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Welche SF-Klassiker sollte man kennen?

Ja, ich kenne "Weißer Mars". Die Story ist solide, wenn auch nicht gerade originell. Man merkt an allen Ecken Penroses Einfluss, die Physik ist sehr detailreich, trotzdem anschaulich. Allerdings fand ich das Buch sehr flach charakterisiert, die Guten sind gut, die Bösen sind böse.

Wer auf Asimov steht, sollte das Buch auf jeden Fall lesen. Wer Asimov zum Einpennen findet, sollte besser einen Bogen darum machen, da gibt es besseres von Aldiss, z.B. "Heliconia".

 

Komisch, ich dachte, das wäre noch nie dagewesen. Gibt es denn "Vorgängerwerke", von denen Aldiss "abgekupfert" hat? Ich war echt so was von begeistert, ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass schon jemand anders etwas Ähnliches geschrieben haben könnte.

 

Naja, es ist eine Art Terraforming-Story, oder? Soweit ich weiß, und wie man am mitmachenden Physiker sieht, mit Anspruch, Hard SF zu sein. Ich habe das Teil zwar nicht gelesen, aber es soll einer der besten Marsbesiedlungs-Romane überhaupt sein. Insofern ist die Idee sicher zum Teil nicht wirklich innovativ, aber immerhin gut umgesetzt ("gut", wenn man Hard SF und Asimov-Schreibe mag).

 

Äh, na ja. "Abkupfern" würde ich nicht sagen, aber Marskolonie-Romane gibt's so viele wie Telefonbücher. Das Grundschema ist ja immer ähnlich. Such mal bei Amazon nach "Mars".

Zugegeben, die Schlusspointe ist nett, aber reißt mich jetzt auch nicht sooo vom Hocker.

 

Ja, schon klar, das sehe ich ja auch in der Buchhandlung.
Nur: Wie ist es mit der Kombination mit dem Utopie-Element? Gab es das auch schon oft?

 

Megabjörnie schrieb:
Utopie-Element? Gab es das auch schon oft?
Schwer zu sagen. Grundsätzlich ist es ja in besseren SF-Romanen so, dass eine isolierte Gruppe von Kolonisten zunächst eine utopische Gesellschaft anstrebt, die sich dann meist aus diesen oder jenen Gründen nicht realisieren lässt.

Beispiele (völlig willkürlich aus der Luft gegriffen, gibt sicher noch mehr):
Clarke/Lee: Rama-Zyklus
Joan C. Holly: Der grüne Planet
John Brunner: Der Kolonisator, Die Pioniere von Sigma Draconis

 

Ja, schon. Aber bei "Weißer Mars" ist Utopia doch erfolgreich.

Frühere Autoren haben sich mit Utopien wohl auch im Hinblick auf den Kommunismus auseinandergesetzt; denn der zeigte ja, dass, sobald versucht wird, die Utopie zum politischen Programm zu machen, dies den Menschen schadet. Und so stand am Ende eben die Botschaft: "Seht ihr, in der kapitalistischen Demokratie lebt es sich eben doch am besten, auch wenn nicht alles perfekt ist".

So gesehen haben sich Aldiss und Penrose doch ziemlich was getraut. Oder gab es sowas schon mal ( außerhalb des früheren Ostblocks, meine ich )?

 

Na ja, wie man's nimmt: Die oben genannten "Der grüne Planet" und "Die Pioniere von Sigma Draconis" sprechen sich zwar nicht ausdrücklich für den Kommunismus aus, sind aber beide eine Art Hippie-Vision: Im einen Fall eine Art Öko-Kollektiv im anderen eine über bewusstseinserweiternde Drogen gebildete Gemeinschaft.

Außerdem vermute ich, dass es im Amerika der 30er und Deutschland der 70er jede Mange solcher pro-sozialistischen SF-Utopien gab. Die sind nur heute aus verschiedenen Gründen vergessen.

 

Ich habe gerade den Trailer zu Children of Men gesehen und wollte ganz protzig ueber die neue und ausgefallene Zukunftsvision im Thread Science Fiction des 21. Jahrhunderts posten, da faellt mir gerade noch rechtzeitig auf, dass das ganze auf einem Buch von P.D. James basiert. :Pfeif:

Mir gefaellt das Grundkonzept - die Menschheit stirbt aus und versinkt in Anarchie, weil Frauen ploetzlich saemtlich unfruchtbar sind - und ich wollte nur mal wissen, ob irgendwer das Buch schon gelesen hat und empfehlen kann. Das P.D. James ist ja nicht gerade fuer Sci-Fi bekannt.

 

Magranam schrieb:
Mir gefaellt das Grundkonzept - die Menschheit stirbt aus und versinkt in Anarchie, weil Frauen ploetzlich saemtlich unfruchtbar sind - und ich wollte nur mal wissen, ob irgendwer das Buch schon gelesen hat und empfehlen kann. Das P.D. James ist ja nicht gerade fuer Sci-Fi bekannt.
Hmm, das Buch kenne ich nicht, aber es ist von 1993. Zu dem Zeitpunkt gab es bereits einige Romane, die von derselben Grundidee ausgingen, z.B. "Der Report der Magd" von Margaret Atwood (sehr zu empfehlen).
Wäre mal interessant, beide Bücher zu vergleichen.

 

Ich denke, für diesen Tipp werden mich manche hassen (oder hassen werden, wenn sie ihn beherzigen), aber ich empfehle dringend "Schwarze Spiegel" von Arno Schmidt.

Nun, für den hartgesottenen Endzeit-Fan gibt es da nicht viel Neues zu sehen, aber das Buch ist ja auch schon ein paar Jährchen alt, insofern muss man vielleicht eher sagen, dass es bei Mad Max nicht so viel Neues zu sehen gab ;)
Wichtiger ist allerdings die Sprache: Wer noch nie Arno Schmidt gelesen hat, könnte durchaus etwas verwirrt sein. AS schreibt, als wolle er den Cyberpunk um 20 Jahre vorweg nehmen. Dabei ist aber nicht alles Stakkato, verkürzt, es gibt - im Gegenteil - eine Menge schöne Metaphern und Neuschöpfungen zu bestaunen.
Nicht zuletzt hat mich die Geschichte wirklich gerührt. Nennt mich romantisch - ich fand's schön.

Jeder, der sich ernsthaft mit deutscher SF beschäftigt, sollte das Buch zumindest angelesen haben.

(Und wenn jetzt jemand damit kommt, das sei doch schon deshalb keine SF, weil es ja Literatur, also gut, sei - geht weg! :D )

 

Ich persönlich vermisse in den bisherigen Empfehlungen

  • Der ewige Krieg (The forever war) von Joe Haldeman
  • Pells Stern (Downbelow Stadion) von C.J. Cherryh

Grundsätzlich ist Wikipedia Sciene Fiction immer eine interessante Anlaufstelle bei solchen Fragen. Hier finden sich unter anderem die Preisträger von Hugo und Nebula Awards:
Die Preisträger von Hugo und Nebula dürften den Bedarf nach der Frage "Was ist und war wichtig in der Sciene Fiction?" fast vollständig abdecken.

 

Rufus1968 schrieb:
Die Preisträger von Hugo und Nebula dürften den Bedarf nach der Frage "Was ist und war wichtig in der Sciene Fiction?" fast vollständig abdecken.
Das lässt auf ein bedauernswert Amerika-zentrisches Weltbild schließen. ;) Aber im Ernst: Die Hugo- und Nebula-Preiträger umfassen natürlich viele wichtige SF-Bücher, aber es gibt auch außerhalb davon einiges zu entdecken (siehe z.B. Arno Schmidt). Auch ältere Klassiker wie "Die Zeitmaschine" oder "1984" sind da ja nicht erfasst, insofern hat dieser Thread schon seine Berechtigung.

 

Hi Leute!

Es sind ja bereits zahlreiche SF-Romane genannt worden, deren Nominierung ich nur zum Teil unterstützen würde.
Aber da ich eher über andere Genres auf die Science-fiction gestoßen bin, will ich an dieser Stelle mal ein paar Schmanckerl, zumindest meiner Meinung nach, anmerken:
- Sämtliche SF-Werke von Dan Simmons (Hyperion, Der Sturz von Hyperion, Pforten der Zeit, Die Wiederkehr, Illium, Olympos): So müssen Space Operas aussehen. Allerdings schaden ein paar Kenntnisse in griechischer Mythologie beim Lesen dieser Romane nicht.
- man möge mich lynchen: Stephen King: Menschenfeind. Eine klasse Utopie (Ja nicht die beschissene Verfilmung "Running Man" mit Arnie ansehen!)
- James Herbert: '48: Meiner Meinung nach der beste Alternativweltroman, wesentlich besser als z.B. Dicks "Orakel vom Berge"
- und für witzige, manchmal alberne Unterhaltung: Hans Joachim Alpes: Deutschland in den Schatten. Für Leute, die auch mit Fantasy was anfangen können.

Beste Grüße

Nothlia

 

Da ich das "Orakel vom Berge" innig liebe, werde ich mir dieses '48 direkt mal besorgen ... wehe, es ist nicht obergeil (denn das Orakel ist geil) ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Naut schrieb:
[...], aber es gibt auch außerhalb davon einiges zu entdecken (siehe z.B. Arno Schmidt). Auch ältere Klassiker wie "Die Zeitmaschine" oder "1984" sind da ja nicht erfasst, insofern hat dieser Thread schon seine Berechtigung.

Da stimme ich Dir zu. Gerade wegen der älteren Klassiker schrieb ich oben "fast vollständig". Auf der anderen Seite dürfen diese Preise nicht unerwähnt bleiben, wenn jemand danach fragt, welche Science Fiction (Bücher) man kennen sollte. Einem Einsteiger sollte die gegenwärtige Literatur zudem wichtiger sein.

Wer natürlich einen deutschen Schwerpunkt möchte, kann auch gerne den Deutschen Science Fiction Preis zu Grunde legen, wenngleich die Dominanz von Eschbach ja schon fast langweilig ist. ;)

 

@Uwe Post: '48 solltest Du Dir dann unbedingt mal zu Gemüte führen. Geht eine etwas andere Richtung als "Das Orakel vom Berge", mehr in Richtung "Unterhaltung", und da James Herbert eigentlich eher aus dem Horror-Genre kommt, ist dieser Einfluss auch im Buch nicht zu übersehen, aber das Grundthema ist ähnlich: Was wäre, wenn die Alliierten den 2. Weltkrieg verloren hätten (nur bei Herbert sind alle Verlierer). Weiß aber nicht, ob man das Buch noch so einfach bekommen kann.

@allg. Diskussion: Meiner persönlichen Meinung nach sagen Preise gar nichts aus. Merkt man doch auch immer bei den Oscar-Verleihungen.

Beste Grüße

Nothlia

 

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