Was ist neu

Wie erzeugt ihr Spannung?

Nachtrag:

inhaltliche Spannung kann man natürlich auch wieder mit "Stilmitteln" rüberbringen.
Wenn ich den Text "Tod im Baggersee" nenne, sollte das die harmlose Badeszene ( in aller Breite beschrieben ) schon um einiges reizvoller für den Leser machen. Dann plätschert es nicht nur so dahin. ;)

Oder durch den typischen "Vorschau-Effekt", den ich selbst nicht wirklich gern benutze. Ist zwar abgegriffen, kann aber effektvoll neu in Szene gesetzt werden.

"Hätte er schon beim Aufstehen gewußt, daß dies sein letzter Morgen in dieser Art war, hätte er die Routine sicherlich nicht so gedankenverloren hinter sich gebracht. So aber..."

naja, war sicher kein wirklich "heißes" Beispiel, aber es ist ja auch spät :)

 

Um noch mal auf die "halb-offene-Tür" zurück zukommen: das nennt man in anderer Form auch "Cliffhanger". In Serien wird genau dann abgeblendet, wenn der Held am Cliff hängt und droht, abzustürzen. Das alleine erzeugt Neugierde aber noch keine Spannung. Neugierde darauf, wie es weitergeht. In einer Geschichte sollte man immer einen Cliffhanger einbauen, wenn man einen anderen (sub-)plot einfügt, um den Leser bei der Stange zu halten. Wenn man Romane von King, Grisham, Reichs, etc. liest, wird man feststellen, dass sie es alle so machen. Kapitel enden immer mit etwas, wie: "und auf einmal wusste ich, wo die Bombe war." Und das nächste Kapitel fängt mit einem ganz anderen Handlungsstrang an. Aber das ist weiter oben im Thread schon gesagt worden.

Spannung wird meiner Meinung dadurch erzeugt, dass eine Erwartungshaltung (noch) nicht befriedigt wird. Cliffhanger und offene Türen sind sehr technische Mittel um dies zu machen. Stimmungen, Stilmittel sind meiner Meinung nach besser.

In Bezug auf die "zweite", entgegengesetzte Kraft, die Will erwähnt:
"Im zweiten Beispiel sind beide Kräfte gleich und können so echte Spannung erzeugen."
diese sollte eher im Kopf des Lesers stattfinden, als in der Geschichte selbst. Das menschliche Gehirn hat die Tendenz, alles zu vervollständigen. Wenn die Geschichte es nicht "hergeben will", dann ergibt sich eine Spannungshaltung zwischen dem, was die Geschichte (noch nicht) bietet und dem, was das Gehirn erwartet. Und das ist meiner Meinung nach die wahre Spannung.

Eine Anlehnung an die Musik: Es gibt bestimmte Tonfolgen, die durch andere Tonfolgen abgelöst werden müssen. Ein Beispiel sind, glaube ich, gewisse Dissonanzen, die durch bestimmte Harmonien abgelöst werden müssen, sonst formt sich im Kopf des Zuhörers ein Verständnis der Unvollständigkeit. Es gibt Untersuchungen darüber, wie diese unvollständigen Tonfolgen bei einem Film die (unvollständige) Handlung begleiten müssen. Und auch, wie die Vervollständigung der Tonfolge den Höhepunkt des Films begleiten sollte, damit die Wirkung am höchsten ist. (In der Regel in Filmen, in denen der Held am Ende die Frau küsst und das ganze Publikum fängt an zu heulen - angeblich weil die endlich vervollständigten Tonfolgen das Glücksgefühl vergrößern...)

Es gibt übrigens auch die Anekdote von Mozart, der einen ganzen Abend lang zuhören musste, wie sein Nachbar auf dem Klavier übte. Irgendwann beendete der Nachbar seine Session mit einer Dissonanz, die unbedingt aufgelöst werden wollte. Mozart konnte deswegen lange nicht schlafen, stand auf, ging zum Nachbarn und hämmerte den auflösenden Akkord auf dessen Flügel. Erst danach konnte er sich beruhigt schlafen legen....

naja. genug geschwafelt.
p.

 

Mir persönlich wurde schon gesagt, ich könne spannend schreiben, aber ich würde nicht behaupten, dass Spannung alles ist. Zuallerst und das wurde schon angemerkt, sind Atmopshäre und Charaktere wichtig. Ohne das richtige Feeling, die richtige Tönung der Story, ist auch kein Gefühl beim Leser zu erwarten.

Spannung ist sicherlich auf mehren Ebenen zu erzeugen. Eine Geschichte muss mindestens die Frage im Leser wachrufen, wie denn das alles ausgeht. Aber auch diese Frage kann man spannend machen oder eben einfach nur zum Schluss beantworten. Ich denke meine Story Meeresfieber, die von vielen wie ein Sog empfunden wird, ist eigentlich eine sanfte Story und dennoch hat sie Spannung. Wenn ich eine Story anfange, schreibe ich einfach kunterbunter los und baue so viele Ftragen ein, wie ich mag, die ich dann irgendwie im Laufe der Geschichte auflöse. Aber es gibt noch andere Möglichkeiten.

Standortwechsel, also kurze Abschnitte, machen den Leser manchmal richtig wuschig. Paralellhandlungen, die beide einem Höhepunkt entgegen rauschen, sind da sehr vorzüglich. Spannung setzt aber auch Speed voraus, Rhytmus und es muss auch dann und wann Stopps geben. Also eine Szene, die irgendwie alles aufhällt, finde ich.

Anders, als bei Matrix2 darf man nicht den Fehler machen in Ego-Shooter Manier große Action zu bringen, wo der Protag dann zwischen drin immer nur einen kurzen Augenblick lang ein Packet mit Informationen überreicht bekommt.

Danse Macabre von Stephen King, ist ein Buch das ich empfehle. Da werden solche Sachen wie die "Tür-Situation" abgehandelt. Dean Koontz zu lesen hilft ungemein, da er in meinen Augen ein Meister der Spannung ist.

Ich denke, man kann Geschichten am Besten richtig spannend machen, wenn man selbst nicht genau weiß, wie es endet. Wenn alles vorgeplant ist, ist die Gefahr da, dass es alles zu konstruiert wirkt.

Ganz wichtig ist es auch, das Tempo zu halten. Ich selbst habe schon den Fehler gemacht einne coole Actionszene zu bauen, und danach ist es dann wieder etwas zu langsam geworden. Spannung ist, eben etwas das gespannt sein muss. Das kann man nun auf den Erzählbogen ableiten, als haartstreubende Szenen verstehen und so weiter.

Ein wichtige Sache ist aber auch, die richtige Auflösung des Ganzen. Ist die Spannung so hoch, dass dann die Erwartungen in der Auflösung höher liegen, als das tatsächlich Gebotene, bringt selbst die beste Gruselszene den bitteren Nachgeschmack beim Leser nicht weg. Spannung ist also ein wahnsinnig großes Feld, mit vielen Möglichkeiten.

 

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