Was ist neu

Was wir wollen und sollen

@linjus
Natürlich kann man keine Zeile schreiben, ohne dass man irgendeine Aussage trifft. Selbst die Aussage, dass man keine Aussage treffen will, ist eine Aussage. Ziemlich kompliziert .. ;-)

Ich könnte z.b. über das Thema Toleranz seitenweise dahinphilosophieren. Ein Text mit der belehrenden Aussage "Man muss seinen Mitmenschen gegenüber tolerant sein!" würde mir nicht gefallen, weil das zu vereinfacht und irgendwie banal wäre.

@Streicher
Ich glaube dass sich zumindest eine Botschaft in irgendeiner Art nicht vermeiden lässt, sobald man einen halbwegs zusammenhängenden Text schreibt. Meine Lieblingsbotschaft ist es deshalb, wenn Fragen aufgeworfen werden bzw. Selbstverständlichkeiten hinterfragt werden. Was sich der Leser dazu denkt oder nicht, ist seine Sache.

 

Meine Lieblingsbotschaft ist es deshalb, wenn Fragen aufgeworfen werden bzw. Selbstverständlichkeiten hinterfragt werden. Was sich der Leser dazu denkt oder nicht, ist seine Sache.
He, das ist MEINE Lieblingsbotschaft!
Genau: jetzt hab ichs (und das hab ich schon öfters irgendwo gepostet) - Selbstverständlichkeiten zu hinterfragen ist wohl eine wichtige Aufgabe von Kunst (und diese ist meinen Augen pädagogischer Art, pädagogisch im Sinne von mäeutisch).

Ein Text mit der belehrenden Aussage "Man muss seinen Mitmenschen gegenüber tolerant sein!" würde mir nicht gefallen, weil das zu vereinfacht und irgendwie banal wäre.
Ich würds auch nicht so banal sagen, wie etwa "und die Moral von der Geschicht ...", die Kunst ist es, seine Botschaften zu verpacken - wie, das entscheidet der Schreiber.

 

Uff. Jetzt hast du mich erwischt. ;-)

Ich versuchs jetzt noch mit einem Beispiel, damit aber schon überhaupt keine Missverständnisse bleiben. Wenn ich einen Text über Toleranz schreiben würde, würde ich folgende Aussagen unbedingt zu vermeiden versuchen:

Lieber Leser, ich zeige dir jetzt wie intolerant die Welt ist, und wir beide schütteln jetzt betreten darüber den Kopf.
oder
Lieber Leser, ich erkläre dir jetzt, wie intolerant du eigentlich bist und ermahne dich zu mehr Toleranz.

Ich mag Texte nicht, in denen solche Untertöne zu finden sind und versuch auch selbst so gut ich kann sowas zu vermeiden. Ich würde in einem Text über Toleranz eher folgende Fragen aufwerfen (aber nicht beantworten!):
Was heisst eigentlich der Begriff Toleranz? Kann Intoleranz eine bessere Alternative sein? Wie missbräuchlich wird der Begriff Toleranz verwendet? usw.

Schon langsam reizt mich das Thema ...

klara

 

@linjus
:D .. tja .. das bleibt dem leser überlassen ..

@Imperator
Wo kämen wir denn dahin, wenn nicht jeder so schreiben könnte wie er möchte. Und es tut manchmal einfach gut, sich irgendetwas von der Seele zu schreiben, ohne Rücksicht darauf, ob wer anderer damit etwas anfangen kann oder nicht.
Die obigen Kommentare von mir beziehen sich eher auf mein Ziel. Und das ergibt sich daraus, dass ich Geschichten in der Art schreiben will, wie ich sie auch gern lese. Und mir läuft bei Geschichten, die mich über moralische Selbstverständlichkeiten belehren wollen der kalte Schauer über den Rücken. (Ausser sie sind extrem, aber wirklich extrem gut geschrieben.) Andere Leute mögen solche Texte vielleicht. Jeder wie er will und einfach ist es sowieso nicht, wie wir wissen. :-)

klara

 

Hallo Leute,

ich sag`s mal ziemlich vereinfacht: Jeder interpretiert Texte auf seine Art und Weise - ist auch gut so.

Klar gibt`s Geschichten, deren Inhalt mich erschaudern lassen - andere Leute finden denselben Text grandios.

Jeder soll so schreiben wie er meint. Ich kann mit Stories, die vor moralisierenden Worten oder unterschwelligen Botschaften nur so strotzen, auch nichts anfangen. Manchmal schreib ich was zu solchen Geschichten, meistens lass ich es halt einfach bleiben - da unterschiedliche Welten vorhanden - aus eben diesem Grund kann man in dieser Hinsicht nicht wirklich kritisieren.

Dann gibt es wieder so eine Art goldenen Mittelweg - Stories die berühren, obwohl sie Tendenzen zu oben beschriebenen Botschaften haben, die aber gut rüberkommen.

Ist halt Geschmackssache, eh kloar.

Gruß
Liz

 

Wie ist das eigentlich:
Hat die Story eine Message, wenn der Leser sie nicht erkennt?
Und wie geht die Botschaft, wenn der Rezipient sie mißdeutet?:rolleyes:

Viele Grüße!

 

Beim Schreiben geht es doch darum, so zu Schreiben wie man fühlt, man kann halt nicht alle glücklich machen. So lange man den Text so schreibt, dass es möglichst verständlich ist und man ihn selber noch so interpretieren kann wie er gemeint war, ist alles in Ordnung.
Es bringt nichts eine Story zu veröffentlichen, für die man eine bestimmte Interpretation oder Aussage im Kopf hat, diese sich aber an keinem sprachlichen Mittel ersehen oder belegen lässt. Oder sehe ich das jetzt völlig falsch?

 

Ich bin mir da noch nicht so sicher. Bei einem abstraktem Bild wird dem Betrachter auch nicht immer unmittelbar klar, was der Maler damit ausdrücken wollte. Es kann sein, dass man sich davon in irgendeiner Weise berührt fühlt, selbst aber nicht genau fest machen kann, warum. Gerade bei Bildern hängt die Interpretation häufig sehr vom Betrachter ab. Ich denke, dass mit Worten ebenso in jemand etwas ausgelöst werden kann, ohne dass er sich genau über den Sinn des Textes im klaren ist. Anders ausgedrückt: Ich halte es schon für legitim, mit Sprache ein "abstraktes Bild" zu malen.

Mir gefallen meistens jene Geschichten sehr gut, die Fragen aufwerfen, zum Nachdenken anregen, dabei aber die Lösung offen lassen und damit einen Interpretationsspielraum geben (und auch sprachlich gut ausgeführt sind).

Naja, um Missverständnissen vorzubeugen: Mit völlig unzusammenhängenden Wörtern bzw. unmöglich nachvollziehbaren Gedankensprüngen, die noch dazu für meinen Geschmack schlecht geschrieben sind, kann ich auch nichts anfangen.

klara

 
Zuletzt bearbeitet:

Ist ein sehr kompliziertes Thema und ich weiß jetzt auch nicht, was ich noch alles dazu sagen soll. Seit es kg.de gibt, gibt es Fragen wie diese; hat 'ne Story eine Message, wenn der Leser sie nicht erkennt? Muß man immer selbst interpretieren (was ja oft einer Rechtfertigung nahe kommt)?
Sind alles gute Frage. Meiner Meinung nach sollte eine Geschichte wenigstens so klar sein, daß jeder versteht, was damit gemeint ist - aber das ist auch nur meine Auffassung von Literatur. Es nützt nichts, wenn ich etwas wirklich Geniales von mir gebe, es aber nicht schaffe, dieses Geniale in einen vernünftigen Satz zu packen, um es dem Leser verständlich zu machen.
Wir hatten das Thema auch schon in der Schule (beim "Berlin Alexanderplatz" - :( ): finden wirklich viele ein Buch genial, ganz besonders wenn sie es nicht verstehen? Liegt die Genialität immer in Abstraktem oder gerade in der Einfachheit?
Meiner Meinung nach sind Selbstinterpretationen von Texten absolut überflüssig. Oft allerdings sind sie erforderlich - und dann denke ich mir immer, hat der Autor einen Fehler gemacht, weil er nicht genau das rüberbringen konnte, was er rüberbringen wollte.

Jo, wie gesagt; das ist meine Meinung. Mehr kann ich auch nicht dazu sagen.

Griasle,
stephy

 

Ja, das ist eine endlose theoretische Diskussion. Vielleicht sollte man das an einem konkreten Text bereden, dann wäre es ein bisschen einfacher. Die Frage interessiert mich zwar schon, aber wenn ich mich drauf einlasse, könnte ich jetzt seitenweise zu posten beginnen. Da schreib ich lieber eine Geschichte. :-)
klara

 

@stephy: Stimme ich dir vollkommen zu. Die Kunst des Schreibens besteht doch darin etwas in Worten auszudrücken, dass man vielleicht überhaupt nicht in Worten ausdrücken zu können denkt.
Das wahre Können zeigt sich darin anderen begreiflich zu machen was man mit einer Geschichte sagen will.

Da hier nach einem Beispiel gefragt wurde, möchte ich mal ein Paradoxum in diesem Zusammenhang aufgreifen:
"Irrungen, Wirrungen" von Theodor Fontane.
Er selber sagte einmal über Romane, dass sie nur der Unterhaltung und Belustigung der Leser dienen sollten und keine Aussage oder Kritik beinhalten dürften.
Ist es nicht trotzdem zum allgemeinen Nationalsport geworden, "Irrungen, Wirrungen´" im Deutschunterricht auf seine Kritik hin auseinander zu nehmen.
Leider finden viel zu oft sogar einige Leute stilistische Mittel, die eine Kritik unterstützen würde und ihre Theorie der Aussage untermauern.
Ist es hier also ein Fehler des Autors oder der Kritiker die nicht auf ihn selber hören?

 

Also ich finde eigentlich auch nicht, daß jede Geschichte irgendeine Moral oder irgendeinen Hintergrund beinhalten muß. Warum? Viele Autoren trauen sich nicht, hinzustehen und zu sagen; ich möchte eigentlich nur unterhalten.
Und ich denke, oft liest man etwas, was überhaupt keinen Hintergrund hat und denkt; wow. Das ist gut. Das ist wirklich gut.
Diese Sachen gefallen mir. :naughty:

Griasle,
stephy

 

Jedem das Seine, denke ich. Für mich wäre nur unterhalten zwar glaube ich nichts, aber für andere mag es völlig in Ordnung gehen.
Nur wenn es eine Botschaft oder Aussage in einem Text geben soll und man diesen Text veröffentlicht, muss diese auch belegbar sein, d.h. sie muss so klar sein, das jemand der sich damit beschäftigt, es auch versteht.

 

sie muss so klar sein, das jemand der sich damit beschäftigt, es auch versteht.

Dass eine Botschaft nicht verständlich ist, muss nicht unbedingt am Autor liegen. Damit kommen wir zu der Frage, wie verständlich die Message rüberkommen muss, oder anders ausgedrückt:

Wenn Bauer Piepenbrink sich aufregt, muss ich mir dann einen Kopf machen?:dozey:

 

@Hanniball ... Die Diskussion gabs hier ja schonmal irgendwo - wenn ein Text nicht verstanden wird, hat der Autor oder der Leser Schuld? Antwort: natürlich mal so, mal so.
Ein Text, der unter Garantie von jedem Leser auf Anhieb verstanden wird, ist dann wohl auch dementsprechend "anspruchslos" ... oder?

 

Das "anspruchslos" kommt jetzt vielleicht blöd rüber - ich meine damit, wenn sich ein Leser aufregt dass er den Text nicht verstanden hat sollte der Autor schon darüber reflektieren - aber es heißt nicht zwangsläufig, dass er etwas falsch gemacht hat. Die Schuld kann genauso beim Leser liegen.
Ich hab auch schon geniale Pointen in Kurzgeschichten übersehen und es war sicher nicht der Fehler des Autors ... :rolleyes:
Und Bauer Piepenbrink schätze ich frecherweise nicht so ein, dass er sich wirklich "mit dem Text beschäftigt". :D

 
Zuletzt bearbeitet:

Ach... auch Bauern lesen und unser Literaturlehrer hat sogar neulich erst gemeint, daß der belesenste Mensch an unserer Schule der Gärtner ist. ;)

Natürlich kommt es mal auf Leser und mal auf Autor an. Hatten wir alles schon. Ich meine das prinzipiell und es ist auch meine ganz persönliche Kurzgeschichtenvorliebe; ich lese lieber Schlichtes (Schlicht heißt nicht gleich ansspruchslos!!!!), als Zeug, das voller Fremdwortvokabular strotzt und so schwer zu kapieren ist, daß ich wohl eher mit dem Kopf durch die Wand komme, als das Ding zu verstehen. Natürlich können es andere lieben, genial finden und nachvollziehen, aber für mich persönlich ist und bleibt es Schrott.
Ich find's sowieso immer lustig, wenn jeder daherkommt und meint, er müsse jetzt die Menschheit mit seiner Message aufklären. Die Leute wachrütteln. Ihnen sagen, wie's ist und ihnen einen Spiegel vor die Nase halten. Aufklären... Über was? Umweltverschmutzung? Massensterben? Krieg? Bush? Das World Trade Center oder das Liebesleben der Nachbarin eines ZDF-Moderators? :D
Aber das ist Geschmacksache und letzten Endes kann das jeder halten, wie er möchte. Ob schlicht und anspruchsvoll, schlicht und anspruchslos oder anspruchsvoll, nicht schlicht, sachlich, naturgetreu, lehrerhaft oder ordinär.

Griasle,
stephy

 

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