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Tut das weh?

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14.08.2008
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Tut das weh?

Die Nacht rückt nahe an die kalte Ziegelmauer und drängt mich in den Eingangsbereich zurück. Ich bin selbst schuld. Es gab genug andere Möglichkeiten in der Altstadt, wo hunderte Menschen am Wochenende die Nacht zum Tag machen. Aber ich habe das Kabarett im alten Wasserturm vorgeschlagen, am Rand des Landesgartenschaugeländes, wohin sich nachts außer Fledermäusen und Wildschweinen nur Menschen verirren, denen ich nicht begegnen möchte.
„Haben Sie schon eine Eintrittskarte?“, fragt der Türsteher, ich winke mit den beiden hellblauen Schnipseln, lasse sie wieder in der Tasche verschwinden, bevor er sie einreißen kann.
„Ich warte noch auf jemanden.“
„In zehn Minuten beginnt das Programm, danach kann ich Sie nicht mehr hereinlassen.“
Ich nicke geistesabwesend und suche einen Platz im Licht, wo ich ihm nicht im Weg stehe. Christian hat mich noch nie versetzt. Nicht beim Umzug, als er der einzige war, der mir half und all die großen Kisten allein trug. Nicht vor Gericht, obwohl er seine Aussage längst gemacht hatte und als Zeuge entlassen war.

„Wenn ich noch einmal jemanden sehe, der dich fotografiert, bekommt er es mit mir zu tun.“
„Lass gut sein“, beschwichtigte ich ihn. „Das Kind ist längst in den Brunnen gefallen.“
Er war so wütend, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Das feine, helle Gesicht fleckig vor Zorn zerknüllte er die Zeitungsseite und schleuderte sie über den Mülleimer hinaus.
„Stell dir vor“, kicherte ich, „jeder, der ins Rathaus kommt wird sich fragen: 'Diese Frau John im Bürgerbüro, ist das jetzt die hübsche Iris J. von der Stadtverwaltung, die beim Rotwildgehege vergewaltigt und brutal niedergestochen wurde?'."
Christian war fassungslos. „Du lachst noch darüber?"
„Mein Psychotherapeut hat mir gute Antidepressiva verschrieben. Mirtazapin. Könnte dir auch nicht schaden.“
Dann wurde ich in den Gerichtssaal gerufen, und Christian zog sich diskret zurück.

Sich zurück zu nehmen ist etwas, das er bis zur Perfektion beherrscht. Bei der ersten Befragung war von seiner Präsenz so wenig spürbar gewesen, dass ich mir bei halbgeschlossenen Augen vorstellen konnte, ich säße in einem leeren Zimmer und erzählte meine Geschichte nur dem Ficus zwischen den Fenstern. So verzichtete ich darauf, bei weiteren Terminen mit einer Frau zu sprechen. Ich wollte niemanden, der mich mitleidig ansah und verständnisvoll nickte, keine Frage nach Taschentüchern und Pausen. Bei diesem Mann, der sich unsichtbar machen konnte, fühlte ich mich sicher.
"Ich habe mich auf dem Open Air nicht wohl gefühlt. Die Musik war schlecht, es war zu laut, zu viele Leute, deswegen wollte ich nicht bis Mitternacht auf den Sonderbus warten." - "Ich habe das Gelände allein verlassen. Zumindest habe ich nicht bemerkt, dass mir jemand folgt." - "Ich bin früher oft nachts im Wald spazieren gegangen, wenn ich nicht schlafen konnte. Auch länger als eine Stunde. Ich finde ... ich fand das schön."
"Es tut mir leid, dass ich Sie das fragen muss -" Der Bleistift, der bis dahin ruhig in Christians Hand gelegen hatte, begann nervös zu tänzeln. "- aber Herr Krystufek behauptet, dass nur Herr Beyer ... also, dass dieser der Alleintäter sei, und dass Sie, Frau John, und Herr Krystufek einvernehmlich ..."
Einvernehmlich Geschlechtsverkehr vollzogen.
Mir war, als würde mein Inneres implodieren, und sämtliche Gedärme mit sich in ein schwarzes Loch reißen, in dem es nach kaltem Rauch und alter Lederkleidung stank. Ich hörte eine Stimme von irgendwo antworten, wo ich bis vor kurzem noch selbst gewesen war, und über Dinge berichten, die einer Iris John passiert waren.
Als Christian den Termin beendete, wunderte ich mich, dass es immer noch meine Füße waren, die den Boden berührten. Violettes Linoleum, kein graubraunes Buchenlaub.

„Ihre Verabredung hat Sie wohl vergessen?“, fragt der Türsteher mitleidig, bevor er die schweren Eichenflügel schließt und das Licht mitnimmt. Ich lehne mich an das dunkle, warme Holz. Nachtfalter trommeln mit ihren Flügeln ein leises Stakkato gegen die trübe, im Türstock eingelassene Glühbirne.
Der letzte Bus ist längst gefahren. Ich werde nach Hause laufen müssen: durch die schlecht beleuchtete Grünanlage, oder einen Umweg von vierzig Minuten in Kauf nehmen. Ich hatte vollmundig behauptet, es mache mir nichts aus, allein in der Dunkelheit, ich ginge jeden Abend im Volksgarten spazieren. Ich hatte dabei verschwiegen, dass ich mich nie weiter als fünfzehn Meter vom Eingang weg wagte, mit zugeschnürter Kehle und schweißnassen Händen.
Bestimmt kommt er von der anderen Seite und findet die Zufahrt nicht. Ich umrunde den alten Wasserturm, überquere die von ausladenden Ulmen gesäumte Allee, den unbeleuchteten Parkplatz, die Nacht streckt ihre Finger nach mir aus, ein Schatten rast auf mich zu und kurvt in letzter Sekunde vorbei. Ich schreie spitz und flüchte zur Glühbirne zurück, mein Puls jagt.
Du stehst hier im Dunkeln, und du stirbst nicht daran. Sieh mal, wie mutig du bist, vor einem halben Jahr war das nicht möglich. Nur eine Fledermaus, sie hatte mehr Angst als du.
Mantras gegen die Dämonen, die sich widerwillig zurückziehen. Wo zum Teufel bleibt Christian?

Nach Abschluss der Ermittlungen suchte er mich wegen eines anderen Falls im Bürgerbüro auf. Er bewegte sich so steif wie Robocop und konnte kaum den Aktenstapel tragen, den ich ihm aushändigte.
"Ne Zerrung beim Schwimmtraining", meinte er, als ich ihn fragte. "Das wird von allein wieder."
Ich bestand dennoch darauf, die Papiere für ihn zum Wagen zu tragen. Ächzend ließ er sich hinters Lenkrad fallen, er konnte den Kopf kaum bewegen.
„Ich kann Sie massieren“, schlug ich vor. „Ich mache schon nichts kaputt“, schob ich nach, „meine Schwester ist Physiotherapeutin, sie hat es mir beigebracht.“
„Ich weiß nicht.“ Christian zögerte.
„So können Sie nicht Auto fahren“, drängte ich, und schließlich willigte er ein.
Sein Körper sperrte sich erst gegen meine Berührung, spannte an, wo er sich lockern sollte, wollte dem Druck der Fingerkuppen nicht folgen. Ich setzte weiter oben an, vergrub die Hände im aschbraunen Haar, umkreiste die schmalen Kiefer, die großen Ohren.
„Beißen Sie die Zähne nicht so zusammen“, rügte ich ihn. „So wird das nie besser!“
In einem Anflug alberner Boshaftigkeit beschloss ich, ihn zu ärgern, und hielt mich besonders lange oberhalb des siebten Halswirbels auf, wo, wie meine Schwester behauptet hatte, Reflexpunkte für empfindliche Beckenorgane sitzen sollten. Hinter der Nackenstütze in Sicherheit genoss ich, wie er endlich losließ und weich wurde. Er rollte den Kopf einmal nach links und rechts, als ich von der Rückbank schlüpfte, lächelte er zum ersten Mal, seit ich ihn kannte.
"Ich bin Ihnen was schuldig."
"Kostet eine Tüte Salmiaklakritze. Wenn sie es mal wieder mit dem Training übertreiben - Sie wissen ja, wo Sie mich finden."
Danach trafen wir uns regelmäßig, und noch nie ist Christian zu spät gekommen. Bis auf heute.

Er tritt von hinten an mich heran und berührt mich leicht an der Schulter. Als er das das erste Mal machte, rammte ich ihm den Ellenbogen in den Bauch, inzwischen erkenne ich ihn, lange bevor er mich berührt. Sein Geruch – er ist einer der wenigen Männer, die wissen, wie viel Aftershave genug ist – und das Geräusch seiner Schritte, er stößt mit den Zehen kräftig nach, was den Schotter wegspringen lässt.
„Du kommst zu spät“, sage ich. „Das Kabarett hat schon begonnen. Sie lassen uns nicht mehr rein.“
„Tut mir Leid“, meint Christian zerknirscht. „Ich habe den Wasserturm auf der anderen Seite des Parks gesucht. Was machen wir jetzt mit dem angefangenen Abend?“
Mir fällt spontan nichts ein, andere würden in diesem Fall „zu mir oder zu dir“ fragen und die gewonnenen Stunden im Bett verbringen. Christian hat bisher nichts dergleichen angedeutet. Wie lange es bei uns wohl mit Händchenhalten und Küssen noch gut gehen kann?
„Wir könnten einen Spaziergang machen“, schlage ich rasch vor, dann fallen mir die vielen unbeleuchteten Ecken auf dem Gartenschaugelände ein, die Berber, die betrunken im spanischen Pavillon nächtigen. Aber nachdem ich mich einmal vorgewagt habe, möchte ich keinen Rückzieher mehr machen. Ohne seine Antwort abzuwarten, hake ich ihn unter und schleppe ihn zum Eingang.

Baumschatten lecken an meinem Gesicht, niedere Zweige klammern an den Armen, unter Ruhebänken und zwischen Hecken hervor, aus allen Ritzen und Löchern glotzt die Dunkelheit. Wir biegen in einen Seitenweg zur Hauptwiese oberhalb des Sees im Zentrum des Geländes ein. Ich kann Christian nicht mehr sehen, ziehe ihn an mich, bis ich seine Hüfte an meiner spüre, er legt mir den Arm um die Schulter und ich bin ihm dankbar, dass er jetzt nicht versucht, mich zu küssen.
„Betreten verboten“, entziffere ich das Schild am Rand der Grasfläche. „Was machen Sie, Herr Kriminalkommissar, wenn ich es trotzdem tue?“ Damit ziehe ich die Sandalen aus und renne mitten ins schwarzblaue Grün.
„Ich fordere Verstärkung an, und wir kreisen die Verdächtige ein!“
„Bis dahin bin ich weg!“, rufe ich übermütig über die Schulter, schlage ein paar Haken, überquere den Uferweg und krieche unter die Kuppel einer niedrigen Trauerweide. Er erreicht ebenfalls den gewalzten Erdpfad, wendet sich dort nach links. Seine Schritte entfernen sich. Ich lehne mich an den Stamm der Weide, sie ist noch warm vom Tag, ihre Rinde weich und glatt wie Haut. Zwischen den Zweigen schimmert wie graue Seide der See hindurch. Ich rutsche bis ans Wasser vor, neckisch umleckt es meine Zehen wie ein junger Hund.
Jemand schiebt den Zweigvorhang zur Seite, Christian hockt sich neben mich. Legt wieder den Arm um meine Schulter, die Daumenkuppe streicht mit wenig Druck unter dem kurzen Blusenärmel die Achsel hinauf. Er umkreist die Schlüsselbeinspitze, streicht sacht über das leicht erhabene Muttermal und verharrt auf der Schulterhöhe, gerade lang genug um den Eindruck einer taktilen Frage zu hinterlassen. Habe ich ihm je gesagt, wie sehr ich diese verhaltenen Annäherungen mag?
Ich antworte, indem ich mit beiden Händen sein Gesicht herumdrehe. Er schmeckt nach Zimtkaugummi, seine zärtlich zwischen meine Zähne stoßende Zunge hinterlässt ein Brennen auf meinen Lippen, das von mehr herrührt als seiner Vorliebe für eingelegte Pepperoni. Alle Nervenimpulse sammeln sich in den wenigen Quadratzentimetern Haut, die nach immer neuen Begegnungen mit Christians Mund gieren. Sein Geruch weckt einen bisher nie gekannten Hunger in mir, wie ferngesteuert finden meine Hände den Weg unter sein T-Shirt, ertasten Haut und Haar. Verwirrt über das, was der Kuss in mir ausgelöst hat, ziehe ich mich zurück.
Er ordnet entschuldigend lächelnd meine zerzausten Locken. "Sag mal ..." Er zögert, dann weicht er aus. "Diese Tätowierung - der Davidstern - hat der eine besondere Bedeutung für dich?"
"Habe ich nicht erzählt, dass ich Jüdin bin?" Ich weiß genau, dass ich es verschwiegen habe, um betretener Stille wegen des Großvaters mit der Nummer auf dem Unterarm oder Diskussionen über den politischen Status Jerusalems zu entgehen.
"Glaubst du daran?", fragt er stattdessen. "Was in der Bibel steht, und an den alten Mann in den Wolken und so?"
"Ich glaube, dass du auf etwas anderes hinaus wolltest. Und dass du um den heißen Brei herum redest."
Er lacht, verlegen. „Ja, … ich wollte dich fragen, ob ... ob wir es uns nicht bei mir gemütlich machen wollen.“
Mein Schweigen fällt zwischen uns wie ein Bleiklotz. Natürlich. Selbst schuld, warum konnte ich nicht bei Jerusalem und dem lieben Gott bleiben! Irgendwann schon, liegt mir auf der Zunge. In einer Woche, einem Monat, wenn ich alt und dement bin und alles vergessen habe. Die Gedanken stolpern orientierungslos durcheinander.
"Tut mir Leid, vergiss es. War nur so eine Idee."
Ich kratze die Grasnarbe zwischen meinen Füßen auf. Kuss Haut Hunger. Die Dämonen stehe fernab, und warten, wie ich mich entscheide.
Ich springe auf und ziehe ihn hoch. "Wo steht dein Wagen?"

Wenn mein Enthusiasmus ihn überrascht, verbirgt Christian es gut. Während der ganzen Fahrt strahlt er wie ein kleiner Junge, der unterm Christbaum die lang ersehnte elektrische Eisenbahn auspackt. Ich rutsche tief in den Beifahrersitz, kraule mit der Linken beiläufig sein Knie und versuche, mir das Auspacken vorzustellen.
Und was, wenn es weh tut?
Kaum hat Christian die Wohnungstür aufgeschlossen, entschuldige ich mich für einen Moment. Mitten im Bad lasse ich die Hose herunter und versuche, mir seine Hände auf den Oberschenkeln vorzustellen. Kein Bild, keine Vorstellung angenehmer körperlicher Regung lässt sich herbeirufen.
„Glaub bloß nicht, was du in Filmen siehst“, hatte meine frühreife Schwester mich gewarnt, als ich das Alter erreicht hatte, in dem sie meinte, man sammle gemeinhin seine ersten Erfahrungen. „Sechs, sieben Minuten, wenn er gut ist, zehn. Spätestens dann ist alles gegessen.“
Ich ziehe die Hose wieder an, zehn Minuten lassen sich aushalten. Iris stellt sich für eine Weile zur Verfügung. Christian muss es spüren und sich mies dabei vorkommen.
Verzweifelt lasse ich mich auf die Toilette fallen. Warum musste ich ein Spätzünder sein! Warum musste Krystufek mein erster Mann sein, warum hatte ich keine angenehme Erinnerung, auf die ich zurückgreifen konnte! Warum hatte ich heute Abend so lange gewartet, warum hatte ich ihm das Du angeboten, warum hatte ich abgelehnt, als er anbot, ich könnte meine Aussage bei einer Kriminalbeamtin zu Ende führen, ...
„Iris, ist alles in Ordnung?“
„Ja, klar“, stottere ich, während ich aufschließe.
Ein erfahrener Polizistenblick genügt. Er schüttelt mit einem traurig schnaufenden Lacher den Kopf, und muss nicht aussprechen, was wir beide wissen.
Er tritt zurück, ich drücke mich in dem schmalen Korridor an ihm vorbei, kann nicht verhindern, ihn zu streifen. Sein Geruch, mildsäuerlich, weckt sofort die vertrauten Gefühle, die nichts mit meinen Alpträumen gemein haben. Verunsichert bleibe ich stehen, versperre nun Christian den Weg. Wie würde es sein, seine festen Schwimmerhände auf meinen Beinen?

Ich fasse ihn an den Handgelenken, ziehe ihn näher, lege seine Hände auf meine Hüften. Küsse seinen abendbartrauen Hals, den tiefen Kinnwinkel, die geschlossenen Lider über den wasserhellen Augen. Lasse die Fingerkuppen wieder über den weichen Flaum um den Bauchnabel streichen, weiter nach oben wandern, zu den Brustwarzen.
Er verharrt einen Moment regungslos, überrascht. Dann machen seine Hände sich selbständig, krabbeln wie tausend Ameisen durch mein Haar, den Rücken hinunter und über den schmalen Streifen Haut zwischen Bluse und Hosenbund. Mit fragendem Blick verharrt er auf der Knopfleiste, ich schiebe ihn ein wenig zurück, und öffne sie selbst, und lasse mir von ihm das Leinen von den Schultern streicheln.
Seine Lippen gleiten heiß meinen Kehlkopf hinunter, verharren wenige Augenblicke in der Halskuhle, bevor sie die Brüste streifen, oder vielmehr das, was Krystufek und Beyer davon übrig gelassen haben.
"Nicht ..."
"Was ist?", flüstert er. "Tut das weh?"
"Nein, das ist schön, aber ..."
Bevor ich protestieren kann, hat Christian den BH geöffnet und den gnädig verhüllenden Stoff zur Seite geschoben. Mir bleibt nichts übrig als stocksteif zu warten, bis er sich angeekelt abwenden wird. Er streicht zärtlich über die sternförmige Narbe rechts, sie werden dort nie wieder etwas empfinden hatte der Chirurg noch gesagt, tut mir Leid, die Nerven sind hinüber, doch schon auf dem Brustbein sind sie eindeutig da, die Empfindungen, warm, wärmer, als seine Lippen die linke Mamille umschließen, wird es ganz heiß. Alles Blut aus dem Großhirn sammelt sich im Becken, und dorthin wandert auch Christians Kopf. Ich drücke ihn weg und knie zu ihm auf den Boden.
„Hat das weh getan?", fragt er, wieder mit diesem Weihnachtsgesicht.
„Nein“, stoße ich hervor. „Zieh dich aus. T-Shirt und Hose. Nein, die Unterhose anlassen. Leg dich auf den Rücken, so ist es gut.“
Er gehorcht erstaunt, ich knie über seine Beine, vorsichtig, um ihn nicht mit meinem Gewicht zu belasten, und beginne ihn mit kleinen Bewegungen vom Schlüsselbein an abwärts zu massieren.
„Iris“, lacht er, „das ist …“
Ich bin an der Flanke angekommen, arbeite mich vor zu Hüftknochen und Schambein, wo die großen Bauchmuskeln ansetzen. Ich fasse unter den Slip und streiche mit sanftem Druck ihre Ansätze lang. Christian sagt nichts mehr, er atmet tiefer, angespannt und entspannt zugleich. Ich drehe mich um, hocke nun rücklings auf seinem Bauch und widme mich den Oberschenkeln, erst kräftig die Außenseite, dann, zarter, die empfindliche Innenhaut. Die Unterhose spannt über der rasch größer werdenden Schwellung, ich ignoriere sie und nehme die Muskelursprünge an der tiefsten Stelle zwischen den Beinen in Angriff. Christian hat seinerseits begonnen, mein Gesäß zu kneten, wenig professionell, doch das tut dem Pochen in meinem Schoß keinen Abbruch. Quälend langsam findet er den Weg zum Bauch und in die Hose, zur Klitoris, ohne Druck, mehr die Ahnung einer Berührung. Meinen Kopf erfüllt eine angenehme Leere, ich werde schwach und meine, gleich wie warme Butter über seine Finger zu laufen. Ich spüre, wie ich nass werde, und hoffe, Christian merkt es nicht, doch im Gegenteil scheint ihn das nur anzuspornen, er versucht zu den Schamlippen vorzudringen, wird jedoch von der Hose behindert.
„Komm, zieh sie aus.“
Ich stehe rasch auf und streife Hose und Unterhose herunter, und knie mich über ihn. Sein inzwischen befreites Glied drückt gegen meinen Po, den ich kurz anhebe, um einen Blick zu riskieren.
Es ist viel zu groß, wie soll das nur passen? Ich verdränge den Gedanken, schiebe mich rücklings über es, dann ist es schon in mir. Nur langsam dringt in mein Bewusstsein, dass das fremde, große, heiße Ding in mir und der Mann, den ich liebe, zusammengehören. Christian vor mir, unter mir, in mir.
Tut es weh? Nein, eigentlich nicht. Eigentlich will ich ihn noch tiefer in mir spüren. Ich dränge so tief wie möglich auf ihn. Er liebkost mit flatternden Fingern Schenkel, Bauch und Brüste, fragend, bittend, einladend, bis mein Körper sich verselbstständigt und in süßen rhythmischen Zuckungen alles aufsaugt, was er zu geben bereit ist.
Eine Weile bleibe ich noch auf ihm hocken, um die langsam weicher werdende Wärme in mir zu genießen. Dann schiebt Christian mich vorsichtig von sich, und ich rolle neben ihm auf den Teppich. Träge streichelt er mein Haar, dreht es in Locken um den Zeigefinger.
„Du bist so schön, wenn du kommst“, murmelt er. „Ich möchte das öfter sehen.“
Ich bette meinen Kopf auf seiner Brust und lausche seinem Herzen. Im Gegensatz zu meinem schlägt es langsam, gleichmütig, als sei unsere wechselseitige Befriedigung das Selbstverständlichste auf der Welt.
„Wenn du magst“, flüstere ich, „darfst du mir gerne noch einmal nicht wehtun.“

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Diese Geschichte wurde in einem Copywrite von Makita aufgegriffen: Auszeit

 

Salve Kasimir!

Wie Bernadette finde ich es gut, dass du einer bist, der sich hier nicht zu schade ist, auch anderen Kritiken zu schreiben.
Das ist eine Selbstverständlichkeit und kommt meinem Zynimus, der Besserwisserei und dem Fetisch gespaltener Haare entgegen :D.
Das verspricht mehr von dir.
Ich werde mich bemühen, nicht zu enttäuschen.
Was mir so aufgefallen ist:
Ach ja, ach ja, die Kommata - mein Duden ist per Def zu alt.
"Erhaben" ist ein Synonym für "hervorstehend, konvex, hoch, nach außen gewölbt". Aber bei einem konvexen Muttermal krieg ich wieder im Namen unstudierter Leser Fremdwörterhaue von Chris Stone.
Und, den antidepressivabedingter Albernheit geschuldet bleibt die Königstochter. Aber vielleicht fällt mir noch was Besseres ein.

Thank you for reading, und angenehmes Wochenende.

Pardus

 

Hallo Pardus

... und gleich noch einen Kommentar.
Stilvoll, ohne Pathos und sehr lebensecht. Teilweise gestochen scharf und realistisch. Einfache Bilder wie ein Zeitraffer, dann Slowmotion, das stellenweise zittert; und die Tonspur verschiebt sich übereinander, bis man erschrickt und Du den Leser bei der Hand nimmst und ihn wieder ins Fahrwasser manöverierst. Glaubwürdig, Deine Heldin und Christian ein behutsamer Lover - fast zu behutsam für einen Polizisten, aber jedes Berufsbild hat seine Könige und Looser. Sehr gerne gelesen.
Liebe Grüße
Detlev

 

Salve Detlev,

Freut mich, dass es Dir gefallen hat.

Christian ein behutsamer Lover - fast zu behutsam für einen Polizisten
Wie darf ich das verstehen? Ich kenne ein paar Polizisten, darunter ein Rauhbein mit zotigem Humor, einen bodenständigen "Sportskameraden" und einen sehr sensiblen, feinen Mann - vielleicht so ein "Christian", wer weiß?

LG, Pardus

 

Aloha!

Grundsätzlich nicht mein Ding, diese Art von Geschichten, gerade weil der Bogen meist ganz heftig überspannt wird. Das ist hier zwar anders, da Du inhaltlich zwar an einigen Stellen sehr eindringlich wirst, Szenen und Charaktere aber unaufdringlich bleiben. Sprachlich ausgefeilt, allerdings stolperte ich über „giggelte“. Nun weiß ich nicht, ob Du das normalerweise auch alltäglich benutzt und es ist auch schön und gut, dass es im Duden steht, aber für mich klingt es wie gewollt und nicht gekonnt. Es passt mir ob seiner englischen Herkunft nicht in den sonst so stimmigen Text, abgesehen davon habe ich es sonst noch nirgends gehört oder gelesen. Laut Duden außerdem Umgangssprache … mit anderen Worten: Andersartigkeit um jeden Preis. Das hat der Text ganz und gar nicht nötig.

Ganz hervorragend kommt der beständig drohende Unterton bzw. die Angst Deiner Protagonistin herüber. Selbst als Christian mit ihr in den Park geht und Du sie für einen kleinen Augenblick an dem Baum nochmals alleine lässt, empfinde ich die Erzählung keineswegs als romantisch. Das glückliche Ende kommt m.E. ebenso unaufdringlich zu Stande, wirkt weder aufgesetzt noch banal. Ich bin zwar nicht der große Freund eines Happy-Ends, aber alles andere wäre ja wirklich zu boshaft.

Der Staatsanwalt als die Personifizierung „des Bösen“ und als Jünger des unheiligen St. Bürokratius wirkt mir zu überzogen. Ich habe keine Ahnung zu welcher Zeit die Geschichte spielt, aber in der Form halte ich das Verhalten für mehr oder weniger ausgeschlossen. Boshaftigkeit nach der Devise „Sie haben’s ja gewollt/provoziert!“ schließe ich ganz und gar nicht aus, aber die findet sicher heute leider auf einem anderen Niveau statt. Das Beispiel lieferst Du gleich nach, indem Du die Szene am Tatort exakt nachstellen lässt … Für wirklich Änderungswürdig halte ich die Stelle indes nicht, sie schrammt die gesamte Glaubwürdigkeit nur geringfügig.

Schöne Szenen mit glaubwürdigen Charakteren, bildhafte Sprache, die Intentionen und Inhalt bestens transportiert. Gerne gelesen und was zu geschrieben.

shade & sweet water
>x<

 

Aloha Mr sweet water,

freut mich, dass Du den Text trotz giggeln, und obwohl er nicht in Deiner Stammrubrik steht, gerne und überhaupt gelesen hast :).

Giggeln - manchmal fallen mich Worte an, die sind so schön, ononmatopoetisch noch dazu, die muss ich einfach einbauen, und entferne sie nach Kritik nur unter zähneknirschendem Protest.
Kollern ist so ein Wort, pillepalle, nun eben giggeln.
Das hat mit Andersartigkeit um jeden Preis nichts zu tun, eher mit Spiel. Und meine Texte spielen so wenig, da wirst Du mir das eine doch nicht wegnehmen, oder ;).

Mit den Bösewichtern habe ich tatsächlich meine liebe Not. Die geraten mir meist so böse, dass es keiner mehr wahrhaben will. Wobei einige Fragen, die der Herr Staatsanwalt Bosmann stellt, inhaltlich duchaus zur Sprache kommen, zwecks Glaubwürdigkeit klären, Ausmaß der Straftat feststellen, und so.
Was aber die Bösewicht-Figurenzeichnung angeht, gelobe ich Besserung! Ich werde es zumindest versuchen.
Wobei ich auf Deinem Niveau von Sympatho-Bösen wohl nie ankommen werde (und es, glaube ich, auch gar nicht will).

LG, Pardus

 

Aloha!

Und meine Texte spielen so wenig, da wirst Du mir das eine doch nicht wegnehmen, oder.
Ich kann und werde Dir gar nichts wegnehmen … ich kann aber meinen Eindruck schildern. Das mag aber auch schlicht der Tatsache geschuldet sein, dass ich bislang keine Deiner Erzählungen gelesen habe.

Mit den Bösewichtern habe ich tatsächlich meine liebe Not.
Das halte ich – mit Verlaub – für ein Gerücht.

… einige Fragen, die der Herr Staatsanwalt Bosmann stellt, inhaltlich duchaus zur Sprache kommen, zwecks Glaubwürdigkeit klären, Ausmaß der Straftat feststellen, und so.
Es geht darum, wie er das tut … nicht inhaltlich. Der moderne Ermittler ist aber durchaus im Bilde, dass er so nur Abwehrhaltung und weniger die Wahrheit provoziert.

Wobei ich auf Deinem Niveau von Sympatho-Bösen wohl nie ankommen werde (und es, glaube ich, auch gar nicht will).
Sag niemals nie … ;) Musst Du ja auch gar nicht, obwohl es sicherlich interessant wäre.

shade & sweet water
>x<

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Pardus!

Zu Fehlern und Ähnlichem wurde ja schon sehr viel gesagt und ich beschränke mich deshalb mal auf meine Eindrücke.

Erst einmal kommen mir einige Charaktere - wie ja vorher angesprochen - ein wenig klischeebelastet vor. Der Christian als Ritter in strahlender Rüstung, der die Frau von dem bösen Vergewaltigungserlebnis rehabilitiert und mit seiner moralischen Makellosigkeit sogar vor dem taktlosen und schmierigen Arm des Gesetzes (Staatsanwalt) für die Teuerste einsteht war mir ein wenig zu unglaubhaft. Und ob ein Staatsanwalt wirklich so sein kann, wie dieser?
Eine andere Stelle, bei der ich ein wenig den Kopf schütteln musste, war die, an der er nach der Bedeutung des Davidsterns fragt. Als Deutscher, und vor allem als deutscher Kriminalkommissar mit aller vorrangegangener Bildung, ist es doch schlichtweg unmöglich, dass einem bis mitte/ende 20 verborgen geblieben ist, was ein Davidstern sein könnte.

Was deine Geschichte nicht nur rettet, sondern sie auch zu einer guten Geschichte werden lässt, ist der straffe Plot und die Szenen, die du entwirfst. Dass z.B. der Park quasi als Garten ihrer sexuellen Erfahrungen (sowohl negativ als auch positiv) fungiert, erzeugt nicht nur eine aufregende Spannung in der zweiten Szene, sondern schafft fast schon eine gewisse Literarizität, ohne aufdringlich zu sein. Sowas finde ich - besonders persönlich - immer klasse :-)
Außerdem ist der Charakter deiner Protagonistin so garnicht Klischeehaft geraten. Besonders der Witz über die Anti-Depressiva war in dem Zusammenhang nicht schlecht. Das hat, zumindest bei mir, Sympathie geschaffen und sie ein wenig als Charakter lebendig werden lassen, weil sie nicht das typische Häufchen Elend verkörpert.

So, das war es dann auch erst einmal von mir.

Liebe Grüße!

 
Zuletzt bearbeitet:

Salve XioN,

Du treibst die klischeehaften Ansätze meiner Prots ja wunderbar satirisch auf die Spitze :D.

Den Staatsanwalt habe ich entschärft. Ich hätte nie gedacht, dass er mit halber Geschwindigkeit auch noch als Kontrapunkt funktionieren könnte, aber ich glaube inzwischen, er tut's.

Der Ritter darf in meinem Text ein Ritter sein, wobei die holde Maid sich höchstselbst von dem Erlebnis befreit. Sie konfrontiert sich selbst mit dunklen Parks und setzt sich ihrer Angst aus, sie entscheidet, bleiben zu wollen und signalisiert deutlich, dass sie eine körperliche Annäherung wünscht.
Sein ritterliches Verhalten leistet sicher Schützenhilfe, aber der große Erlöser des passiven Dornröschens ist er nicht.

Zu dem Davidstern: Ich hatte an ein stark stilisiertes Motiv gedacht. Bei einem Juwelier bin ich auf einige derart abstrahierte Anhänger gestoßen, dass selbst ich sie in einem anderen Kontext nicht als Davidstern erkannt hätte.

Die Literarizität schluck ich gerne, auch wenn das keine Absicht war, ehrlich ;).

Aber "das typische Häufchen Elend" - wie viele vergewaltigte Frauen kennst Du, um von "typisch" zu reden?

LG und eine gute Woche,
Pardus

 

Hallo Pardus!

Die anderen Dinge, die du gesagt hast, kann ich wohl so stehen lassen. Aber zu einer Antwort darauf fühle ich mich doch stark veranlasst:

Aber "das typische Häufchen Elend" - wie viele vergewaltigte Frauen kennst Du, um von "typisch" zu reden?

Ich kenne nur einige vergewaltigte Frauen (die leider in unserer Gesellschaft überhaupt nicht selten sind, sondern nur selten zur Polizei gehen). Ich habe jedoch massig schlechte Geschichten über dieses Thema gehört und fast genau so viele schlechte fiktive(!) Opfercharaktere erlebt. Daher das "typisch". Deine gehört ja zum Glück nicht dazu.

Liebe Grüße

 

Hallo Pardus,

dies wird eine schlechte Kritik. Nicht, weil ich den Text verreissen will, sondern weil ich nicht gut erklaeren kann, warum ich ihn finde wie ich ihn finde. Ich hatte ihn schon gelesen, kurz nachdem Du ihn eistelltest, fand ihn irgedwie unangenehm, hab das aber aus genanntem Grund nicht geschrieben.
Ich kann ihm im Grunde nichts vorwerfen. Es ist alles gut und ordentlich geschrieben, aber ich kann einfach nicht mit Iris fuehlen. Das liegt nun nicht daran, dass sie nicht ausreichend charakterisiert ist, sondern daran, dass sie nicht mein Mensch ist. So als traefe man jemanden auf einer Party, zu dem man einfach keinen Draht hat. Auch der maennliche Christian gefaellt mir leider gar nicht. Und damit geht der ganze Text samt Sexszene voellig an mir vorbei. Ich will denen nicht beim Sex zulesen.
Was mich am Thema Vergewaltigung interessiert (hoert sich natuerlich doof an) kommt in dieser Liebesgeschichte nicht zum Tragen. Das muesste eine Frau mit sich alleine ausmachen. So hat es etwas wie Erloesung durch den guten Mann, nach Schaendung durch die boesen. Warscheinlich versteht kein Schwein, was ich meine.

Ansonsten fand ich den Davidstern noch stoerend. Wenn man liest, dass sie Juedin ist, denkt man sich halt irgendwie, dass das was tieferes Bedeuten muss - geschaendetes Volk oder so. Sowas will ich aber in dem Zusammenhang nicht denken, weil es vom eigentlichen Thema der Geschichte wegfuehrt und Du das wahrscheinlich auch nicht meintest. Tut mir leid, aber ich glaube nicht, dass Protagonisten unverbindlich juedisch sein koennen, so bloed das auch ist. (Ich schaem mich auch grad, sowas zu schreiben)

Dann zum Staatsanwalt. Es waere ja nun echt kein Akt, den ein bisschen normaler und auch glaubwuerdiger darzustellen. Ich faende es sogar eindrucksvoller, wenn sie unter der Befragung litte, obwohl der Staatsanwalt einfuehlsam ist.

„In zehn Minuten beginnt das Programm, danach kann ich Sie nicht mehr hereinlassen.“
Zumindest in meinem Umfeld sagt man da "reinlassen"

„Stell dir vor“, giggelte ich, „jeder, der ins Rathaus kommt wird sich fragen: 'Diese Frau John im Bürgerbüro, ist das jetzt die hübsche Iris J. von der Stadtverwaltung, die beim Rotwildgehege vergewaltigt und brutal niedergestochen wurde?'."
Diese Stelle stoert mich auch enorm. nicht, weil ich nicht glaube, dass Satrkasmus eine Form von Selbstschutz sein kann, sondern weil es mir wie muehsam verbraemte Leserinformation erscheint. Die brauchst Du doch aber gar nicht, weil die Gerichtsszene die Vergewaltigung eleganter einfuehrt.

„Mein Psychotherapeut hat mir gute Antidepressiva verschrieben. Mirtazapin. Du solltest es auch einmal versuchen.
Das ist doch keine woertliche Rede.

„Wer, Krystufek oder Beyer? Sie können sich also nicht genau erinnern ...“

Wenn mein Enthusiasmus ihn überrascht, verbirgt Christian es gut. Während der ganzen Autofahrt strahlt er wie ein kleiner Junge, der unterm Christbaum die lang ersehnte elektrische Eisenbahn auspackt.
Also echt. Wie unsexy.

Kaum hat Christian die Wohnungstür aufgeschlossen, entschuldige ich mich für Königstöchter.
Kopfschuettelsmiley

Ein erfahrener Polizistenblick genügt. „Lüg mich nicht an“, konstatiert er lakonisch.
Das ist eine Aufforderung. "Du luegst" waere Konstatieren.

Wie würde es sein, seine festen Schwimmerhände auf meinen Beinen?
Schwimmerhaende sind mir ueberfluessiges Detail

Meinen Kopf erfüllt eine angenehme Leere, ich werde schwach und meine, gleich wie warme Butter über seine Finger zu laufen.
Das fand ich gut, weil man es auch recht explizit lesen kann.

Bitteschoen, meine schlechte Kritik.

lg
fiz

 

Salve fiz,

auf eine schlechte Kritik kann es nur eine schlechte Antwort geben ;).

Dafür, dass Du mit der KG nichts anfangen konntest, hast Du Dir viel Zeit für den Komm genommen. Also muss sie Dich doch irgendwie bewegt haben, wenn auch nur negativ (?).

Dass Christian unangenehm empfunden wird, wird mir nicht zum ersten Mal mitgeteilt, leider kann keiner sagen, woran es liegt. Ihn zu ändern, fällt da natürlich schwer.

Da Du leider auch verschweigst, was DIch nun am Thema Vergewaltigung interessiert, kann ich Dir auch dazu nichts sagen außer meiner privaten Meinung: irgendwann kommt der Punkt, wo Selbsttherapie hin, Gefühlschaos her, jenes Thema eines in zwischenmenschlichen Beziehungen wird; im Sexualleben sowieso.
So etwas mit sich selbst auszumachen ist mE Teil des Problems, und nicht der Lösung.

Und zum Thema Jüdin: das Problem, dass man einen Prot nicht belanglos Jude sein lassen kann, entsteht mit dadurch, dass man es nicht tut. Inflationär belanglose Juden könnten da was dran ändern. (Wobei es nicht meine Absicht war, die literarische Welt zu retten - Iris ist Jüdin, Punkt. Ist halt so. Kann man sich was bei denken oder es sein lassen.)

Die mühsame Leserinformation habe ich, wenn ich mich recht entsinne, erst eingeführt, nachdem mir jemand ankreidete, man erfahre viel zu spät, um was es eigentlich geht.
Dass ihr Leser euch auch nie einigen könnt!

Und der Staatsanwalt war noch viel schlimmer, der hat schon Federn gelassen ;).

Der "Hurra-die-Eisenbahn"-Blick bleibt auch. Weil, das ganze ist ja aus Iris' Sicht berichtet, und die versucht ja, jeden Gedanken an Sex ernsthaft auszublenden.
Da passt ein bisschen Albernheit ganz gut, nech?

Ansonsten danke für die schlechte Kritik.
Mal sehen, ob ich den Staatsanwalt nochmals durch die Mühle drehe.

LG, Pardus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Pardus,

Dafür, dass Du mit der KG nichts anfangen konntest, hast Du Dir viel Zeit für den Komm genommen. Also muss sie Dich doch irgendwie bewegt haben, wenn auch nur negativ (?).
Ja, das hat sie. Immer wenn mir was unangenehm ist und ich nicht weiss warum, muss ich extrem in mir herumwuehlen. Und manchmal finde ich eben keine Antwort. Das wurmt mich.

Dass Christian unangenehm empfunden wird, wird mir nicht zum ersten Mal mitgeteilt, leider kann keiner sagen, woran es liegt. Ihn zu ändern, fällt da natürlich schwer.
Er ist zu sehr Held. So'n kantiger-Kiefer-Typ.

Da Du leider auch verschweigst, was DIch nun am Thema Vergewaltigung interessiert, kann ich Dir auch dazu nichts sagen außer meiner privaten Meinung: irgendwann kommt der Punkt, wo Selbsttherapie hin, Gefühlschaos her, jenes Thema eines in zwischenmenschlichen Beziehungen wird; im Sexualleben sowieso.
So etwas mit sich selbst auszumachen ist mE Teil des Problems, und nicht der Lösung.
Wenn ich weiss, wie ich das Thema bearbeitet sehen moechte, schreib ich ne Geschichte drueber. Was mich hier vielleicht stoert, ist, dass sie so passiv ist. ER moechte ihr zeigen, dass es Spass macht, wo es lang geht. So erscheint er irgendwie als ihr Retter (als der er ja schon vorher eingefuehrt wird) und ich glaube nicht, dass es so funktioniert. Klar braucht man andere Menschen, um einem ueber Schlimmes hinwegzuhelfen, aber retten koennen sie einen nicht. Wenn er und der Sex mit ihm nur als Teil ihrer hoechst eigenen Traumaverarbeitung dargestellt wuerden, faende ich das okay.
Naja, zumindest uebernimmt sie beim Sex zum Schluss eine aktive Rolle, aber bis dahin ist es mir unangehm.
Wie gesagt, es ist nicht schlecht, aber eben nichts was mich anspricht.

Und zum Thema Jüdin: das Problem, dass man einen Prot nicht belanglos Jude sein lassen kann, entsteht mit dadurch, dass man es nicht tut. Inflationär belanglose Juden könnten da was dran ändern. (Wobei es nicht meine Absicht war, die literarische Welt zu retten - Iris ist Jüdin, Punkt. Ist halt so. Kann man sich was bei denken oder es sein lassen.)
Du hast absolut Recht! Aber da wir da leider noch nicht sind, hat es mich irritiert. Hinzu kommt, dass in einem literarischen Text immer alles unter Bedeutungsverdacht steht - zufaellig ist da immer schwer. Mehr wollte ich nicht sagen.

lg
fiz

 

Nach vielfacher Kritik habe ich die KG dezent überarbeitet, und hoffe, der Staatsanwalt ist nun realistischer und der "jugendliche Held" weniger klischeebeladen ;).

 

Hallo Pardus,
Mir hat Deine Geschichte sehr gut gefallen. Ich finde (trotz der obigen Kommentare) dass Du eine wunderbare Sprache für die weibliche Sexualität gefunden hast (so weit ich das aus Männerperspektive beurteilen kann): zärtlich, dabei deutlich und ohne Hemmung, aber ohne ins pornographische abzugleiten.

Beim Hauptthema - wie sich ein Vergewaltigungsopfer wieder zögernd einem Mann, d.h. dem Geschlecht der Täter zuwendet - sehe ich noch Potential: das Zögern der Frau ist, finde ich sehr stark auf den einen Abend konzentriert, an dem die beiden dann zueinander finden. Es würde der Dramatik gut tun, weitere Situationen in der Vergangenheit zu beschreiben, in denen das Trennende nicht zu überwinden war.

Viele Grüsse

LG

 

Salve Lichtgestalt,

besten Dank für das Lob.
Den obigen Kommentaren möchte ich ihre Berechtigung nicht absprechen, da sie entstanden sind, bevor ich die Geschichte nochmals überarbeitet habe.

Dein Vorschlag, noch mehr Vergangenheitsszenen mit missglückten Annäherungen einzubauen, hat was. Im Moment ist dies nur in Andeutungen versteckt - dass die Prota ihrem Freund den Ellenbogen in den Magen rammt, als er sich von hinten nähert, oder, dass Körperlichkeit bis zu diesem Abend nur in Händchenhalten und Küssen bestand.
Dass das erste Mal "danach" gleich klappt, und eine beglückende Erfahrug für die Frau wird, ist wohl mehr als illusorisch.

Veilleicht überarbeite ich den Text nochmals - ganz fertig ist man ja nie - vielleicht schreibe ich auch irgendwann eine zweite KG zu dem Thema, die ich ganz anders aufziehe, und in der diese Anmerkung sicher berücksichtigt werden wird.

Danke jedenfalls für Dein Feedback,
Pardus

 

Hallo Pardus!

Auch bei mir kommen die Charaktere leider nicht sehr stimmig an, ich kann mich feirefiz großteils anschließen. Ich glaube aber, daß mir die Geschichte samt der Charaktere besser gefiele, würde es einfach nur um die Angst vorm ersten Mal gehen und wie sie sie dann doch ablegt, statt es mit dieser Vergewaltigungsgeschichte zu vermischen – gerade auch, weil sie in Romantik/Erotik steht.

Dass Christian unangenehm empfunden wird, wird mir nicht zum ersten Mal mitgeteilt, leider kann keiner sagen, woran es liegt. Ihn zu ändern, fällt da natürlich schwer.
Ich kann Dir zumindest sagen, was mich konkret stört. :)
Das ist vor allem, daß er sie genaugenommen doch recht drängt und mir nicht als sehr einfühlsam gezeigt wird, bzw. vermisse ich jegliche Tiefe in der Beziehung.

Die Vorladung zu Staatsanwalt Bosmann hatte mich zunächst irritiert. Doch Christian hatte mich beruhigt. Es sei Routine, dass wichtige Zeugen bei Kapitalverbrechen vom Staatsanwalt persönlich befragt würden. Wenn ich nichts dagegen hätte, würde er selbst auch dort sein, dann müsse er nicht auf das Gesprächsprotokoll warten. Nur für den Fall, dass sich neue Ermittlungsansätze ergäben. Ich hatte nichts einzuwenden, im Gegenteil, es war mir recht. So konnte ich mir vorstellen, mit ihm zu sprechen und nicht alles von Neuem erzählen zu müssen.
Egal, ob sie selbst das wirklich will oder nicht: Er läßt ihr praktisch keine Wahl, denn auf sein Argument nicht einzusteigen, hieße ja, nicht am Erfolg der Ermittlungen interessiert zu sein. Zudem finde ich das Argument etwas an den Haaren herbeigezogen, da er selbst sie doch schon befragt hat und die Täter gefaßt sind, es ist also eher unwahrscheinlich, daß sich neue Ermittlungsansätze ergeben. Und da taucht natürlich auch die Frage auf: Warum will er es noch einmal hören, wenn er die Geschichte doch schon kennt? Da ich, wie auch schon ein Vorredner, erst hinterher mitbekommen habe, daß die Geschichte unter »Romantik/Erotik« steht, kam auch bei mir die Spannung auf, ob er ihr womöglich auch etwas tun wird.
Im letzten Satz des Zitats würde ich »und nicht alles von Neuem erzählen zu müssen« streichen, da sie es ja trotzdem noch einmal erzählen muß. Sie kann es natürlich beruhigend finden, wenn er dabei ist und sie sich vorstellt, es nur ihm noch einmal zu erzählen, aber das Erzählen an sich wird ihr nicht erspart bleiben.

Christian packte mich in gleicher Weise an der Schulter
– Das und die Antworten an den Staatsanwalt lassen auf einen völlig falschen Umgang mit dem vergewaltigten Opfer schließen, wobei ich nicht bestreite, daß so etwas vorkommt, aber es vergrößert nicht gerade das Vertrauen in Christian, der das Ganze ja mitspielt. Dieses ganze Mißtrauen und offensichtliche Überprüfen ihrer Angaben läßt sie fast wie eine Verdächtige erscheinen. Ganz schlimm, wie er sie da überraschend packt, sowas kann sie im schlimmsten Fall noch einmal traumatisieren, und ich denke, als Kripo-Beamter, der solche Fälle behandelt, müßte er soweit psychologisch geschult sein und das wissen. So wird das Bild von ihm immer schiefer.

Einige Wochen nach Abschluss der Ermittlungen suchte er mich unter dem Vorwand, einige Informationen wegen eines neuen Falls zu benötigen, im Rathaus auf und fragte beiläufig, ob ich ihm nicht mit der verhärteten Wade helfen könne, die er sich bei einem Schwimmwettkampf zugezogen habe.
Wiederum ist es seine Aktivität, und wieder hat er eine gute Begründung, die ihr das Neinsagen nicht gerade leicht macht – dabei kommt es nicht darauf an, ob sie gern oder ungern ja sagt, sondern darauf, daß seine Begründungen jeweils Druck oder schlechtes Gewissen erzeugen könnten, wenn sie nicht ohnehin Feuer und Flamme wäre. Wie könnte sie ihm seine Bitte abschlagen, wo er ihr doch ständig hilft?

Apropos Hilfe: Warum ist es eigentlich notwendig, kurz nach der Operation zu übersiedeln, und warum braucht sie eine neue Arbeitsstelle? Es zählt nicht unbedingt zum Normalsten der Welt, daß Vergewaltigungsopfer ihr ganzes Leben von heute auf morgen umkrempeln (vielmehr sollte man im Vertrauten Halt finden), und ich habe nicht das Gefühl, daß sie sich dermaßen schämt, sondern sie sagt selbst, sie bekäme gute Antidepressiva, und sie wirkt auch nicht so, als würde sie vor Scham am liebsten unterirdisch gehen. – Ohne schlüssige Erklärung für Wohnungs- und Arbeitswechsel macht es den Charakter unrund und damit ist es schwer, sich in die Protagonistin hineinzudenken.

Er tritt von hinten an mich heran und hält mir die Augen zu. Als er das das erste Mal machte, rammte ich ihm den Ellenbogen in den Bauch,
Wieder gibt er sich wie ein gefühlloser Klotz, dafür hätte ihm noch viel mehr gebührt als nur der Ellbogen im Bauch. ;-)
Übrigens ist sie, trotz des negativen Erlebnisses, recht gut im Abwehren, und ich denke, sie würde auch eventuelle Blicke oder Gerede von Arbeitskollegen oder Nachbarn recht gut innerlich abwehren, weshalb sie es doch überhaupt nicht nötig hätte, Arbeitsplatz und Wohnung zu wechseln. Mir drängt sich doch der Verdacht auf, beides findet nur statt, damit der Herr Kriminalbeamte seine Ritterlichkeit beweisen kann:
Der Ritter darf in meinem Text ein Ritter sein, wobei die holde Maid sich höchstselbst von dem Erlebnis befreit. Sie konfrontiert sich selbst mit dunklen Parks und setzt sich ihrer Angst aus, sie entscheidet, bleiben zu wollen und signalisiert deutlich, dass sie eine körperliche Annäherung wünscht.
Sein ritterliches Verhalten leistet sicher Schützenhilfe, aber der große Erlöser des passiven Dornröschens ist er nicht.
Auch, wenn Du kein typisches, leidendes Opfer zeichnen wolltest, solltest Du meiner Ansicht nach trotzdem nicht alles nur an Äußerlichkeiten festmachen. Zum Beispiel das mit den dunklen Parks: Gerade, wenn sie schon so oft nachts im Wald war und ihr dabei nichts passiert ist, wird ein (einziges) schlechtes Erlebnis noch nicht dazu führen, daß sie automatisch bei Dunkelheit im Park Angst bekommt – im Unterbewußtsein sind ja genügend positive Erlebnisse abgespeichert.
Aber wo ist das seelische Gefühl, körperlich benutzt worden zu sein? Wie wird sie damit fertig? Und spießt sich das nicht irgendwie mit den wörtlichen Gedanken, sich zur Verfügung zu stellen oder ihm einen Gefallen zu tun?

So, wie Christian im ersten Teil bei mir ankommt, kommt dann leider auch das an sich einfühlsam wirkende »Tut das weh?« eher so an, wie: Jetzt, wo er sich seines Ziels schon sicher ist, spielt er den Einfühlsamen …
Dem könntest Du natürlich entgegenwirken, indem Du die beiden zuvor auch bei anderen Gelegenheiten zeigst. Außer den schon genannten Dingen und daß er ihr bei allen möglichen Unternehmungen hilft und mit ihr ins Bett will, sehe ich ja nicht viel von ihm, so weiß ich auch nicht, was er an ihr und sie an ihm eigentlich liebt. Ob sie ihn überhaupt liebt, oder sich doch nur verpflichtet fühlt, weil er so viel für sie getan hat.

Über ein halbes Jahr halte ich ihn bereits hin, nach allem was er für mich getan hat, sollte ich mich nicht länger um den einen Gefallen drücken.
Ich springe auf und ziehe ihn hoch. „Müssen wir noch Gummis besorgen?"
Ich sehe da nirgends Liebe zwischen den beiden, die mich glauben ließe, daß sie das mit dem Mann wirklich will, nur das Gefühl der Verpflichtung.
Daß die Gummis erwähnt werden, finde ich zwar lobenswert, aber hier kommt mir die Frage doch etwas zu direkt, und später denkt niemand mehr an Gummis … ;)

„Iris, ist alles in Ordnung?“
„Ja, klar“, stottere ich, während ich aufschließe.
Ein erfahrener Polizistenblick genügt. „Lüg mich nicht an“, meint er lakonisch. „Du hast Angst.“ Er schüttelt mit einem traurig schnaufenden Lacher den Kopf. „Dass es weh tut. Davor, die Kontrolle zu verlieren. Vor deiner Angst. Angst vor der Angst.“ Er nimmt den Autoschlüssel von der Telefonkonsole.
"Ich fahre dich nach Hause, okay?"
Auch, wenn er das »Lüg mich nicht an« lakonisch sagt, ist es doch ein autoritärer Spruch, und die anschließende Aufzählung ihrer Ängste wirkt ziemlich vorwurfsvoll auf mich. Der Vorschlag, sie nach Hause zu fahren, kommt bei mir an wie: Wenn du nicht mit mir ins Bett willst, was willst du dann überhaupt hier? Ich will ihr am liebsten ein »Danke, ich find den Weg allein« soufflieren …

irgendwann kommt der Punkt, wo Selbsttherapie hin, Gefühlschaos her, jenes Thema eines in zwischenmenschlichen Beziehungen wird; im Sexualleben sowieso.
Zum Thema Sexualität hast Du trotz aller Kritik etwas sehr Wichtiges in der Geschichte stehen, nämlich daß es wohl auch sehr darauf ankommt, welche Erfahrungen man vor einer Vergewaltigung schon hat. Für Deine Protagonistin stelle ich mir das wirklich extrem schwer vor, daraufhin zu einem Mann so richtig Vertrauen zu finden, und dieser Christian wirkt so gar nicht wie der Typ, mit dem das funktionieren kann. Dafür muß er sicher kein Ritter sein, aber ein bisschen Einfühlungsvermögen beweisen und ihr vor allem zeigen, was er an ihr als Mensch liebt, nicht nur, daß er mit ihr ins Bett will. Auf ein Sexualobjekt reduziert war sie ja schon.

noch mehr Vergangenheitsszenen mit missglückten Annäherungen einzubauen, hat was. Im Moment ist dies nur in Andeutungen versteckt - dass die Prota ihrem Freund den Ellenbogen in den Magen rammt, als er sich von hinten nähert, oder, dass Körperlichkeit bis zu diesem Abend nur in Händchenhalten und Küssen bestand.
Dass das erste Mal "danach" gleich klappt, und eine beglückende Erfahrug für die Frau wird, ist wohl mehr als illusorisch.
Ich würde nicht von »missglückten Annäherungen« sprechen, dafür aber von einem langsameren Näherkommen. Nein, die Stelle, wo er sich ungeachtet ihres Erlebnisses von hinten nähert, zähle ich da nicht dazu – was in einer Geschichte, in der es nur um die Angst vorm ersten Mal geht, anders wäre, da wäre es einfach eine verspielte Annäherung; und damit will ich meinen wirklich ernst gemeinten Vorschlag noch einmal bekräftigen – gerade für eine Romantik-Erotik-Geschichte wäre das Thema groß genug, und da kämen auch seine Annäherungsversuche ganz anders an. Selbst ihre Gedanken, ihm endlich den Gefallen zu tun, wirkten dann glaubwürdiger, weil bestimmt viele junge Frauen so denken, solange sie von derartigen Erfahrungen unbeschwert sind.


So, ich weiß, das war jetzt viel, aber ohne ins Detail zu gehen, kann ich Dir nicht erklären, was mich etwa an Christian stört, und ich hoffe, Du faßt das nicht als böse auf, denn so ist es nicht gemeint. Meine Zeit ist mir echt zu schade, um sie zum Ärgern anderer Autoren zu vergeuden. ;)

Aber ein paar Kleinigkeiten hab ich da noch …

»„In zehn Minuten beginnt das Programm, danach kann ich Sie nicht mehr hereinlassen.“«
– ich plädiere für »einlassen«, da es in solchen Veranstaltungsbetrieben üblicherweise auch z.B. heißt »Einlass ab 18 Uhr«

»Nicht beim Umzug, als er der einzige war, der mir half«
– der Einzige

»„Stell dir vor“, giggelte ich, „jeder, der ins Rathaus kommt wird sich fragen: 'Diese Frau John im Bürgerbüro, ist das jetzt die hübsche Iris J. von der Stadtverwaltung, die beim Rotwildgehege vergewaltigt und brutal niedergestochen wurde?'."«
– der Punkt am Ende ist jedenfalls zuviel; »giggelte« kenn ich nicht, es wirkt auf mich jedenfalls wie aufgeregtes Sprechen mit erhöhter Stimme, vielleicht auch leicht hysterisch. Allerdings ist es meiner Meinung nach auf das ohnehin schon eher aggressive Kommentieren Christians nicht ganz passend. Aber vielleicht bin ja nur ich so, daß ich, wenn jemand eh schon aggressiv ist, nicht gern noch was nachlege.

»Dann wurde ich in den Gerichtssaal gerufen, und Christian zog sich diskret zurück«
– statt dem Beistrich in der Mitte gehört ein Punkt am Ende

»"Es tut mir leid, dass ich Sie das fragen muss", der Bleistift, der bis dahin ruhig in Bosmans Hand gelegen hatte, begann nervös zu tänzeln, "aber Herr Krystufek behauptet, dass nur Herr Beyer ... also, dass dieser der Alleintäter sei, und dass Sie, Frau John, und Herr Krystufek einvernehmlich ..."«
– fragen muss -“ Der Bleistift … tänzeln. „- aber …

»Ich lehne mich an das dunkle warme Holz.«
– dunkle, warme

»Genau unter dem Flutlicht, das am freien Zaunstück zur Abschreckung von Vandalen angebracht worden war,«
– »worden« ist überflüssig

»"Es tut mir Leid, dass Sie das mitmachen mussten, wenn Krystufek nicht behauptet hätte ...", er brach ab.«
– leid klein
– ohne Beistrich, da kein Redebegleitsatz: hätte …“ Er brach ab.

»„Ich kann Sie massieren“, schlug ich vor. „Ich mache schon nichts kaputt“, schob ich hastig nach, „meine Schwester ist Physiotherapeutin, sie hat es mir beigebracht.“«
– ein »ich« weniger und meiner Meinung nach schöner wäre: schlug ich vor und schob hastig nach: „Ich mache schon nichts kaputt, meine Schwester …

»Er rollte den Kopf einmal nach links und rechts, als ich auf den Beifahrersitz schlüpfte, lächelte er zum ersten Mal, seit ich ihn kannte.«
– ich würde nach »rechts« einen Punkt machen

»„Tut mir Leid“, meint Christian zerknirscht. „Ich habe den Wasserturm auf der anderen Seite des Parks gesucht. Was machen wir jetzt mit dem angefangenen Abend?“«
– leid
– statt »angefangenen Abend« würde ich »angebrochenen Abend« schreiben, so kenn ich das jedenfalls

»„Nicht in dieser Jahreszeit“, wiegelt er ab,«
– wäre da eher für »Nicht um diese Jahreszeit«

»Baumschatten lecken an meinem Gesicht, niedere Zweige klammern an den Armen, unter Ruhebänken und zwischen Hecken hervor,«
– so schön der Satz auch ist, aber wie soll ich mir das mit den Zweigen vorstellen? Ich glaub, ich bin in einer Fantasy-Geschichte gelandet. ;-)

»Wir biegen in einen Seitenweg zur Hauptwiese oberhalb des Sees im Zentrum des Geländes ein.«
– damit das »ein« nicht so hintendrangehängt wirkt, würde ich es nach vorne geben: Wir biegen ein in … (wg. der dadurch entstehenden Wiederholung ein/einen könntest Du ja »den« statt »einen« Seitenweg schreiben)

»Jemand schiebt den Zweigvorhang zur Seite, Christian hockt sich neben mich.«
– »Jemand« würde ich auf alle Fälle vermeiden, vielleicht: »Der Zweigvorhang wird zur Seite geschoben«, oder einfach: »Christian schiebt … und hockt sich neben mich.« Zum Spannungerzeugen brauchst Du das »Jemand« jedenfalls nicht. ;-)

»gerade lang genug um den Eindruck einer taktilen Frage zu hinterlassen.«
– genug, um

»"Sag mal ..." Er zögert, dann weicht er aus. "Diese Tätowierung, die zwei verschlungenen Dreiecke - hat das eine Bedeutung?"«
– Mir ging es da, wie schon einem der Vorredner, nämlich daß ich mich gefragt habe, wie es sein kann, daß er den Davidstern nicht kennt. Laß sie ihn vielleicht nicht schon »verschlungene Dreiecke« nennen, sondern einfach nur, was die Tätowierung darstellen soll. Wenn es so stilisiert ist, daß der Stern kaum zu erkennen ist, kann sie ihm dann ja erklären, wo oder wie er ihn sieht, und der Leser weiß auch, daß es nicht einfach nur ein Davidstern ist.

»„Ja, … ich wollte dich fragen, ob ... ob wir es uns nicht bei mir gemütlich machen wollen.“«
– entweder Beistrich oder drei Punkte (nach »Ja«)

»warum konnte ich nicht bei Jerusalem und dem Lieben Gott bleiben!«
– dem lieben Gott

»"Tut mir Leid, vergiss es. War nur so eine Idee."«
– leid

»Kaum hat Christian die Wohnungstür aufgeschlossen, entschuldige ich mich für Königstöchter. Mitten im Bad lasse ich die Hose herunter und versuche, mir seine Hände auf den Oberschenkeln vorzustellen.«
– Hier stand ich bis zum Satz »Verzweifelt lasse ich mich auf die Toilette fallen« ziemlich daneben. Sich für Königstöchter entschuldigen kenne ich nämlich überhaupt nicht, ehrlichgesagt würde ich den Ausdruck eher meiner Oma oder Urgroßmutter, wenn sie noch lebten, andichten. ;-) Auch im nächsten Satz kam ich nicht drauf, da ich bei Bad nicht automatisch an Klo denke, weil bei uns das Klo meistens extra ist (eine Wohnung mit Klo im Bad ist in meinen Augen ein schrecklicher Alptraum ;-)), so fand ich die Handlung, ins Bad zu rennen und sich die Hose runterzuziehen, bis zum Toiletten-Satz ziemlich seltsam. Deshalb würd ich mir bereits statt der Königstöchter eine eindeutigere Formulierung wünschen.

»Warum musste Krystufek mein erster Mann sein, warum hatte ich keine angenehme Erinnerung, auf die ich zurückgreifen konnte!«
– Ich bin mir nicht sicher, wie Du den Satz meinst. Wenn Du meinst, daß sie bei der Vergewaltigung auf keine angenehme Erinnerung zurückgreifen konnte, stimmt die Zeit; allerdings kommt mir das seltsam vor, niemand wird während einer Vergewaltigung auf angenehme Erinnerungen zurückgreifen, deshalb denke ich, daß es wohl »warum habe ich keine angenehme Erinnerung, auf die ich zurückgreifen könnte« heißen sollte, also daß sie jetzt keine angenehme Erinnerung hat, mit der sie ihre Angst verscheuchen könnte, sondern eben nur diese eine, schlechte.

»warum hatte ich abgelehnt, als er anbot, ich könnte meine Aussage bei einer Kriminalbeamtin zu Ende führen, ...«
– ohne Beistrich am Ende, wenn Du drei Punkte machst

»Vor deiner Angst. Angst vor der Angst.“ Er nimmt den Autoschlüssel von der Telefonkonsole.
"Ich fahre dich nach Hause, okay?"«
– keinen Zeilenwechsel, wenn kein Sprecherwechsel

»Wie würde es sein, seine festen Schwimmerhände auf meinen Beinen?«
– da würde ich noch ein »zu spüren« dranhängen

»„Iris“, lacht er, „das ist …“«
– man kann keine Worte lachen, Vorschlag: „Iris“, sagt er lachend, „ das ist …“

»streiche mit sanftem Druck ihre Ansätze lang.«
– sofern die Ansätze dabei nicht immer länger werden, würde ich »entlang« statt »lang« schreiben

»dann, zarter, die empfindliche Innenhaut.«
– besser fände ich »Innenseite«, er hat ja keine Innen- und Außenhaut (erst muß die Außenhaut warmgestreichelt werden, dann kann man sie abnehmen und zur Innenhaut vordringen, das wär doch was :D)

»Es ist viel zu groß, wie soll das nur passen, ich verdränge den Gedanken,«
… passen? Ich verdränge …

»dass das fremde, große, heiße Ding in mir und der Mann, den ich liebe, zusammen gehören.«
– zusammen: zusammengehören

»Dann schiebt Christian mich vorsichtig herunter, und ich rolle neben ihm auf den Teppich.«
hinunter; schöner fände ich aber »von sich«


Liebe Grüße,
Susi :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Häferl,

danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast, mir dezidiert auseinanderzusetzen, was Dich an meinem Prot stört. Auch wenn ich stellenweise das Gefühl habe, dass Du mit ihm zu hart ins Gericht gehst - wobei ich den Herrn Kriminalkommissar Fauser hier gar nicht rechtfertigen möchte. Aber trotzdem möchte ich betonen, dass Iris als erste unter die Kleider fasst, nach Kondomen fragt, ihren Freund am Knie krault und schließlich den Sex initiiert. Er fragt nur, ob sie es sich bei ihm gemütlich machen wollen.
Wenn er trotzdem den von Dir geschilderten Eindruck hinterlässt, muss ich eben überlegen, wie ich es spätestens beim nächsten Mal besser machen kann.

Auch das mit der Panik im Park finde ich nicht übertrieben. Iris wurde immerhin von zwei Männern überfalln und niedergestochen. Es soll z.B. auch erfahrene Autofahrer geben, die, nachdem sie einen schweren Unfall verursacht haben, es nur noch unter Herzrasen schaffen, sich hinters Lenkrad zu setzen.

Inzwischen bezweifle ich allerdings, dass die KG durch weiteres Überarbeiten noch zu retten ist. Wahrscheinlich werde ich ihre komplette Neufassung auf die Liste unbedingt zu schreibender Geschichten setzen.
Aber mal sehen, vielleicht packt mich auch der Ehrgeiz ... :).

Der Vergewaltigungshintergrund der Prota muss aber bleiben - eher feile ich den Text krumm und klein, um ihn dazu passend zu machen, aber der Hintergrund der Prota ist mir für die Aussage der KG wichtig. Es geht ja nicht nur um die Angst vor Sex, sondern darum, sich einen sehr schönen Teil zwischenmenschlichen Lebens zurück zu erobern.

Um das Kleinkrämliche kümmere ich mich natürlich trotzdem.

Und: zumindest in Süddeutschland habe ich in etlichen Wohnungen mit größerem Badezimmer dort ein WC vorgefunden - neben dem separaten Gästeklo, selbstredend.

LG
Pardus

PS: Nun, nachdem es nochmals überarbeitet ist, hab' ich das dumme Gefühl, dem Christian ist jede Farbe ausgeblutet. Hach, es ist doch zum Mäusemelken! :(

 

Hallo Pardus,

lese mich z.Zt. durch die KG's. Aufgrund des Titels hatte ich schon eine einfühlsame Story erwartet, aber nicht mit einem so schwierigen Thema.

Die Protagonistin, die sich um jeden Preis, trotz des erlebten Traumatas wieder in die Normalität zurückkämpfen will, ist an sich schon eine tolle Idee! Und der Polizist hilft ihr auf einfühlsame Weise - hier kann man wirklich von "Freund und Helfer" sprechen. :-). Eine tolle Idee.

LG
Niraki

 

Hallo Niraki,

danke für Deinen Kommentar. Genau das, was Du herausgelesen hast, wollte ich erzählen. Schön, dass es anekommen ist.
Nur die Konstellation Polizist/Liebhaber würde ich heute nicht mehr so wählen, die entspricht doch zu sehr einem Klischee romantischer Vorabendthriller im Privatfernsehen.

LG, Pardus

 

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