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Wie erzeugt ihr Spannung?

Seniors
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04.08.2001
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Wie erzeugt ihr Spannung?

Hallo miteinander!

Mir ist klar, dass ich mit diesem Thread naturgemäß nicht alle erreichen kann. Ich versuch' es trotzdem:

Wenn ihr den Leser bei der Stange halten wollt, wie stellt ihr das an? Wie erzeugt ihr die Spannung in euren Geschichten? Oder wollt ihr gar keine erzeugen?!

Die wichtigste und am einfachsten zu erzielende Spannung ist wohl die Neugierde, indem ich dem Leser wichtige Fakten vorenthalte, ihm aber einige Brocken hinwerfe, und er nun begierig ist, mehr zu erfahren. Ich nenne das die halbwegs geschlossene Türe, und ich bin ein absoluter Fan von ihr:D .

Doch wie geht es euch damit?

Viele Grüße von hier!

 

Coole Idee, Hannibal. :thumbsup:
Falls ich mal wieder ´ne öde Horrorstory lesen sollte, spar ich mir eine Kritk, sondern verweise auf diesen Thread, der hoffentlich viel Gutes bringt. :D

 

Also Spannung erzeugt man doch am besten, wenn man das Ziel/Ende einigermaßen klar und deutlich vor seinem geistigen Auge hat. Denn dann läßt sich prima daraufhinsteuern. Ob das Ergebnis dann die gewünschte Wirkung erzielt, ist natürlich eine andere Sache.

Ich bin übrigens auch Fan von halbverschlossenen Türen. Manchmal sind diese sogar nur einen klitzekleinen Spalt offen. :D

 

Also, zu diesem Thema hat sich doch der ehrenwerte A. Hitchcock einst ausgelassen: Der Rezipient einer Erzählung muss wissen, dass es eine Bombe gibt, die bald hochgehen wird. Weiß er das nicht, und diese geht einfach, ohne darauf vorbereitet zu sein, bleibt es bei einem einfachen "Bumm", ganz ohne Spannung. Wichtig ist also vor allem das "Vorspiel"! Wie beim Sex eben! :D

 

Manchmal sind diese sogar nur einen klitzekleinen Spalt offen.

Deswegen ist sie ja auch nur halbverschlossen.:D

@ philosophische Ratte:
Genau, der alte Hitch hatte es drauf. Aber wie machst du's?

Grüße!

 

Hmm.. also mit Informationen vorenthalten hab ich's bis jetzt noch nicht getrieben (find ich einfach zu fies! :D ).

Womit ich spiele, sind zB. Zweideutigkeiten in der Beschreibung, der Wechsel zwischen geistiger und physischer Ebene (die ja oft ganz konträr sein können) oder auch die Erzeugung von Empathie des Lesers gegenüber dem/den Held(en) der Geschichte. Gelingt es mir, den Leser leiden zu lassen, ihn gewissermaßen in die Handlung miteinzubeziehen, erzeuge ich gewiss Spannung en gros.

 

Ich versuche Spannung dadurch zu erzeugen, indem ich die Ereignisse einer Geschichte schön langsam nach und nach auflöse ohne bereits zu viel zu verraten, sodass der Leser (hoffentlich) wissen will, wie die Geschichte zu Ende geht und gebannt weiterliest.

Ich denke, je unvorhersehbarer eine Geschichte ist, desto spannender kann sie auch sein.

Grüße - Michael :)

 

Naja, das ist ja dasselbe wie die altbewährte "Tür-zunächst-verschlossen-und-dann-immer-weiter -sich-öffnend"-Methode.

Ich finde das irgendwie zu billig...

 

also mir gehts nicht unbdingt um spannung. das wichtigste, um den leser bei der stange zu halten, ist ein text, der in irgendeiner form neugierde erzeugt, muss keine spannung sein. die vorraussetzung dafür ist die einigermaßen erreichte fehlerfreiheit, gliederung durch absätze, logik des aufbaus. neugierde auf: wie gehts weiter? was soll das ganze? was fühlt der prot? viele gute texte kommen ohne spannung aus...:)

 
Zuletzt bearbeitet:

Spannung wird meiner Meinung nach am Anfang durch Atmosphäre und Stimmung erzeugt. Dann muss man die frische Neugier des Lesers bei Laune halten. Die ängt an mit dem Titel, dann die Geschichte dazu, was hat der Titel damit zu tun? Dann muss unmittelbar, da es eine Kurzgeschichte ist, ein kleines Problem aufkreuzen, daß einer bewältigen muss und dieses Problem sollte die Neugier richtig anheizen. Um am Ende die "Bombe" platzen zu lassen, läßt man den Leser vielleicht zuerst in eine falsche Richtung laufen, um ihn dann voll zu treffen. Dann gibt es ein riesen Suprise und Twist, womit keiner wirklich gerechnet hat und das trifft eigentlich immer den Nerv des Lesers. Das ist mein Geschmack.
LG
Daigz:waaas:

 

Jaja, das mit der "falschen Richtung" ist natürlich eine Möglichkeit. Dabei kommt die Auflösung dann aber auch sehr plötzlich. Eben gerade nicht so, wie es Hitchcock immer gemacht hat (als Beispiel). Wenn Spannung stattdessen langsam und kontinuierlich aufgebaut wird, bleibt sie länger im Gedächtnis. Ansonsten hat es eher was von "Fast Food"...

Daigz, geht's Dir nicht gut? :confused:

 

wieso? wegen mein smily?
es muss nicht immer fast food sein, hitchcock hat unheimlich viel mit atmo und bildern gemacht. dabei lenkte er oft auch in die perspektive des opfers, und der hat auch meist kaum etwas gesehen. sicher stellst du dir dabei einen schock-effekt vor, die diese billigen teenie-slasher gern machen, wo einer buh macht, und danach alle ausatmen und lachen. das meine ich nicht direkt, die bombe platzt bei dem was ich meine in der psyche, wenn man es begriffen hat, glaubt man für ewig verloren zu sein, so eine bombe meine ich. aber sicherlich hast du auch recht. es ist ungemein schwer, aber effektiv.

 

In den Romanen wird es ja so gemacht, daß in dem Moment, wo der Mörder sich zeigen will, der Schauplatz gewechselt wird. Kommt man dann wieder zurück, ist es dann doch nur Prof. Brinkmann.
Wird dann natürlich keine Kurzgeschichte mehr.
Rein technisch weiß ich auch nichts anderes als die halboffene Tür.
Bei meinen Geschichten mach ich das nicht so logisch. Ich schreib immer aus dem Bauch heraus. Das ist natürlich nicht so gesund, weil ich einiges an Gefühl dann beim Schreiben auch selber habe.
Ich meine, es kommt sehr darauf an, aus welcher Perspektive man schreibt. Ist es die des Täters, kann man vielleicht einfach zunächst den Grund seines Handelns verschweigen und löst die Sache auf, wenn man es später erklärt. Man kann auch normale Handlungen durch andere Sachen wie Klappern der Fensterläden oder Rauschen des Windes würzen. Das hat dann nicht unbedingt was mit der Handlung selbst zu tun, der Leser denkt aber, da kommt noch was. Was dann kommt ist ja egal, Hauptsache ein Knaller. Ich denke, für Spannung gibt es kein Rezept. Oder?
Ich versetze mich oft in die Situation des Protagonisten und überlege, was mich in der jeweiligen Situation ängstigen würde. Das schreibe ich dann. Da läuft schon mal ne Gänsehaut über den Rücken. Ok, man schaffts ja dann kaum so zu schreiben, wie man es fühlt.
Aber die vielen Dankesschreiben zeigen, daß ich es doch immer wieder schaffe.
Wenn ich dann fertig bin trau ich mich nicht mehr allein ins Bett und meine Frau muß mit.
Schreiben ist ne harte Sache.
In tiefer Angst
Euer Manfred
:eek1:

 

Wenn ich das richtig sehe, haben wir jetzt zwei Arten, Spannung zu erzeugen:
Einmal Informationen zu unterdrücken, um den Leser neugierig zu machen, und zum anderen, den Rezipienten im Gegenteil mit mehr Fakten zu versorgen, als dem Protagonisten zustehen, um ihn dann mitfiebern zu lassen.

Ich glaube aber, der Stil ist auch ein ziemlich wichtiges Spannungsmittel. Und da wären wir dann bei maus. Ist die Neugierde auf Was passiert als nächstes, was fühlt die Hauptfigur? Nicht auch Spannung?

@ Bib: Sind wir nicht alle Suchende?

Viele Grüße!

 

"Ist die Neugierde auf Was passiert als nächstes, was fühlt die Hauptfigur? Nicht auch Spannung? "

...jaaaaa...ok, zumindest ein bisserl. aber es gibt da trotzdem unterschiede. z.b. ein herzzerreissender liebesschnulzenroman (würg)hat auch anhängerschaft, die sich das ding reinziehen. aber sicher nicht, weils so spannend wär... eher, weil sie eben neugierig sind. :) für mich ist es ein unterschied....:)

grüße, anne

 

Aber beschränken sich die Fragen "Was passiert als nächstes?", "Was fühlt die Hauptfigur?" (was ist mit den Nebenfiguren?) nicht nur auf Informationen?

mmmhh... vermutlich schwer auseinander zu halten: Informationen und Stil (in diesem Fall). Geht wohl fließend ineinander über, da jeder Rezipient einen erzählenden Text entsprechend seiner persönlichen Erfahrungswelt liest und versteht. Die Bilder und Gefühle bauen sich erst im Kopf (oder Herz) des Lesers zusammen, die Quelle hierfür kann sowohl der Stil als auch eine rein sachliche Informationsvermittlung sein.

 

Das was Dreimeier angesprochen hat ist wichtig. In der Zeit oder zwischen Schauplätzen hin und her zu springen, baut immer Spannung auf bzw. hält den Leser am Ball.
Ich würde sagen Spannung liegt daher eher in der Struktur als im Stil.
Viele spannende Geschichten haben einen eliptischen Aufbau. Also z.B. kurz bevor etwas krasses passiert, wird auf einmal erzählt was 10 Jahre vorher geschah.
Wie sagte Godard? "Jeder Film braucht einen Anfang, eine Mitte und ein Ende - aber nicht unbedingt in dieser Reihenfolge." :)

 

Viele spannende Geschichten haben einen eliptischen Aufbau.
Diese Vorgehensweise ist aber auch schon sehr abgedroschen und zu "technisch" dh. durchschaubar. Außerdem nervt es mich, wenn ich wissen will, wie's weitergeht und dann wird plötzlich abgeblendet. :rolleyes:

Da plädiere ich dann doch wieder eher zu Alternativen wie der etwa Emotionalisierung des Rezipienten. Das finde ich auch einfach anspruchsvoller. Puzzleteile "ungeordnet" zusammenlegen kann ja jeder...

 
Zuletzt bearbeitet:

ich bin ein Fan von Stimmungen / Bildern / Atmosphären...
und damit kann man eine gewisse sozusagen atmosphärische Spannung aufbauen. Ob man diese dann "einfach" duchlaufen läßt, oder ob man mit dieser Atmosphäre mit dem großen "Bumm" bricht, ist eine Frage des Konzeptes im Einzelfall...

eine gute Methode ist eben auch, die Atmosphäre aufzubauen und ihr dann Risse zu verpassen, erst kleine, dann größere... der Leser ist dann immer gespannt, ob noch ein Bruch kommt, oder ob sich was völlig ändert oder so...

Beim Schreiben mache ichmir selten Gedanken, wie ich Spannung aufbauen kann. Ich schreibe ohnehin auch eigentlich aus dem Bauch heraus. die Spannung schafft man dann am leichtesten, indem man die richtige Perspektive wählt. Man muß sich vielleicht fragen, wer beim Erleben des Ganzen die meiste Gänsehaut hat oder erzeugt.
Mord aus Tätersicht kann sehr spannend sein, aber man darf dann nicht chronologisch aufbauen und ihn alles erst erklären lassen. man muß es dann so alltäglich darstellen, wie es zB ein Massen- oder Triebtäter wohl selbst sieht. oder ein Psychopath, der es eben natürlich findet, daß seine Welt ganz anders ist.
dann versteht der LEser erst später, warum das gar nicht so harmlos war, wie er dachte. -- so in dr Art...

oder ein Verbrechen aus Opfersicht: erst nicht kommen sehen, dann Angst haben, dann vielleicht unter den Folgen leiden? das ist dann eher das Mitgefühls-Element...

*angruseligesdenk*
Frauke

 

Stimme arc vollkommen zu, Bilder machen eine ganze Menge aus. Sie schaffen eine Atmosphäre, die in speziellen Fällen mit Spannung gleichzusetzten ist. Der Trick dabei ist es, das Bild, das man benutzt, entweder immer weiter auszubauen, so dass der Leser darin gefangen bleibt, oder es auseinander zu nehmen, was den selnben Effekt hat.
Der Satzbau macht ausßerdem eine Menge aus, wenn du deine Sätze in der Länge und Stellung, aber auch der Wortwahl entweder gradlinig oder auch in Hochs und Tiefs, je nach Geschichte, veränderst erzeugt das auch Spannung.
Bei mir ist es normalerweise so, dass ich das was ich schreibe im Kopf spreche, so dass wenn estwas Spannend ist, die Sätze abgehackt, kurz manchmal in Ellipsen auf das Blatt fliegen. versetzte dich in die Situation die deine Geswchichte gerade schildert und versuche im Kopf sie so zu beschreiben als wärst du ein Live-Reporter, dann forme es so um, dass es auch noch lesbar und Stilistisch gut ist und du hast Spannung.

Liebe Grüße
Roman

 

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