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Thema - Selbstmord

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Thema - Selbstmord

Also ich muss sagen, mir fällt auf, dass wirklich eine grosse Anzahl von Stories das Thema Suizid behandeln. Kein Scheiss, wenn man sich einige Dutzend Geschichten durchliest wird man feststellen, dass sich die Protagonisten sehr häufig umbringen.

Frage: Wieso?? Gibt's denn keine anderen Themen? Ich meine, wieso schreiben soviele über dieses Thema? Reichlich abgelutscht dürfte es doch wirklich schon sein.

Habt ihr schon eine Story geschrieben, in der es darum geht? Wenn ja, aus welchen Beweggründen? Wenn nein, wieso nicht? Was haltet ihr von solchen Stories, speziell wenn ihr schon die zwanzigste gelesen habt?

 

Ich hab sowas noch nicht geschrieben. Höchstens Mord, hehehe.

Ich denke mal, ganz oberflächlich betrachtet, der Selbstmord des Protagonisten wird von Autoren gerne gewählt, um

  • zu umgehen, sich eine prägnante Schlusspointe einfallen lassen zu müssen
  • den Anschein zu erwecken, die Story sei irgendwie tiefgründig
Das ist jetzt eine fiese und ein wenig undifferenzierte Sichtweise.
Autoren von Suizid-Stories dürfen mir jetzt gerne eins überbraten. ;)

Mein Lieblingstitel zu dem Thema findet sich unter 'Sonstiges':

"Ungewollter Selbstmord"

Ein einmalig beknackter Name.

 

ALso in den zwei Punkten kann ich dir nur zustimmen. Ist ja auch wirklich nicht so einfach, sich eine brauchbare Schlusspointe einfallen zu lassen! :D

Weisst du, was ich glaube? Ich behaupte, dass 90% der Suizidstories erst welche werden, während sie entstehen. Viele schreiben ja einfach so drauf los, ohne sich vorher allzu viel dabei zu überlegen. Ist ja auch okay. Ich glaube, dass bei vielen eben erst beim Erstellen des Textes die Idee entsteht, das Ganze mit einem Selbstmord zu beenden. Ist mir irgendwie zu einfach. Natürlich kann jeder schreiben, was er will. Aber ich, als Leser, will einfach etwas geboten kriegen (so dämlich sich das jetzt auch immer klingen mag). Diese abgedroschenen "Die ganze Welt hat sich gegen mich verschworen und jetzt haue ich mal ordentlich auf die Kacke und nehme mir mein unnützes, wertloses, Leben und wenn ich Glück habe, kann ich in einem tollen Amoklauf auch gleich 20 weitere Spinner mitreissen" Kiste hat echt schon soooooo'n langen Bart (*armeauseindanderhalt*).

He, wie wär's überhaupt mit einem eigenen Suizid Forum? Da könnten sich doch alle suizidgefährdeten, oder solche die es werden wollen, nach Herzenslust austoben!

Naja, vielleicht auch nicht...

 

Ich denke, die meisten dieser Geschichten werden halt von unglücklich Verliebten geschrieben, die entweder eine Trennung hinter sich haben, oder sonstwelchen Kummer in sich tragen.

Und da brauchen sie ein Ventil, um ihren Schmerz einfach mal freien Lauf zu lassen.

Manchmal denke ich, wenn ich einige (nicht alle!) Geschichten lese, die so ein Thema aufgreifen... hm. Thema zwar total abgelutscht, aber irgendwas stört da einen doch.

Naja. Wieviele Geschichten handeln von bösen schwarzen Männern und Raumschiffen mit Aliens? Nur mal so als Gegenfrage...

Und überhaupt. Schmerz, Wut und Verzweiflung vorhanden? Besser es rauslassen als daran zu verzweifeln.

Poncher

PS: Dieser Beitrag wurde mit Hilfe von meinem Doppelgänger erstellt, der ein ziemliches Weichei ist!

 

Ich bin immer vorsichtig, wenn ich solche Geschichten lese und versuche herauszufinden, warum der Autor dieses Ende gewählt hat und ob der Text Schlüsse auf den Seelenzustand des Autors geben kann. Der Großteil der Suizidstories entstehen wohl tatsächlich daraus, daß den Autoren nichts besseres eingefallen ist oder ein dramatisches Ende gewünscht ist, um vielleicht der Aussage ein größeres Gewicht zu verleihen. Und dann nehme ich auch kein Blatt vor den Mund, wenn ich kritisiere...

Bei dem Rest habe ich den gleichen Eindruck wie Poncher('s Doppelgänger), daß es sich nämlich um Geschichten aus einer Zeit handeln, wo die Autoren unglücklich waren und sie sich die Probleme von der Seele schreiben wollten.

Aber bei einem kleinem Prozentsatz habe ich immer dieses Alarmsignal vor Augen: sei vorsichtig, hier ist vielleicht jemand, der gerade jetzt mit der Welt zaudert. Und dann finde ich es wichtig, die betreffende Person nicht zu harsch zu behandeln und versuchen, etwas Mut zu machen. Nicht durch eine Kritik, die einen vielleicht schlechten Text sinnlos beschönigt, aber mit einigen mutmachenden, zukunftsweisenden Worten.

Ich weiß nicht, ob das richtig ist, aber es wäre ja auch nicht fair, ihnen nun irgendwelche gemeinen Dinge an den Kopf zu werfen. Vielleicht fehlt einem davon nur noch der letzte Tropfen, der das Faß zum Überlaufen bringt und hängt sich dann aus Verzweiflung auf, weil einer hier auf Kg.de gesagt hat, "Deine Story ist schrottig und die behandelte Problematik ist was für Superidioten." Nee, da habe ich zuviel Sorge...

[Beitrag editiert von: Roswitha am 16.11.2001 um 02:00]

 

Also ich muss sagen, mir fällt auf, dass wirklich eine grosse Anzahl von Stories das Thema Suizid behandeln.

Ja, aber von den meisten Autoren haben wir nie wieder was gehört... :lol:

 

Also ich finde das Thema gar nicht so schlimm (hat es doch schon Goethe mit seinem "Werther" aufgegriffen :D ) - und interessieren tut es mich auch bis zu einem gewissen Grad. Doch derzeit übertreiben die Leute auf kg.de (hups, kann ich ja gar nicht mehr so beurteilen, hab schon ewig nix mehr gelesen... :rolleyes: ). Ich schließe mich Euren Meinungen voll und ganz an, denke aber, daß es doch sicher noch die ein oder/und andere GUTE Selbstmordumsetzung gibt (ich mein jetzt in Geschichten, nicht, daß Ihr mich falsch versteht! *gg*). Orginell sollten sie sein. Einen alten Stoff gut neu verarbeiten. Kann halt ned jeder. :( Und vielleicht wirkt deshalb das Meiste hier schlecht.

Grizze
stephy

 

Das mit den Suizidgeschichten ist mir auch schon aufgefallen, und ich stimme hier Ben zu.
Ich selber hab noch keine Geschichte geschrieben die im Selbstmord endet. Vielleicht liegt es daran, dass jemanden kannte die sich umgebracht hat.

 

Meine allererste Geschichte, mal abgesehen von Schulaufsätzen, war auch so ne Suizidstory... und auch noch im Doppelpack, Protagonistin erzählt im Rückblick davon, wie sie ihren Schatzi beim Selbsmord geholfen hat, und dann, welch spannendes, nachdenkliches und offenes Ende, beschließt die Geschichte damit, dass sie selbst, Jahre später, nach den Pillchen greift... hab das Teil sogar noch irgendwo zuhause rumliegen, soll ich's mal posten? :D :D :D

Ich glaube, es ist ziemlich typisch, daß sich Anfängerautoren an solchen Themen wie eben Selbstmord oder Liebeskummer oder Einsamkeit etc "vergreifen", weil es oberflächlich betrachtet einfach ist, darüber zu schreiben...es geht um eine einzige Person, ihre Gedanken, Gefühle, Ängste etc...der Autor macht den Fehler, sich selbst im Protagonisten zu sehen (da kann meiner Meinung nach schon nichts mehr aus der Geschichte werden), was nicht heißen soll, dass der Autor selbst mit Selbstmordgedanken spielt, sondern einfach seine Gefühle und Ängste in der Geschichte weiterführt, ausbaut und dramatisiert...kann mir auch ganz gut vorstellen, dass oft so eine Art Mini-Katharsis abläuft, Autor hat selbst Frust, der sich im Schreiben wieder auflöst, so a là "heute geht's mir nicht so gut, laß ich mal mein fiktives Ich über die Schippe springen, unbewusst weiss ich, dass es mir dann wieder besser geht"...

Die Sache ist nur die...Schreiben als Selbstfindung, Ablenkung, Heilung oder was auch immer ist völlig ok...aber solche Werke müssen in der Schreibtischschublade bleiben, da sie nicht für ein Publikum geschrieben sind...und das sehen ziemlich viele "Autoren" anscheinend nicht ein...

San

 

Original erstellt von Rabenschwarz:
Die Sache ist nur die...Schreiben als Selbstfindung, Ablenkung, Heilung oder was auch immer ist völlig ok...aber solche Werke müssen in der Schreibtischschublade bleiben, da sie nicht für ein Publikum geschrieben sind...und das sehen ziemlich viele "Autoren" anscheinend nicht ein...
Das sehe ich nicht so. Fast jede meiner Geschichten ist erst einmal für mich selbst geschrieben, beinhaltet auf irgendeine Weise meinen innersten Schmerz und bedeutet für mich auch ein Stück Heilung und "Selbstfindung".
Die Entscheidung, ob ich sie von anderen lesen lasse, fällt erst später.
Wenn ich z.B. eine Geschichte in einer schwer depressiven Phase geschrieben habe, würde ich sie nie veröffentlichen, bevor ich sie nicht in einer "normalen" Phase gelesen, entdramatisiert und überarbeitet habe.
Und das ist, jedenfalls für mich, bei solchen Geschichten der springende Punkt: Geduld haben, nicht gleich posten, sondern Zeit lassen, immer wieder durchlesen, ggf. dramatikmäßig entschärfen, den Leser nicht mit einer Gefühlswand erschlagen, sondern sie leise in die Handlung einfließen lassen. Wenn das nicht klappt, bleibt sie eben in der Schublade.
Jo.
Sav

 

Sav,

Wenn ich z.B. eine Geschichte in einer schwer depressiven Phase geschrieben habe, würde ich sie nie veröffentlichen, bevor ich sie nicht in einer "normalen" Phase gelesen, entdramatisiert und überarbeitet habe.

sondern Zeit lassen, immer wieder durchlesen, ggf. dramatikmäßig entschärfen, den Leser nicht mit einer Gefühlswand erschlagen, sondern sie leise in die Handlung einfließen lassen.

In dem Moment an, in dem der Autor die Geschichte überarbeitet und vor allem für den Leser überarbeitet, ist ein Posting ja auch gerechtfertigt...ich habe aber bei so einigen Geschichten das Gefühl, Autoren haben ihre Texte als abgeschlossen erklärt, sobald jene Selbstfindung, Beruhigung, Heilung etc für sie eingetroffen ist. Was ich an einem solchen hier geposteten Text kritisiere, ist die Tatsache, dass die von dir genannte Überarbeitung oft nicht stattgefunden hat. Habe mich da zugegebenermaßen nicht präzise genug ausgedrückt. Ein Text kann im Grunde jeden beliebigen Ursprung haben, aber er kann nicht in jedem Fall in seiner Ursprungsform bestehen bleiben.

Grüße,
San

 

Völlig richtig, Raven/Black, doch der Grund, warum die meisten Autoren ihre Texte nicht überarbeiten, ist nicht in der Bewältigung durchs Schreiben ventilierter Traumata zu suchen, sondern schlichtweg in Unerfahrenheit, Unprofessionalität und Faulheit.

Das Suzidthema tritt deshalb auf, weil - abgesehen von wenigen alten Säcken wie mir - die meisten Autoren sehr jung sind, z.T. die Pubertät (die mit erstem Samenerguss bzw. Monatsblutung noch lange nicht beendet ist) gerade erst hinter sich gebracht haben. Die Zeit um die 20 ist eine Zeit der Orientierung, verbunden mit Verunsicherung und Existenzängsten. Daher die Häufung des Themas. Alles, was wir schreiben ist in irgendeiner Form autobiographisch.

[Beitrag editiert von: Alpha O'Droma am 16.11.2001 um 18:33]

 

Um die zwanzig? Ich hatte meine Suizidphase, als ich ca. 14 war. Da habe ich allerdings noch unerträgliche Gedichte geschrieben.
Aber es ist wohl wirklich in erster Linie die Jugend. Daher doch auch die grottenschlechten Umsetzungen.

 

@Alpha

der Grund, warum die meisten Autoren ihre Texte nicht überarbeiten, ist nicht in der Bewältigung durchs Schreiben ventilierter Traumata zu suchen, sondern schlichtweg in Unerfahrenheit, Unprofessionalität und Faulheit

Überheblichkeit hast Du vergessen...aber diese "ich habe Vorschläge nicht nötig"-Haltung sieht man nicht nur auf 'ner Website wie dieser, sondern in der Gesellschaft allgemein...und hinterher wird sich gewundert, warum alles auf einmal nur noch Mittelmass ist :mad:

 

Hey, Rabenschwarz, ich weiß nicht recht, ob das wirklich Ueberheblichkeit ist... Hast Du schon mal einen Text getippt und einige der Tippfehler übersehen, während sie einem anderen sofort ins Augen sprangen?

Ich will damit sagen, daß "unerfahrene" Autoren vielleicht den Wald gar nicht vor lauter Bäumen sehen. Wenn sie sich in einer depressiven Phase befinden, sind die Gefühle so übermächtig, daß alles, was auf dem Blatt (oder Bildschirm) vor ihnen steht, richtig erscheint. Sind ja schließlich in dem Moment deren Gefühle, so verwirrt sie auch erscheinen. Die Autoren schicken diese Geschichten (oder soll man sagen: "Gefühlsausbrüche") einfach zu früh als fertige "Kurzgeschichten" ein. Aber da kann man ja auch nichts dran ändern.

Ich schätze, daß die Autoren dieser Suizidstories es irgendwann auch einsehen, wenn sie mehr geschrieben haben und Kritiken bekommen haben, womit sie etwas anfangen können, und sich dann auch "neue", bessere Schlüsse ausdenken können.

[Beitrag editiert von: Roswitha am 16.11.2001 um 22:40]

 

Roswitha,

das sehe ich auch teilweise ein, es regt mich nur so auf, wenn men versucht, denen das klar zu machen und nur auf Ablehnung stösst...bei ein paar Kritiken habe ich mir echt Mühe gemacht, und es kam Null Resonanz...da denk ich mir dann halt "ok, sieh selber zu, wie du besser wirst, aber ich zweifel dran, dass du überhaupt besser werden willst"...weißt du?

Und Kritik muss man einstecken können, nicht nur hier, in allen Bereichen...

 

Vielleicht ist es denen einfach peinlich... naja, keine Ahnung, kann aber sein, weil sie sich ja dann persönlich "angegriffen" fühlen, man kritisiert schliesslich deren Gefühle und nicht die Story, wenn man es von ihrer Warte aus betrachtet... Aber ich weiss es natürlich nicht... wer kann schon in andere Menschen reinsehen? :(

Kritik einzustecken ist sicherlich auch anfangs schwierig, weil unerfahrene Autoren sich so sehr mit IHRER Geschichte identifizieren, dass sie es wahnsinnig persönlich nehmen.

Es ist nur schade, wenn manche von ihnen dann sauer, beleidigt oder traurig sind und sich zurückziehen, und nie wieder etwas veröffentlichen. Dadurch werden sie nämlich nicht ihren Stil verbessern. Vielleicht war bei einigen dann das Kg.de nur Mittel zum Zweck, nämlich nur, um einfach billige Psychotherapie zu bekommen. :D :D

 

Also bei einem solchen Thema muss ich mich einfach mal melden.

Selbstmord ist nur ein Ausdruck... Er repräsentiert doch die Bereitschaft das wichtigste aufzugeben, loszulassen. Wer Selbstmord begeht ist also so tief geqält, das er seine Freuden und seine Zukunft hergibt für eine ungewisse Leere. Das ist das größte Opfer, das ein Mensch machen kann, und wird deshalb oft in Geschichten verwendet, um zu zeigen, das der "Held" nun wirklich innerlich zerrissen ist. Selbstmord ist auch das menschlichste was man tun kann, kein Tier kann seinen Lebenserhaltungstrieb überwinden.

Nunja, ich kenne ein paar Lebensmüde, Schwätzer und Trauernde, oder habe wenigstens schon mit einigen geredet. Und Selbstmord ist niemals abgenudelt oder einfallslos.

Naja, schlagt mich zusammen, bin mal gespannt was in dem Thread rauskommt.

BIS DENN

 

Selbstmord ist nur ein Ausdruck... Er repräsentiert doch die Bereitschaft das wichtigste aufzugeben, loszulassen. Wer Selbstmord begeht ist also so tief geqält, das er seine Freuden und seine Zukunft hergibt für eine ungewisse Leere.

Philosophischer oder politischer Selbstmord, vielleicht, wie der von Yukio Mishima oder Buddhistischen Mönchen in Vietnam. Diese Art von "romantischem" Selbstmord wird auch meist in Geschichten verwendet.
In den meisten Fällen ist Selbstmord allerdings die Folge psychologischer oder neurologischer Depression - eine Krankheit also.

Selbstmord ist auch das menschlichste was man tun kann, kein Tier kann seinen Lebenserhaltungstrieb überwinden.

Stimmt nicht. Auch unter Delphinen und Menschenaffen in Gefangenschaft gibt es Selbstmorde.
Und dann gibts ja noch die Lemminge...

 

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