Was ist neu

realistische KI in SF

Die Frage ist nur, wie will man so eine Welt mit einer Sprache ausdrücken, in der die meisten Begriffe eine emotionale Einfärbung haben?
Muss man tricksen, Menschen finden diese Welt und beschreiben ihre Erlebnisse oder sowas. Das Ganze aus der Sicht der Wesen zu beschreiben, wäre schon schwierig, aber nicht unbedingt unmöglich.
Diese Welt bedarf wohl einer eigenen Sprache, vielleicht die Sprache der Mathematik? Immerhin kann man mit ihr auch "jedes" Problem beschreiben und mit genügend Parametern berechnen.
Da hätte man aber nur ein begrenztes Zielpublikum für seine Geschichte. :)
kann es sein, das ihr beide, rainman & magranam etwas mit Informatik zu tun habt?
Nicht unbedingt praktizierend (habs mal studiert). Ich hoffe, dass es da keine Schublade gibt, in die ich jetzt passe. :)

Gruß
Rainman

 

Ich habe mir die Postings zum Thema mal der Reihe nach vorgenommen und stelle fest, dass es immer noch um Definitionen geht. Solange da kein Konsens gefunden wurde, können wir wohl noch ewig "drauf rumdenken", wie Horni das mal so originell ausdrückte. :)

Vielleicht postet mal jeder, den das Thema interessiert, die Merkmale, die eine KI seiner/ihrer Meinung nach erfüllen müsste, und wir einigen uns dann auf die Schnittmenge oder die Vereinigung oder den arithmetischen Durchschnitt oder was auch immer :)

Hier also meine Vorstellungen:

1. Potentielle Unvorhersagbarkeit
Intelligenz ist durch eine gewisse "Unschärfe" der Entscheidungsfindung gekennzeichnet. Ein gegebenes Problem könnte mehrere gleichzeitige Lösungen ergeben. Auch unterschiedliche Lösungen je nach äußeren oder inneren Einflüssen, die objektiv irrelevant für die Problemlösung sind, sind möglich. Dies schließt auch falsche Lösungen ein und damit eine prinzipielle Unvollkommenheit intelligenter Systeme.

2. Lernen und abstrahieren
Intelligente Systeme sind in der Lage, Fakten und Verfahren dauerhaft zu speichern, um in ähnlich gelagerten Problemsituationen schnell eine Lösung zu finden. Hierfür ist auch die Fähigkeit zur Abstrahierung nötig, d.h. von einem oder mehreren gegebenen Problemen auf eine ganze Klasse ähnlicher Probleme zu schließen.

3. Flexibilität
Inteligente Systeme sind in der Lage, auf neue, bisher unbekannte Probleme, zu reagieren. Sie zeigen hier entweder "intuitiv", d.h. aufgrund von Erfahrungen aus früheren Prozessen, eine direkte Lösung auf, oder sie entwerfen Strategien, wie das Problem angegangen werden kann (Meta-Lösungen).

4. Selbst-Bewusstsein
Das Wissen um die Existenz dessen, was da denkt, und dessen Auswirkungen auf die Umwelt ist ein notwendiges Merkmal intelligenter Systeme. Viele Reaktionen anderer Individuen blieben dem intelligenten System ansonsten völlig unerklärbar. Eigeninitive und Zielplanung wären nicht möglich.

5. Sensorik
Ein intelligentes System muss über ein möglichst großes Spektrum an Inputdaten über die Welt, in der es agiert, verfügen. Nur so kann eine brauchbare innere Repräsentation der Umwelt entstehen.

6. Emotion (?)
Intelligente Systeme verfügen über ein Teilsystem, das Inputdaten bewertet. Je nach Relevanz werden diese Daten zusammen mit dieser Bewertung dauerhaft gespeichert oder verworfen. Das Teilsystem ist zudem in der Lage, gespeicherte Daten effizient abzurufen, aufgrund ihrer Bewertung.


Bei letzterem Punkt bin ich mir leider immer noch unschlüssig, auch, ob er das Thema wirklich korrekt darstellt. Hab ihn aber dennoch mal mit reingenommen.

Könnt ihr da was mit anfangen?

Gruß
Rainman

 
Zuletzt bearbeitet:

@Rainman, nein, ich ordne dich jetzt in keine Schubladen ein. Ich habe selbst mal Informatik studiert und weiß, dass die Klischees Quatsch sind. :p

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Ich habe keine genauere Definition von KI, es ist einfach nur ein von Menschen erschaffenes Problemlösungssystem, das sehr einfach oder auch sehr komplex sein kann.
Eine KI ist schon das, was uns heutzutage in Computerspielen als Gegner entgegentritt, zum Beispiel in Strategiespielen.

Wenn ich deine Definition aufgreife und meine Vorstellung von einer selbständigen Intelligenz einbringe, dann muss es ein System sein, bei dem die Hardware die Software strukturiert – aber die Software wiederum auch die Hardware strukturiert. Dieses System kann nicht konstruiert werden, es müsste sich entwickeln, da seine Struktur ein Abbild seiner Umwelt wäre, und es nur so dynamisch und universell sein könnte.
Die Konfiguration nimmt seine Umwelt vor und mit wachsendem Bewusstsein es selbst.
So ein System würde über eine konstruierte, abstrakte, symbolische Welt, bestehend aus subjektiven Sinneseindrücken, verfügen.

Ich stimmte deinen Punkten 1-6 mal zu, die ziemlich auf menschliche Intelligenz zutreffen.

Interessant für eine SciFi Geschichte wäre der Aspekt, dass ein solches System sehr instabil wäre. Wenn ich das menschliche Zentralnervensystem betrachte, gibt es eine menge Mechanismen, die nur dafür zuständig sind, eine halbwegs stabile Psyche zu gewährleisten und die Anzahl möglicher psychischer Erkrankungen ist beträchtlich: Angefangen bei Realitätsverlust bis hin zur Persönlichkeitsspaltung. Außerdem gibt es sehr viele Stufen der Unvollkommenheit, die es bis hin zur Mündigkeit eines solchen Systems, zu überstehen gilt.
So ein System müsste in der Lage sein, Außen- und Innenwelt voneinander zu trennen, also auch eine Realitätsprüfung durchführen können, tritt da ein Fehler auf, kommt es zum Realitätsverlust.

Vielleicht sollte man das ganze auch anders angehen, es geht hier ja immerhin um das Geschichten schreiben und keine wissenschaftliche Abhandlung.

Es gibt zwei Möglichkeiten: Man Orientiert sich an Kant, Piaget und anderen, die Kognition und Emotion voneinander getrennt sahen. Dann kann man eine Geschichte mit einer KI entwerfen, die intelligenter als ein Mensch ist und nicht von störenden Emotionen beeinträchtigt wird (Data aus Star Trek). Aus dieser Perspektive hat ein Mensch so was wie eine „Vernunft“ mit der er seine Triebe kontrollieren kann. Eine KI besäße dann nur diese Vernunft. (Diese Möglichkeit ist allerdings wissenschaftlich falsch, würde aber den meisten Menschen nicht auffallen, im Gegenteil, die meisten Menschen nehmen diese Auffassung viel lieber an, was sich auch in unserer Gesellschaft wiederspiegelt, da es die am weitesten verbreitete Auffassung ist)

Die andere Möglichkeit wäre anzuerkennen, dass menschliche Intelligenz auf dem Affekt beruht. Der Affekt wiederum entsteht durch die Reaktivität jeder einzelnen Körperzelle, was eigentlich schon voraussetzt, dass nur etwas das lebt eine Intelligenz ähnlich der unseren entwickeln kann bzw. so eine Intelligenz impliziert demnach auch, dass sie lebt.

*edit* Die zweite Auffassung löst im übrigen auch die Fragen wie Bewusstsein entsteht und wie das im Zusammenhang mit dem Gehirn passiert, all die Fragen mit denen sich die Philosophie hunderte von Jahren herumschlug - und immer noch herumschlägt, da neue Erkenntnisse manchmal einfach ignoriert werden. Es löst auch fragen der Wissensoziologie und der Soziologie allgemein.
Leider ist der Teil der Menschen, die so ein Wissen besitzen, relativ gering, was sich an vielen Geschichten im Philo-Forum ableiten lässt.

 

Wenn sich alle an rainman ein Beispiel nehmen würden, dann fänden Diskussionen in Zukunft nur noch in Geschichtsform statt :D

Er stellt in seiner Geschichte Dark Turner eine mMn wirklich realistische KI dar, emotionslos übrigens - oder doch nicht?

Gruß
Magranam

P.S.: kann es sein, das ihr beide, rainman & magranam etwas mit Informatik zu tun habt?
Mist, ich bin entdeckt! :comp:

 

So, ich muß auch meinen Senf dazugeben :)

Also ich finde man muß trennen zwischen der KI in Sci-fi - Romanen und dem was man heutzutage darunter versteht. Für den heutigen KI-Begriff (künstliche Intelligenz, bzw AI=Artificial Intelligence) sind wohl die Japaner mit ihrem 5th generation Projekt verantvortlich. Als sie anfingen, Unsummen in die Forschung von logischen Programmiersprachen zu stecken (prolog uä), wollten sie ihre Ausgaben gut begründen und erfanden dieses Schlagwort "Künstliche Intelligenz". Für mich ist das nichts als heisse Luft. Heutige "KI" hat nichts, aber auch gar nichts mit Intelligenz zu tun. Wenn z.B. ein Schachprogramm besonders ausgeklügelte Züge macht, sieht das schon irgendwie intelligent aus, dabei verbirgt sich nur ein unglaublich einfacher Suchbaumalgorithmus dahinter (minimax-alphabeta, nimmt ein Paar Zeilen in C-code in Anspruch :) )

Deswegen ist es wohl auch schwer sich vorzustellen, wie "richtige" KI in Zukunft aussehen könnte, wenn man vom Heutigen Stand ausgeht, ist sie eigentlich unvorstellbar.

megarat

 

Hallo Megarat,

den Begriff AI und Forschung dazu gibt es schon sehr viel länger, vor allem im universitären Bereich.

Wenn z.B. ein Schachprogramm besonders ausgeklügelte Züge macht, sieht das schon irgendwie intelligent aus, dabei verbirgt sich nur ein unglaublich einfacher Suchbaumalgorithmus dahinter (minimax-alphabeta, nimmt ein Paar Zeilen in C-code in Anspruch )
Ein bisschen schlauer sind die Programme heutzutage schon :) Da kommen Sachen wie Hashtabellen zur Baumverkürzung, die Bewertungsfunktion und Endspieldatenbanken hinzu. Die eigentliche "Intelligenz" steckt dabei natürlich in der Stellungsbewertung, die bei jedem Hersteller von Schachsoftware das bestgehütete Geheimnis ist.

Aber ich gebe dir da recht, von Intelligenz kann auch da noch keine Rede sein.

Deswegen ist es wohl auch schwer sich vorzustellen, wie "richtige" KI in Zukunft aussehen könnte, wenn man vom Heutigen Stand ausgeht, ist sie eigentlich unvorstellbar.
Das ist der Reiz für einen Schreiber, sich das doch vorstellen zu wollen :)

Gruß
Rainman

 

Die Stellungsbewertung bei Schachprogrammen war vielleicht vor zig Jahren ein Geheimnis. Heutzutage ist das ein ausgereizter alter Hut. Große Intelligenz steckt da auch nicht dahinter. Wenn man schon nach Tricks bei (neuen) Schachprogrammen sucht, findet man die meist in irgendwelchen abstrusen Baumabschneidetechniken, die entweder eine Tiefere Breitensuche oder Selektivsuche (und Kombinationen davon) erlauben. Brute Force regiert. Von Intelligenz keine Spur :)
Hashtables waren auch schon bei den allerersten Schachprogrammen mit von der Partie (another cheap trick). Endspieldatenbanken sind mit den besseren Rechnern aufgekommen, sind aber sowas wie ERöffnungsdatenbanken in umgekehrter Richtung, also nichts als Datenansammlungen.

Schon klar, daß "furchtbar gute" Programme mehr als paar Zeilen trivialer Code haben, aber prinzipiell sind mit minimalem Aufwand schon "intelligent" erscheinende Programme möglich, (sogar solche die die meisten Menschen schlagen, man übertakte seinen REchner bloß genügend :) )

Naja ich wollt auf der Schachprogrammierkacke eigentlich gar nicht rumreiten, sondern hinweisen, daß der Begriff Intelligenz hier fehl am Platze ist.

Wenn es den begriff AI länger als Japan gibt, gut. Zumindest haben die Nippons die Forschung dazu massivst gefördert...

megarat

 

Naja ich wollt auf der Schachprogrammierkacke eigentlich gar nicht rumreiten, sondern hinweisen, daß der Begriff Intelligenz hier fehl am Platze ist.

Der Begriff kann hier gar nicht Falsch sein! Du begehst den Fehler eine allgemeingültige Semantik unserer Sprache voraus zu setzen. Die Wörter unserer Sprache sind aber nur Symbole, die sich bei jedem im Kopf anders darstellen können.

Außerdem solltest du beachten, was vor dem Wort Intelligenz steht. Dadurch kann nämlich differenziert werden: Menschliche Intelligenz, künstliche Intelligenz .... unsw

 

@megarat:

Die Stellungsbewertung bei Schachprogrammen war vielleicht vor zig Jahren ein Geheimnis. Heutzutage ist das ein ausgereizter alter Hut.
Ich seh das ganz anders, aber das Thema passt hier in den Thread nicht rein. Bei Bedarf äußere ich mich per PM dazu.

@braindead:

Der Begriff kann hier gar nicht Falsch sein! Du begehst den Fehler eine allgemeingültige Semantik unserer Sprache voraus zu setzen.
Eine gemeinsame Definition könnte eine semantische Gleichschaltung bewirken. Schaffen wir aber wohl nicht, auch Definitionen bestehen aus Wörtern :)

Gruß
Rainman

 
Zuletzt bearbeitet:

Relysium:

Wahrscheinlich verteidigen wir unsere Meinungen auch deswegen so vehement, wenn wir einmal mit Mühe eine gewonnen haben: immerhin steckt da Arbeit drin.
Damals hab ich ausschließlich gegen dich argumentiert. Heute würde ich das bei fast allen Argumenten immer noch, aber obiges hat was universell Wahres an sich :)

Gruß
Heinz

ps sorry für den Pushup, ich les gern Vergangenes, nennt mich melancholisch :)

 

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