret mit. Da wird nebenbei alles Erzählte in Frage gestellt, es gibt keine absolute Wahrheit, keine Sicherheit. Das extreme Gegenteil zum allwissenden Erzähler. Das ist meta hoch zehn.

Joa, so hab ich jetzt auch genug gelabert. ;)

 
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Kasimir schrieb:
Konjunktiv I wird mit indirekter Rede benutzt.

Richtig, das ist eine Möglichkeit, und die, für die man ihn normalerweise braucht.

Kasimir schrieb:
Konjunktiv I macht deutlich, dass die Aussage von jemandem anderen stammt und dem Sprecher es wichtig ist, das auch mitzuteilen (weil er zum Beispiel die Meinung nicht teilt).

Ja, aber der Konjunktiv I kann noch mehr. Das ist zwar angestaubt, aber in Resten noch vorhanden.
"Es gebe Männer" kann auch einen Wunsch ausdrücken. Wie in der Mathematik: "A sei kleiner zehn, und B ein Vielfaches von zwei."

Beispiel auch:

Du seiest gesegnet! (Konjunktiv, hier wird ein Wunsch ausgedrückt.)
Dagegen: Sei gesegnet! (Imperativ)

Allerdings sind das nur noch Redewendungen, in denen das sich erhalten hat. In der Alltagssprache verwendet das keiner mehr.

Kasimir schrieb:
Im Konjunktiv II steckt Kausalität und Möglichkeit

So halb richtig. Konjunktiv II drückt aus, das etwas irreal ist. Möglichkeiten kann er keine ausdrücken. Und Abhängigkeit schon.

„Es gäbe zwei Arten von Männern auf der Welt ...“ - das braucht ein „wenn“:

Aber es ist nicht so, es gibt nur eine Art von Männern, darum: Irrealis.

Möglichkeiten muss man umschreiben.

"Es gibt zwei Arten von Männern auf der Welt." (Tatsache)
"Es könnte zwei Arten von Männern auf der Welt geben." (Möglichkeit)
Aber nicht: "Es gäbe zwei Arten von Männern."

Denn das ist nur eine Bedingung, die eine Aussage fordert, an die sie gekoppelt ist. Du sagst ja: Das braucht ein "wenn".

Kasimir schrieb:
Das Eine bedingt das Andere und wenn das Eine so einträfe, wäre alles anders – ist die Aussage. (In diesem Fall stammt sie vom Erzähler und nicht von der Frau.)

Richtig, wobei die Abhängigkeit nicht der Grund für den Konjunktiv II ist, sondern der Irrealis.

Endlich mal wieder was spannendes Handwerkliches hier. :)

 
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Stümmen sie nicht, köme Friedrichard über Dich und verbässere sie umgehend
meint Makita &'s wird für einen, der sich ein Stündchen am Tag fürs Internet gönnt ächt anstrengend, hier mitzumischen. Darum noch einmal zum Lifestyle der modernen Küche:

Der feindlichen Übernahme des einen Wirtschaftsunternehmens durch ein angeblich mächtigeres und doch eigentlich schon bankrottem, weil überschuldetem - wie Real Madrid, Zufall? - entspricht im Kulturellen die Denglisierung der anderen indogermanischen Sprachen.

Der denglische Konjunktiv*

Gäbe es heutigen tags einen Menschen, der die folgenden Verse nicht kennte, der aber insbesondere die ersten vier Zeilen in der korrekten Form wiedergäbe?

»Wenn ich ein Vöglein wär
und auch zwei Flügel hätt,
flög ich zu dir,
weil´s aber nicht kann sein
bleib ich allhier«** -​

wir dürfen es getrost bezweifeln. Es kläng’ im zu befürchtenden Fall des modisch-eleganten Nichtküchenstyling etwa wie folgt:

„Würd’ ich ein Vöglein sein
und auch zwei Flügel haben,
ich würde zu dir fliegen,
weil es aber nicht sein kann,
bleib ich hier liegen“,​

so also - oder ähnlich - trüge man das Volkslied vor. Denn der Konjunktiv II, - der Konjunktiv irrealis, wie er auch genannt wird, - ist Opfer des Denglischen geworden. Was heißt das?

Der Konjunktiv ist im Deutschen neben Indikativ und Imperativ einer der drei Modi des Verbs. Hier herrschen zwei Arten des Konjunktivs vor: Konjunktiv I wird in der indirekten Rede verwendet, der Konjunktiv II am häufigsten in Konditionalsätzen.

Da die indirekte Rede allüberall noch in Gebrauch ist wie in Protokollen, Berichten, Inhaltsangaben, wird sie auch weitgehend beherrscht. Durch sie wird kenntlich gemacht, dass nicht die eigene Meinung, sondern das, was ein anderer geäußert hat, berichtet wird. I. d. R. verwendet man den Konjunktiv I. (wurd von Vorrednern schon referiert)

Anders, weil schwieriger und darum zumeist umgangen (daher der Begriff "Umgangssprache"), ist die Verwendung und Bildung des Konjunktivs II.

Er wird im Deutschen üblicherweise vom Präteritum abgeleitet. Unregelmäßige starke Verben mit umlautfähigem Stammlokal werden umgelautet: Bleiben wir bei den Versen von oben: sein > war > wäre / haben > hatte > hätte / fliegen > flog > flöge und außer der Reihe nehmen wir kommen > kam > käme etc.

Unmögliche oder unwahrscheinliche Bedingungen / Folgen sollen durch ihn benannt werden. Durchs Formulieren von Bedingungen und deren Folgen lassen sich Vorstellungen, Wünsche, - die wahrscheinlich unerfüllt bleiben - oder auch Zweifel an bestimmten Sachverhalten ausdrücken. Wie bei den zitierten Versen kann der irreale Konditionalsatz mit wenn oder falls eingeleitet werden (was an anderer Stelle schon behauptet wird), muss er aber nicht. Der Nebensatz stellt eine Bedingung auf, bei deren unwahrscheinlichem Eintritt die Folge einträte, die im Hauptsatz benannt wird. Die Konjunktionen wenn und falls können auch entfallen wie aber auch der Nebensatz, könnte die Bedingung aus dem Kontext erschlossen werden: Ich flöge nämlich nicht zu dir.

Die Denglisierung des Konjunktivs ist Folge der Grammatikregeln im Deutschen: Es gibt nämlich Ersatzformen sowohl für den Konjunktiv I als auch für den Konjunktiv II: Stimmt der Konjunktiv I mit dem Indikativ überein, kann der Konjunktiv I durch den Konjunktiv II ersetzt werden, um Verwechslungen mit dem Indikativ Präsens vorzubeugen. Wenn aber der Konjunktiv II mit dem Indikativ Präteritum zu Missverständnissen führen kann (wohlgemerkt: keine muss-, sondern kann-Regelung) infolge der Identität beider Formen, so darf immer schon der Konjunktiv mit würde - aber dann doch bitte mit Würde und nicht, um dem mainstream zu gefallen, der heute so und morgen wieder andes bläst - konstruiert werden.
Denn man geht in der Umgangssprache den einfachsten Weg und macht die würde-Konstruktion zur vorherrschenden Konjunktiv-Konstruktion. Wer traute sich heute noch zu sagen wenn er irgendwann mal bäckt, dass er „büke“, da fühlt man gleich Arbeit und dass man sich bücken müsste. Wie unmodisch, ungemütlich und wenig bequem! Unzeitgemäß! Als machte es irgendetwas am Backvorgang einfacher, wenn einer „backen würde“. Nun sind aus vier Buchstaben elf geworden! Eine Inflation heiße ich so etwas!
I. d. R. folgt die Umgangssprache unbewusst der englischen Grammatik mit would. Dabei hat dieses would mehr Bedeutungen als das deutsche würde je haben kann und dem would gesellen sich might, could u. a. zu.

Kafka hat 1910 den Wunsch, Indianer zu werden, niedergeschrieben – eine Kürzestgeschichte in einem einzigen Satz (der keine Kleist’sche Wortkaskade ist) überwiegend im Konjunktiv niedergeschrieben. Freilich fürcht ich, dieses kleine Schmuckstück wird die meisten heute überfordern, vermögen sie doch kaum zu unterscheiden, wann der Konjunktiv II ins Präteritum umschlägt.

Zur Versöhnung und Entspannung ein paar ältere Verse

Es lädt zu einer sehr späten Stunde
Präsens in seine bescheid’ne Hütte ein.
Alle Zeitformen wollen geladen sein
Zu dieser weisen und gelehrten Runde.

Geladen ist, - die Reihenfolge muss sein, -
Vor all den anderen das Plusquamperfekt.
Das streit’ herrlich sich und laut mit dem Perfekt.
Wer mag denn da von beiden vollendeter sein?

’s meldet sich, - recht ruppig, - das Präteritum
Als längstens bestätigte gräuliche Zeit
Und bringt selbst den Gastgeber, das Präsens um

In seinem bunten futuristischen Kleid. –
Keine Zukunft seh’n wir für ein Futurum,
Exaktums Vollendung tut niemand mehr leid!

Exkurs: Hier spricht das Konjunktief

Niemandes Zukunft sei heute mehr sicher
Nicht einmal die des Futurs, ob I, ob II!
Real würd Konjunktiv zwo im Hintergrund kichern,
Wär er, - wenn überhaupt, - noch dabei.

So viel oder wenig für heute!

Gruß

Friedel


*Die Höflichkeitsform etwa der Art „Ich hätte gern ein Bier“ sei hier ausgeschlossen.

**Aus Des Knaben Wunderhorn

 

Mensch, Friedrichard. Diese Reimdinger ... Die hast Du schonmal geschrieben. Beide. Unter Geschichten hier. Eins sogar mal unter eine von meinen. Und wer weiß, wie oft noch!
Schäm Dich. Schä-men!

 
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Yours hat doch den Link gepostet. Der Konjunktiv II wirkt heute gestetzt. Ich büke mehr Kuchen, wenn ich nur öfter Zeit hätte!
Das ist Ausdruck eines bestimmten Erzähl-Stils, der vom normalen, unverkrampften Deutsch so weit weg ist wie die Gossensprache.
Wenn ich net so viele Bitches bangen würde, würd ich auch mehr verkackte Kuchen knacken und backen!

Ich kann nicht sagen: Verwende gefälligst den Konjunktiv II, denn damit sage ich: Verwende gefälligst eine Form, die deinen Erzähler auf einen ganz bestimmten Typus festlegt.
Der Konjunktiv II mag richtig sein, und er hat auch eine Verwendung, aber er ist nicht länger "neutrales" Deutsch, sondern gehört zu einer bestimmten Sprachebene und verleiht dem, der ihn verwendet, einen bestimmten Anstrich.
Das kann man bedauern, dagegen kann man auch vorgehen, aber wenn man unter fremder Leute Texte schreibt: Konjunktiv II! Dann muss man sich klar machen, dass man damit auch schreibt: Erzähl die Geschichte so, als sei dein Erzähler 40 Jahre älter und gefangen im Deutsch einer anderen Epoche!

 

@ Yours
Genauer steht der Konj. I für mehr als nur indirekte Rede oder Wunsch. Der Konj. II gibt es auch in anderer Verwendung als nur irrealis. Aber ich habe hier keine Grammatik schreiben wollen.

Endlich mal wieder was spannendes Handwerkliches hier.

Nö, es ist ziemlich langweilig, Grammatikregel aufzuzählen, die jeder selbst nachschlagen kann. Das handwerklich Spannende beginnt erst im Einzelfall, wo die Kunst wiederum ist, das Wesentliche zu erkennen und sich darauf zu beschränken. Alles andere ist Gelaber.

 

Nö, es ist ziemlich langweilig, Grammatikregel aufzuzählen, die jeder selbst nachschlagen kann. Das handwerklich Spannende beginnt erst im Einzelfall, wo die Kunst wiederum ist, das Wesentliche zu erkennen und sich darauf zu beschränken. Alles andere ist Gelaber.
*unterschreib* :aua:

 

Nö, es ist ziemlich langweilig, Grammatikregel aufzuzählen, die jeder selbst nachschlagen kann. Das handwerklich Spannende beginnt erst im Einzelfall, wo die Kunst wiederum ist, das Wesentliche zu erkennen und sich darauf zu beschränken. Alles andere ist Gelaber.

Erklär du mir nicht, was ich spannend finde. :)

Ich lern hier viel, das ist mir wichtig - wenn du das Thema langweilig findest, schreib Geschichten oder Kommentare.

 

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