Was ist neu

Wie geht ihr mit real Erlebtem um?

@ stephy "Debil" bedeutet "Sehr intelligent". :)

Zum Thema: Egal, was man schreibt, immer kehrt man zum Selbst zurück, denn nur die eigenen Erfahrungen und Gefühle kann man dem Leser glaubhaft schildern.
Ich kann mir zB nicht vorstellen, eine Story zu schreiben die glaubhaft aus der Sicht einer Frau geschildert wird.
Noch nicht, wer weiß, was noch kommt...? :D

 

Also nein, Rainer, das kann ich nicht mitansehen, stell Dir vor, Stephy glaubt Dir das... :lol:

debil: leicht schwachsinnig

Debilität: leichteste Form des Schwachsinns

(Es gibt auch diverse Steigerungsformen wie z.B. "grenzdebil")

 

Is doch nix passiert, Paulchen... Kann sich doch jeder mal mit einem Wort vertun ;) :lol:

 

Hm, real erlebtes.

Ich finde es furchtbar schwierig, das in Worte umzuarbeiten und es dann auch noch einem breitem Puplikum zu lesen zu geben.
Das hab ich einmal gemacht und mache es nicht wieder.
Das Problem bei der sache ist eben, das man nicht in der Haut des Autors steckt, und somit viele Dinge auch missverstehen könnte.
Obschon ich selbst gerne Tatsachenberichte lese, oder auch Geschichten, die auf wahren Begebenheiten beruhen, habe ich die Erfahrung gemacht, das es besser ist, seinen persönlichen Kram für sich zu behalten.

Rub.

 

Ach, das kommt mal wieder immer drauf an. Ich liebe reale Begebenheiten. Aber es kommt halt trotzdem auf die Art der Geschichte an; wie sie erzählt ist und so...
Rainer hat ganz Recht; in jeder Geschichte, die man schreibt, steckt ein bißerl von einem selbst. Trotzdem darf man dabei nicht übertreiben - und wenn man übertreibt, dann ist das ein Fall fürs Tagebuch... :cool:

Grizze,
stephy

 

Ich versuche meist meine Erfahrungen mit in die Story einfliesen zu lassen, aber 1:1 hab ich noch nie etwas Selbsterlebtes geschrieben.
Manchmal ändere ich aber einfach nur Namen und Orte und dichte etwas hinzu oder lasse etwas weg.
Aber 1:1 übernehmen, würde ich nie machen

 

Mark Twain hat mal in einem Vorwort zu "Tom Sawyer" gesagt, daß dieser Held aus verschiedenen Personen zusammengesetzt sei. Daran mußte ich später denken, als ich von Hemingway las, er hätte gefordert, daß ein Roman noch wahrhaftiger als die Wahrheit, nämlich VERDICHTETE Wahrheit sein müsse. Diese Ideen haben meine Einstellung zum Schreiben geprägt.
Wenn ich eine Geschichte oder einen Roman schreibe, fasse ich immer verschiedene Personen und Erlebnisse zusammen.
Mehr fällt mir im Moment zu diesem Thema nicht ein.

 

In den meisten Fällen sind meine Handlungen, Personen, etc. frei erfunden nur äußerst selten lasse ich real Erlebtes in eine Geschichte einfließen.

Umstände, Erlebnisse, Überzeugungen, baue ich allerdings manchmal (verfremdet) ein, oder ich mache eine total verfremdete Geschichte draus. Als ich es einmal versucht hatte, aus real erlebtem, das mich bewegt hatte, eine Geschichte zusammenzustoppeln, wurde eine Schmähschrift daraus, da hab ichs dann gelassen.

Aber im Grunde, soviel man auch in seiner Phantasie erfinden mag und daraus dann einen Text macht, ist immer ein Stäubchen Einfluß aus eigenem Erleben, Empfinden dabei.

Außerdem wäre es für mich zu schmerzhaft, um ehrlich zu sein, Ereignisse aus meinem Leben, über die ich schreiben wollte, wirklich so darzustellen, wie sie geschahen, deshalb auch aus gewissem Selbstschutz, um nicht Narben wieder aufzureißen.

 

gewissem Selbstschutz, um nicht Narben wieder aufzureißen
Einige Jahre geht das, aber im Grunde ist es, als wollte man das Wasser einer Gebirgsquelle mit der Hand zurückhalten...

 

Meine Texte setzen sich oftmals aus sehr vielen Komponenten zusammen.
Meistens ist ein äußerer Anlaß gegeben, der mich antreibt darüber eine Geschichte zu schreiben. Das kann ein starkes Gefühl sein oder ein erlebter Sachverhalt, der mir wichtig erscheint.
Erlebt heißt nicht unbedingt, selbst am eigenen Leibe erlebt, sondern auch: betrachtet, angeschaut, irgendwie wahrgenommen.
Dann füge ich häufig Dinge hinzu, die mit dem Erlebten gar nichts zu tun haben. Man könnte es Fantasie nennen, Fiktion, Dichtung und dennoch sind dies alles Dinge, die in mir stecken und die ich wie Vokabeln in mir habe.
Und manchmal schreibt, ohne dass ich es zunächst mitbekomme, noch ein Teil von mir mit: mein Unterbewußtes.
Alle meine Texte sind also Teile von mir, untrennbar, ohne dass sie ein Spiegel wären, sondern eher kleine blinkende Facetten meines Seins.

 

Ganz zu Anfang konnte ich nicht über echte Erlebnisse schreiben, denn wenn ich über ein positives Erlebnis schrieb, wollte ich es gleich REAL wiederholen und betrachtete die Niederschrift als lästige Verzögerung, und wenn ich über ein negatives Erlebnis schrieb, regte ich mich darüber oft so auf, daß ich die ganze Sache wieder verdrängen mußte, um nicht spätestens nach der Niederschrift auf einen Rachefeldzug zu gehen...
Das Schreiben hat mir dann geholfen, meine Emotionen besser in den Griff zu kriegen und mich selbst zu analysieren. Oft kam ich beim Niederschreiben einer Erfahrung durch den kreativen Prozeß am Ende zu einer ganz anderen Bewertung, was mir dann im richtigen Leben half, beim Schreiben am Manuskript aber einen völligen Neubeginn erforderlich machte. Letzteres Problem hatte ich bei rein ausgedachten Geschichten, wo ich eine bestimmte Einstellung oder Erkenntnis durch eine maßgeschneiderte Handlung vorführen und vermitteln wollte, nicht...
Finde ich heutzutage alte Geschichten, erscheinen mir die auf wahren Erlebnissen beruhenden Texte oft erstaunlich frisch, aber die planmäßig umgesetzten hunderprozentig erfundenen Stories erscheinen mir im Gegensatz dazu meistens fadenscheinig, plump, albern und unecht...
Jeder muß selbst rausfinden, wie und über was er am besten schreiben kann... Zum Glück sind wir alle unterschiedlich, denn sonst wäre die Literatur langweilig...
:D

 

Es ist doch ok, wenn Du Erlebtes verarbeitest. Es ist vor allem dann ok, wenn Du es Dir von der Seele schreibst und es als Geschichte empfindest. Der Leser, für den Du es schreibst ( auch wenn Du manchmal der Hauptadressat bist) soll die Geschichte lesen und sich anschliessend seine Gedanken darüber machen. Und das klappt genauso gut bei Fiktion wie bei realen Themen.
Die wenigsten hier dürfen von sich behaupten, professionell mit Literatur zu arbeiten. In so fern ist deren positive wie negative Kritik genauso subjektiv wie Deine Darstellung von Ereignissen, Stimmungen und Gedanken. Die Qualität dieser Site ist doch vielmehr die Unterhaltung. Wenn Dein Erlebtes unterhält ( muss ja nicht positive, verträumte Unterhaltung sein) ist ein großes Ziel erreicht.

Für meinen Teil versuche ich nie Handlungen aufzubauen, weder durch reine Fiktion, noch durch Chronologie des Erlebten. Vielmehr will ich ein Ventil finden für die Stimmungen, die mich bewegen. Das Medium kann Fiktion sein, ist aber auch oft Erlebtes. Der Unterschied ist das Ergebnis, nicht die Herkunft.

Take care.

Daetann

 

ich habe einmal was wirklich beschissenes erlebt.
irgendwie musste ich das verarbeiten, also fing ich an zu schreiben. ich schrieb das ganze, und ich gab es menschen zu lesen. vielen verschiedenen menschen! sie alle sagten, ich muss unbedingt weiterschreiben. sie sagten es sogar, als ich nicht mehr schrieb.
sie entdeckten meinen erzählstil.
dieser roman ist blanke realität aus meiner sicht. die reale welt ist ein guter autor.
ich habe den roman unterbrochen, denn jetzt tut es weh, sich daran zu erinnern. ich fing an, kurzgeschichten zu schreiben, diese sind fiktiv, sie beinhalten aber reale gegebenheiten. sie sind nicht real, vielmehr hat eine reale szene mich zum weiterdenken animiert. so entstehen fiktive geschichten mit realem hintergrund. meine geschichten haben ein happy end - da manipuliere ich!
ich denke, die entscheidung liegt oft im gewicht. wie sehr ist man vom erlebten betroffen.

 

Dieses Thema ist wirklich sehr interessant. Erst gestern habe ich ein reales Ereignis wieder gelöscht, weil ich dachte, es passt vielleicht nicht hierher.
Es stimmt, man verarbeitet, das Geschehene wärend man es aufschreibt. Es hilft die Gedanken einerseits zu ordnen und zu klären. Andererseits durchlebt man vieles zum zweitenmal und es ist unglaublich schwer, die direkte Rede dann mit einzubinden. Weil sie einen noch nicht losgelassen hat und noch berührt. Nachdem ich eure Kommentare gelesen habe, bin ich zu dem Entschluß gekommen, meine Geschichte von gestern wieder hier ins Netz zu stellen.

 

ich denke, wenn man warhaftig und gut schreiben möchte, sollte schon einiges an realität in der geschichte sein - umso länger das werk umso mehr. egal ob das "reale" nun charaktere, umgebungen oder begebenheiten sind.

bsp charakter: denkt man sich einen chaarakter - sagen wir über 100 seiten einer story - nur aus, läuft man sehr große gefahr, dass die figur schematisch wird. kennt man jemanden (oder mehrere) personen, die grundlage für die figur sind, fällt es wesentlich leichter einen wirklich tiefen charakter glaubwürdig zu "erfinden".

bsp umgebung: ein archologe schreibt viel eher eine geschichte über ausgrabungen als jemand der nichts damit zu tun hat - da kann man sich wahrscheinlich soviel anlesen oder aunschauen wie man möchte - die dinge zwischen den zeilen kann am besten benennen, wer sie erlebt hat.

man sieht dies übrigens auch häufig an den lebensläufen großer autoren - sie wissen, worüber sie schreiben.

die kunst ist es - meiner meinung nach - dem simplen alltag interessante geschichten zu entlocken und sie dann noch interessanter stilistisch zu verarbeiten, um dem leser ein wohlschmeckendes menü zu servieren....ist ja auch die selbe dreiteilung: vorspeise, hauptgericht und dessert...

grüße, streicher

 

Real-Erlebtes ... ich würde es eher nennen "Real-Gefühltes"! Ich schreibe eigentlich immer nur Geschichten, die ich erfühlen kann - sei es weil ich sie so oder ähnlich erlebt habe oder weil Menschen, die mir nahe stehen sie so erlebt haben. Natürlich dichte ich was dazu, lasse anderes weg, lasse mehrere Charaktere verschmelzen oder erfinde neue Wesensmerkmale. Denn die Realität ist oft viel zu absurd, zu dicht oder zu unglaublich, als dass sie eine als Geschichte bestand haben könnte. Selten ist die Realität zu banal, leider.

Aber der Kern einer Geschichte, der ist für mich immer sehr nahe am realen Gefühl. Und seien es nur Ängste, die ich wahr werden lasse.

Was ist also real-erlebt??

Lesen mag ich hingegen überhaupt nicht gern Geschichten, bei denen man das gefühl kriegt, da schreibt einer nur (sprachlich, stilistisch, inhaltlich) völlig unreflektiert auf was ihm passiert ist - ist bei wichtigen Themen vielleicht manchmal trotzdem gut, dass es sie gibt, diese "Geschichten", hat für mich dann aber nicht mehr viel mit "Kunst" zu tun. Wobei ich zugeben muss, dass auch mir manchmal das Reflektieren schon abhanden gekommen ist - und letzlich wohl auch fast jede Form der Geschichte eine Existenzberechtigung hat. Denn es stehen ja immer ganz unetrschiedlich Kriterien zur Bewertung. Ich hab hier schon sehr vieles gelesen, dass mich sehr bewegt - auch wenn die Geschichte mir sprachlich oder in der Umsetzung nicht gefallen hat.

Häufig zwingen einen Geschichten, die scheinbar zu unreflektiert an real-erlebtem hängen, sich mehr mit dem Autor (oder seinen Problemen) als mit der Geschichte auseinanderzusetzen. Dies sprengt manchmal dieses Forum, denke ich ... was man an den häufig sehr emotionalen Diskussionen hier sieht. Was soll's. Wir haben alles unsere Gründe zu schreiben. Das Talent dazu ist sicherlich nur einer Minderheit gegeben. Das schöne an diesem Forum aber ist ja, dass es zwar scharfe bis schärfste kritik - aber doch keine wirklich Zensur gibt. Zumindest nicht für "schlechtes" Schreiben :)

Gruß
Kay

 

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