Ich kann nur über etwas schreiben, was mich tief bewegt, wurmt, aufregt, also darüber, wie ich mich als Individuum in dieser Welt fühle. Ob die Leser darauf reagieren oder nicht, kann ich nicht beeinflussen.
Als in diese Welt unfreiwillig verpflanzter Mensch, bin ich nun mal gezwungen, mich mit meiner Umgebung auseinanderzusetzen, und, um nicht zur Gänze zu verzweifeln, habe ich begonnen zu schreiben. Da ich es tun mußte. Ergo: ich schreibe zuallererst für mich. Allerdings auch mit dem Ziel vor Augen, vielleicht doch noch etwas zu veröffentlichen. Also genauso für andere.
Natürlich freue ich mich wahnsinnig, mehr als man es sich vorstellen kann, wenn jemand auf meine Schreibe reagiert, sei dies nun wohlwollend oder ablehnend.
Was den Stil betrifft denke ich, daß wir in der unsästhetischsten Zeit leben, die die Menschheit je erlebt hat. Da hat Falk recht:
Aber in der Trivialliteratur stumpft die Sprache immer mehr und mehr ab.
Aber, dies geschieht doch eben darum, weil unsere Sprache in allen Lebensbereichen abgestumpft ist, das Ordinäre zum Kult erhoben, zur Richtlinie geworden ist. Deshalb schlägt sich dies auch in der Literatur nieder. Etwas, das mich erschaudern läßt, das mich geradezu zum Erbrechen bringt, ist die unnötig hohe Zahl an Anglizismen im Deutschen. Jemand, der früher ein Verkäufer war (fest angestellt, mit regelmäßigem Lohn), ist heute ein "sales manager" (ohne feste Anstellung, jederzeit austauschbar). Lieber Dialekt, selbst den tiefsten aus der Vorstadt, als diese importierte Verunreinigung (verzeiht den harten Ausdruck). Natürlich bereichern Ausdrücke aus fremden Sprachen ungemein, aber nur bei Begriffen, wo dies nötig ist, bzw., um einen gewissen Effekt hervorzurufen. In den Wiener Dialekt sind viele Elemente aus dem Jiddishen/Hebräischen, dem Polnischen, dem Tschechischen und Ungarischen eingeflossen, was ihn besonders einzigartig, liebenswert und humorvoll macht. Das Deutsche Chuzpe kommt auch aus dem hebräischen Chuzpah (=Frechheit) und bezeichnet halt die Steigerung von Frechheit. Find ich toll! Könnte ohne dieses Wort nicht sein! Ganz zu schweigen von den Ausdrücken aus dem Griechischen und Lateinischen, auch aus dem Französischen, Arabsichen, etc., auch manche Anglizismen, die unsere Sprache durchaus bereichert haben! Da ist ja wünschenswert.
Aber was bitte klingt an "sales manager", "stream line", "cool", "task managing", "theme park" oder "fast food", "Cleansingbürste" etc. liebenswert und humorvoll? Hat das unsere Sprache bereichert? Ich denke nein und sage Pfui!
Die früheren Kulturen gingen unter, da sie einen noch nie gekannten Höhepunkt erreicht hatten. Unsere Kultur wird vermutlich untergehen, da sie gerade dabei ist, auf einen noch nie gekannten Tiefpunkt hinabzusinken.
Gar oft bin ich mit meinem Stil selbst nicht zufrieden, aber die Geschichten, die mir selbst nicht gefallen, kann ich ja noch ändern.
Was wir tun sollten, egal für wen wir schreiben, warum wir schreiben, egal welche Beweggründe und Ziele wir dabei verfolgen, ist, uns zu bemühen, das Beste, wozu wir sprachlich imstande sind, zu Papier zu bringen, damit wir zumindest versuchen, die Verflachung in die Schranken zu weisen. Leider muß ich von mir selbst sagen, daß mir das nicht immer gelungen ist. Oft waren Tippfehler, Beistrichfehler, sowie sonstige Lapsus und Schwachstellen in meinen Texten, auf die Ihr mich immer wieder hingewisen habt (ich kann meinen Kritikern hier gar nicht genug danken).
Das ernsthafte Bemühen um die Sprache ist, was wir tun sollten!